Zwischen Zuversicht und Zweifel. Albert Damblon
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Название: Zwischen Zuversicht und Zweifel

Автор: Albert Damblon

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

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isbn: 9783429061630

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СКАЧАТЬ gestorben ist, lebt er in der Erinnerung des Liebenden. Mag sein Körper bereits zu Staub geworden sein, er ist in dessen Herzen. Ein Weiterleben gibt es auch in den Kindern. Sie sind die Frucht der Liebe. Kinder lassen die Eltern gegenwärtig bleiben. Deshalb war es früher ein Fluch, ohne Kinder zu sterben. Aber letztlich ist das Weiterleben in der Erinnerung und in den Kindern nicht das, was wir uns wünschen. Wir selbst wollen leben. Ein Gedanke, eine Idee, die von uns weiterlebt, ist zu wenig. Wo ist unser eigenes Leben?

      Die Liebe braucht Dauer. So begründet sie die Ewigkeit. Wenn überhaupt, die Unsterblichkeit wächst aus der Liebe. Ist Liebe also doch stärker als der Tod? Auferstehung erfordert eine Liebe, die stark ist, um jede Grenze zu überschreiten. Unsere Erfahrung lehrt uns, menschliche Liebe ist niemals stark genug für die Grenzüberschreitung. Wir hängen am eigenen Leben und verlieren uns nicht im anderen Leben. Durch unseren Egoismus kreisen wir um uns selbst, ohne das Leben der anderen miteinzubeziehen. Deshalb sind wir auf ein Vorbild angewiesen. Wir brauchen einen Menschen, der uns zeigt, wie stark Liebe sein kann.

      Jesus Christus ist der Mensch, der die Liebe zu uns Menschen höher schätzte als sein eigenes Leben. Sein Tod war der Liebesbeweis für die Menschen. Mit ihm hatte der Tod bereits verloren. Er trat seine Macht an die Liebe ab. Sie selbst ist der letzte Grund seines Sterbens gewesen. Alles lief in seinem Leben auf die Liebe zu. Der liebende Jesus konnte nicht im Tod bleiben, weil er der Geliebte Gottes ist. Gott hielt seinen Sohn fest. Ihn und sein Leben hat er für die Ewigkeit bewahrt. Aus diesem Grund ist die Auferstehung Jesu konsequent. Er liebte unendlich und damit ging sein Leben unendlich weiter. Da aber Jesus liebt, schenkt er uns das, was fehlt. Er füllt unsere Liebe aus, ohne dass wir es verdient haben.

      Das Bild des Totentanzes stimmt, wenn wir lieben und uns vom Auferstandenen beschenken lassen. Die Liebe lässt mit dem Tod tanzen.

       Erstes Erzählen

      Zu meiner ersten Gemeinde zählten viele Wohlhabende, ja ganz Reiche. Seidenbarone nannte man sie. Bei jedem Hausbesuch schlich ich erst einmal durch den prächtig angelegten Vorgarten, um vor einem schweren Portal anzuhalten, das nach Minuten des Wartens geöffnet wurde. Sonntags verwöhnten Pastor und geistlicher Studienrat die Gemeinde, es gab delikate Predigthäppchen, während ich nur mit Schwarzbrotstullen dienen konnte. Bis heute klingt ein Satz in mir nach: „Ich zahle unheimlich viel Kirchensteuer. Damit könnte ich mir einen eigenen Pastor leisten. Sonntags muss mir in der Predigt etwas geboten werden.“ Nach diesen Erfahrungen wusste ich, dass sich mein Predigen in dem Kontext verbessern musste.

      Deshalb war ich froh, als der Bischof mich zum Weiterstudium beurlaubte. Er gab mir die Möglichkeit, an meiner Predigtpraxis zu arbeiten. Aus diesem Grund besuchte ich einen bekannten Homiletik-Professor an der Universität Münster, dessen Predigtlehre sich mit den Bedingungen und Chancen des Predigens auseinandersetzte. Der Professor empfing mich wohlwollend. Unser Gespräch ergab, dass er mich in sein Doktorandenkolloquium aufnehmen würde.

      Neugierig machte ich mich vor dem Sommersemester auf den Weg. Die Stadt Münster mit ihrem herben Charme empfing mich gastfreundlich. Während der Woche lebte ich dort in einem Altenheim, am Wochenende versah ich meinen Dienst am Niederrhein. Die Schwestern des Altenheims waren froh, einen jungen Kaplan im Haus zu haben. Ich ließ mich von ihnen verwöhnen. Es konnte mir nichts passieren, schließlich gehörte ich zu den Studenten mit Diplom-Examen. Nach der ersten Sitzung des Doktorandenkolloquiums ahnte ich, dass ich mich getäuscht hatte. Dort trafen sich acht examinierte Studenten, die anders als ich mit Auszeichnung bestanden hatten. Sie promovierten, weil ihnen die Brillanz ihres Geistes keine Wahl ließ. Sie hätten sonst eine göttliche Gabe sinnlos vergraben. Ihnen standen in der Kirche alle Türen offen. Die meisten wussten um ihr Können.

      Wieder einmal fühlte sich der junge Kaplan unwohl. Wieder einmal hechelte er hinterher. Zwar hatte ich fleißig Theologie studiert, jedoch war es mehr oder weniger angelernter Stoff. Ein Durchdringen der Literatur war mir nicht beigebracht worden. Bücher blieben für mich Lehrbücher, zu studierende Kompendien, die keine neuen theologischen Entwürfe diskutierten. Dabei gab es sie damals noch. Ich kannte die Namen bedeutender Theologen, aber nicht ihre Veröffentlichungen. Dagegen wussten die anderen Doktoranden pausenlos zu zitieren, zu referieren und zu diskutieren. Staunend und schweigend hörte ich zu. Wie ein Schüler der Grundschule fühlte ich mich. Offenes Mitreden war um die Zeit sowieso kein Lernziel eines Doktorandenkolloquiums. Nur die Selbstbewussten redeten. Ergeben tröstete mich das Sprichwort, das mir seit Kindesbeinen vertraut war: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Bis dahin war mir nicht aufgegangen, dass es anders heißen müsste. Schweigen ist Silber, Reden ist Gold. Wer meint, nichts zu wissen, hat eben zu schweigen. In dem Kreis wusste ich nichts, und ich klammerte mich an jeden Trost. Die Sitzungen wurden für mich zur Qual. Jedes Mal, wenn sie vorbei waren, atmete ich tief durch und setzte mich auf eine Bank am nahegelegenen See, dessen spiegelnde Oberfläche meine Seele besänftigte. Für zwei Wochen war es wieder geschafft.

      In diese Expertenrunde kam ich nicht hinein, vielleicht wollte ich auch nicht hinein, obwohl Aufgeben kein Ziel war. Der Professor nahm mich mitbrüderlich in Blick, ohne auf mich besonders einzugehen. Er hielt den Qualitätsstandard seines Kolloquiums hoch. Wer ihn nicht erfüllte, musste ja nicht promovieren. Dennoch war ich motiviert, ich wollte den anderen beweisen, dass ich anderes als universitäre Gelehrsamkeit anzubieten hatte. Ein Thema, das meine Predigtpraxis angestoßen hatte, würde ich bearbeiten können. Die Fundamentaltheologen schrien es damals von den Dächern. In der Theologie sollte wieder erzählt werden, so wie Jesus seine Gleichnisse erzählt hatte und die sogenannten kleinen Leute bis heute erzählen. Narrative Theologie wurde zum Zauberwort. Und die Predigt sei ein bevorzugter Ort des Erzählens. Geschichten auf die Kanzel, das war es. Danach suchte ich, und vielleicht war das Thema auch eine Therapie gegen meine Redeangst unter Intellektuellen. Als kleiner Mann würde ich mehr Geschichten erzählen. Geschichten durchbrechen argumentative Mauern, die sich vor mir auftürmten. Jeder Geschichtenerzähler gewinnt zumindest die Herzen der Hörerinnen und Hörer. Über das Herz öffnet sich aber auch der Kopf des Menschen.

      Es war kein Zufall, dass die Homiletikertagung in diesem Jahr das Thema aufgriff. Wie funktioniert eine erzählende Predigt? Ich fuhr hin und traf viele kluge Menschen und verhielt mich wie immer in solchen Kreisen. In der Arbeitsgruppe wünschte ich nur einen „Guten Morgen“, dann saß ich dort stumm, bis zum Essen geläutet wurde. Die hochgelehrten Kollegen ließen mich schweigen, und unter ihnen hatte ich so wenig zu sagen wie im Kolloquium. Eigenartig, wie sich die Macht beim Geist anbiedert. Sie sind manchmal ein Freundespaar, das keinen Streit miteinander ausficht. Trotzdem wird der Zusammenhang immer geleugnet. Ich lernte Demut, aber nicht Widerstand. Meine erste Osterpredigt nach dieser Tagung erkannte die Notwendigkeit zu erzählen, konnte es aber nicht konsequent umsetzen. Ich legte ein Bekenntnis ab, soweit es mit Worten möglich ist, und ich achtete darauf, nicht zu persönlich zu werden. Insgesamt blieb die Predigt in Appellen stecken. Wir hatten einfach wieder einmal froh zu sein. Der Witz am Schluss der Predigt macht mich heute traurig, weil er den Zweifel verstärkt und nicht verstummen lässt. Das vorösterliche Leben Jesu steht selbst in Frage. Der Kampf gegen die Macht des Todes hat nicht stattgefunden.

       Ein hoffnungsloser Osterwitz

       Sie „sagte zu ihnen: Man hat den Herrn weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.“ (Joh 20,2b)

      Vor Kurzem saß ich mit einigen hochstudierten Kollegen zusammen. Wir sprachen über die Vorbereitung der Osterpredigt. Uns dämmerte sofort, dass die Osterpredigt einen besonderen Stellenwert haben muss. Sie ist die Predigt der Predigten am Tag der Tage. Denn die Auferstehung Jesu Christi ändert alles.

      Lange haben wir hin und her überlegt. Uns fiel ein erster Punkt ein: Die Osterpredigt muss bekennen. Es geht um das Bekenntnis des eigenen Glaubens. Ich glaube an den auferstandenen СКАЧАТЬ