Название: Bilderwechsel
Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Fuldaer Hochschulschriften
isbn: 9783429060732
isbn:
Der Bischof von Aachen kann sich in Zukunft unterschiedliche Modelle von Leitung vorstellen, die jedoch allesamt geistlich akzentuiert sein sollen: Neben die „klassischen“ Modelle (can. 519/524: Ein Pfarrer als Leiter der Pfarrei, can. 526: Ein Pfarrer als Leiter mehrerer Pfarreien) tritt can. 517 §1 (gemeinschaftliche Leitung durch Priester) und §2 (Gemeinschaft von Personen auf Zeit zur Teilhabe an der Wahrnehmung der Pastoral, Modell Poitiers) als Gemeindeleitung im Team. Mussinghoff zitiert abschließend Bonhoeffer: „Wir sind wieder ganz auf die Anfänge des Verstehens zurückgeworfen […]. Darum müssen die früheren Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.“12
Bischof Dr. Gerhard Feige, Magdeburg
Unter dem Motto „Winterdienst oder Frühjahrsputz?“13 beleuchtet der Magdeburger Bischof Gerhard Feige Herausforderungen und Chancen der Gemeinden in gesellschaftlichen und kirchlichen Umbrüchen. Aus der Sicht eines ostdeutschen Bistums in radikaler Diasporasituation konstatiert Feige einen fundamentalen Gestaltwandel der Kirche. Personelle und finanzielle Ressourcen nehmen ab. Angesichts dieser Situation kann es nicht mehr nur um die Versorgung der bestehenden Gemeinden gehen, nicht darum, wie bisher, „den Laden am Laufen zu halten“. Für den Magdeburger Bischof bedeutet „Winterdienst“ eine gemeinsame Vergewisserung: Welche Nahrung brauchen die Menschen? Was stärkt, was macht Mut und Hoffnung? Zum „Frühjahrsputz“ gehört für ihn die Wahrnehmung eines zunehmenden Hungers nach geistlicher Tiefe. Neue Beauftragungen und Dienste entstünden oft gerade an den Orten, an denen es keine Hauptamtlichen mehr gibt. Kirchliche Einrichtungen erhalten größere Bedeutung, zu biografischen Anlässen wird nach Lebensbegleitung durch die Kirche gesucht. Es sei daher unter anderem Aufgabe der Kirche, ihre Haltung und Einstellung zu Menschen mit „gebrochenen Biografien“ zu überprüfen.
Feige schließt seinen Beitrag mit der Ermutigung, „auf Gottes Verheißung hin unsere Besitzstände aus der Hand zu geben und seine Gegenwart unter ganz neuen Formen zu entdecken. Hier in diesem Land, unter diesen Menschen, sind wir so als Kirche gefragt.“
Bischof Dr. Joachim Wanke, Erfurt
Sein Erfurter Mitbruder Joachim Wanke hat am 30. 1. 2010 in einem Vortrag in der Katholischen Akademie in Berlin einen „Versuch der Verständigung über notwendige gemeinsame Schritte“ gemacht.14 Für Wanke ist entscheidend, dass der österliche Mehrwert, den der Gottesglaube schenkt, in den Blick kommen muss. Der Erfurter Bischof plädiert dafür, Veränderungen in Kirche und Gesellschaft wahrzunehmen („sehende“, „hörende Kirche“), das Evangelium neu in den Blick zu nehmen und in seinem Anspruch und seinem Zuspruch tiefer zu verstehen („urteilen“). Dazu muss alles auf den Prüfstand, was im Leben der Ortskirchen eine säkulare Eigendynamik entwickelt und sich von der Mitte des Evangeliums entfernt hat. Kirche sei Ferment im Ganzen, nicht Rückzugsort für die Vollkommenen. Weil sie dies unter eschatologischem Vorbehalt in Hoffnung versuche, sei sie „pilgernde Kirche“.
Schließlich sei die Verabredung konkreter, aber verbindlicher Schritte wichtig („handeln“). In diesem Zusammenhang ist es Wanke wichtig, lebensdienliche Kirche zu bleiben und noch mehr zu werden („dienende Kirche“). Es brauche eine Pastoral, die gestuft der unterschiedlichen Situation der Menschen Rechnung trägt. Es gebe Sakramente, die vor den Kirchentüren gespendet werden (Hans Urs von Balthasar). Wanke gebraucht das Bild der Veränderung der Aggregatzustände: Tragende Grundkomponenten einer christlich-religiösen Existenz werden sich in einem anderen Aggregatzustand bemerkbar machen und neue Ausdrucksformen ausprägen. Dafür ist es notwendig, das Handeln von Laien in der Kirche zu fördern und zu profilieren, auf kirchliche Leuchttürme zu setzen und insgesamt demütiger zu werden. Der Erfurter Bischof vertraut dem Glaubenssinn des Gottesvolkes zur Bezeugung des Evangeliums und erhofft sich einen Frömmigkeitsstil, der mit den geistigen und intellektuellen Fragestellungen der Zeit korrespondiert.
Bischof Dr. Karl Kardinal Lehmann, Mainz
Anlässlich der Diözesanversammlung des Bistums Mainz am 27. 8. 2011 und beim 20-jährigen Bischofsjubiläum von Bischof Bode am 1. 9. 2011 in Osnabrück hat der Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, einen Vortrag mit dem Titel „Wohin geht die Kirche?“ gehalten.15 Er kennzeichnet den gesellschaftlichen Pluralismus als unhintergehbare Realität und fordert eine im Glauben begründete Diagnose und Interpretation der Zeichen der Zeit. Lehmann ermutigt „zum Spurenlesen: Nur wenn wir uns tief hineinbeugen in den Staub der Zeit, vermögen wir Spuren des Heils zu unterscheiden von Holz-, Ab- und Irrwegen.“16
Ebenfalls macht der Kardinal Mut zum eigenen Platz und wünscht sich mehr geistigen Wettbewerb: „Warum befragen wir andere nicht mehr nach ihren Konzepten und Lösungen, nach ihrem Menschenbild und Weltverständnis?“17 Schließlich ermutigt er zur konkreten Alternative und zum persönlichen Zeugnis in einem neuen (auch ökumenischen) Miteinander der Christen. Insbesondere die gesellschaftlichen Probleme sind für Lehmann konkrete Herausforderungen (Jugendarbeitslosigkeit, Fragen nach dem Sinn und den Vollzugsweisen menschlicher Sexualität, Umverteilung von Vermögen, Ungerechtigkeit in der Welt …). Es sei wichtig, die Radikalität und Einfachheit des Glaubens und die Leidenschaft für Gott wiederzugewinnen. Gegen Selbstgenügsamkeit gehöre das Über-sich-Hinausgehen zum Wesen der Kirche.
Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg
Schließlich kommt der Freiburger Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, mit seinem viel beachteten Referat „Zukunft der Kirche – Kirche für die Zukunft. Plädoyer für eine pilgernde, hörende und dienende Kirche“ auf der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda zu Wort.18
Zollitsch begreift die kirchliche Gestalt unter den Begriffen von Pilgerschaft und Aufbruch: „Es gibt kein Reich Gottes, über das wir einfach verfügen könnten. Das Reich Gottes gewinnt Realität im Gang durch die Geschichte und beim Zug in die immer neue Fremde.“19 In diesem Zusammenhang verweist СКАЧАТЬ