Название: Gesammelte Werke von Xenophon
Автор: Xenophon
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 4064066498634
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Sogleich spendete Xenophon den Göttern Wein, befahl den Jünglingen, einzuschenken, und die Götter, die Geber des Traumes und der Furt, um ihren ferneren Beistand zu bitten. Nach dem Trankopfer führte er die beiden Soldaten zum Chirisophus, wo sie ihre Erzählung wiederholten. Auch Chirisophus spendete den Göttern Wein. Dann gaben sie Beide Befehl, sich marschfertig zu halten, riefen die Heerführer zusammen und berathschlagten, wie sie den Uebergang am besten bewerkstelligen könnten, um theils den vorwärts stehenden Feind zu besiegen, theils ihren Rücken gegen die Karduchen zu decken. Man vereinigte sich dahin, daß Chirisophus als Oberanführer, mit der einen Hälfte des Heeres hinübermarschiren, Xenophon mit der andern zurückbleiben, das Lastvieh aber mit dem Trosse den Mittelzug bilden sollte.
Nach dieser Anordnung setzten sie sich, unter der Leitung der Jünglinge, den Fluß zur Linken, in Marsch, der bis zur Furt vier Stadien betrug. Am jenseitigen Ufer, den Griechen zur Seite, zogen die feindlichen Schwadronen. Bei der Ankunft an der Furt, den Felsen gegenüber, stellten sich die Griechen in Schlachtordnung, und Chirisophus war der Erste, der sich bekränzte,41 zum Uebergange fertig machte und zu den Waffen griff. Nachdem er allgemein ein Gleiches zu thun befohlen hatte, trug er den Hauptleuten auf, ihre Compagnien, ihm theils zur Rechten, theils zur Linken, colonnenweise anzuführen. Die Seher opferten nun und ließen das Blut in den Strom fließen; die Feinde aber schossen und schleuderten, wiewol noch ohne Wirkung. Da das Opfer einen glücklichen Erfolg versprach, so stimmten alle Soldaten den Schlachtgesang an und jauchzten sich den Kriegsruf zu und alle Frauenzimmer – denn es gab eine Menge Buhldirnen im Heere – stimmten mit ein. Chirisophus ging nun mit seinem Corps in den Fluß; Xenophon aber eilte, an der Spitze der leichtesten Truppen vom Nachzuge mit möglichster Schnelligkeit an die Stelle des Ufers zurück, die dem Wege, der aufwärts in die armenischen Berge führte, gegenüber lag, um sich das Ansehn zu geben, als wenn er hier übersetzen und die am Fluß postirte Reiterei abschneiden wollte. Die Feinde, welche bei dem Anblick des leichten Durchzugs der Truppen des Chirisophus und des schnellen Rückmarsches des Xenophontischen Corps abgeschnitten zu werden besorgten, eilten aus allen Kräften dem Wege zu, der von dem Flusse aufwärts führte, und zogen sich, sobald sie ihn erreichten, auf die Höhe. Als Lycius, Anführer des Reitercorps, und Aeschines, Anführer der Peltasten des Chirisophus, ihre beschleunigte Flucht sahen, setzten sie ihnen nach. Diese schrieen den übrigen Soldaten zu, sie würden nicht zurückbleiben, sondern mit ihnen den Berg ersteigen. Chirisophus aber verfolgte, nach bewerkstelligtem Uebergange, die feindliche Reiterei nicht, sondern zog sich sogleich die unmittelbar vom Ufer aufsteigenden Anhöhen hinauf, um die daselbst postirten Feinde anzugreifen. Diese aber verließen bei dem Anblick ihrer fliehenden Reiter und der gegen sie anrückenden Hopliten die Anhöhen am Flusse.
Sobald Xenophon die Fortschritte der Griechen jenseits des Flusses bemerkte, kehrte er aufs Eiligste zu den übersetzenden Truppen zurück: denn man sah schon die Karduchen auf die Ebene herabziehen, um dem Nachtrab in den Rücken zu fallen. Chirisophus hielt die Anhöhen besetzt, und Lycius, der mit wenigen Leuten dem Feinde nachsetzte, erbeutete die äußersten Packwagen und auf diesen schöne Kleidungsstücke nebst Trinkgeschirren. Eben passirten die griechischen Packwagen mit dem Trosse den Fluß, als Xenophon sich wendete und den Karduchen entgegen stellte. Er gab den Hauptleuten Befehl, jede Compagnie in vier Züge zu theilen, diese dann links sich schwenken und neben einander Front machen zu lassen. Die Hauptleute und Anführer der Viertelzüge sollten dann auf die Karduchen losgehen, die Anführer des Nachzuges aber sich am Flusse postiren. Als die Karduchen bemerkten, daß die Bedeckung des Trosses sich schwächte und nur noch aus weniger Mannschaft bestand, rückten sie, unter Anstimmung einer Art Lieder mit beschleunigter Geschwindigkeit an. Chirisophus, der mit den Seinigen schon in Sicherheit war, schickte dem Xenophon die Peltasten, Schleuderer und Bogenschützen mit der Anweisung, sich den Anordnungen desselben zu fügen. Als Xenophon sie herabkommen sah, ließ er ihnen den Befehl entgegen bringen, am jenseitigen Ufer stehen zu bleiben: sobald er aber selbst mit seinem Corps zum Uebersetzen sich anschickte, sollten sie ihm an seinen beiden Flanken mit angelegtem Wurfspieß und gespanntem Bogen entgegenkommen, doch ohne völlig über den Fluß zu gehen. Seinen Leuten aber befahl er: »sobald eure Schilde von dem Wurfe der Schleuderer erklingen, so rückt, unter Anstimmung des Päan, schnell und in ununterbrochenem Laufe auf den Feind los. Wenn dieser den Rücken kehrt, und von dem Flusse her die Trompete das Zeichen zum Angriff gibt, so macht rechts um, der Nachtrab wird zum Vordertreffen, und ihr lauft Alle nach Kräften und geht, Jeder in seiner Ordnung, damit ihr einander nicht hindert, über den Fluß. Wer zuerst drüben ist, soll der Bravste sein.«
Da also die Karduchen sahen, daß nur noch ein kleiner Theil von dem Bedeckungscorps diesseits stand, – denn auch Viele von denen, die zu bleiben beordert waren, hatten sich, um theils das Zugvieh, theils das Gepäck, theils ihre Buhldirnen zu besorgen, hinüber gezogen – machten sie mit Schleudern und Bogen einen muthigen Angriff. Die Griechen begannen den Päan und gingen ihnen im Laufe entgegen. Jene erwarteten ihren Anfall nicht; denn als Bergbewohner waren sie zwar recht gut zum Anlaufen und Fliehen, um so viel schlechter aber zum stehenden Kampfe gerüstet. Während dem erklang die Trompete und die Feinde flohen nun noch viel heftiger: die Griechen aber kehrten um und eilten, so schnell sie konnten, über den Fluß. Einige von den Feinden, die es gewahr wurden, liefen wieder gegen den Fluß und verwundeten etliche mit Pfeilschüssen: den größten Theil aber sah man noch fliehen, als die Griechen schon übergesetzt waren. Die Griechen, welche vom jenseitigen Ufer entgegen rückten, ließen sich durch ihren Muth verleiten, weiter vorzudringen, als es gut war: sie gingen daher erst nach dem Uebergange des Xenophontischen Corps wieder über den Fluß, und Einige von ihnen wurden auch verwundet.
4.
Nach dem Uebergange, der gegen Mittag beendigt war, ordneten sich die Griechen und machten nun in Armenien über lauter flaches Land und sanfte Anhöhen einen Marsch von nicht weniger als fünf Parasangen; denn in der Nähe des Flusses waren, wegen der Kriege mit den Karduchen, keine Dörfer. Das Dorf, wo sie anlangten, war groß, enthielt ein Residenzschloß des Satrapen und hatte auf den meisten Häusern Thürme. Lebensmittel fand man im Ueberflusse. Von hier aus rückten sie in zwei Märschen zehn Parasangen weiter bis über die Quellen des Tigris hinaus. In den nächsten drei Märschen legten sie bis zu dem Teleboas fünfzehn Parasangen zurück. Dieser Fluß ist zwar nicht groß, aber anmuthig und viele Dörfer bekränzen seine Ufer. Die Landschaft heißt das westliche Armenien, und ihr Satrap war Teribazus, ein Günstling des Königs, der sich, so oft jener zugegen war, nur von ihm aufs Pferd heben ließ. Dieser Satrap rückte mit Cavallerie an und schickte einen Dolmetscher voraus, der den Anführern den Wunsch desselben, mit ihnen zu sprechen, eröffnete. Diese beschlossen, ihn anzuhören, gingen ihm bis zur Sprechweite entgegen und fragten ihn um sein Begehren. Er äußerte den Wunsch, mit ihnen einen Vertrag zu schließen, der ihn verpflichtete, den Griechen keinen Schaden zuzufügen, sie aber, die Wohnungen nicht anzuzünden СКАЧАТЬ