Jesus nachfolgen. Henri J. M. Nouwen
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Название: Jesus nachfolgen

Автор: Henri J. M. Nouwen

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783862567850

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СКАЧАТЬ Tut Buße! Ihr seid ein sündiges Volk. Tut Buße! Tut Buße! Tut Buße!“

      Die Leute stehen da und hören das. Sie haben irgendwie das Gefühl, dass in ihrem Leben etwas fehlt. Sie spüren irgendwie, dass sie mit allem möglichen beschäftigt und deshalb erschöpft sind – oder dass sie bloß untätig herumsitzen und nie etwas Entscheidendes passiert.

      Sie gehen zu diesem eigenartigen Menschen – diesem wilden Mann – und hören ihm zu. Johannes und Andreas, zwei der Jünger von Johannes, stehen bei ihm. Eines Tages kommt Jesus vorbei. Johannes blickt ihn scharf an und sagt: „Das ist das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt.“

      Johannes wusste, dass seine Leute Sünder waren und der Buße bedurften, aber er wusste auch, dass er die Sünden dieser Menschen nicht wegnehmen konnte; dass das Wegnehmen von Sünden keine Möglichkeit des Menschen war. Er sagte nur: „Tut Buße! Tut Buße! Tut Buße!“ Aber als Jesus vorbeikam, sah Johannes ihn scharf an und sagte zu Johannes und Andreas: „Seht, das ist das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Das ist der Gottesknecht. Er ist gekommen, um zu leiden. Das ist der, welcher gesandt wurde, das Opfer zu werden, das Lamm Gottes, sodass er eure Sünden wegnehmen kann.“

      Bleibe einfach in diesem Bild.

      Bleibe da, wo Johannes und Andreas sind, begierig, ein neues Leben anzufangen, mit einem neuen Konzentrationspunkt, einem Neuanfang, einem neuen Herzen, einer neuen Seele. Diese zwei jungen Männer fangen an, Jesus nachzufolgen, und Jesus dreht sich um, sieht sie ihm nachfolgen und sagt: „Was wollt ihr?“ Und was sagen sie? Sagen sie: „Herr, wir möchten deine Anhänger sein“, „Herr, wir möchten deinen Willen tun“, „Herr, wir möchten, dass du unsere Sünden hinwegnimmst“? Sie sagen nichts von alledem! Stattdessen fragen sie ihn: „Wo wohnst du?“

      Wir hören hier irgendwie gleich zu Anfang dieser Geschichte die sehr wichtige Frage: „Wo wohnst du? Was ist dein Platz? Wie fühlt es sich an, bei dir zu sein?“

      Jesus sagt: „Kommt und seht.“

      Er sagt nicht: „Kommt in meine Welt.“ Er sagt nicht: „Kommt, ich will euch ändern.“ Er sagt nicht: „Werdet meine Jünger“, „Hört auf mich“, „Tut, was ich euch sage“, „Nehmt euer Kreuz auf euch.“ Nein. Er sagt: „Kommt und seht. Seht euch um. Lernt mich kennen.“ Das ist die Einladung. Sie blieben bei ihm. Sie gingen und sahen, wo er lebte, und blieben den Rest des Tages bei ihm. Johannes sagt, das sei ungefähr zur zehnten Stunde gewesen, also etwa um vier Uhr nachmittags.

      Jesus lud sie ein und sie kamen zu ihm und sie wohnten bei ihm. Sie begaben sich freiwillig an seinen Platz. Sie sahen einen ganz anderen Menschen als Johannes den Täufer, der laut ausrief: „Tut Buße, tut Buße, tut Buße! Die Zeit ist angebrochen!“ Stattdessen sagte Jesus bloß: „Kommt und seht, wo ich lebe.“

      Sie sahen Jesus, das Lamm Gottes. Den demütigen Knecht. Arm, sanftmütig, warm, Frieden stiftend, reinen Herzens. Sie sahen ihn. Schon damals. Sie sahen das Lamm Gottes.

      Das ist alles sehr behutsam. Man spürt eine Zärtlichkeit, eine Demut.

      „Kommt und seht.“

      „Sie blieben den Rest des Tages bei ihm.“

      Jesus lädt sie ein, sich einfach bloß umzusehen.

      Sei da. Sieh dir mit den Augen deines Herzens diese Geschichte an, die du gehört hast.

       Wir sind eingeladen

      Jesus spricht die Einladung aus, ins Haus Gottes zu kommen. Das ist eine Einladung dazu, Gottes Wohnort zu betreten.

      Das ist keine Einladung mit barschen Aufforderungen. Es ist die Geschichte vom Lamm Gottes, das zu uns sagt: „Komm. Komm in mein Haus. Sieh dich um. Fürchte dich nicht.“ Lange vor seinem radikalen Aufruf, alles hinter sich zu lassen, sagt Jesus: „Kommt und seht, wo ich bin.“

      Jesus ist ein Gastgeber, der sich wünscht, dass wir um ihn sind. Jesus ist der Gute Hirte des Alten Testaments, der sein Volk an seinen Tisch einlädt, auf dem der Becher des Lebens überfließt.

      Dieses Bild, dass Gott uns in sein Haus einlädt, findet sich in der gesamten Heiligen Schrift.

      Der Herr ist mein Haus. Der Herr ist meine Zufluchtsstätte.

      Der Herr ist die Decke über mir. Der Herr ist meine Zuflucht. Der Herr ist mein Zelt. Der Herr ist mein Tempel. Der Herr ist mein Wohnort. Der Herr ist mein Heim. Der Herr ist die Stätte, an der ich alle Tage meines Lebens leben möchte.

      Gott möchte unser Raum sein, unser Haus. Er möchte, dass wir alles haben, das uns das Gefühl gibt, daheim zu sein. Er ist wie ein Vogel, der uns unter seinen Flügeln birgt. Er ist wie eine schwangere Frau, die uns in ihrem Schoß trägt. Er, sie ist die grenzenlose Mutter, die liebevolle Gastgeberin, der umsichtige Vater, der fürsorgliche Beschützer, der uns einlädt, bei ihm zu sein.

      Das gibt das Gefühl, in einem sicheren Bereich zu sein, worin alles gut ist. In unserer gefährlichen Welt voller Gewalttätigkeit, Chaos und Vernichtung gibt es diesen Ort, an dem wir sein möchten. Wir möchten im Haus Gottes sein – um uns sicher zu fühlen, umarmt, geliebt, versorgt. Wir sagen mit dem Psalmisten: „Wo anders möchte mein Herz denn verweilen als im Hause des Herrn?“ (vgl. Psalm 84 und 27).

      Da gewinnt das Wort „Heim“ an Bedeutung. Jesus sagt: „Ich gehe ins Haus meines Vaters, um für euch ein Heim zu bereiten, denn im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“ (Johannes 14,2). Jesus spricht da von diesem großen Heim, diesem Haus, worin uns ein Festmahl erwartet und der Kelch überfließend ist, und worin das Leben ein einziges großes Fest ist.

      Das Johannesevangelium beginnt mit einer unglaublichen Vision dieses Heims. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war mit Gott, und das Wort war Gott, und im Wort war alles, was geschaffen war, und das Wort ist Fleisch geworden und hat sein Zelt unter uns aufgeschlagen“ (vgl. Johannes 1,1–3.14). „Heim“ ist das, worum es bei der Inkarnation geht. Wer im Evangelium liest, hört Jesus sprechen: „Ich habe mein Heim in euch eingerichtet, und so könnt ihr euer Heim in mir einrichten“ (vgl. Johannes 15,4–8). Diese Vision vom Haus Gottes geht tiefer und immer noch tiefer. Plötzlich verschmelzen alle diese Bilder ineinander und uns geht auf, dass wir Gottes Heim sind und dazu eingeladen sind, unser Heim dort einzurichten, wo Gott Gottes Heim eingerichtet hat. Uns geht auf, dass genau da, wo wir sind, genau hier in diesem Körper, mit diesem Gesicht, mit diesen Händen, mit diesem Herzen, wir der Ort sind, an dem Gott wohnen kann.

      Hören wir sorgfältig hin: Jesus möchte, dass du und ich Teil der intimen Familie Gottes werden. „Wie mich der Vater liebt, so liebe ich euch“ (Johannes 15,9). Jesus sagt: „Ihr seid nicht mehr Sklaven, Fremde oder Außenseiter; nein, ihr seid Freunde, weil alles, was ich von meinem Vater gehört habe, euer ist, alle die Werke die ich tue, ihr tun könnt, und sogar noch größere. Ich bin nicht der ganz Große und ihr die ganz Kleinen – nein: Alles, was ich tun kann, das könnt auch ihr tun“ (vgl. Johannes 15,15–16).

      Die intime Beziehung zwischen Vater und Sohn hat einen Namen. Sie ist Geist, Heiliger Geist. „Ich will, dass ihr meinen Geist habt.“ „Geist“ bedeutet „Atem“. Dieser Begriff stammt vom antiken griechischen Begriff pneuma. „Ich will, dass ihr meinen Atem habt. Ich will, dass ihr an diesem innersten Bereich meiner selbst Anteil habt, sodass die Beziehung zwischen euch und Gott die gleiche ist wie die zwischen mir und Gott, und das ist eine göttliche Beziehung.“

      Ihr sollt СКАЧАТЬ