Transkulturelle Kommunikation. Andreas Hepp
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Название: Transkulturelle Kommunikation

Автор: Andreas Hepp

Издательство: Bookwire

Жанр: Социология

Серия:

isbn: 9783846340356

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СКАЧАТЬ anhand von Versuchen, »globale Medien« durch selbst-»globalisierte Regulationen« zu steuern.

      [16]Das Kapitel, »Medienproduktion und deren transkulturelle Kontexte«, setzt sich mit der Produktion transkultureller Kommunikation auseinander. Behandelt wird im weitesten Sinne, welche Unternehmen Medieninhalte anbieten, die »transkulturell verfügbar« sind und durch welche Produktionskulturen sich diese Medienkonzerne auszeichnen. Diskutiert wird weiter das Entstehen von transkulturellen Formen des Journalismus. Daneben interessieren – spätere Überlegungen im sechsten Kapitel vorbereitend – alternative Formen der transkulturellen Medienproduktion. Zum Schluss widmet sich das dritte Kapitel dem Phänomen globaler Medienstädte als herausragende Lokalitäten einer transkulturell orientierten Medienproduktion.

      Von der Medienproduktion weg bewegt sich das darauffolgende Kapitel hin zu den Medienprodukten bzw., um konkreter zu sein, zu transkulturellen Medienrepräsentationen. Dabei beginnt das Kapitel mit dem Bereich, der immer wieder stark die Diskussion um transkulturelle Kommunikation gekennzeichnet hat, nämlich dem des Films. Dieser wird anhand der Beispiele Hollywood, Bollywood und Nollywood fokussiert. Dann wechselt der Schwerpunkt zu Produktimporten und Formatadaptionen, durch die im fiktionalen Bereich weitere transkulturelle Kommunikationsbeziehungen geschaffen werden. Anschließend wird die Frage diskutiert, inwieweit transkulturelle Nachrichtenartikulationen und damit auch politische Öffentlichkeiten bestehen. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einer Betrachtung von Medienereignissen – vielleicht dem Phänomen auf Repräsentationsebene, das für eine Auseinandersetzung mit Fragen transkultureller Kommunikation die höchste Relevanz hat.

      Das folgende Kapitel »Medienaneignung und Transkulturation« beschäftigt sich mit transkultureller Kommunikation aus der Sicht des Medienhandelns von Menschen in deren Alltag. Zuerst wird hier ein Begriff von Medienaneignung als Prozess der kulturellen Lokalisierung erarbeitet. Dieses Verständnis ermöglicht es, die Diskussion um einen »digital divide« in mediatisierten Alltagswelten aus einer anderen Perspektive zu sehen als bisher. Dies führt dann zu sich mit transkultureller Kommunikation verändernden Gemeinschaften und Vergemeinschaftungen, den medienbezogenen Identitäten von Menschen in verschiedenen kulturellen Kontexten und sich hieraus ergebenden Herausforderungen für die (politische) Bürgerschaft.

      Den Abschluss des Buchs bildet das Kapitel »Perspektiven transkultureller Kommunikation«. Hier werden die Kernpunkte der vorangegangenen Kapitel aufgegriffen und auf dieser Basis einige Anmerkungen dazu gemacht, welche Perspektiven der transkulturellen Kommunikation bestehen – sowohl im Hinblick auf den Gegenstandsbereich als auch im Hinblick auf die in diesem Buch umrissene wissenschaftliche Zugangsweise.

      Verschweigen möchte ich in der Einleitung zu diesem Buch nicht, dass es in einer Haltung geschrieben wurde, die versucht, eine vorschnelle Wertung zu vermeiden. Gleichwohl ist aber allein die Entscheidung dafür, sich mit transkultureller Kommunikation zu beschäftigen, nicht frei von normativen Implikationen. Mir geht es[17] darum, die Möglichkeiten transkultureller Kommunikation auszuloten, weil ich diese für in hohem Maße wichtig halte für menschliche Kooperation in Zeiten fortschreitender Globalisierung. In einem solchen Sinne hat Richard Sennett (2012: x) festgestellt: »Dank moderner Kommunikationsformen haben wir mehr Kanäle zwischen den Menschen, aber verstehen uns immer weniger darin, gut zu kommunizieren.« Meine Hoffnung ist, dass dieses Buch einen kleinen Beitrag dazu leistet, diese Kommunikation, und damit auch die kulturübergreifende Kooperation, zu verbessern.

[18][19]2Zugänge zu transkultureller Kommunikation

      Die Beschäftigung mit Medienkommunikation in ihrem globalen Kontext hat in den letzten Jahren einen Boom erfahren: Immer stärker ist ins Bewusstsein der Kommunikations- und Medienwissenschaft gerückt, dass ein Spezifikum medienvermittelter Kommunikation (kulturelle) Grenzüberschreitungen, aber auch neue Grenzziehungen sind. Mit Etablierung der Satellitenkommunikation, des Internets und zunehmend auch einer globalisierten Mobilkommunikation wurde deutlicher, dass viele Momente des aktuellen Medienwandels nicht an nationalstaatlichen oder nationalkulturellen Grenzen haltmachen, sondern per se grenzüberschreitend sein können. Gleichzeitig sind aber auch vielfältige neue Prozesse der Grenzziehung auszumachen. Während eine sich für globale Fragen interessierende Mediengeschichte zeigt, dass manches der Phänomene bei einem näheren Blick dann doch nicht ganz so neu ist (siehe Briggs/Burke 2009; Bösch 2011), kann man allerdings sagen, dass die fortschreitende Globalisierung und Mediatisierung der letzten Jahre den Blick der Kommunikations- und Medienforschung für Fragen grenzüberschreitender Kommunikation geschärft hat.

      Parallel zu diesem (empirischen) Relevanzgewinn finden wir eine Begriffsverschiebung in den Publikationen. Manche Studien arbeiten bis heute mit den Begriffen der »internationalen Kommunikation«, der »interkulturellen Kommunikation« und der »Entwicklungskommunikation«, betonen aber in jüngerer Zeit die globale Einbettung derselben. »Internationale Kommunikation« (Thussu 2006) legt dabei den Akzent auf eine die Landesgrenzen übergreifende produzierte Medienkommunikation, verbunden mit dem Gedanken, dass (öffentliche) Massenkommunikation primär nationalstaatlich orientiert ist (Esser/Pfetsch 2004). Bei der »interkulturellen Kommunikation« (Jandt 2012) rücken stärker auch Fragen der personalen, wechselseitigen Medienkommunikation in den Blick, und es gibt deutliche Übergangsbereiche zwischen Kommunikations- und Medienwissenschaft auf der einen Seite und Sprach- und Literaturwissenschaften auf der anderen Seite. Die »Entwicklungskommunikation« (McPhail 2009) befasst sich – durchaus getrieben von konkreten Problemen – zuerst mit der Frage, welchen Beitrag die Medien für eine »Modernisierung« (Lerner 1977) der damals sogenannten »Dritten Welt« leisten können, später mit der Nutzung von Medien als »Hilfe zur Selbsthilfe« (Servaes 1999). Letztlich werden Grenzziehungen und Entgrenzungen in all diesen Fällen aber primär national gedacht.

      Mit der fortschreitenden Globalisierung und Mediatisierung haben sich dann weitere Begriffe etabliert, insbesondere die der »transnationalen« und »transkulturellen Kommunikation«. Der Begriff der »transnationalen Kommunikation« trägt hierbei nach wie vor den Bezug zu Nationalstaat und Nationalkultur in sich, betont aber das Bestehen von Phänomenen, die weitergehend sind, als dass man sie im »Inter« von Nationen einordnen könnte (siehe bereits Schiller 1979). Der in diesem Buch im [20]Zentrum stehende Begriff der transkulturellen Kommunikation geht noch einen Schritt weiter. Das Kernargument lautet, dass die Etablierung des Ansatzes der transkulturellen Kommunikation nicht einfach damit verbunden ist, dass es sich bei ihm um eine weitere Analyseebene vergleichender Kommunikations- und Medienforschung handelt. »Transkulturell« fasst also nicht nur das Interesse für kulturübergreifende Kommunikationsprozesse, wie im Englischen der Ausdruck »cross-cultural« in der Medien- und Kommunikationsforschung (Lewis 1999). Letztlich ist mit dem Begriff der transkulturellen Kommunikation eine grundsätzlichere Umorientierung verbunden. Um dies zu verdeutlichen, möchte ich in diesem Kapitel in vier Schritten vorgehen. Zuerst werden die drei primären Diskursfelder, auf die sich der Ansatz der transkulturellen Kommunikation bezieht, rekonstruiert: die kommunikativen Folgen der Globalisierung, die Kritik des Postkolonialismus sowie die methodologische Reflexion bestehender vergleichender Forschungsansätze. Dies macht dann viertens – als integrierendes Fazit und Weiterführung der Diskussion zugleich – das Potenzial des Ansatzes der transkulturellen Kommunikation in einer empirischen Analyse der kommunikativen Figurationen in globalisierten, mediatisierten Welten greifbar.

      Damit bei dieser Darstellung keine Missverständnisse entstehen, erscheinen zu Beginn einige Klärungen notwendig. So ist im Weiteren der Begriff des Ansatzes bewusst im Sinne des englischen »approach« gewählt. Dieser Ausdruck soll verdeutlichen, dass es sich bei der transkulturellen Kommunikation nicht um eine geschlossene Theorie handelt (wie beispielsweise die Systemtheorie) oder um eine Schule von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (wie bei der Frankfurter Schule). Vielmehr hat sich um diesen Begriff herum in einem nun mehrere Jahrzehnte anhaltenden wissenschaftlichen Diskurs eine spezifische Zugangsweise auf Fragen der Medienkommunikation etabliert, die in einem offenen Sinne als ein Ansatz greifbar wird. Entsprechend geht es in diesem Kapitel um Zugänge zu transkultureller Kommunikation.

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