Achtsamkeit Bd. 1. Joseph Goldstein
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Название: Achtsamkeit Bd. 1

Автор: Joseph Goldstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783867287630

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СКАЧАТЬ selbstsüchtig sind, wird die ganze Welt liebevoller und friedvoller, weniger verurteilend und weniger selbstsüchtig. Unser Geist-Körper ist ein schwingendes, vibrierendes Energiesystem. Wie wir sind, beeinflusst daher unausweichlich alle um uns herum.

      Auf einem in einem Sturm schwankenden Schiff kann ein weiser, ruhiger Mensch alle in Sicherheit bringen. Diese Welt ist wie solch ein Schiff, das vom Sturm der Gier, des Hasses und der Angst umhergeworfen wird. Können wir einer der Menschen sein, die zur Sicherheit beitragen? Der Buddha trug seinen ersten sechzig erleuchteten Schülern Folgendes auf:

      »Geht, ihr Bhikkhus, in die Welt, vielen Wesen zum Wohl, vielen Wesen zum Glück, aus Mitgefühl mit der Welt, zum Wohl und Glück der Götter und Menschen. Geht nicht zu zweit denselben Weg. Lehrt, ihr Bhikkhus, den Dhamma, der vorzüglich am Anfang, vorzüglich in der Mitte und vorzüglich am Ende ist. … Verkündet das Heilige Leben, das vollkommen und rein ist.«1

      In gewissem Maße können wir in ihre Fußstapfen treten.

      3. Achtsamkeit

      Das Tor zur Weisheit

      Achtsamkeit, die dritte Qualität, die der Buddha erwähnt, ist die Übersetzung für den Pali-Begriff Sati und spielt in jeder buddhistischen Tradition eine zentrale Rolle. Durch Sati wird jeder spirituelle Weg erst möglich. Achtsamkeit hat verschiedene Bedeutungen und Funktionen, die alle entscheidend wichtig sind, um Weisheit zu entwickeln. Ein Verständnis dieser vielfältigen Bedeutungen eröffnet uns neue Möglichkeiten, wie die Kraft der Achtsamkeit unser Leben transformieren kann.

      GEWAHRSEIN DES GEGENWÄRTIGEN AUGENBLICKS

      Achtsamkeit wird meistens im Sinn von geistiger Präsenz, Wachheit, Bewusstheit des gegenwärtigen Augenblicks verstanden, also als Gegenteil von geistiger Abwesenheit. Wann immer wir verwirrt sind, können wir einfach zur Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks zurückkehren.

      Nach einem meiner öffentlichen Vorträge kam eine Frau zu mir, die schon mehrere Retreats besucht hatte, und erzählte, sie sei kürzlich auf einer Kreuzfahrt gewesen. In ihrer Kabine habe eine Karte mit der Schiffsroute gehangen, auf der ein Pfeil die jeweilige Position mit den Worten anzeigte: »Sie sind hier!« Wo auch immer sie im weiteren Verlauf der Reise gewesen sei, was auch immer sie getan habe, diese Worte hätten sie stets daran erinnert, einfach präsent zu sein: »Sie sind hier!«

      Wir kennen diesen Aspekt der Achtsamkeit, der unverwandten Aufmerksamkeit, des reinen Gewahrseins, aus der Erfahrung des Musikhörens. Während wir einer Musik wirklich lauschen, ist unser Geist offen und zugewandt. Wir versuchen nicht zu beeinflussen, was als Nächstes kommt, wir sinnen auch nicht über die letzten paar Takte nach. In der Fähigkeit zuzuhören liegt eine große Kraft: Diese Qualität der Empfänglichkeit kann intuitive Weisheit hervorrufen.

      Mutter Teresa wurde einst von einem Journalisten gefragt, was sie sage, wenn sie zu Gott bete. »Ich sage gar nichts«, antwortete sie. »Ich höre nur zu.« Der Journalist fragte daraufhin, was Gott denn im Gebet zu ihr sage. »Er sagt gar nichts«, erwiderte sie. »Er hört nur zu. Und wenn Sie das nicht verstehen, kann ich es Ihnen auch nicht erklären.«1

      DIE PRAXIS DES ERINNERNS

      Eine weitere Bedeutung von Sati, die nicht so oft mit Achtsamkeit assoziiert wird, ist »Erinnern«. Sie bezieht sich auf die Praxis, uns auf Heilsames zu besinnen, um uns auf dem Weg des Erwachens zu stärken. In den Texten gehören dazu sowohl die Tugenden von Buddha, Dharma und Sangha als auch die eigene Großzügigkeit und das eigene ethische Verhalten.

      Durch die Betrachtung der Qualitäten von Buddha, Dharma und Sangha können wir im Geist Vertrauen und Zuversicht erzeugen und unser eigenes Bemühen in einen größeren Zusammenhang stellen. Wir erinnern uns dabei daran, dass alles Auf und Ab der Praxis zu einer viel weiteren Reise gehört. In der Nacht seiner Erleuchtung überwand der Buddha Māras Armeen, das heißt: die Kräfte der Sinnesbegierde und der Abneigung, der Ruhelosigkeit und des Hochmuts. Sooft wir in unserem eigenen Geist mit diesen Kräften konfrontiert sind, sitzen auch wir unter dem Bodhi-Baum des Erwachens. Wir verstehen, dass das Ringen des Bodhisattva auch unser eigenes Ringen ist.

      Indem wir uns die ungeheure Bedeutung vergegenwärtigen, die dem Überwinden von engherzig und engstirnig machenden Gewohnheiten der Verführung innewohnt, erweitert sich unsere Perspektive. In der Umsetzung der befreienden Lehren des Buddha praktizieren wir den vom Buddha entdeckten Weg der Läuterung, den seither so viele gegangen sind.

      Zu den Sätzen, die mich besonders inspirieren, gehört die traditionelle Erklärung des Erwachens, die von Männern und Frauen gesprochen wird, wenn sie die Reise vollendet haben: »Es ist getan, was zu tun war.«

      Uns auf Buddha, Dharma und Sangha zu besinnen, erinnert uns daran, dass für uns Erwachen ebenso möglich ist. Zu dem Erinnerungsaspekt der Achtsamkeit gehört auch die Betrachtung unserer Selbstverpflichtung zu tugendhaftem Verhalten (Sīla auf Pali). Würdigen wir unsere Sīla-Praxis, stärkt dies unser Selbstvertrauen und unsere Selbstachtung. Wir erinnern uns daran, dass wir den Geist darin üben können, heilsame Handlungen von unheilsamen zu unterscheiden.

      Natürlich mischt sich manchmal auch unsere westliche Neigung zur Selbstkritik darunter. Als ich einmal in Burma praktizierte und eine Weile Schwierigkeiten hatte, empfahl mir mein burmesischer Meditationsmeister Sayadaw U Paṇḍita, über mein Sīla nachzudenken. Er wollte mich unterstützen, meinen Geist aufzuhellen und mehr Freude zu empfinden. Doch als ich hörte, ich solle über mein Sīla nachdenken, war mein erster Gedanke: »Was habe ich falsch gemacht?«

      Die meisten von uns erleben hin und wieder ethische Fehltritte. Doch unsere Bereitschaft, sie zu erkennen und uns dann wieder darauf auszurichten, weder andere noch uns selbst zu schaden, lässt uns weiter fortschreiten. Wie der Buddha sagte: »Denn es bedeutet Wachstum in der Disziplin der Edlen, wenn sie ihren Regelverstoß als solchen sehen und gemäß dem Dharma Wiedergutmachung leisten, indem sie künftig Zurückhaltung üben.« Dies ist ein sehr viel gesünderer und wohltuenderer Ansatz, als sich wegen vergangener Taten mit Schuldgefühlen zu grämen.

      DIE SPIRITUELLEN FÄHIGKEITEN AUSGLEICHEN

      Achtsamkeit bewirkt zugleich einen Ausgleich dessen, was der Buddha »die fünf spirituellen Fähigkeiten« nannte: Vertrauen/Glauben [engl. faith], Energie, Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit. Wir können unsere ganze spirituelle Reise auch als Stärkung und Ausgleich dieser Fähigkeiten betrachten. Achtsamkeit lässt uns bemerken, ob eine davon zu schwach oder übermäßig ausgeprägt ist, und schafft beispielsweise einen Ausgleich zwischen Vertrauen und Weisheit oder Energie und Konzentration. Haben wir zu viel Glauben, dann können wir dogmatisch werden und zu sehr von unseren eigenen Ansichten überzeugt sein. Wir sehen nur allzu oft, wie solch blinder Glaube in unserer Welt zu Konflikten und Leid führt.

      Solange Vertrauen nicht mit Weisheit einhergeht, kann es passieren, dass wir unsere Meditationserfahrungen überbewerten. Wir nennen diesen Zustand »Pseudo-Nirvāna«. Dann entwickelt sich zwar unsere Erkenntnisfähigkeit, aber in unserer Begeisterung vergessen wir, achtsam zu sein. Haften wir an diesen Zuständen an, werden die Einsichten verfälscht.

      Beschrieben СКАЧАТЬ