Im schwarzen Loch ist der Teufel los. Ulrich Walter
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Im schwarzen Loch ist der Teufel los - Ulrich Walter страница 4

Название: Im schwarzen Loch ist der Teufel los

Автор: Ulrich Walter

Издательство: Bookwire

Жанр: Математика

Серия:

isbn: 9783831257850

isbn:

СКАЧАТЬ Stringtheorie (10 Raumdimensionen, eine Zeitdimension) oder die Theorie der Schleifenquantengravitation, aber von beiden wissen wir nicht, ob sie richtig sind. Aber eines haben alle Quantenfeldtheorien gemeinsam, ihre kleinste Einheit ist ein Quant, also ein ausgedehntes Etwas – in der Stringtheorie ist es ein String von der Plancklänge 10-32 cm, was verdammt klein ist – und keine Singularität.

      WAS ALSO WAR VOR DEM URKNALL?

      Aber genau das macht den entscheidenden Unterschied. Wenn nämlich der Urknall nicht in einem Punkt, sondern mit einem ganz kleinen Raumgebiet entstand, dann bleiben beim Rückwärtsrechnen die grundlegenden Eigenschaften des Universums – zum Beispiel Anzahl der String-Raumdimensionen = 10 – in diesem Raumgebiet erhalten. Dies ermöglicht einem aber im Prinzip auch, noch weiter zurückzurechnen, also vor den Urknall. Das geht nicht, wenn man nur eine Singularität mit Dimension Null hat, denn die Informationsmenge eines strukturlosen Punktes beträgt nur 1 Bit – entweder er ist da oder nicht da. Daraus kann man nicht ablesen, ob und was es davor gegeben hat. Genau das ist das Problem einer Singularität. Während also die klassischen Kosmologen immer behauptet haben, die Welt sei mit dem Urknall entstanden und davor habe es nichts gegeben, behaupten die Quantenfeld-Kosmologen, vor dem Urknall könnte es etwas gegeben haben, muss es aber nicht. Was genau es davor gegeben haben könnte, werden uns aber auch die Quantenkosmologen nie genau sagen können. Denn viel mehr Informationen als über den grundlegenden Auf bau eines Universums sind in einem Quantum nicht Platz. Selbst wenn es also vor unserem Universum ein anderes gegeben hat, in dem wahrscheinlich dieselben physikalischen Gesetze geherrscht haben wie bei uns, werden wir nie erfahren, wie groß es damals war und ob es dort erdähnliche Planeten gegeben hat oder vielleicht sogar Zivilisationen. Ganz zu schweigen davon, dass wir mit denen nie Kontakt haben werden können.

      VON EWIGKEIT ZU EWIGKEIT

      Eines ist jedoch noch ganz wichtig zu wissen. Während die Allgemeine Relativitätstheorie besagt, dass mit dem Urknall nicht nur unser Raum, sondern auch die Zeit entstand, weswegen es in der Relativitätstheorie keinen Sinn ergibt zu fragen, was vor dem Urknall war, sehen das die Quanten-Kosmologen etwas anders. Die Zeit bleibt als Beschreibungsgröße voll erhalten und lässt sich durch den Urknall rückwärts verlängern. Statt also zu sagen: »Unser Universum hatte vor 13,8 Milliarden Jahren einen Anfang und dehnte sich von da an in alle Ewigkeiten aus«, könnte es sein, dass es bereits seit Ewigkeiten ein Universum gab, das kollabierte, in einem neuen Knall vor 13,8 Milliarden Jahren sich zu unserem neuen Universum aufblähte und sich in alle Ewigkeiten weiter ausdehnen wird und daher nie wieder rekollabieren wird.

       Amen

      DER URKNALL – WAS WAR DIREKT DANACH?

      Was passierte direkt nach dem Urknall unseres

      Universums, und was war die Inflationsphase?

      Die für unser Universum entscheidenden Dinge passierten in der Zeit vom Urknall bis 0,00000000000000000000000 000000001 Sekunden, also 10-32 s, danach. Diese extrem kurze Zeitspanne wollen wir uns im Folgenden anschauen. Obwohl man über diesen Zeitraum bisher nur indirekt Aussagen machen konnte, lässt sich das heute sogar berechnen. Die Veröffentlichung dazu war die wohl aufsehenerregendste des Jahres 20131. Das entscheidende Ereignis in diesem Zeitraum war die sogenannte Inflationsphase von 10-35 s bis 10-32 s. Daher unterscheidet man grundsätzlich in die Präinflationsphase, 0 s bis 10-35 s, die Inflationsphase und die Postinflationsphase, 10-32 s bis heute.

      PRÄINFLATIONSPHASE: URKNALL BIS 10-44 s

      Wir können heutzutage nichts über die Zeit von 0 s bis 10-44 s aussagen. Letzteres ist die sogenannte Planckzeit. Mit der Planckzeit – oder ganz allgemein den Planck-Einheiten – endet der Gültigkeitsbereich unserer heute bekannten physikalischen Gesetze. Viel können wir über diese Zeit zwar nicht sagen, aber es gibt wahrscheinlich auch nicht viel zu sagen, außer dass das Universum so extrem klein war, dass die Gesetze der Quantengravitation herrschten. Man glaubt, dass Raum und Zeit nicht wie heute sauber getrennt voneinander waren, sondern eine Art Raumzeitschaum bildeten. Es gab nicht wie heute vier separate Kräfte (gravitative, elektromagnetische, schwache und starke Kraft), sondern nur eine vereinheitlichte Kraft. Stellen Sie sich die vereinheitlichte Kraft wie Wasserdampf vor. Beim Abkühlen (des sich ausdehnenden Universums) kondensiert zuerst flüssiges Wasser (Gravitation) und beim weiteren Abkühlen Eis (eine der anderen Kräfte) heraus.

      PRÄINFLATIONSPHASE: 10-44 s BIS 10-35 s

      10-44 s nach dem Urknall hatte das Universum einen Durchmesser von nur etwa 10-26 Metern. Zu diesem Zeitpunkt entstand die Gravitationskraft als eigenständige Kraft, während die drei anderen Kräfte zur vermuteten sogenannten großen vereinheitlichten Theorie (Grand Unified Theory oder auch kurz GUT), deren Entwicklung ein aktuelles Forschungsgebiet ist, zusammenblieben. Die Quantenteilchen dieser GUT, also die Teile, die die Kraft zwischen den damals bereits existierenden Quarks und Leptonen vermittelten, wie etwa die Photonen der heutigen elektromagnetischen Kraft, nennt man X-Teilchen. Man muss sich das damalige Universum also als Suppe extrem dichtgepackter Quarks und Leptonen vorstellen, die durch die X-Teilchen und Gravitation wechselwirkten und sogar ineinander umgewandelt wurden. In dieser Phase hatten alle diese Teilchen noch keine Masse, und der Raum expandiert schnell, aber nicht extrem schnell.

      INFLATIONSPHASE: 10-35 s BIS 10-32 s

      10-35 s nach dem Urknall passierte zweierlei: Durch die Ausdehnung und damit verbundene Abkühlung des Universums verselbstständigte sich als weitere Kraft die starke Kraft, also die Kraft, die zwischen den Kernteilchen wirkt. Sie wird beschrieben durch die heute bekannte Quanten-Chromodynamik (QCD) mit den sogenannten W- und Z-Bosonen als kraftvermittelnde Teilchen. Zurück blieb die sogenannte elektroschwache Kraft. Weit wichtiger war aber die sogenannte Inflation, die ebenfalls bei 10-35 s begann.

      Die Inflationsphase direkt nach dem Urknall. Horizontal der Raumbereich, die Zeit läuft von unten nach oben. (Bild: NASA/U. Walter)

      INFLATION

      Um es vorweg zu sagen: Man ist sich nicht sicher, ob es diese Inflation des Universums gab, aber sie erklärt viele wichtige Eigenschaften unseres Universums auf verblüffend einfache Weise, weshalb die meisten Kosmologen an sie glauben. Es gibt aber einige namhafte Vertreter dieser Zunft, die das bestreiten, wie etwa Paul Steinhardt, der sein Modell des ekpyrotischen Universums dem entgegenstellt.

      Die Inflation des Universums war eine extrem, extrem starke und kurzzeitige Expansion des Universums, die das Universum in jede der drei Raumrichtungen um mindestens 50 Größenordnungen explodieren ließ. Was war ihre Ursache? Der treibende Faktor war das Ungleichgewicht des Raumes. Was bedeutet das? Man muss sich das so vorstellen: Durch die relativ langsame Expansion in der zweiten Präinflationsphase erfuhr der Raum selbst, das sogenannte Vakuum, eine Anhebung seines Grundzustandes. Dadurch wurde es zum sogenannten falschen Vakuum. Das bedeutet, das Vakuum musste seine innere Struktur ändern, um zum heutigen richtigen Vakuum zu werden. Dadurch konnte es seine angehobene Grundzustandsenergie wieder so weit absenken, dass gigantische Mengen Energien – umgerechnet in Massen entspricht dies 1074 kg pro Kubikzentimeter! – in den Raum gepumpt wurden.

      Dieser Inflations-Übergang bewirkte zweierlei. Erstens entstand mit dem strukturellen Übergang des Vakuums das im letzten Jahr indirekt durch die Higgs-Teilchen nachgewiesene Higgs-Feld. Dieses Feld verlieh durch den gigantischen Energiegewinn allen damals existierenden Teilchen ihre Massen. Außerdem führte dieser Strukturwandel zu der gigantischen Expansion des Universums. Wie man schnell nachrechnen kann, haben sich die Teilchen dabei mit weit über Lichtgeschwindigkeit voneinander entfernt. Wie kann das СКАЧАТЬ