Der Letzte macht das Licht aus?. Wunibald Müller
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Название: Der Letzte macht das Licht aus?

Автор: Wunibald Müller

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783429063542

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СКАЧАТЬ berichtet, der durch die Straßen rennt und schreit: „Ich suche Gott!“ Die Menschen lachen über ihn und fragen: „Ist er denn verloren gegangen? Fürchtet er sich vor uns? Ist er ausgewandert?“ Da richtet der Verrückte sich auf und ruft: „Wohin ist Gott? Ich will es euch sagen! Gott ist tot und wir haben ihn getötet – ihr und ich!“ Dann schweigt er und zertrümmert die Straßenbeleuchtung.

      Das wahre Licht vom falschen Licht unterscheiden

      In der spirituellen Begleitung hilft mir manchmal die Vorstellung von dem, was man ignis fatuus nennt, was man mit falschem Feuer übersetzen könnte. Es ist der Stern, dem die Karawane in der Wüste folgt, um irgendwann festzustellen, dass sie einem falschen Stern aufgesessen ist, sich etwas vorgemacht hat. Dabei ist es zunächst gar nicht so einfach, zu erkennen, dass es sich um ein falsches Feuer handelt, weil es leuchtet, lodert und zumindest am Anfang wärmt.

      Es gibt also auch ein Feuer, es gibt ein Licht, das falsch ist. Das sich als Schein, als eine Täuschung erweist. Es wird etwas vorgegeben, was gar nicht da ist. Man sitzt dann einer Scheinwelt auf. Könnte es sein, dass uns in der Kirche oft ein Licht vorgegaukelt wurde oder auch noch vorgegaukelt wird, das in Wirklichkeit gar nicht leuchtet? Von dem wir uns haben blenden lassen und es höchste Zeit war oder höchste Zeit wird, dass dieses Licht ausgeht?

      Gott verdunstet nicht

      Der Letzte aber, der das Licht, das wahre Licht, das wirklich leuchtet, ausmacht, ausmachen würde, ist der, der das Licht selbst ist, in dessen Licht wir das Licht (erst) sehen. Vielleicht musste und muss in der Kirche das Licht ausgehen, weil es das eigentliche Licht verfinsterte und verfinstert. Das Licht ist weder in der Kirche noch in der Seelsorge ausgegangen und wird dort auch nicht ausgehen. Das Licht, das ausgegangen ist und ausgehen musste, kann uns jetzt nicht länger blenden, so dass wir das eigentliche Licht sehen: Gott.

      Von Pierre Teilhard de Chardin wird erzählt, dass seine Mutter, als er fünf Jahre alt war, seine Locken abschnitt und sie verbrannte. Zunächst schaute der kleine Pierre voller Faszination auf jede Locke, wie sie innerhalb weniger Sekunden zu Asche verbrannte. Dann fing er plötzlich an zu weinen und lief aus dem Zimmer. Einige Tage später begann er Eisenstücke zu sammeln, da sie nicht verbrennen konnten und dem Feuer widerstehen konnten. Später, als er feststellte, dass Eisen rosten kann, verzichtete er auf seine Eisensammlung und begann stattdessen Steine zu sammeln. Für ihn waren sie unzerstörbar. Als Erwachsener versuchte Pierre Teilhard de Chardin ewige Wahrheiten zu finden, die unzerstörbar waren.

      Auch wenn wir unseren Glauben in irdenen Gefäßen tragen und er zerbrechlich ist – der, an den wir glauben, ist es nicht. Ich halte von daher auch die Rede von der Gottesverdunstung für problematisch. Sie erweckt den Eindruck, Gott könnte verdunsten, wo es doch eigentlich darum geht, dass unsere Vorstellung von Gott, unsere Weise, über ihn zu denken, von ihm zu reden, ihn irgendwie einzufangen, zu fassen, sich auflöst. Vielleicht ist es genau das, was die Voraussetzung dafür ist, ihn wieder zu entdecken unter all dem, womit wir ihn entstellt und den Zugang zu ihm erschwert haben.

      Gott können wir entdecken, wenn wir uns von manchen Bildern und Vorstellungen, wie Gott und wo er zu sein hat, freimachen. Dabei kann uns auch ein Verständnis von Atheismus helfen, das Atheismus nicht gleichsetzt mit Gottlosigkeit im Sinne einer Ablehnung Gottes. Er kann auch als Ablehnung einer bestimmten Art des Theismus, also einer bestimmten Vorstellung von Gott, verstanden werden. Tatsächlich gibt es ja auch Formen von Theismus, die den Menschen „auf dem Weg zu jenem Geheimnis, das wir Gott nennen, eher im Wege stehen als helfen“ (Grün, Hajik, Nonhoff 2016,18). Die Krise in der Kirche kann uns helfen, uns von solchen Bildern und Vorstellungen zu verabschieden und Gott für uns neu zu entdecken.

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