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СКАЧАТЬ Durch das Dröhnen vernahm Kilian eine Stimme, es war die der alten Frau.

      »Du kannst nicht flüchten, es ist zu spät. Er wird dich finden, egal, wo du bist.«

      Kilian wollte ihr widersprechen und sie fragen, warum. Doch aus seinem Mund kam kein einziger Ton. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand den Mund mit vielen Nadelstichen zugenäht. Energisch schüttelte er den Kopf, doch die Stimme der Frau sprach weiter.

      »Er wird dich töten. Sobald er dich findet, wird er dich töten.«

      Kilian wollte schreien, aber er konnte nicht. Er hatte es geschafft, seinen Mund aufzureißen, dennoch war nichts zu hören. Ihn überkam das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren, und er drohte, nach vorn zu kippen. Das rötliche Licht wurde zu einem starken Sog und zog ihn immer mehr an. Er sträubte sich und suchte etwas, an dem er sich festhalten konnte, doch er wurde immer stärker nach vorn gerissen. Die Lichtquelle zerrte unaufhörlich an ihm wie ein Strudel im Abfluss, der das letzte Wasser mit einem schmatzenden Geräusch hinunterschluckt. Alles um Kilian herum strahlte leuchtend rot und die Stimme sprach laut in ihm.

      »Dein Leben endet hier und jetzt. Du wirst deine Anna nie mehr wiedersehen!«

      Kilian nahm noch mal alle Kraft zusammen und versuchte zu schreien. Und dieses Mal bekam er endlich einen Ton heraus. »Neeeeiiinnnnnnn!« Er schrie so laut, dass er von seinem eigenen Schrei erwachte. Schlagartig verstummte er und sah sich ängstlich um. Das Mondlicht schien immer noch in die Stube, doch das rötlich-warme Leuchten war verschwunden und der Vorhang zum Hinterzimmer geschlossen. Die Stubentür sprang auf und Elisabeth kam eilig herein. In der Hand hielt sie einen kleinen Kerzenleuchter. Im Schein des Kerzenlichts konnte er ihr besorgtes Gesicht erkennen. Hinter ihr folgte ein Mann. Das musste Adam sein.

      »Was ist los?«, fragte sie.

      Kilian war benommen. Er atmete hastig, kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Verwirrt sah er die beiden an, sagte aber nichts.

      Adam und Elisabeth tauschten beunruhigte Blicke.

      »Das Fieber?«

      Elisabeth nickte. »Ja. Es ist wohl stark angestiegen seit heute Mittag.«

      Aus Kilians Sicht hatte Elisabeth in diesem Moment seltsame Körperproportionen. Sie wirkte irgendwie größer und aufgeblähter als heute Morgen und Adams Stimme hinter ihr verschwamm zu einem unverständlichen Grollen. Kilian spürte, wie alle Geräusche um ihn herum in seinen Ohren schmerzten. Er schloss wieder die Augen und bewegte seinen Kopf auf dem Sofakissen ständig hin und her, als wolle er die Eindrücke des Traums abschütteln. Elisabeth fasste ihm besorgt an die Stirn. Dann blickte sie Adam an.

      »Er muss ziemlich hohes Fieber haben. Ich werde ihm dagegen ein Mittel mischen, aber dazu brauche ich Zeit. Kannst du ihm derweil Wadenwickel machen?«

      Adam zog verdutzt seine weißen Augenbrauen nach oben. »Ich bin doch keine Spitalschwester!«

      »Das wirst du wohl hinkriegen. Geh in die Küche, nimm zwei Tücher, füll eine Schüssel mit lauwarmem Wasser und ein bisschen Essig. Dann tränkst du die Tücher in der Schüssel und legst sie ihm um die Unterschenkel, das wird seine Körpertemperatur senken.«

      Adam atmete tief aus und murmelte beim Hinausgehen vor sich hin. »Der wird es hoffentlich wert sein.«

      Elisabeth war währenddessen im Zimmer hinter dem Vorhang verschwunden. Während Kilian kurze Zeit später von Adam die Wadenwickel angelegt bekam, hörte er Elisabeth im Hinterzimmer arbeiten. Zuerst vernahm er das Blättern von Buchseiten, dann lief sie scheinbar von der einen Ecke im Zimmer zur anderen. Zwischendurch klimperten Gläser und Tongefäße. Schließlich war ein reibendes Geräusch zu hören, das sich nach einem Mörser anhörte. Nach einer ganzen Weile, es musste mehr als eine halbe Stunde vergangen sein, kam sie wieder hinter dem Vorhang hervor. In der Hand hielt sie ein Tüchlein, das mit einem grünbräunlichen Kräuterbrei bestrichen war. Damit trat Elisabeth an das Sofa heran.

      Kilian betrachtete das Tüchlein. »Was ist das?«, fragte er skeptisch.

      »Ein Kräuterpflaster aus Lavendel, Rauten, Spitzwegerich, Sonnenwirbel, Schellkraut, weißen Nesseln und Holunderblüten. Das wird dir sicher helfen«, antwortete sie.

      Dann hob Elisabeth seinen linken Arm an und rieb ihm mit den Fingern die Innenseite seines Unterarms warm. Anschließend nahm sie das Tüchlein und band es um sein Handgelenk, sodass die Kräutersalbe direkt auf seiner Pulsader auflag.

      »Du musst darauf achten, dass das Pflaster nicht hinunterfällt!«, mahnte sie. »Hörst du? Die Kräuter werden dein Fieber senken. Dann wird es dir morgen besser gehen.«

      Kilian nickte schwach und schloss die schweren Augenlider. Elisabeth stupfte ihn vorsichtig an. »Kilian, bevor du einschläfst, musst du unbedingt noch etwas trinken.« Dann wandte sie sich an Adam. »Geh und hol bitte noch eine Tasse von dem Apfelschalentee.«

      Adam ging in die Küche hinaus, kam kurz danach mit einer vollen Tasse zurück und reichte sie ihm. Vorsichtig trank Kilian aus und flüsterte ein leises »Danke«. Dann schloss er die Augen erneut. Ein paar Minuten später schlief er ein.

      Auf der Jagd

      Es war inzwischen elf Uhr und Zeit zum Schlafen. Adam und Elisabeth schlichen leise aus der Stube hinaus und schlossen die Tür hinter sich. Während Elisabeth nach oben in die Schlafkammer ging, machte Adam einen kurzen Abstecher nach draußen hinter das Haus und erleichterte sich an einen Baum. Im oberen Stock des Hauses gab es zwei Schlafkammern, die über der Stube und dem Hinterzimmer lagen. Die Kammer über dem Hinterzimmer war Elisabeths und seine Schlafkammer. Adam betrat den Raum und hängte seine Kleidung in den Schrank. Gegenüber ihrem Bett war ein Waschtisch aus hellem Birnbaumholz mit einer grauweißen Marmorplatte und einem beigen Waschlavoir. Auf die Waschschüssel und den Krug waren schwarze Ornamente aufgemalt, die laufende Flötenspieler zeigten. Elisabeth hatte das Waschlavoir von ihrer Mutter geschenkt bekommen. Sie goss Wasser in die Schüssel und wusch sich die Hände von der Kräuterzubereitung. Über dem Waschtisch hing ein großer Spiegel, der von einem verzierten Holzrahmen eingefasst war. Rechts neben dem Waschtisch befand sich ein Fenster. An der anderen Außenwand stand der Kleiderschrank und rechts davon waren ein zweites Fenster sowie eine Zwischentür. Über diese Tür war ihre Schlafkammer mit der anderen verbunden. Diese Kammer war meist verwaist. Ab und an wurde sie als Gästezimmer genutzt, wobei sich die Gäste bisher mehr oder weniger auf Elisabeths Schwester Brunhilde und deren Tochter Katharina beschränkten. Von der vorderen Schlafkammer gelangte man auf den Flur. Der restliche Teil des oberen Stockwerks, der mehr als die Hälfte des Hauses ausmachte, diente als Heustock.

      Elisabeth hatte bereits das Nachthemd angezogen, öffnete ihren Zopf und zog ein Haarnetz über ihren Schopf. Dann schlüpfte sie unter die Bettdecke. »Du musst für mich morgen auf die Jagd gehen«, sagte sie. »Kannst du das machen?«

      Adam setzte sich im Nachthemd auf die Bettkante. »Wieso? Was brauchst du?«, murmelte er.

      »Ich brauche eigentlich nichts. Doch unser junger Gast braucht eine Kreuzspinne, damit das Fieber endlich sinkt. Kannst du gleich morgen früh nach einer suchen?«

      »Von mir aus«, antwortete er. »Aber eins ist sicher: Der Bursche wird mir dafür ein paar Ster Holz hacken müssen, damit sich der ganze Aufwand auch lohnt!«

      Elisabeth schmunzelte. »Das wird er wohl, sobald er wieder gesund ist. Da bin ich mir sicher.«

      Adam löschte das Licht und sie legten sich schlafen.

      Am СКАЧАТЬ