Название: Abnehmen für hoffnungslose Fälle
Автор: Iris Zachenhofer
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783990014028
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Was ist schuld daran?
An dieser Stelle müssen wir Ihnen kurz erklären, was das Suchtgedächtnis ist.
Darunter verstehen wir bestimmte Gedächtniszellen in einem Teil unseres Gehirns, die bestimmte Reize sofort mit einer Befriedigung bestimmter Bedürfnisse in Verbindung bringen.
Was heißt das jetzt?
Unser Gehirn verknüpft bestimmte Menschen, Orte, Gerüche, Situationen, Musikstile oder Bilder mit Essen. Wenn wir mit diesen Menschen, Orten, Gerüchen, Situationen, Musikstilen oder Bildern konfrontiert sind, wollen wir allein deshalb essen. Craving entsteht dabei scheinbar ohne jeden Anlass.
Sie treffen einen bestimmten Freund oder Bekannten immer zum Essen? Eine bloße Begegnung mit ihm, auch in ganz anderem Zusammenhang, kann Ihr Suchtgedächtnis aktivieren und Craving auslösen.
Sie besuchen ein bestimmtes Café gewöhnlich wegen seiner phantastischen Crêpes? Ein Besuch dort, zum Beispiel wegen eines beruflichen Treffens am Nachmittag, bei dem nur Kaffee und Wasser vorgesehen sind, kann Craving auslösen. Selbst dann, wenn Sie gerade gegessen haben.
Sie lieben klassische Musik und hören beim Abendessen am liebsten Mozart? Wenn Sie in einem Aufzug mit einer seiner 626 wundervollen Kompositionen beschallt werden, kann das Craving auslösen.
Die einzige Möglichkeit, das Suchtgedächtnis zu überlisten, besteht darin, allem, das es aktivieren könnte, aus dem Weg zu gehen. Indem wir zum Beispiel unseren Heimweg von unserem Job so wählen, dass wir ganz bestimmt nicht an dieser einen Gelateria vorbeikommen, wo wir doch im Sommer immer… und eigentlich auch im Frühjahr schon und spät im Herbst noch…
Beharrliche Aufmerksamkeit ist hier gefragt. Denn das Suchtgedächtnis lässt sich nicht ganz löschen. Selbst Kindheitserinnerungen, die wir mit Essen verknüpfen, können Craving auslösen.
Unser Suchtgedächtnis bleibt lebenslang bestehen.
Wir können nur darauf achten, es nicht zu aktivieren.
Emotionales Craving kann alle Lebensmittel betreffen
Einen wichtigen Unterschied zum chemischen Craving gibt es noch. Es betrifft nicht nur industriell hergestellte Lebensmittel.
Um es anhand eines Beispiels zu erklären: Ronald (Name geändert), den ich durch meine Buchpublikationen im Verlagswesen kennengelernt habe, hat viele Jahre lang versucht, sein Craving zu überwinden. Er bezeichnet sich selbst als „Suchtmenschen“, also als jemanden, der leicht in etwas „hineinkippt“ und diesem Laster dann auch exzessiv frönt – egal ob es Rauchen, Trinken oder zu viel essen ist Essen.
Weil in seiner Familie die Suchtmenschen immer früh starben, während die anderen ziemlich alt wurden, kämpfte er gegen diese Prägung an. Inzwischen hat er es tatsächlich geschafft. Er hält seit vier Jahren einen selbst entwickelten Ernährungsplan ein, der ziemlich genau festlegt, wann er was isst und wie viel davon. Mit scheinbar großer „Disziplin“. Weshalb ich mehrmals mit ihm über dieses Buch gesprochen habe.
Bis Ronald irgendwann mehr oder weniger intuitiv zu den richtigen Methoden griff, kämpfte er schwer gegen sein Craving an. Zunächst verstand er das Problem mit den Tricks der Lebensmittelindustrie und schaffte es tatsächlich nach einer Weile, industriell hergestellte Lebensmittel im Wesentlichen zu vermeiden.
Sein Craving wurde schwächer, aber es war nicht weg. Es war immer noch stark genug, um ihn regelmäßig zu überfordern.
Er aß daraufhin immer „natürlicher“ und verzichtete etwa auch auf Gewürze oder Öle wie Olivenöl.
Das Craving blieb.
„Ich glaube, wenn ein Mensch wie ein asiatischer Mönch nur noch Reis und gekochtes Gemüse isst, entwickelt er auch danach noch Craving“, sagte er bei einem unserer Gespräche.
Ein anderes Mal erzählte er mir, dass er grundsätzlich gute Erfahrungen mit Zitronenwasser gemacht hatte: Der Saft von zwei Zitronen, aufgelöst in einem halben Liter Leitungswasser. Das habe er tagsüber im Büro getrunken, um etwas gegen seine Craving-Attacken in der Hand zu haben. Irgendwann stellte er fest, dass er morgens, wenn er das Büro betrat, sogar Craving nach diesem Zitronenwasser empfand.
Er dachte, es könnte am Fruchtzucker liegen. In Wirklichkeit ist das emotionales Craving. Davor sind nicht einmal Mönche sicher.
DIE CRAVING-ANALYSE
Wie Sie feststellen können, wie stark Ihr Craving ist und ob Sie beim Essen zu Suchtverhalten neigen.
In der Suchtmedizin gibt es sogenannte Craving-Skalen, die zeigen, was bei welchen Betroffenen zu wie starkem Craving führt. Wir haben für Sie eine Skala aus Amerika gefunden, die sich mit dem Craving nach Essen beschäftigt. Diese wurde von Herr Meule und seinem Team ins Deutsche übersetzt und auch validiert, also überprüft. Dankenswerterweise hat er uns die Erlaubnis gegeben, seine Skala in unserem Sachbuch zu verwenden.
Craving ist oft mit intensiven Gefühlen und nicht immer logisch nachvollziehbaren Gedanken und Handlungen verbunden. Auf den folgenden beiden Seiten erfahren Sie, wie sehr Craving Teil Ihres Problems mit dem Essen ist.
Es handelt sich dabei um einen Test und es gibt am Schluss auch ein Ergebnis, aber nur dann, wenn Sie ein wirklich starkes Craving haben, denn der Test will ja vergleichbar mit Suchtmitteln sein. Unabhängig davon, ob Sie für ein Craving mit Suchtcharakter ausreichende Punkte haben, so können sie jedenfalls erkennen, wie unterschiedlich Craving sein kann und was es in Ihnen auslösen kann, und Sie können überprüfen, was Craving schon mit Ihnen gemacht hat.
Wir haben hier für Sie eine Liste von 15 Aussagen zusammengestellt, die Gefühle, Gedanken, Wünsche, Versuchungen und Gelüste in Bezug auf Nahrungsmittel und Essen beschreiben. Bitte markieren Sie, wie sehr diese Aussagen auf Sie zutreffen, beziehungsweise wie häufig Sie auf diese Weise denken und fühlen.
Meule et al 2014: A short version of the Food Cravings Questionaire-Trait: The FCQ-T-reduced
Bitte lesen Sie auch die Aussagen in der folgenden Tabelle und überlegen Sie, ob es Ihnen auch schon so ergangen ist. Wenn ja, machen Sie bitte einen Haken bei der betreffenden Aussage.
Auswertung: Zählen sie alle Punkte zusammen. Wenn sie mehr als 50 Punkte haben, dürfte Ihr Craving so stark sein, dass es sehr schwer ist, diesem zu widerstehen. Je höher der Wert, desto mehr trifft dies zu. Je niedriger unter 50 Ihr Wert ist, desto geringer dürfte das Ausmaß Ihres Cravings sein.“
Wie auch immer Sie sich am Ende einschätzen: Sie sind, wie gesagt, nicht süchtig. Wir haben es bereits gesagt, aber hier zur Sicherheit noch einmal im gleichen Wortlaut:
Keine Sorge. Mit Ihnen ist alles in Ordnung. Bloß ist es durch die Diäten, die Sie bereits gemacht haben, und durch bestimmte Nahrungsmittel, die Sie gegessen haben, in Ihrem Gehirn zu Veränderungen von Nervenzellen und Neurotransmittern gekommen, die Ihr Verlangen nach Essen auslösen und verhindern, dass Sie auch nur die winzigste СКАЧАТЬ