Название: Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783956179006
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15
Nach einem kurzen Spurt hatte ich das Fahrzeug erreicht. Norbert Merendan wirkte etwas benommen. Er hatte sich in der Eile natürlich nicht angeschnallt. Außerdem konnte er nicht aussteigen, da das Fahrzeug seitlich einen Blumenhügel hineingerutscht war und dabei genug Erde aufgehäuft und vor sich hergeschoben hatte, dass jetzt die Fahrertür von innen nicht geöffnet werden konnte.
Seine Waffe war Norbert Merendan auf den Boden gerutscht.
Ich sah ihm an, dass er darüber nachdachte, sie an sich zu reißen.
“Davon rate ich Ihnen ab!”, sagte ich mit der Dienstwaffe in der Faust. “Vergessen Sie einfach ganz schnell, worüber Sie gerade noch nachgedacht haben, Herr Merendan. Und dann steigen Sie bitte ganz langsam über die Beifahrerseite aus!”
“Ich werde keine Aussage ohne Anwalt machen!”, sagte Merendan.
“Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee”, sagte ich.
16
Norbert Merendan ließen wir durch Kollegen der Landespolizei nach Berlin bringen, wo man ihn zunächst mal in einer Gewahrsamszelle des dortigen Präsidiums unterbringen würde.
Rudi und ich planten für den nächsten Tag ja ebenfalls unsere Rückkehr nach Berlin und wir gingen davon aus, dann Gelegenheit zu haben, mit Merendan zu reden. Möglicherweise war er bis dahin auch schon von einem der Verhörspezialisten des BKA-Büro befragt worden - sofern er einen Anwalt gefunden hatte und überhaupt zu einer Aussage bereit war.
Nachdem Merendan von den Kollegen abtransportiert worden war, unterhielten wir uns noch mit Florian Arlheim und seiner Frau. Beiden war nichts Verdächtiges an Merendan aufgefallen.
“Wir hatten nicht allzuviel miteinander zu tun”, sagte Florian Arlheim. “Ich meine, bei Gintert arbeiten ein paar hundert Männer und Frauen und die verteilen sich auf die verschiedenen Hotels und Veranstaltungsorte, die es hier in Wismar gibt. Und so lange war er ja auch noch nicht dabei.”
“Hat er sich irgendwann mal über den MdB und seine politischen Ziele geäußert?”
“Nein. Nicht, dass ich mich erinnern könnte.”
“Wussten Sie, dass Herr Merendan Mitglied einer Organisation gewesen ist, die sich ‘German Sharia’ nennt?”
“Ich wusste, dass er Muslim ist und er hat mir auch erklärt, dass er im Gefängnis zum Glauben gefunden hat. Um von den Drogen loszukommen.”
“Und das hat funktioniert?”
“Er sagt ja. Seitdem sei er clean. Und ich habe ihm das geglaubt.”
“Wieso?”
“Hören Sie, ich bin schon ziemlich lange im Sicherheitsgewerbe. Da lernt man Leute einschätzen. Und es gibt bestimmte Anzeichen dafür, ob jemand süchtig ist oder auch nur ab und zu was nimmt. Sie kennen die doch auch.”
“Natürlich.”
“Und Norbert hatte keins davon. Keine Hämatome durch Spritzen, keine geweiteten Pupillen, keine Stimmungsschwankungen oder euphorischen Zustände. Er trank noch nicht einmal Alkohol. Keinen Tropfen. Das verbot ihm sein Glaube nämlich auch. Wenn man etwas über ihn sagen kann, dann, dass er dadurch vielleicht auf die Dauer Schwierigkeiten gehabt hätte, richtig einer von uns zu werden.”
“Was mein Mann damit sagen will, ist, dass die Weihnachtsfeiern bei Katrina Gintert berüchtigte Saufgelage sind”, warf Frau Arlheim ein.
17
Der Mann schlug den Kragen seines Mantels hoch. Es hatte in Berlin leicht zu nieseln begonnen.
Ein Handy klingelte. Der Mann griff in die Innentasche seines Mantels und holte sein Smartphone hervor. Er trat in den flackernden Schein einer Neonreklame.
“Ja?”
“Es ist ein Fehler passiert.”
“Der wird korrigiert werden.”
“Kann ich mich darauf verlassen?”
“Ja.”
“Es muss jetzt sehr schnell gehandelt werden.”
“Das ist mir bewusst.”
“Existiert schon ein Plan?”
“Ja.”
“Ich will ihn gar nicht wissen.”
“Schon klar.”
“Ich will einfach nur, dass er durchgeführt wird.”
“Ich denke, in Kürze ist das Problem gelöst.”
“Das will ich hoffen. In unser beider Interesse.”
Das Gespräch wurde beendet. Der Mann im Mantel schloss die Hand um das kleine Wegwerfhandy. Aber nur vier Fingerkuppen waren anschließend auf dem Display zu sehen, denn der kleine Finger seiner rechten Hand war verkürzt.
Ich habe noch eine einzige Chance!, ging es ihm durch den Kopf. Mehr nicht!
18
Diese Nacht war selbst für mich extrem kurz gewesen. Rudi und ich waren schon in unserer Hamburger Zeit daran gewöhnt gewesen, dass sich das organisierte Verbrechen nicht nach den Bürozeiten des BKA richtet und man sich eben so manche Nacht um die Ohren hauen muss.
Es war der Klang meines Handytons, der mich aus dem Schlaf riss. Ich war kaum wach genug, um auf dem Display erkennen zu können, wer mich da erreichen wollte.
“Guten Morgen, Harry”, vernahm ich dann im nächsten Moment die Stimme von Förnheim. “Ich habe mir erlaubt, Ihr Handy zu orten und dabei festgestellt, dass Sie noch nicht nach Berlin zurückgekehrt sind.”
“Was ist los?”
“Ich schlage vor, Sie kommen eben noch einmal in die Werner Bretzler Halle. Wir haben jetzt etwas gefunden, das dem Fall durchaus eine neue Wende geben könnte.”
“Können Sie nicht in knappen Worten umreißen, worum es geht?”
“Wenn ich die Spannung bei Ihnen etwas aufrecht erhalte, dann habe ich vermutlich die Gewähr, dass Sie sich beeilen. Ihren Kollegen Rudi habe ich vergeblich anzurufen versucht. Ich weiß nicht, in welchem der Hotels hier in Wismar Sie in der vergangenen Nacht gefeiert haben, aber…”
“Wir sind gleich bei Ihnen”, versprach ich.
Vielleicht war es wirklich besser, wenn ich mir die Sache selbst ansah. Das Frühstück nahmen Rudi und ich wenig später im Schnellgang zu uns. Die wichtigste Komponente war dabei ein sehr starker Kaffee. Rudi war mindestens genauso müde wie ich. Aber er ließ sich das erstaunlich wenig anmerken.
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