СКАЧАТЬ
zu schicken, vorwärts, und stießen, noch nicht vier Stadien weiter hin, auf Soldaten, die sich eingehüllt hatten, und ohne ausgestellte Wache im Schnee ruhten. Man weckte sie auf: sie sagten aber, die vorderen Truppen hätten Halt gemacht. Xenophon marschirte vorbei und schickte die kräftigsten Peltasten voraus, um sich nach der Ursache des Stillstandes umzusehen. Diese brachten die Nachricht, das ganze Heer raste auf die nämliche Art. Nun hielten auch Xenophon's Truppen an und brachten daselbst, nachdem, so gut es sich thun ließ, Posten ausgestellt waren, ohne Essen und Feuerung die Nacht zu. Gegen Morgen aber schickte Xenophon die jüngste Mannschaft zu den Müden zurück mit dem Befehl, sie zum Aufbruch zu nöthigen. Während dem kamen Leute vom Chirisophus aus dem Dorfe, um Nachricht einzuziehen, wie es mit dem Nachzuge stünde. Sie waren hier sehr willkommen, und man überlieferte ihnen die Müden, um sie ins Lager zu bringen. Nach einem Marsche von noch nicht zwanzig Stadien traf man in dem Dorfe ein, wo Chirisophus rastete. Nach der Vereinigung wurde für gut befunden, die Truppen in die Dörfer zu vertheilen. Chirisophus blieb da, wo er war, die Andern aber loseten um die Dörfer, die sie sahen, und marschirten dann in die ihnen zugefallenen Ortschaften. Der Hauptmann Polykrates, aus Athen, hielt jetzt um die Erlaubniß an, vorauszumarschiren, wählte dann eine Anzahl leichter Truppen aus und eilte an ihrer Spitze in das Dorf, das dem Xenophon zugefallen war. Hier fand er alle Einwohner des Orts mit ihrem Schulzen, außerdem siebzehn Füllen, die zum Tribut für den König bestimmt waren, und die erst seit neun Tagen verheirathete Tochter des Schulzen. Ihr Mann war auf die Hasenjagd gegangen, und man traf ihn in keiner dieser Ortschaften an. Die Wohnungen waren unter der Erde, am Eingange enge, gleich einer Brunnen-Mündung, unten aber weit. Die Eingänge für das Vieh waren gegraben, die Menschen aber stiegen auf Leitern hinab. In den Wohnungen aber traf man Ziegen, Schafe, Rinder, Federvieh mit ihren Jungen an. Alles Vieh wurde unten gefüttert. Auch fand man Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte und Gerstenbier in großen Trinkgeschirren. In diesen Gefäßen, worin die Gerste bis an den Rand ging, standen knotenlose Rohrhalme, theils größere, theils kleinere. Wer nun dürstete, nahm sie in den Mund und sog. Ohne Zumischung von Wasser war es ein sehr starkes und für den, der es gewohnt war, liebliches Getränk. Xenophon zog den Schulzen dieses Dorfes zur Tafel und hieß ihn guten Muths sein, denn seine Kinder sollten ihm nicht genommen werden, und man würde ihn beim Abmarsch zur Belohnung das Haus mit Lebensmitteln anfüllen, wenn es sich zeigen sollte, daß er den Griechen bis zu ihrer Ankunft bei einer anderen Nation irgend einen nützlichen Dienst erwiesen habe. Der Mann versprach dies, und um seinen guten Willen zu beweisen, zeigte er die Stellen an, wo Wein vergraben war. So brachten nun die Soldaten, mit Quartier und allen Lebensmitteln überflüssig versorgt, diese Nacht zu, hatten den Schulzen in sicherer Verwahrung und seine Kinder vor Augen. Am folgenden Tage begab sich Xenophon mit letzterem zum Chirisophus. Wo ihm ein Dorf aufstieß, kehrte er zu den darin cantonirenden Soldaten ein und traf sie überall im Wohlleben und bei frohem Muthe, und nirgends ließ man sie weg, ohne ihnen ein Frühstück vorzusetzen. Da traf man keinen Tisch an, der nicht mit Lamm-, Ziegen-, Schweine- und Kalbfleisch, mit Geflügel und vielem Weizen- und Gerstenbrode besetzt war. Wenn Jemand einem Andern zutrinken wollte und es recht gut mit ihm meinte, so zog er ihn zu der Kanne, über die er sich bücken und gleich einem Rinde schlürfen mußte. Auch dem Schulzen erlaubten sie, was ihm gefiele, zu nehmen. Allein er machte davon keinen andern Gebrauch, als daß er jedes Mal, wenn er einen Verwandten erblickte, ihn zu sich nahm. Als sie beim Chirisophus ankamen, fanden sie auch hier die Soldaten in ihren Quartieren am Tische mit Heukränzen geschmückt und von armenischen Knaben in Nationaltracht bedient. Den letzteren gab man, gleich Stummen, durch Zeichen zu verstehen, was man forderte. Nach ihrer gegenseitigen Bewillkommnung fragten Chirisophus und Xenophon den Schulzen gemeinschaftlich durch den Dolmetscher, der persisch sprach, wie das Land hieße? »Armenien,« sagte er. »Für wen,« fuhren sie fort, »werden diese Pferde gezogen?« »Für den König,« versetzte er, »zum Tribut.« Das nächste Land, erzählte er weiter, gehöre den Chalyben, und er beschrieb den Weg dahin. Hierauf brachte ihn Xenophon wieder zu den Seinigen zurück und schenkte ihm ein schon etwas altes Beutepferd, um es zu füttern und zum Opfer zu schlachten, – denn er hatte gehört, daß dies Thier der Sonne heilig war, – aus Furcht, es möchte sonst draufgehn, weil es von dem Ritte sehr abgemattet war. Für sich nahm er eins von den jungen Pferden und vertheilte die übrigen unter die Heerführer und Hauptleute. Die hiesigen Pferde waren zwar kleiner als die persischen, aber bei weitem rascher. Hierauf gab auch der Schulze die Anweisung, den Pferden und dem Zugvieh Säckchen um die Füße zu binden, wenn der Weg durch Schnee führte, denn ohne dies Mittel fielen sie bis an den Bauch hinein.
Acht Tage nachher übergab Xenophon dem Chirisophus den Schulzen als Wegweiser, die Hausgenossen desselben ließ er zurück, einen Sohn ausgenommen, der eben in die Jünglingsjahre trat. Diesen gab er dem Episthenes aus Amphipolis in Verwahrung, damit der Vater, wenn er seine Pflicht als Wegweiser gehörig erfüllt hätte, ihn wieder mit zurücknehmen könnte. Das Haus wurde ihm, so sehr es möglich war, angefüllt, und dann erfolgte der Abmarsch. Der Schulze zog, ohne gefesselt zu sein, durch den Schnee voran. Man war schon auf dem dritten Marsche, als Chirisophus wider ihn aufgebracht wurde, weil er die Armee nicht in Dörfer führte. Auf die Entschuldigung, es gäbe hier keine, schlug ihn Chirisophus, ohne ihn darauf fesseln zu lassen, und in der Nacht lief der Mann fort und ließ seinen Sohn zurück. Dies war der einzige Fall, wo sich Xenophon mit dem Chirisophus entzweite, weil dieser den Wegweiser mißhandelte, ohne jedoch auf ihn gehörig Acht zu geben. Den Sohn gewann Episthenes sehr lieb und nahm ihn mit sich nach Hause, wo er an ihm die anhänglichste Treue fand. Hierauf machten sie sieben Märsche, fünf Parasangen des Tages bis zu dem Phasis, der ein Plethrum breit war. Nachdem sie von hier aus in zwei Märschen zehn Parasangen zurückgelegt hatten, stellten sich ihnen auf einem Bergrücken, über den der Weg auf die jenseitige Ebene führte, Chalyben, Tarchen und Phasianen entgegen. Bei dem Anblick der Feinde auf der Höhe machte Chirisophus in einer Entfernung von ungefähr dreißig Stadien Halt, um sich den Feinden nicht in der jetzigen Stellung der Armee, die in langem Zuge marschirte, zu nähern; er befahl daher den andern Anführern, die Compagnien ausmarschiren zu lassen, damit die Armee gegen den Feind Front machte. Als der Nachzug heranrückte, ließ er die Heerführer und Hauptleute zusammenkommen und sprach zu ihnen: »Die Feinde haben, wie ihr seht, die Höhe des Berges besetzt; es ist also Zeit, zu berathschlagen, wie wir sie aufs Vortheilhafteste bekämpfen. Ich stimme dafür, die Truppen das Frühstück nehmen zu lassen, unsererseits aber zu überlegen, ob es heute oder morgen rathsam ist, über den Berg zu ziehen.« »Meinerseits,« sprach Kleanor, »rathe ich, sogleich das Frühstück zu nehmen und dann mit Schnelligkeit auf den Feind loszugehen. Denn wenn wir heute noch zögern, so wird den Feinden, die uns jetzt sehen, der Muth wachsen, und in diesem Falle wird sich natürlich auch ihre Anzahl vergrößern.«
Nach ihm sprach Xenophon: »Ich schließe so: ist es nothwendig, zu kämpfen, so müssen wir Maßregeln treffen, um uns hierbei aufs beste zu benehmen, wollen wir aber auf die leichteste Art über den Berg kommen, so müssen wir darauf sehen, bei welcher Verfahrungsart wir am wenigsten verwundet werden und die wenigsten Leute verlieren. Der Bergrücken nun, den wir vor uns sehen, erstreckt sich über sechzig Stadien weit, nirgends aber entdecken wir feindliche Truppen, die uns beobachten, als in dieser Richtung. Der Versuch also, ihrer Aufmerksamkeit zu entgehen und einen unbewachten Theil des Berges wo möglich zuvor einzunehmen, ist weit besser, als gegen einen Feind zu kämpfen, der uns in einer festen Stellung erwartet. Denn es ist doch viel leichter, Höhen zu ersteigen, ohne fechten zu müssen, als von Feinden umringt auf der Ebene zu marschiren. Auch sieht man zur Nachtzeit, wenn man nicht schlagen darf, weit besser vor sich, als ohne diese Voraussetzung am Tage, und in dem ersteren Falle marschirt man auch auf rauhem Pfade mit geringerer Beschwerde, als auf einer Ebene, wo es das Leben gilt. Uns aber durchzustehlen, scheint mir nicht unmöglich. Wir können ja des Nachts marschiren, daß sie uns nicht sehen; wir können uns auch so weit hinwegziehen, daß sie uns nicht aufs die Spur kommen. Bringen wir vollends den Feind auf den Gedanken, als wenn wir hier angreifen wollten, so werden wir, glaube ich, den übrigen Theil des Berges um so entblößter antreffen, da der Feind sich in diesem Falle lieber hier zusammendrängen wird. Doch,
СКАЧАТЬ