Название: Buddha ohne Geheimnis
Автор: Ayya Khema
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783931274528
isbn:
Innere Steifheit ist auch ein Merkmal von Stolz. Ein solcher Mensch lässt nichts an sich heran und in sich herein, das sein mächtiges Ego gefährden könnte. Je größer das Ego ist, desto leichter stößt es an, desto weiter ist man vom inneren Frieden entfernt.
Fünftens jemand, mit dem man leicht sprechen kann:
der freundlich und zugänglich ist, nicht aufbraust, nicht gleich Rechtfertigungen und Entschuldigungen zur Hand hat, nicht rechthaberisch auf seiner Meinung herumreitet und mit jedem Wort sein Ego zur Schau stellen will, sondern jemand, der gut und voller Mitgefühl zuhören kann, der beseelt ist von innerem Frieden. Innerer Unfrieden nämlich sucht ein Ventil, er plagt einen ja, man will ihn loswerden, und so entlädt er sich unter anderem in Wortgefechten und führt zu Zank und Streit. Einer, mit dem leicht zu sprechen ist, wird sich auch weder besser noch geringer als andere dünken.
Eine Gruppe Mönche wurde auf einem Waldspaziergang von Räubern überfallen. Sie wollten einen von ihnen als Geisel nehmen, um ein hohes Lösegeld zu erpressen, und der Mönchsälteste sollte ihn bestimmen. Der aber schwieg. Das brachte den Anführer der Räuberbande in Rage, und er herrschte ihn an: »Antworte! Wen willst du mitschicken? Wenn du nicht antwortest, nehmen wir dich!« Der Mönch erwiderte: »Wenn ich einen nenne, hieße das, ihn geringer als die anderen zu bewerten. Wenn ich mich selber wähle, bewerte ich mich geringer. Ich kann keinen bewerten.« Dem Räuberhauptmann verschlug diese Antwort die Sprache, und schließlich nahm er keinen als Geisel.
Sechstens sanft und milde allen Lebewesen gegenüber:
das heißt, nicht aggressiv. Seit wir nicht mehr in Höhlen leben und mit Keulen aufeinander losgehen, toben wir unsere Aggressivität eher in Worten als in Tätlichkeiten aus, vor allem aber in Gedanken. Folglich muss sich Milde erst einmal in den Gedanken einnisten, um sich dann im Sprechen und Handeln kundzutun. Der Geist muss milde sein, und das heißt: keinem Wesen Harm zufügen, ob Mensch oder Tier oder Pflanze – auch sich selber nicht. Man fügt sich selber nämlich sehr viel Harm zu, wenn man Negatives in sich hereinlässt, wenn man stolz ist, in irgendeiner Weise aggressiv, voller Ablehnung, Widerstand und Unfrieden. Und das ist zu spüren.
Siebtens leicht befriedigt:
Zufrieden sein, das deutsche Wort macht es sinnfällig, führt zum Frieden. Es gibt kaum einen Menschen, der restlos zufrieden ist, jeder trägt sein Päckchen dukkha4 mit sich und hält auch noch daran fest, ist irgendwie mit seinem dukkha verhakt. Es gibt ihm Ich-Bestätigung: »Das ist mein Problem, mit dem bin ich wenigstens etwas interessanter, ohne Problem bin ich zu unscheinbar!«
Dazu eine nicht buddhistische Anekdote: Bei einem Erdbeben kamen viele Menschen ums Leben und erschienen nun vor den himmlischen Toren. Petrus ließ sie ein und forderte sie auf, es sich recht gemütlich zu machen, jeder solle sein Sorgenpäckchen vor sich hinstellen und sich wohlfühlen. Sorgen brauche man hier oben nicht mit sich herumzutragen. Er komme gleich wieder und werde dann jedem seinen Platz zuweisen. Er holte das große Buch, in dem ein jeder drinsteht, warf einen Blick hinein – und fing an, Entschuldigungen zu stottern: Sie alle seien aus Versehen in den Himmel gekommen, es sei noch gar nicht ihre Zeit, er müsse sie leider, leider wieder auf die Erde schicken. Aber da sie nun diese Ungelegenheiten gehabt hätten, stelle er ihnen frei, einfach irgendeines dieser Sorgenpäckchen mitzunehmen, es brauche nicht das eigene zu sein. Aber alle nahmen ihr eigenes wieder mit. »Gehört mir! Ist meines!«
Zum Zufriedensein gehört, dass man versteht loszulassen. So wie es ist, ist es, und schwierige Situationen treten nur auf, weil wir sie als Prüfung brauchen; hätten wir unsere Lektion schon gelernt, wären wir gar nicht in sie hineingeraten. »Leicht zufrieden zu stellen« bedeutet das innere Gefühl von Zufriedenheit und die Anspruchslosigkeit gegenüber äußeren Umständen. Wir müssen zum Beispiel nicht unbedingt und überall so wohnen, essen, arbeiten, reisen, wie wir es gewohnt sind. Sehr viele Menschen sind von äußeren Umständen bis zur Unbeweglichkeit abhängig; sie gehen gar nicht erst dorthin, wo sie ihren gewohnten Komfort nicht vorfinden würden.
Es bezieht sich ferner auf den Umgang mit Menschen; je weniger Vorurteile, Wünsche, Erwartungen einer hat, desto leichter ist er zufrieden zu stellen – einschließlich der Erwartungen an sich selber; am engsten muss ich schließlich mit mir zusammenleben. Und wenn wir mit diesem einen, den wir »Ich« nennen, keinen Frieden halten können – woher soll dann Frieden kommen? Das Wort »Frieden« wird ja für alle möglichen, sogar reaktionäre Demonstrationen benutzt und oft missbraucht. Wer will denn den Frieden? Der friedlose Mensch will den Frieden! Wenn er dem Dhamma5 folgt, dann wird er Frieden finden. Und je mehr Frieden einer im eigenen Herzen hat, desto mehr Menschen um ihn herum kann er erreichen, desto weiter kann dieser Frieden ausstrahlen.
Eng zusammen mit leicht zufrieden zu stellen hängt achtens bedürfnislos sowie neuntens genügsam:
Wer leicht zufrieden zu stellen ist, begehrt weder neue Sachen noch neue Sinnesbefriedigungen, solange das, was er hat, seinen Zweck erfüllt. Er muss also auch nicht Zeit, Geld und Gedanken darauf verwenden, sich Neues zu beschaffen. Der Genügsame hat Achtung vor der Arbeit, die in einen Gegenstand hineingesteckt worden ist, und behandelt ihn respektvoll, bis er endgültig ausgedient hat.
Wir schneiden zum Beispiel aus unseren aufgetragenen Mönchs- und Nonnenroben noch verschiedene Tücher heraus, so auch eins zum Daraufsetzen. Wenn es dafür dann nicht mehr taugt, tut es noch als Fußlappen seinen Dienst. Man versucht in buddhistischen Klöstern alles bis zum Letzten zu verwenden.6
Zehntens nicht in zu viel Aktivitäten verwickelt:
Sonst hat man keine Zeit für sich selber, keine Zeit für Meditation und Kontemplation und kann unmöglich Liebe im Herzen entwickeln und in sich selber Frieden finden. Aber viele haben Angst davor, mit sich allein zu sein, sich einmal wirklich kennen zu lernen. Ihre Ruhelosigkeit ist ein Zeichen dafür, dass sie keinen Frieden in sich gefunden haben, und müsste eigentlich ein Anstoß sein, ihn umso nachdrücklicher zu suchen, statt der Ruhelosigkeit nachzugeben. Sie kann sich auch als Kummer und Leid äußern, als Aggression und Widerstand. Für die Flucht in Aktivitäten gibt es im Eng- lischen ein treffendes Wort: »workaholic«. Wir nennen es »Arbeitssucht«.
Elftens jemand, dessen Sinne beruhigt sind:
Man will, was man mit den Sinnen wahrnimmt, nicht gleich besitzen, braucht nicht zu vergleichen, ob das, was man hat, minderwertiger ist als das, was man sieht, braucht sich nicht zu erregen, wie schön/gut oder wie scheußlich etwas aussieht, klingt, riecht, schmeckt, sich anfühlt. Die Sinne sind beruhigt, und Ruhe bedeutet Frieden, und Frieden bedeutet Glück.
Sehen ist übrigens die stärkste Sinnesfunktion; was wir sehen, macht uns am meisten zu schaffen. Das steckt auch hinter dem Anschauungsunterricht: Der Text dringt viel stärker ein, wenn er bebildert ist.
Zwölftens klug, von klarem Verstand:
Wir sind ja nicht von Natur aus klug oder dumm. Intelligenz kann man kultivieren. Ohne ein verstandesmäßiges Erfassen der Lehre wird sich keiner der Mühsal unterziehen, sie zu praktizieren. Intelligenz hilft uns, Dinge zu durchschauen. Und wenn wir verstehen, was mit uns los ist, haben wir schon den ersten Schritt zur Änderung getan.
Dreizehntens nicht dreist, nicht angriffslustig:
Auch Angriffslust hat ihren Ursprung in eines СКАЧАТЬ