Namen machen Leute. Gabriele Rodríguez
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Название: Namen machen Leute

Автор: Gabriele Rodríguez

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783831257935

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СКАЧАТЬ »schwarzen«, »weißen« oder »Latino- Namen« gemacht, aber auch schon zwischen »intelligenten« und »weniger intelligenten«. Sei es in der Schule, bei Bewerbungen, aber auch in der Behandlung durch Behörden – eine so eingefahrene wie üble Tradition, die nun ebenso immer mehr zu uns herüberschwappt. Leider.

      Ich bekam vor einiger Zeit eine Anfrage zum afroamerikanischen männlichen Vornamen Latrell. Die Mutter ist Deutsche, ihr Mann Afroamerikaner. Das Kind bekam den Vornamen Latrell, einen typisch »schwarzen« Namen. Die Mutter wollte ihrem Sohn noch den Zweitvornamen Justin geben. Da legte der Vater ein Veto ein. Er sagte: »Ich gebe meinem Kind doch keinen weißen Namen!«

      Das war meine erste Konfrontation mit den Begriffen »weiße« und »schwarze« Vornamen. In meiner Bibliothek habe ich inzwischen aber ein amerikanisches Buch mit dem Titel »Black Names«. So ganz akut wird es wohl in Deutschland nicht werden. Allerdings höre ich dann schon mal von deutsch-afrikanischen oder deutsch-afroamerikanischen Eltern: »Ich kann meinem Kind, das schon durch sein Äußeres auffallen wird, nicht einen normalen deutschen Vornamen geben. Bei ›Keshia‹ für ein Mädchen passt der ursprünglich afroamerikanische Name auch für ein afrodeutsches Mädchen.«

      Ich wurde schon einige Male von der Kriminalpolizei gebeten, ein Gutachten zu schreiben, um über den Vornamen Aufschluss zum Täter zu bekommen. So gab es eine Anfrage zum Vornamen Justin. Bekannt war der Vorname nur vom Hören. Vermutet wurde ein ausländischer Hintergrund (Russlanddeutsche). Ich helfe natürlich immer gern, aber dass ein Name Aufschluss geben soll, wie kriminell jemand ist, das erscheint mir doch als sehr gewagt.

      Auch bei der Partnersuche haben es Männer mit dem »falschen« Vornamen schwerer. Befragungen bei Dating-Portalen zeigen, dass Männer mit positiv assoziierten Vornamen, wie zum Beispiel Alexander, eher beachtet werden als solche mit negativ assoziierten, wie zum Beispiel Kevin.

      In einer Studie der Humboldt-Universität Berlin wurden im Jahr 2011 die Daten von 900 Mitgliedern des Datingportals »eDarling« ausgewertet. Mit dem Ergebnis, dass Profile mit »attraktiven« Namen häufiger angeklickt werden als solche mit »unattraktiven«. Einziger Trost für die »Kevins«: Den Frauen geht es nicht besser. Die fünf Namen mit den besten Chancen beim anderen Geschlecht waren: Felix, Paul, Lukas, Jens und Tim sowie Hannah, Lena, Katharina, Claudia und Sophie.

      Kevin (unattraktiv)

      Tim (attraktiv)

      Informationen darüber, wie Sie Onogramme lesen und wie sie enstehen sowie die Onogramme der häufigsten deutschen Namen finden Sie ab Seite 228.4

      Die Assoziationen, die ein Vorname bei der Partnerwahl auslösen kann, nahm schon 1895 der irische Schriftsteller Oscar Wilde in seiner Komödie »Bunbury« aufs Korn. Sie trägt im Original den eindeutigeren Titel »The Importance of Being Earnest« – in etwa: »Von der Wichtigkeit, Ernst zu sein«. Der Doppelsinn des Vornamens Ernst und des Adjektivs »ernst« ist auch ins Deutsche übertragbar.

      Lesen Sie hier eine der entscheidenden Stellen des Stücks:

       JACK: Aber du willst doch nicht behaupten, dass du mich nicht lieben könntest, wenn ich nicht Ernst hieße?

       GWENDOLEN: Aber du heißt doch Ernst.

       JACK: Ja, das weiß ich. Aber nehmen wir mal an, ich hieße nicht so? Willst du behaupten, du könntest mich dann nicht lieben?

       GWENDOLEN: (schlagfertig) Ah! Das ist offenkundig reine metaphysische Spekulation, und wie die meisten Spekulationen dieser Art hat sie sehr wenig mit den Tatsachen des Lebens, so wie wir sie kennen, zu tun.

       JACK: Offen gestanden, mein Engel, hänge ich nicht besonders an dem Namen Ernst – ich finde, der Name steht mir überhaupt nicht.

       GWENDOLEN: Er steht dir ausgezeichnet. Das ist ein göttlicher Name. Er hat seine ganz eigene Musik. Er schwingt.

       JACK: Nein, wirklich, Gwendolen, ich finde schon, es gibt eine Menge anderer, viel hübscherer Namen. Ich finde Jack zum Beispiel sehr charmant.

      GWENDOLEN: Jack? – Nein, in dem Namen Jack steckt nur sehr wenig Musik, wenn überhaupt. Er packt einen nicht. Er löst keinerlei Schwingungen aus – ich habe mehrere Jacks gekannt, und alle waren sie ausnahmslos fade. Außerdem ist Jack nur der abgeschmackte Hausname für John. Und ich bedaure jede Frau, die mit einem Mann namens John verheiratet ist. Wahrscheinlich wird sie nie Gelegenheit haben, das hinreißende Vergnügen zu genießen, auch nur einen winzigen Augenblick allein zu sein. Der einzig wirklich sichere Name ist Ernst.

       (…)

       GWENDOLEN: Die Geschichte deiner romantischen Herkunft, so wie Mama sie mir, mit einigen unangenehmen Bemerkungen versehen, mitgeteilt hat, hat natürlich die innersten Fasern meiner Seele angerührt. Dein Vorname übt eine unwiderstehliche Faszination auf mich aus. (…)

      1 Vgl. »Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose«, von Oliver Trenkamp, Spiegel Online, 16. September 2009

      2 Vgl. »Why it’s hard to be a Kevin in France«, www.bbc.com vom 19. März 2017

      3 Vgl. »Die Top-Vornamen mit Flirt-Garantie«, Bild, 14. September 2011

      4 Quelle: Thomas Liebecke, www.onomastik.com

      DIE ALTEN GERMANEN – WARUM WIR NAMEN HABEN

      Der Vorname ist noch wichtiger als der Nachname. Während man den Nachnamen (das gilt natürlich vor allem für Frauen) im Laufe seines Lebens schon mal wechselt, bleibt der Vorname ein lebenslanger Begleiter. Er liegt quasi »direkt auf der Haut« und ist immer da. Wenig im Leben ist dem Menschen so treu, so dauerhaft und nachhaltig wie der eigene Vorname. So eine Beziehung prägt natürlich.

      Wie entwickelten sich nun die Vornamen? Im Prinzip gibt es Namen, seit es Menschen gibt und seit sie miteinander sprechen. Selbst Tiere pflegen eine gewisse Ansprache, wobei es zu weit führt, da von Namen zu sprechen. Aber auch sie können sich über Laute verständigen und der »angesprochene« Artgenosse weiß dann, dass er gemeint ist.

      Geht man also davon aus, dass mit der Entstehung von Sprachen auch Namen entstanden, so haben wohl auch schon die Höhlenbewohner Namen gehabt. Davon ist in der Forschung aber wenig bekannt. Die Ersten, die über Namen in unserem heutigen Sinne verfügten, waren wohl die Chinesen. Sie waren auch die Ersten, die Familiennamen trugen. Zumindest kommt der älteste bezeugte Name der Welt aus China, es ist der des Urkaisers »Fu Xi«, der laut dem britischen Sinologen James Legge im Jahr 3322 v. Chr. geboren wurde. So verwundert es nicht, dass es auch die Chinesen waren, die als Erste ein veritables Namensystem erschufen.

      In der Shang-Dynastie (16. – 11. Jahrhundert v. Chr.) führten sie eine Art Nachnamen ein, indem die Angehörigen des Kaiserhauses den Namen ihres Herrschers als Beinamen annahmen. So ist etwa der Beiname »Yin« als einer der ältesten schon in der Shang-Dynastie (16. Jahrhundert – 11. Jahrhundert v. Chr.) bezeugt. Die Herrscher der Zhou-Dynastie (1122/1045 – 770 v. Chr.) СКАЧАТЬ