Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland
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Название: Extra Krimi Paket Sommer 2021

Автор: A. F. Morland

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783956178986

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      »Das hier?«

      »Ja, genau.« Rogges hilfloses Gesicht bereitete ihr diebische Freude. »Unser Heimangebot für Insekten, Vögel und Nager. Garantiert nicht gespritzt, also giftfrei.«

      »Und wozu das?«

      »Damit sich hier wieder Tiere ansiedeln, die Bauer Scherken vorher systematisch ausgerottet hat. Tiere, die Schädlinge fressen, Schlupfwespen zum Beispiel.« Die junge Frau lief weiter und Rogge kam kaum mit. Nach dreihundert Metern blieb sie vor einer Gruppe von Bäumen stehen. »Sehen Sie? Wir lassen das morsche Holz einfach liegen und diesen abgestorbenen Baum fällen wir nicht. Ahnen Sie, warum?«

      »Damit sich bestimmte Vögel Bruthöhlen hacken können.«

      »Genau. Und dann für andere räumen. Was meinen Sie, wie Schleiereulen unter den Mäusen wüten. Noch Kraft in den Beinen?«

      »Aber immer.«

      Es machte ihr sichtlich Spaß, einen Zuhörer zu haben. Sie stapften quer über eine Wiese, die aussah, als habe hier eine Panzerkompanie exerziert, und sie bestätigte: »Unsere Schweine. Im nächsten Monat säen wir eine Mischung aus Gras, Klee, Luzerne und Wildgerste aus.«

      Dann mussten sie stehen bleiben, weil der Boden vor ihnen feucht und sumpfig wurde. Der kleine Bach hatte Tümpel und Pfützen gebildet, an deren Ränder Weiden und Erlen sprossen, und aus den Steinen und Brettern, mit denen der Bach früher eingefasst war, »reguliert«, wie sie klagte, war eine Art Staumauer gebaut worden.

      »Setzen Sie Fische aus?«

      »Nein. Zumindest nicht in den ersten Jahren.« Sie runzelte missbilligend die Stirn. »Sie sind ein echter Städter.«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Sie wollen überall eingreifen, nachhelfen, etwas beschleunigen. Zur Ökologie gehört auch Geduld, die Natur weiß schon, was sie will.«

      »Wenn man sich Geduld leisten kann«, grunzte Rogge.

      »Da liegt der Hund begraben.« Marlies Ackeren seufzte tief. »Über Jahre weniger Erträge und mehr Handarbeit, wer kann das bezahlen bei diesem verrückten EU-Landwirtschaftssystem? Und dabei haben wir noch Glück, der andere Bauer im Tal hat aufgegeben und wir haben dessen Flächen dazupachten können. Wenn Sie zu aller Arbeit auch noch unter Nachbarn leiden, die dauernd meckern ...«

      »Wie hat es Sie denn auf den Hof verschlagen?«

      »Ich habe Gartenbau gelernt und nie genug gespart, um einen eigenen Betrieb aufzuziehen.«

      »Und wie steht’s mit dem Hofbrunnen? Dürfen Sie ihn jetzt benutzen?«

      »Nein, der Nitratgehalt sinkt zwar, ist aber immer noch zu hoch. Außerdem haben wir Athrazin entdeckt.«

      Auf dem Hof hatte man sie schon bemerkt, Johann Thelen schielte Rogge beunruhigt an, offenbar kannte er das Temperament seiner Marlies, aber Rogge beruhigte ihn: »Ich habe eine Menge gelernt.«

      »Das war der Zweck der Übung.« Sie praktizierte einen beachtlichen Händedruck und ließ nicht sofort wieder los: »Wir laden Sie zum Essen ein, allerdings müssen Sie dann in der Küche aushelfen.«

      »Helfen will ich gerne, aber das Mittagessen habe ich mir abgewöhnt.«

      Ihr prüfender Blick auf seine Taille war Gold wert. »Schlank ist gesund, aber Sie sind zu mager.«

      »Das wirft mir mein Arzt auch vor.«

      »Es gibt doch noch vernünftige Mediziner.« Lachend verzog sie sich.

      Auf dem Hof herrschte Feiertagsruhe und Thelen führte Rogge in den Blumengarten: »Marlies will unbedingt Unterglaskulturen aufbauen.« Sein Ton verriet einerseits Skepsis, andererseits Resignation; Rogge begriff, dass man bei einem Disput gegen Marlies nur schwer gewinnen konnte. Blumen entdeckte er nur wenige, das meiste Grünzeug waren Küchenkräuter, die sie in wachsender Menge absetzten. »Aber die blühen auch schön!«, verteidigte Thelen halbherzig Marlies praktischen Sinn.

      Die Sitzecke wurde durch eine halbrunde Wand aus unbehauenen Stämmchen gegen den Wind geschützt, hier ließ es sich aushalten. Weil Rogge Thelens Unruhe spürte, begann er vorsichtig: »Ich brauche Ihre Hilfe.«

      »Ja? Wobei denn?«

      »Erzählen Sie mir etwas über Benno Brockes und Andrea Wirksen.«

      Bis Thelen sich warmgeredet hatte, verstrich eine ganze Weile und Rogge ließ ihm Zeit, musterte das Bauernhaus, an dem renoviert und umgebaut wurde, die Ställe und die Silos, drängte nicht und schien manchmal vor sich hin zu träumen.

      Also Benno. Ursprünglich sollte Benno den Familienhof übernehmen, aber dann verunglückte er mit dem Trecker und das Bein heilte nicht mehr richtig zusammen. Seitdem fuhr er einen Milchtransporter für die Molkerei. Trotz seiner Behinderung ein Schläger, gefürchtet wegen seiner Kräfte und seiner Brutalität. Rücksichtslos und verlogen. Wenn man ihm fünf Mark lieh, kam er nach einem Monat und drohte, gib mir sofort den Zehner zurück, den ich dir geborgt habe. Im Streit hatte er seinen Vater halb tot geprügelt und war vom Hof geflogen, seitdem hauste er in einer alten Schäferhütte. Allein, obwohl er immer wieder Mädchen aufgabelte, die es aber nicht lange mit ihm aushielten. Wer Benno kannte, schlug einen großen Bogen um ihn.

      »Bis auf diese Andrea«, warf Rogge ein.

      »Die ist doch kein Stück besser! Die Betten, durch die sie sich noch nicht gedrückt hat, kann man an einer Hand abzählen. Geil und geldgierig. Wer mit einem Hunderter wedelt, kann alles von ihr haben.«

      Rogge zweifelte nicht an den Worten, wunderte sich aber über den gehässigen Tonfall. Ob Thelen auch seine Erfahrungen mit Andrea gemacht hatte?

      Benno und Andrea schliefen manchmal miteinander, daraus machten beide kein Geheimnis, aber nach Thelens Eindruck legte sie mehr Wert auf Benno als er auf sie. Sie rannte hinter ihm her, er wehrte sie ab, ein komisches Paar, wirklich.

      »Wie der Wirt und die Wirtin im Bären«, stimmte Rogge scheinbar gelangweilt zu und Thelen ging in die Falle.

      Olli und die schöne Angi, ja, das war was. Wie die wohl zusammengefunden hatten?! Und warum Angi nicht fortlief?! Thelen lachte unsicher, weil er merkte, dass er etwas zu viel von seinen Gedanken verraten hatte. Der Bauer, der ihnen den Scherkenhof überlassen hatte, hatte Angi schon als Mädchen gekannt und schwärmte noch heute von ihr. An jedem Finger zappelten zehn Verehrer, was Angi genau wusste und genoss.

      »Und was hat Sie auf den Scherkenhof verschlagen?« Rogge musste das Thema wechseln, bevor Thelen misstrauisch wurde.

      »Mein Meister hatte sich zur Ruhe gesetzt ... und bei anderen hat’s mir nicht gefallen«, schloss Thelen lahm.

      Das war eine klassische halbe Wahrheit, dachte Rogge. Nicht gelogen und das Wichtigste verschwiegen. »Na, dann werde ich mich mal wieder auf die Beine machen.«

      Thelen schien erleichtert.

      Auf dem Rückweg traf Rogge Monika Ziegler, die ihn verlegen begrüßte, »Ich glaube, er wartet schon sehnsüchtig auf Sie«, sagte Rogge ernsthaft und sie lachte. »Bis bald mal!«

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