Der Schoppenfetzer und die Satansrebe. Günter Huth
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Название: Der Schoppenfetzer und die Satansrebe

Автор: Günter Huth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783429063993

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СКАЧАТЬ Augenblick drehte die Filmcrew gerade die Szenen, in denen Rottmann und Öchsle und später auch der Stammtisch eine Rolle spielten.

      In groben Zügen ging es bei der Story darum, dass der Stammtisch an einem Abend den Geburtstag eines seiner Mitglieder feierte. Dabei handelte es sich um die Filmfigur Dr. Bernhard Schlegelmilch, den ehemaligen Leiter der Staatsanwaltschaft Würzburg, dargestellt von Horst Ritter. An dem Abend kommt Ritter alias Schlegelmilch später zum Stammtisch als gewohnt. Nachdem er einen kräftigen Schluck von seinem Schoppen genommen hat, verschwindet er auf der Toilette. Als er nach geraumer Zeit nicht zurückkommt, muss der Schoppenfetzer Arno Wegner, gespielt von Xaver Marschmann, nach dem Verbleib des Stammtischbruders sehen. Er findet ihn dort zusammengebrochen vor. Der sofort verständigte Notarzt kann nur noch seinen Tod feststellen.

      Erich Rottmann verkörpert mit der Filmfigur Arno Falk praktisch sich selbst. Laut Drehbuch verständigt Falk sofort die Polizei, die ihre Ermittlungen aufnimmt. An dieser Stelle endet die Aufgabe Rottmanns und der Stammtischbrüder. Den Rest erledigen die Profi-Kommissare, dargestellt von echten unterfränkischen Schauspielern.

      Die Maulhardgasse war für den Dreh völlig abgesperrt worden, da die Ausrüstung der Filmcrew die gesamte Breite der Gasse in Anspruch nahm. Hinter den Absperrungen hatten sich zahlreiche Schaulustige eingefunden, die neugierig das Geschehen verfolgten. Rottmann hatte zu seiner großen Freude schon einige seiner Bekannten gesehen, die ihm zuwinkten. Er konnte sich sehr gut vorstellen, was da hinter vorgehaltener Hand geflüstert und gelästert wurde. Wenn er sich nicht sehr täuschte, hatte er in der Menge auch Elvira Stark ausgemacht. Das hätte er sich ja denken können, dass sich seine ehemalige Jugendliebe den Anblick eines schauspielernden Erich Rottmann nicht entgehen lassen würde. Von ihm hatte sie es zwar nicht erfahren, aber die örtlichen Medien berichteten sehr ausführlich über das große Filmereignis.

      Öchsle stand etwas verloren zwischen den vielen Menschen und ließ seine Rute hängen. Laut Drehbuch musste er in den Szenen an der Leine gehen, was der Rüde ja gar nicht gewohnt war.

      „Öchsle“, sagte Rottmann leise, während er sich zu seinem Hund herunterbeugte, „da müssen wir jetzt durch. Ich gebe mir auch richtig Mühe, damit ich mich nicht wieder vertue. Wenn wir das überstanden haben, gibt’s für uns beide eine ordentliche Portion Leberkäs.“ Öchsle rang sich ohne große Begeisterung einen schwachen Schwanzwedler ab.

      Kaum hatte sich Rottmann wieder aufgerichtet, kam auch schon die Maskenbildnerin angerauscht. In der einen Hand hielt sie eine Puderdose, in der anderen einen Schminkpinsel. Ohne viel Federlesens baute sie sich vor Rottmann auf. „Jetzt halten Sie doch mal still!“ Mit schnellen Pinselstrichen bearbeitete sie sein Gesicht. „Sie dürfen nicht so viel schwitzen“, mahnte sie spitz, „sonst verläuft Ihr ganzes Make-up!“

      Rottmann zog eine Grimasse. „Sie haben leicht reden. Wir haben Sommer und dann noch die Hitze von den Scheinwerfern. Das ist ja schlimmer als in einer Sauna!“

      „Attention, Attention, Ladies and Gentlemen“, tönte da auch schon wieder die knarrende Stimme des Regisseurs aus einem Megafon, „alles auf Position, please! Herr Rottmann, un mir reiße uns jetzt a little bit zamm! Okay?“

      Rottmann nickte ergeben, lockte Öchsle und begab sich an den Ausgangspunkt der kurzen Wegstrecke, die er vor der Kamera zurückzulegen hatte. Mit Schrecken dachte er an die ihm noch bevorstehenden Innenaufnahmen im Maulaffenbäck. Bei diesen kam erschwerend hinzu, dass er dabei auch noch an drei Stellen Text zu sprechen hatte. Nicht viel, nur ein paar Sätze. Aber wenn er daran dachte, wie lange es gedauert hatte, bis er sie sich in den letzten Tagen eingetrichtert hatte, trat ihm schon wieder der Schweiß auf die Stirn. Rottmann riss sich zusammen, blendete alle störenden Gedanken aus und konzentrierte sich.

      Der Regisseur vergewisserte sich, dass alle Kameras liefen und der Ton bereit war, dann gab er Rottmann ein Zeichen und rief: „Action!“

      „Szene 13, Aufnahme 5“, rief der Regieassistent und schlug mit einem klatschenden Geräusch die Filmklappe zusammen. Nun war Rottmann dran. Er und Öchsle legten nun zum fünften Mal dieselbe Wegstrecke zurück. Der Kameramann lief gebückt mit der Handkamera vor ihm her. Rottmann war so konzentriert, dass er das Kommando „Stopp!“, das Kelleroulos am Ende der Strecke fast jubelnd ausrief, gar nicht mitbekam.

      „Alles okay, Mister Rottmann, die Szene ist im Kasten.“ Er nahm das Megafon wieder an den Mund und schmetterte in die Gasse: „A shorts Päusle, dann bauen wir im Lokal auf.“ Zu Rottmann gewandt erklärte er: „Sie hamm jetzt a guts Stündle Pause, dann geht’s drinne weiter.“

      Erich Rottmann atmete auf. Es wurde höchste Zeit, sich ein paar Kalorien zuzuführen. Bei diesem Filmstress fiel man ja regelrecht vom Fleisch. Er bückte sich und erlöste Öchsle von der Leine. Sofort vollführte der Rüde ein paar Freudensprünge, die so lustig aussahen, dass einige Leute hinter der Absperrung spontan applaudierten.

      Rottmann betrat den Metzger seines Vertrauens an der Ecke der oberen Maulhardgasse und besorgte sich eine ordentliche Portion seines Grundnahrungsmittels. Darauf schwor der Exkommissar, denn er war der Überzeugung, dass es die Basis für seine widerstandsfähige Gesundheit bildete. Mit dem Fresspaket in der Hand betrat der ehemalige Leiter der Würzburger Mordkommission seine Stammweinstube und schlängelte sich durch die herumwuselnden Filmleute zum Hinterzimmer. Der Maulaffenbäck war während der Filmaufnahmen für die Öffentlichkeit geschlossen – ein Umstand, der in den letzten Tagen bei einigen Stammgästen für Unmut gesorgt hatte.

      Im Hinterzimmer saßen die Mitglieder des Stammtisches um einen Ecktisch geschart und genehmigten sich in bester Laune ihre obligatorischen Schoppen. Aus ihrer Stimmung war zu schließen, dass es für alle nicht das erste Glas war. An ihren gewohnten runden Stammtisch in der Gaststube konnten sie im Augenblick nicht ran, weil der für die Filmaufnahmen hergerichtet werden musste. Anni, die Bedienung im Maulaffenbäck, war auch als Komparsin verpflichtet worden. Sie hatte ihr feschestes Dirndl angezogen und war bereits geschminkt. Obwohl sie keine Sprechrolle hatte, war sie sichtlich nervös.

      „Na, Erich“, begrüßte Ron Schneider seinen Stammtischbruder, „hat Hollywood schon angerufen?“ Die anderen lachten.

      Rottmann zog eine Grimasse und ließ sich am Tisch nieder. „Ich kann euch sagen, da löse ich lieber den kniffligsten Kriminalfall, als mich hier zum Affen zu machen“, grantelte er und legte sein Fresspaket auf den Tisch. Anni reichte ihm Besteck und einen Teller. Rottmann bediente sich aus einer offenen Weinflasche auf dem Tisch. Der Wirt hatte zur Feier des Tages den Wein spendiert.

      Öchsle ließ sich unter Rottmanns Platz nieder. Der schmeichelnde Duft des Leberkäses drang durch die Umhüllung der Alufolie und kitzelte seine Geschmacksnerven. Aus seinem Maul tropfte Speichel auf den Boden.

      Rottmann erlöste seinen vierbeinigen Freund von seinen Qualen, indem er ihm einen Brocken Leberkäs hinunterreichte. Dann begann er selbst mit großem Appetit zu essen. Die Vorstellung, hier am Stammtisch an einem vergifteten Schoppen zu sterben, wie es das Drehbuch für „Dr. Schlegelmilch“ vorsah, war für den Schoppenfetzer ein grausiger Gedanke.

      Rottmann wurde sehr schnell in die Realität zurückgeholt, als einer der Filmmenschen durch die Schiebetür hereinblickte und rief: „Meine Herren, bitte kommen Sie. Wir müssen eine Beleuchtungsprobe durchführen.“

      Schnell schluckte Rottmann den letzten Bissen hinunter und spülte mit einem reichlichen Schluck Silvaner nach. Man konnte nicht einmal in Ruhe essen. Die Stammtischbrüder erhoben sich polternd von ihren Stühlen und eilten zum Set.

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      Es war Neumond und trotz eines heftigen Gewitterschauers noch schwülwarm. Die Straßenlaternen des unteren Teils der Trautenauer Straße hatten Mühe, mit ihrem Licht СКАЧАТЬ