Gott - Offenbarung - Heilswege. Hans-Joachim Höhn
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gott - Offenbarung - Heilswege - Hans-Joachim Höhn страница 14

Название: Gott - Offenbarung - Heilswege

Автор: Hans-Joachim Höhn

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783429060213

isbn:

СКАЧАТЬ BROMAND (Hg.), Gottesbeweise von Anselm bis Gödel, Berlin 2011; R. HILTSCHER, Gottesbeweise, Darmstadt 2008.

      52 Vgl. hierzu etwa G. ROPOHL, Sinnbausteine für ein gelingendes Leben. Ein weltlicher Katechismus, Leipzig 2003; M. ONFRAY, Die reine Freude am Sein. Wie man ohne Gott glücklich wird, München 2008.

      53 Vgl. hierzu ausführlicher H.-J. HÖHN, Der fremde Gott, 22–57; DERS., Gottes Fremde. Theologie in postsäkularen Konstellationen, in: A. Franz/C. Maass (Hg.), Diesseits des Schweigens. Heute von Gott sprechen, Freiburg/Basel/Wien 2011, 177–204.

      § 5 Focussierung:

      Von Gott reden im Kontext der „Gottlosigkeit“

      Wo die religionskritischen Plausibilitäten der Moderne noch die Möglichkeit einer zeit- und adressatengemäßen Rede von Gott offen lassen, wird vor allem die Aufgabe einer bisherigen Prämisse verlangt, von der man annahm, dass sie die Plausibilität dieser Rede verbürgen könnte: die Annahme der Notwendigkeit Gottes zur Erklärung innerweltlicher Abläufe und Sachverhalte. Von dieser Notwendigkeit her ließen sich Aussagen darüber treffen, „wie“ Gott sei: Die Suche nach einem Grund des Weltgeschehens und für Ausnahmen im vorhersehbaren Weltenlauf erwies ihn als allmächtig. Als Bürge menschlicher Wahrheitssuche musste er allwissend sein. Dass das menschliche Streben nach dem Guten nicht ins Leere lief, verdankte es seiner Allgüte. Aber genau diese Voraussetzung der Welterklärung und Handlungsorientierung hebt die Moderne auf und erweist sie als nicht-notwendig.

      Mehr noch: Für die autonome Vernunft ist dies sogar eine falsche Prämisse. Für das Projekt, die Rede von Gott denkerisch, d. h. mit den Mitteln der autonomen Vernunft zu verantworten, gilt dies aber auch. Daher steht die Theologie nunmehr vor der Herausforderung, in dieser falschen Voraussetzung vernünftigen Denkens auch eine falsche Prämisse theologischen Denkens zu erkennen.54 Entfällt die Möglichkeit, von Gott sagen zu können, wofür er innerweltlich notwendig sei, gibt es für eine affirmative Gottesrede keinen unmittelbaren Anlass und Ansatz mehr. Wo man in der Theologie die Vorstellung einer innerweltlichen Notwendigkeit Gottes als einer falschen Prämisse des Redens von Gott ratifiziert, hat der Verzicht auf diese Prämisse aber einen hohen Preis: Ein nicht mehr notwendiger Gott verliert ein entscheidendes Prädikat seiner Göttlichkeit. Fortan ist nicht mehr klar, was einen solchen Gott von einem „Nichts“ oder „Niemand“ unterscheidet.

      Unter der Prämisse von Gottes Notwendigkeit zur Erklärung oder Bewältigung innerweltlicher Sachverhalte ist auch die Doppelfrage der „demonstratio religiosa“ nicht mehr lösbar: a) Welche Größe verdient in Wahrheit „Gott“ genannt zu werden? – b) Ist die wahrhaft „Gott“ genannt Größe auch wirklich bzw. welchen Realitätsstatus hat diese Größe? Beim Wegfall der innerweltlichen Notwendigkeit Gottes scheint es zudem die Möglichkeit der indirekten Rede von Gott über die Entzifferung eines innerweltlichen Verweisungszusammenhanges nicht mehr zu geben. Wer Gott mit einer Welt zusammendenken soll, die ohne Gott zu denken ist, kann offensichtlich nur noch Gott und (das) Nichts zusammendenken. Kommt aber dabei etwas anderes als die Nichtigkeit Gottes heraus?

      1. Problemverschärfung:

      Transzendenz und Unbegreiflichkeit Gottes

      Für die Fundamentaltheologie erweist sich der bereits zitierte christliche Gottesbegriff als zusätzlich problemverschärfend. Er beansprucht zwar, Kriterien angeben zu können für die Ermittlung, wer/was es in Wahrheit und in Wirklichkeit verdient, „Gott“ genannt zu werden: Das Wort „Gott“ steht für eine Größe, die „wirklich und wesenhaft von der Welt verschieden“ ist. Von Gott kann demnach gesagt werden: Er ist „über alles unaussprechlich erhaben, was außer ihm ist und gedacht werden kann“. Als solcher ist er „Schöpfer des Himmels und der Erde“ (vgl. DH 3001). Von Gott lässt sich allerdings nur via negativa etwas sagen: Er ist weltimmanent nicht antreffbar, weder ein Teil welthafter Wirklichkeit noch die Summe aller ihrer Teile (Image „wesenhaft von der Welt verschieden“). Wenn er nichts davon ist, dann ist er transzendent gegenüber allem, was ist. Affirmativ kann nur von dem gesprochen werden, was Gott nicht ist bzw. nicht Gott ist (Image „unaussprechlich erhaben“).55

      Gleichwohl erschließt diese Einschränkung, von Gott unmittelbar nicht reden zu können, auch eine Perspektive, um dennoch einen konsistenten Gottesbegriff zu vertreten und auch gegenüber Nichtglaubenden als plausibel aufzuzeigen. Wer/was Gott in Wirklichkeit ist, lässt sich nach christlicher Überzeugung mit dem Hinweis auf die „Geschöpflichkeit“ der Welt angeben: Gott ist der, ohne den nichts (d. h. kein „etwas“) wäre. Er selbst ist (als Schöpfer) weder „etwas“ noch „nichts“.56 Dieser Gottesbegriff erweist sich dann als konsistent, wenn ihm kein immanenter logischer Widerspruch nachgewiesen werden kann und wenn er darüber hinaus widerspruchsfrei anschlussfähig ist für jede andere widerspruchsfreie Aussage über die Welt. Die erste Bedingung ist offenkundig erfüllt. Die semantische Füllung des Wortes „Gott“ als jene Größe, „ohne die nichts ist“, ist immanent logisch widerspruchsfrei, weil keine Prädikate verwandt oder Eigenschaften ausgesagt werden, die zueinander in einem logischen Widerspruchsverhältnis stehen. Die Moderne bestreitet allerdings, dass die Aussage, Gott sei „Schöpfer des Himmels und der Erde“, widerspruchsfrei anschlussfähig für eine philosophisch bzw. naturwissenschaftlich widerspruchsfreie Rekonstruktion von Dasein und Entstehung der Welt sei. Sie insistiert darauf, dass Dasein und Entstehen der Welt „ohne Gott“ gedacht werden müssen. Die Theologie muss daher zeigen, inwiefern die Rede von Gott als „Schöpfer von Himmel und Erde“ kompatibel ist mit einer Verfassung der Welt, die sie „etsi deus non daretur“ zu denken aufgibt.

image

      Angesichts eines um sich greifenden szientistischen Naturalismus, der die Berechtigung jener (metaphysischen) Aussagen bestreitet, deren Thema die Beschreibung ist, was es mit der Welt im Ganzen auf sich hat, ist die Theologie jedoch nicht gut beraten, wenn sie gegen diese Provokation die Alternative „Schöpfung oder Evolution“ aufbietet und vermeintliche Lücken in der Kosmologie oder Evolutionstheorie als Ausgangspunkt eines anti-naturalistischen Ansatzes für eine theologische Weltentstehungstheorie aufsucht. Ein solches Vorhaben ist Ausdruck eines Missverständnisses, was Gegenstand und Ziel der (Schöpfungs)Theologie ausmacht bzw. in der Moderne noch sein kann.

      2. Fatale Auswege:

      Theologische Weltentstehungstheorien

      Wer im naturwissenschaftlichen Verständnis wissen will, was „anfangen“ heißt, erkundigt sich nach einem initium, d. h. nach dem räumlich-zeitlichen „Wovonher“ dessen, was schon ist. Hier geht es um einen Anfang, den man hinter sich lassen und von dem man sich zunehmend entfernen kann. Dagegen richtet sich die religiöse bzw. theologische Frage auf ein principium, d. h. auf das Grundlegende, das zu jeder Zeit gilt. Sie fragt nach einem durch die Zeit „mitlaufenden Anfang“, d. h. nach einer Voraussetzung, von der man immer wieder ausgehen muss, wenn man selbst etwas (an)setzen will.57 Die naturwissenschaftliche Fragestellung betreibt Ursachenforschung, indem sie wissen will: Wie kommt es, dass x aus y hervorgeht? Wie kommt es, dass es immer wieder dazu kommt, dass x aus y hervorgeht? Ihr steht das religiöse bzw. theologische Fragen durchaus nahe, wenn es grundsätzlich wissen will: Wie kommt es überhaupt dazu, dass x aus y hervorgeht? Welche Bedingung muss erfüllt sein, dass es das Hervorgehen geben kann? Wie prinzipiell diese Frage ist, kommt stärker in folgenden Formulierungen zum Ausdruck: Wie kommt es, dass es das überhaupt gibt, dass es zu etwas kommt? Wie kommt es (dazu), dass es das „es СКАЧАТЬ