Название: Achtsamkeit Bd. 1
Автор: Joseph Goldstein
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783867287630
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Eine Möglichkeit, Unermüdlichkeit zu kultivieren, besteht darin, über den Sinn und Zweck unserer Praxis nachzusinnen und die ungeheure Kostbarkeit des Dharma zu erkennen. Recht verstanden ist der Dharma der Ursprung jeglichen Glücks. Ajahn Mun, ein hoch anerkannter Meditationsmeister der thailändischen Waldtradition, erinnert uns daran, dass ein Verständnis des Geistes einem Verständnis des Dharma entspricht und die Erkenntnis der tiefsten Wahrheiten des Geistes zur Erleuchtung führt.
Wir können unsere Unermüdlichkeit auch stärken, indem wir uns bewusst machen, wie selten wir in unserem Leben mit Lehren in Berührung kommen, die Herz und Geist befreien. Dilgo Khyentse Rinpoche, einer der großen tibetischen Dzogchen-Meister des vergangenen Jahrhunderts, erinnert uns daran mit den Worten:
»Fragt euch, wie viele der Milliarden von Erdbewohnern auch nur eine Ahnung davon haben, wie selten es ist, als Mensch geboren zu sein. Wie viele von jenen, die die Seltenheit der menschlichen Geburt begreifen, denken je daran, diese Chance zu nutzen, um den Dharma zu praktizieren? Wie viele von jenen, die daran denken, den Dharma zu praktizieren, tun es auch? Und wie viele von denen, die damit beginnen, machen auch weiter? … Doch wenn ihr einmal die einzigartige Möglichkeit erkannt habt, die das menschliche Dasein euch bietet, werdet ihr zweifellos mit aller Kraft danach streben, sie voll und ganz zu nutzen, indem ihr den Dharma praktiziert.«2
Diese Gedanken erzeugen große Achtung für den Dharma, für unsere Mitpraktizierenden und für uns selbst. Diese Achtung lässt uns in jedem Augenblick sorgfältiger und unermüdlicher werden.
BETRACHTUNG DER UNBESTÄNDIGKEIT
Wir können die Qualität der Unermüdlichkeit auch durch die Betrachtung der Vergänglichkeit aller Phänomene stärken. Betrachten wir nur all die Dinge, an denen wir anhaften – seien es Menschen, Besitztümer, Gefühle oder körperliche Zustände. Nichts von dem, was wir haben, niemand in unserem Leben und kein Geisteszustand ist frei von Veränderung. Nichts kann den universellen Prozess von Geburt, Wachstum, Verfall und Tod verhindern.
Solange wir die Wahrheit der Unbeständigkeit nicht wirklich verstehen, verbringen wir unser Leben und sogar unsere Meditationspraxis mit der Suche und dem Verlangen nach anderen Menschen, Besitztümern und Erfahrungen. Wir verheddern uns in all den Erscheinungen von Saṃsāra, den Zyklen von Geburt und Tod, und verfestigen dabei unser Empfinden eines Selbst. Da gibt es keinen Frieden.
Das Folgende ist ein Auszug aus Das Leben des Shabkar, einem Buch über die Lehren eines tibetischen Wander-Yogis aus dem 18. Jahrhundert. Es ist ein starkes Zeugnis über die Wahrheit der Veränderung:
»An einem anderen Tag ging ich zu einer blumenübersäten Wiese, um etwas frische Luft zu atmen. … Beim Singen, im Zustand des Gewahrseins der vollkommenen Sicht, bemerkte ich in der Fülle von Blumen, die sich vor mir ausbreitete, eine besondere Blume, die sich sanft auf ihrem langen Stängel wiegte und einen süßen Duft verströmte. Während sie sich von Seite zu Seite neigte, hörte ich im Rascheln ihrer Blütenblätter dieses Lied:
Hör mich an, Bergbewohner: …
Ich möchte deine Gefühle nicht verletzen,
Aber dir fehlt tatsächlich sogar das Gewahrsein
Von Vergänglichkeit und Tod,
Von der Verwirklichung der Leerheit ganz zu schweigen.
Wer dieses Gewahrsein hat,
Den lehren alle äußeren Phänomene Vergänglichkeit und Tod.
Ich, die Blume, werde dir, dem Yogi,
Jetzt einige hilfreiche Ratschläge
Über Tod und Vergänglichkeit erteilen.
Als Blume, die auf einer Wiese geboren wurde,
Erfreue ich mich vollkommenen Glücks
Mit meinen farbenfrohen Blütenblättern in voller Blüte.
Umgeben von einer Wolke eifriger Bienen,
Tanze ich fröhlich, sanft im Winde wiegend.
Wenn feiner Regen fällt,
Hüllen meine Blütenblätter mich ein;
Wenn die Sonne scheint, öffne ich mich wie ein Lächeln.
Im Augenblick sehe ich ganz gut aus.
Aber das wird nicht lange vorhalten,
Überhaupt nicht.
Unwillkommener Frost wird diese lebhaften Farben
Stumpf werden lassen,
Bis sie braun werden und ich verwelke.
Wenn ich daran denke, bin ich beunruhigt.
Später noch werden Winde –
Stürmisch und gnadenlos –
Mich auseinanderreißen,
Bis ich mich in Staub verwandele. …
Du, Einsiedler, …
Bist von der gleichen Natur.
Umgeben von einer Menge Schüler,
Erfreust du dich eines schönen Aussehens,
Dein Körper aus Fleisch und Blut ist voller Leben;
Wenn andere dich loben, tanzt du vor Freude; …
Im Augenblick siehst du ganz gut aus.
Aber das wird nicht lange vorhalten,
Überhaupt nicht.
Ungesundes Altern wird dich
Deiner gesunden Lebenskraft berauben;
Dein Haar wird weiß werden
Und dein Rücken krumm. …
Wenn die unbarmherzigen Hände
Von Krankheit und Tod dich berühren,
Wirst du diese Welt
Für das nächste Leben verlassen. …
Weil du, durch die Berge streifender Einsiedler,
Und ich, eine Bergblume,
Berg-Freunde sind,
Habe ich dir diese guten Ratschläge angeboten.
Dann verfiel die Blume in Schweigen.
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