Название: Die Ewigkeit ist jetzt
Автор: Ayya Khema
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783931274641
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Stellt euch vor, ihr wäret eine Woche lang in einem leeren Zimmer, ganz allein. Die Menschen halten das für eine furchtbare Zumutung – zu Recht, denn der Geist weiß damit nicht umzugehen. Genau wie der Körper verlangt er dauernd nach Nahrung. Er braucht Anregung, weil er sich selbst nicht genug ist. Das ist eine weitere Entdeckung, die wir in der Meditationssitzung machen können.
Gedanken sind unbeständig. Sie kommen und gehen. Sie bleiben nicht da – genau wie der Atem. Wenn ihr ganz aufmerksam seid, könnt ihr feststellen, wie sie auftauchen. Ihr könnt sicher ihr Verschwinden beobachten, denn das ist einfach. Das Auftauchen dagegen ist etwas schwerer zu erkennen. Aber ihr könnt keinen dieser Gedanken festhalten.
Unbeständigkeit und Besitzlosigkeit: Aber eigentlich wollt ihr all diese Gedanken gar nicht behalten, weil sie es nicht wert sind. Nur ganz wenige Gedanken sind etwas wert, weshalb soll man sie alle also festhalten? Warum soll man versuchen zu denken: «Das bin ich»? Warum nicht einsehen, dass es da nur ein natürliches Kommen und Gehen gibt? Und wie ist es mit dem Körper? Bin das wirklich ich? Zugrunde liegt ein natürliches Entstehen (durch Empfängnis) und ein natürliches Vergehen (durch den Tod). Ein Naturgesetz und eine universelle Tatsache, die unser Ego nicht wahrhaben will.
Ich-Bezogenheit oder Hochmut bedeutet nicht, dass wir allesamt eingebildete Menschen sind. Hochmut heißt lediglich, dass wir nicht erleuchtet sind. Nur Arahants sind frei von Ich-Bezogenheit. Wir betrachten uns selbst und die Welt von einem Ich-Standpunkt aus, und darum erscheinen andere Menschen und die Welt oft als so bedrohlich. Dieses Ich ist zerbrechlich und sehr verletzlich.
Alle jene Gedanken, die in unserer Meditation auftauchen, schenken uns Einsicht in uns selbst, in die Vergänglichkeit dieser Erscheinung von Körper und Geist. Wir sehen, dass wir nicht ihr Eigentümer sind. Wären wir wirklich die Besitzer unserer Gedanken, wären wir dann nicht lieber Besitzer von etwas Wertvollerem? Niemand legt Wert darauf, alten Krempel zu besitzen. Wir alle versuchen wertvolle Dinge zu besitzen. In der Meditation findet man heraus, dass Gedanken nichts Wertvolles sind.
Drittens können wir aus dieser Gedankenaktivität lernen, dass es sich hier um Dukkha handelt, um Unerfülltheit. Dukkha bedeutet nicht nur Leiden. Dukkha bedeutet auch Unbefriedigtsein, Unerfülltheit. Dieser viel umfassendere Begriff charakterisiert alles, was uns widerfahrt, sogar das Allerangenehmste – denn alles ist vergänglich. Das Unbefriedigende unseres Denkprozesses wird im Lauf der Meditation ganz deutlich, weil wir uns ja eigentlich sammeln wollen. Und dennoch sitzen wir da und denken.
Durch persönliche Erfahrung gewinnen wir Einsicht in die Vergänglichkeit, die Unerfülltheit und das Nicht-Selbst. Niemand kennt diese drei, solange er sie nicht selbst erfahren hat. Diese drei Wörter werden den meisten von euch geläufig sein. Doch wahrhaft begreifen könnt ihr sie nur durch direkte innere Erkenntnis. Obwohl wir sie in jedem einzelnen Moment erleben, schenken wir ihnen im Allgemeinen viel zu wenig Aufmerksamkeit.
Wir sterben ja auch in jedem Augenblick, aber wir merken auch das nicht. Dazu ist große Achtsamkeit erforderlich, die wir durch den Meditationsprozess erlernen können. Schaut genau hin und entdeckt, welche Qualität der Unzulänglichkeit dem Denkprozesses innewohnt.
Wir alle können die Realität erfahren – können erfahren, wie die Dinge wirklich sind –, wenn wir unsere Achtsamkeit bis zu dem Punkt ausweiten, an dem wir sie tatsächlich zu erkennen vermögen. Wir können genau das erfahren, worüber der Buddha gesprochen hat, aber wir müssen voll und ganz erfassen, was es bedeutet. Es bringt nichts, dazusitzen und zu denken: «Hätte ich doch bloß keine Gedanken.» Oder: «Wie gern wäre ich gesammelt.» Oder: «Wenn es doch nicht so schwer wäre.» Oder: «Wenn doch mein rechtes Bein nicht so schmerzen würde.» Das sind Träume und Hoffnungen. Wenn wir den Dingen auf den Grund gehen wollen, können wir es uns nicht leisten, zu wünschen und zu hoffen.
Der Buddha hat gesagt, wir alle seien krank und das Dhamma sei das Heilmittel. Manchmal wurde er als der «Große Arzt» bezeichnet. Wie bei jeder anderen Arznei genügt es allerdings nicht, von ihr zu wissen oder nur den Beipackzettel zu lesen. Letzteres haben die Menschen nun schon viele tausend Jahre lang getan. Jetzt müssen wir aufhören, nur die Aufschrift zu lesen, und die Pille zu schlucken. Das fällt gar nicht so schwer, sobald uns klar ist, welchen Unterschied dies macht.
Wenn das Sitzen in ein und derselben Position unangenehme Empfindungen hervorruft, wird der Geist sofort Widerstand dagegensetzen. Sogleich sagt er: «Das mag ich nicht. So etwas Unangenehmes. Das schaff ich keine zehn Tage. Ich brauche einen Stuhl.» Oder: «Wie töricht, so zu sitzen.» Oder: «Das ist es doch gar nicht wert. Die ganze Meditation kann doch diese Mühsal nicht aufwiegen.» Oder was auch immer sonst uns der Geist zu erzählen versucht. Er kann uns viel erzählen. Er kann uns von jedem erdenklichen Gegenstand erzählen und diesen von allen Seiten betrachten. Eine beliebte Technik beleuchtet zuerst die Vorzüge einer Sache und dann ihre Nachteile. Jeder Geist kann das. Unser Geist kann alles mögliche plappern.
Sitzt nicht da und denkt: «Ich mag das nicht, in meinem rechten Bein, meinem Rücken, meinem Nacken» – oder wo auch immer – «spüre ich solch ein Unbehagen.» Nein. Nutzt jede aufkommende Empfindung als Mittel zur Einsicht. Empfinden ist die Grundlage unseres Lebens. Die Art, wie wir reagieren, entsteht durch den Kontakt, den unsere Sinne herstellen. Wir sehen, hören, riechen, schmecken und berühren; und natürlich denken wir auch. Der Buddha hat das Denken als den sechsten Sinn bezeichnet, und auch wir reden manchmal bei bestimmten Gedanken vom sechsten Sinn. Wären wir etwa blind, würden wir die Welt auf eine andere Art erfahren. Wären wir taub, so wäre sie wiederum anders. Das Gleiche gilt für alle übrigen Sinne. Wenn aber all unsere Sinne in Ordnung sind, treten wir durch sie zur Welt in Kontakt, und daraus erwachsen Empfindungen. Daran ist nichts zu ändern. Diese Sinneskontakte finden unweigerlich statt. Auch ein Arahant hat Empfindungen, und zwar drei Arten: angenehme, unangenehme oder neutrale. Wir alle haben sie. Die neutralen werden uns nicht bewusst, weil wir nicht aufmerksam genug sind. Wir verfügen noch nicht über genügend Achtsamkeit. Ganz sicher nehmen wir aber die angenehmen Empfindungen und Gefühle wahr, schwelgen in ihnen und suchen nach Mitteln und Wegen, sie aufrechtzuerhalten. Die gesamte Weltwirtschaft ist darauf angelegt, angenehme Empfindungen zu wecken und die Menschen dahin zu bringen, dass sie mehr davon haben wollen. Würden alle dies ablehnen, wäre dies gleichbedeutend mit dem Zusammenbruch weiter Teile der Wirtschaft. Angenehme Empfindungen werden durch warmes Wasser, Kühlschränke, Ventilatoren, verschiedenerlei Nahrungsmittel, bessere Matratzen und vieles mehr ausgelöst.
Jeder hat Empfindungen – angenehme, unangenehme und neutrale. Sie treten in rascher Folge auf. Die meisten Menschen versuchen ihr ganzes Leben lang, angenehme Empfindungen festzuhalten und die unangenehmen zu vermeiden. Sie kämpfen einen aussichtslosen Kampf. Niemand kann die angenehmen Gefühle festhalten. Niemand kann auf Dauer den unangenehmen entgehen. Mit fortschreitendem Alter nehmen die unangenehmen körperlichen Empfindungen zu, wie manche schon feststellen konnten. Niemand ist davon ausgenommen. Das ist ein Naturgesetz. Der Tod ist eine Gewissheit und sehr oft mit außerordentlich unangenehmen Empfindungen verknüpft. Aber diese unangenehmen Empfindungen beschränken sich keineswegs auf Alter und Tod. Selbst junge, kräftige Menschen haben unangenehme körperliche und emotionale Empfindungen.
Wenn es uns gelingt – und sei es auch nur für eine Meditationssitzung –, einmal stillzuhalten und hinzusehen, vor dem Unangenehmen nicht wegzulaufen und nicht nach dem Angenehmen zu trachten, werden wir sehr viel über uns selbst in Erfahrung bringen. Betrachten wir die unangenehmen Empfindungen, die bei den meisten Menschen während der Sitzungen auftreten, so ist dies eine Möglichkeit zu sehen, wie wir reagieren. Man möchte sich dieser unangenehmen Empfindungen entledigen. So kommt es zu einer spontanen, impulsiven Reaktion, und man bewegt СКАЧАТЬ