Название: Im schwarzen Loch ist der Teufel los
Автор: Ulrich Walter
Издательство: Bookwire
Жанр: Математика
isbn: 9783831257850
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WIE FIRMEN MIT RAUMFAHRT GELD MACHEN
Aber das ist nach internationalen Normen nichts wert (siehe mein Kapitel Wem gehört der Mond?), genauso wie man beim Amerikaner Dennis Hope Grundstücke auf dem Mond kaufen kann und dafür auch ein Zertifikat bekommt. Nach amerikanischem Recht ist dagegen nichts einzuwenden, aber nach internationalem Recht, dem sogenannten Outer Space Treaty, ist die Beanspruchung von Territorien außerhalb der Erde nicht zulässig.
Dass Weltraumtouristen, die für wenige Minuten in den Weltraum hopsen und dafür Astronaut Wings erhalten, trotzdem keine Astronauten sind und nicht in die ASE aufgenommen werden, dafür habe ich bereits bitterböse E-Mails von denen erhalten, die solche Flüge gekauft haben. Aber da ist die ASE hart.
TOURISTEN-ASTRONAUT-SEIN KOSTET
Es gibt natürlich auch Weltraumtouristen, die auf der Internationalen Raumstation waren und somit viele Erdumkreisungen gemacht haben. Sie sind daher ASE-Mitglieder. Dieses Jahr waren zwei von ihnen dabei, die bildhübsche Anoushi Ansari und der steinreiche Richard Garriott. Er ist übrigens der Sohn des berühmten Apollo-Astronauten Owen Garriott. Auch er ist bei allen ASE-Treffen dabei. Die Garriotts gibt’s bei den ASE-Treffen also immer im 4er-Pack mit ihren Frauen. Geld ist für ISS-Touristen übrigens nicht unwichtig, denn ein Flug dorthin kostet zurzeit 45 Millionen $. Beneidenswert, die Menschen, die so etwas aus der Portokasse zahlen können. Berufsastronaut zu werden und nichts zu zahlen, ist aber auch nicht schlecht.
Die Tradition der ASE will es, dass das Treffen immer in einem Land eines geflogenen Astronauten ausgerichtet wird. Im besagten Jahr 2015 hatte der ESA-Astronaut Christer Fuglesang nach Schweden eingeladen. Man traf sich am 20. September für vier Tage im Grand Hotel in Stockholm, wo der komplette sechste Stock für uns reserviert war. Auf dem Programm standen Besuch der Königlich Technischen Universität, KTH, wo wir viel mit den Studenten weltraumfachlich diskutierten, Empfang und Shakehands mit König Carl Gustaf und seiner Tochter Victoria gleich im Schloss gegenüber und dem wichtigsten Teil unserer jährlichen Mission, dem sogenannten Community Day.
COMMUNITY DAY!
An diesem Tag schwirren alle Astronauten in Autos oder Fliegern manchmal sogar in die entferntesten Landesteile aus, um Schulen zu besuchen und dort die Schulkinder zu begeistern. In diesem Jahr hatte ich es nicht weit, ich fuhr in meinem Flight Suit, ein Muss für solche Besuche bei Kindern, in die Deutsche Schule am nördlichen Rand des Stadtkerns von Stockholm. Mit mehr als 400 Jahren ist sie eine der ältesten deutschen Schulen weltweit und mit etwa 600 Schülern auch ziemlich groß. In der Aula warteten aufgeregt Schüler im Alter zwischen 12 und 16 Jahren. Ein Video von mir, das einen Flug der ISS über die Erde bei Nacht mit den wunderschön erleuchteten Städten und den magisch flatternden Nordlichtern zeigte, machte den Anfang der Veranstaltung. Danach gab es Wissenschaft im Weltraum light: »Kocht Wasser im Kochtopf im Weltraum? (Antwort: Nein) und »Brennt eine Kerze in der Schwerelosigkeit?« (Antwort: Ja, aber ganz anders). Dazu Bilder der entsprechenden Experimente, was selbst für mich immer wieder verblüffend aussieht.
FÄK-CHÖ
Am Donnerstag reisten wir weiter nach Süden zu der Stadt mit dem unaussprechlichen Namen Växjö (ausgesprochen: Fäk-chö, wo bei das »ch« ein für Deutsche kaum aussprechbarer tiefliegender Rachenlaut ist). Dort gab es am Freitag einen weiteren Community Day. Mein Shuttle-Kollege Tom Henricks und ich besuchten eine kleine Grundschule in Timfors. Etwa 80 Kinder in gnadenlos toller Stimmung. Die Eltern hatten im Vorhof eine etwa vier Meter hohe Rakete aus Edelstahl einzementiert, auf der wir uns mit Unterschriften verewigen mussten und daneben, auf einem kleinen Stück Rasen, haben wir unter dem Gejohle aller Kinder einen Apfelbaum gepflanzt. Dafür revanchierten Tom und ich uns mit Bildern der Klassiker: Wie geht man im Weltraum auf die Toilette? Wie isst man? Wie wäscht man sich die Haare? Und wie schläft man in der Schwerelosigkeit des Alls?
DAS BESTE ZUM SCHLUSS
Am Freitag mussten die Kinder dann angeblich in einer Schulstunde ihre Erlebnisse des Besuches in kurzen Sätzen zusammenfassen, die uns bei der Abschiedsfeier am vergangenen Sonntag präsentiert wurden. Es machte einfach Spaß, deren aufrichtige Begeisterung zu lesen. Ein kleiner blonder Junge schrieb: »Das war der schönste Tag in meinem Leben!« und Nancy, 9 Jahre, formulierte es kurz und knapp: »Space rocks!«.
DER URKNALL – WAS WAR DAVOR?
Begann unser Universum erst mit dem Urknall,
oder gab es bereits davor etwas?
Diese Frage ist zurzeit eine der interessantesten in der Kosmologie. So eigenartig es klingt, aber ob es bereits vor dem Urknall etwas gab, hängt davon ab, woran die Kosmologen glauben!
WAS IST DAS PROBLEM?
Eins nach dem anderen. Die Kosmologen sind diejenigen Wissenschaftler, die sich offiziell mit dem Ursprung und der Entwicklung unseres Kosmos, also Universums, beschäftigen. Eines wissen wir heute mit ziemlicher Sicherheit: Unser Universum entstand vor 13,80 ± 0,02 Milliarden Jahren. Und alles begann wahrscheinlich an einem winzigen Punkt. Aber hier beginnen bereits die Probleme. Da ist zunächst das Verständnisproblem: Denn eine oft gestellte Frage lautet: »Wo war dieser Punkt in Universum?« Diese Frage ist ein einziges logisches Missverständnis, denn beim Urknall handelt es sich nicht um einen Punkt im Raum, sondern unser dreidimensionales Universum, also der Raum selbst war zu einem Punkt zusammengeschnurrt. Die nächste Frage, die dann gleich darauf gestellt wird, ist: »Was war um diesen kleinen Punkt herum? Also, worin ist unser Universum eingebettet?« Die Antwort lautet: Nirgendworin. Nur weil wir uns etwas nur dann vorstellen können, wenn es in einem größeren, ihn umgebenden Raum ist, muss das nicht auch so sein. Mathematisch ausgedrückt lautet das einfach: Das dreidimensionale, stark gekrümmte, kompakte, punktförmige Universum war einfach da.
WAS IST EIN PUNKT?
Jetzt das andere Problem. Wie groß war anfänglich der zusammengeschnurrte Punkt? Genau daran scheiden sich die Geister der Wissenschaftler. Bis vor wenigen Jahren herrschte die Meinung vor, es sei wirklich ein mathematischer Punkt, eine sogenannte Singularität mit Dimension Null, gewesen. Der Grund dafür waren die Einstein’schen Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Sie beschreiben zuverlässig alles was kosmologisch ist und insbesondere bei großen Massendichten passiert. Wenn man diese auf unser Universum anwendet, erhält man ein mit der Zeit expandierendes Universum, das, wenn man es zurückverfolgt, in einer Singularität vor 13,80 Milliarden Jahren beginnt. Obwohl Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie bis heute vielfach so exakt bestätigt wurde, dass es keinen Zweifel mehr gibt, dass sie zutrifft, hat sie dennoch ein bekanntes Problem, das man bis vor Kurzem außer Acht gelassen hat. Sie ist eine klassische Feldtheorie im Makrokosmos, das heißt, sie beschreibt Wechselwirkungen, wie etwa elektrische Ladungswechselwirkung, durch Felder (elektrisches Feld). Im Mikrokosmos, also auf Elementarteilchenebene, gelten quantenmechanische Verhältnisse, und da braucht man Quantenfeldtheorien. Die kennen wir für alle bekannten vier Wechselwirkungskräfte, mit einer Ausnahme: Die Quantengravitationstheorie.
Aber genau die bräuchte man, um die Verhältnisse am Urknall zu beschreiben. Es gibt zwar erste Ansätze für СКАЧАТЬ