Название: Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745216455
isbn:
Baxter war schwer, und als Tonto die Rückfront des Saloons erreichte, war er in Schweiß gebadet. Der Lärm im Frontier Palace hatte beträchtlich nachgelassen. Vorne klappten die Schwingtüren, wahrscheinlich verließen die letzten Gäste den Saloon.
Stufe um Stufe stieg Tonto mit Baxter die Treppe empor, die außen an der Saloonrückwand zum Obergeschoss führte. Oben auf der von einem Geländer gesäumten Galerie verharrte er verschnaufend einen Moment. Dann näherte er sich dem Eingang.
Ehe er die Tür erreichte, wurde sie von innen aufgestoßen. Gelber Lampenschein brandete ins Freie und blendete Tonto einen Augenblick. Unwillkürlich bewegte sich seine Rechte zur Hüfte hin. Aber das Coltholster war leer, und das Gewehr auf dem Rücken war momentan unerreichbar für ihn.
Cleve Milburn stand breitbeinig auf der Schwelle, einen schussbereiten Revolver in der Faust.
Er starrte Tonto überrascht an. Tonto hatte das Gefühl, einen Schlag in die Magengrube erhalten zu haben. Jeder Muskel in ihm verkrampfte sich in Erwartung des tödlichen Schusses.
Milburn fragte heiser: „Was wollen Sie hier?“
An Tontos Stimme war nichts von seiner Aufgewühltheit zu merken.
„Dieser Mann braucht Hilfe“, erklärte er ruhig. „Ich möchte ihn zu Sally bringen! Sie können dann immer noch …“
„Wer ist er?“, unterbrach ihn Milburn. Eine seltsame wilde Ungeduld schwang in seinem Tonfall.
Tonto zögerte. Er wusste, wie verhasst die Baxter Crew bei Elmer Monroes Leuten war. Er erinnerte sich an die Überfälle auf die Silbertransporte. Und er fürchtete, dass ihm keine Zeit blieb, zu erklären, dass dies alles nicht Gray Baxters Schuld war.
„Zum Geier! Haben Sie nicht gehört?“, fauchte Milburn. „Wer ist der Mann?“
„Ein Feind Monroes!“
Einen Moment blieb Cleve Milburn völlig bewegungslos, dann steckte er zu Tontos Erstaunen seinen Revolver in die Halfter und wich in den lampenerhellten Korridor zurück.
„Bringen Sie ihn herein!“
Tonto folgte sofort. Milburn öffnete eine Tür. Das Licht aus dem Korridor fiel in ein kleines sauberes Zimmer. An den Einrichtungsgegenständen und an den Kleidern in einem offenstehenden Schrank erkannte Tonto, dass es das Zimmer einer Frau war. Er glaubte, Sallys Parfüm zu riechen.
„Legen Sie ihn auf das Bett!“, sagte Milburn.
Tonto folgte der Aufforderung. Dann drehte er sich mit wachsamen Augen Sallys jungem Bruder zu. Cleves Gesicht zeigte keine Feindseligkeit, es wirkte besorgt und seltsam entschlossen.
„Wo ist Sally?“, fragte Tonto schnell. „Unten im Saloon?“
Cleve Milburn schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf. Die Sorge in seiner Miene ging auf Tonto über. Hastig trat er auf den jungen schwarzhaarigen Mann zu.
„Wo ist sie? Reden Sie doch!“
Noch immer wortlos, griff Cleve in die Brusttasche seines Hemdes und holte einen zusammengefalteten Papierbogen hervor. Er reichte ihn Tonto.
„Das habe ich vor zehn Minuten auf Sallys Bett gefunden!“, sagte er tonlos.
Tontos Herz pochte hart, als er eilig das Papier entfaltete. Das Licht aus dem Korridor reichte aus, um die steile Schrift entziffern zu können.
Milburn, meine Leute haben Deine Schwester in mein Hauptquartier geholt. Durch Henshaw weiß ich, dass sie es war, die Tonto zur Flucht verhalf. Wenn Tonto nicht noch in dieser Nacht von meinen Männern gestellt wird, hat sie es zu büßen.
Elmer Monroe
*
Tontos Gesicht hatte sich grau gefärbt. Er gab Milburn den Zettel zurück. Dieser ließ ihn achtlos zu Boden flattern.
Aus brennenden Augen starrte er Tonto an.
„Ich war ein Narr, Tonto, nicht wahr? Ein hirnverbrannter Narr! Ich wollte Sie ans Messer liefern, nur um die Stellung bei Monroe nicht zu verlieren! So viel habe ich geschluckt von diesem Schuft, so viel! Jetzt ist es Schluss! Jetzt stehe ich nicht mehr auf Monroes Seite! Jetzt werde ich kämpfen, gegen ihn!“
„Sie werden nicht allein sein!“, erklärte Tonto bedeutsam.
Cleve Milburn schüttelte den Kopf.
„Bleiben Sie hier! Das ist meine Sache! So tief bin ich noch nicht gesunken, um jetzt noch Ihre Hilfe anzunehmen, nach allem, was ich Ihnen angetan habe!“
„Sie werden mich nicht daran hindern können!“, sagte Tonto grimmig.
„Aber …"
„Ich weiß, es ist gefährlich!“, nickte Tonto. „Aber Sie wissen eines nicht, Cleve! Ich liebe Sally! Ich will, dass sie meine Frau wird!“
Eine Weile starrte ihn Milburn wortlos an. Dann rückte er an seinem Revolvergurt.
„Also gut! Gehen wir!“
„Nicht ohne mich!“, sagte Baxter heiser vom Bett her.
Er hatte sich aufgesetzt und schien den letzten Teil von Tontos und Milburns Zwiesprache angehört zu haben. Das alte kalte Licht seines stählernen Willens glänzte wieder in seinen pulvergrauen Augen. Sein Kinn war kantig vorgeschoben.
Die beiden anderen drehten sich ihm schnell zu.
„Unmöglich, Baxter!“, sagte Tonto hastig.
Gray Baxter lächelte hart.
„Hätten Sie meinen Ritt vom Camp nach Silverrock nicht auch unmöglich genannt? Wenn ihr mir ein wenig helft, werde ich durchhalten!“
„Da oben bei Monroes Mine kann sehr leicht der Tod auf uns alle warten!“
„Wem sagen Sie das, Tonto! Ich habe Dinge hinter mir, die schlimmer waren als der Tod! Sie ahnen gar nicht, wie groß die Rechnung ist, die ich Monroe zu präsentieren habe! Also?“
Milburn blickte Tonto fragend an. Der musterte den Grauhaarigen sekundenlang voller Nachdenklichkeit, dann nickte er Sallys Bruder zu.
„Einverstanden!“
Sie fassten Baxter links und rechts und halfen ihm auf die Füße. Nebeneinander verließen sie das Zimmer im Obergeschoss des Frontier Palace und machten sich auf den Weg zu Monroes Mine – den Weg, an dessen Ende die tödliche Entscheidung stehen würde!
Als sie die Hälfte des bergan führenden Reit und Fahrweges zurückgelegt hatten, saßen sie von ihren Pferden ab und ließen die Tiere hinter einem Gewirr von Fichten und Felsen zurück.
Baxters Atem ging ziemlich schwer, aber er ließ nicht zu, dass Tonto und Cleve seinetwegen das Tempo drosselten. СКАЧАТЬ