Название: Chronik von Eden
Автор: D.J. Franzen
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783957771285
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»Holen wir sie da raus. Retten wir Gottes letzte Kinder.«
Papa hatte sich noch einmal am Fleisch eines der anderen gestärkt, aber es war zu spät. Das warme Rote war entkommen. Er hatte es noch ganz in der Nähe spüren können, war seinem Instinkt gefolgt und dennoch zu langsam gewesen. Ein merkwürdiges Ding, das einem Auto ähnelte, war mit dem warmen Roten weggefahren. Er war sich nicht sicher, aber konnte es sein, dass da plötzlich sogar mehr warme Rote drin gewesen waren? So schnell er konnte, war er dem Weg gefolgt, den die Häuser ihm freigaben, suchte im hellen Leuchten, dass ihm jetzt nicht mehr solche Probleme bereitete. Ja, es waren mehrere warme Rote in diesem Auto. Sie fuhren auf eine Gruppe anderer Dunkler zu, schleuderten einige von ihnen zur Seite und verschwanden schließlich.
Knurrend starrte Papa ihnen hinterher. Die Stärke, die er aus den anderen gewann, die so waren wie er, hielt nicht lange vor. Lag es am hellen Leuchten oder daran, dass die anderen dunkel und kalt waren? Ein Problem, das ihm ein diffuses Unbehagen bereitete, für das sein Bewusstsein kein Wort fand. Er wurde sich der Präsenz der anderen bewusst, die hinter ihm standen. Sie blickten ihn dumpf an, schienen auf etwas zu warten.
Auf ihn?
Auf eine … Entscheidung?
Verwirrende Eindrücke, Bilder und Gedankenfetzen schossen durch sein Bewusstsein. Eindrücke, die mit merkwürdigen Worten wie Führerschaft, Krieger und Jagd einhergingen.
Was hatte das alles zu bedeuten?
Ein dumpfes Pochen machte sich in seinem Kopf breit. Er kniff die Augen zusammen, versuchte das dunkle Heiße und die Gier in seinem Inneren zu kontrollieren, welche die Eindrücke und Worte, die in seinem Kopf kreisten, immer und immer wieder anfeuerten. Waren ihm die anderen gefolgt, als er das warme Rote gejagt hatte? Warum waren sie dann nicht einfach weitergelaufen? Warum hatten sie ihre Hatz aufgegeben?
Das Pochen in seinem Kopf wurde schlimmer, denken war schwer, so schwer, aber es musste sein, er spürte es, weil hinter diesem Pochen die Antworten lagen, die ihn zu seinem Ziel führen würden, das warme Rote endlich essen zu können, um endlich die Macht wahrer Kraft zu erlangen …
Krieger!
War das die Antwort?
Was waren Krieger?
Papa öffnete die Augen, sah die anderen immer noch hinter sich stehen.
Abwartend.
Waren das Krieger?
Würden sie für ihn das rote Warme kriegen, ihm bringen, damit er es essen konnte?
Das Pochen ließ nach.
Die Gier gab ihm die Antwort.
Er ging auf die anderen zu, durch die das warme Rote eben gefahren war. Er griff nach dem Erstbesten, trieb seine Zähne in den Hals des anderen, riss ein Stück heraus und warf ihn mit einer verächtlichen Geste hinter sich. Er kaute, schluckte, nahm sich den nächsten, biss wieder zu, kaute, schluckte, schleuderte den Körper zur Seite ... dann blieb er stehen und drehte sich um. Die, die ihm gefolgt waren, rissen die anderen in Stücke. Sie folgten seinem Beispiel.
Die Starken fraßen die Schwachen.
Das war gut, dennoch machte sich ein warnendes Gefühl in Papa breit.
Seine Krieger durften nicht stärker werden als er, weil sonst seine Führerschaft in Gefahr wäre. Wenn seine Krieger zu stark werden würden, dann würde er seine Macht über sie verlieren, dann könnten sie das warme Rote für sich alleine kriegen, und das wäre nicht gut.
Papa beobachtete das Gemetzel seiner Krieger unter den Schwachen, sah, wie einer von ihnen die anderen zur Seite drängte, um selber mehr von der Kraft zu bekommen.
Das war gut und nicht gut zugleich.
Papa folgte einer Eingebung, die ihm die Gier einflüsterte, ging auf den anderen zu, riss ihn vom Körper eines Schwachen weg. Knurrend hob der andere seinen Blick, fletschte die Zähne. Die restlichen Krieger hielten inne. Getrieben von der Gier nach Macht griff Papa blitzartig nach dem Gesicht des gefährlichen Kriegers, drückte seine tumben Finger in die Augen seines Gegners. Die Hände des Kriegers suchten haltlos nach Papa, versuchten ihn zu treffen, aber Papa beugte sich zurück, trieb seine Finger noch tiefer in den Kopf des anderen … dann ließ er los.
Der geblendete Krieger torkelte hilflos, wankte auf der Suche nach seinem Gegner über die Straße. Papa wartete einen Moment, so wie es ihm die Gier in seinem Inneren riet.
Die anderen seiner Krieger standen reglos da.
Dann ging er auf den Geblendeten zu, riss dessen Kopf an den Haaren nach hinten, trieb seine Zähne in dessen Hals und warf ihn dann achtlos beiseite.
Die anderen Krieger verstanden.
ER war ihr Anführer.
Wer nicht folgte, war nur eine Kraftquelle.
Nach wenigen Augenblicken war der Aufmüpfige nur noch ein Bündel aus zuckendem Fleisch unter einem Wust aus beißenden und krallenden Leibern. Ein Gefühl der Zufriedenheit machte sich in Papa breit, ein Gefühl der Macht. Ein gutes Gefühl, wie ihm die Gier bestätigte. Jetzt hatte er die Macht über die anderen. Nun musste er nur noch herausfinden, wo sich das warme Rote versteckt hatte. Mit neuer Kraft ging er den Weg entlang, den das warme Rote genommen hatte. Seine Krieger folgten ihm.
Keiner von ihnen bemerkte die schattenhafte Gestalt, die sich in einem dunklen Hauseingang versteckt hielt und das Geschehen beobachtet hatte. Ja, die Gier des Menschen war stark, selbst im Angesicht des Einen.
Und die Gier machte sie zu perfekten Werkzeugen für ihn.
Kapitel VII - Der dunkle Mann
In dem Keller der Kirche war es dunkel. Jonas hatte das Licht der Propangaslampe soweit wie möglich heruntergedreht und nur ein schwacher Schimmer, nicht mehr als ein Feuerzeug vielleicht hergeben mochte, erhellte ihren Zufluchtsort, ließ die Schatten in den Ecken tanzen. Sie brauchten nicht mehr Licht. Wo sollten sie auch hingehen, was sollten sie auch sehen? Der Kellerraum der Kirche war eine Rumpelkammer, in der alles Mögliche lagerte, was nicht unbedingt gebraucht wurde, aber auch zu schade zum Wegwerfen gewesen war.
Jonas stand in der Mitte des Raumes und sah sich um. Die anderen schliefen. Er sah in dem schwachen Licht Rosi und Peter, die beiden Geschwister. Sie lagen nahe der hintersten Ecke des Raumes, neben einem alten Holzregal. Eng umklammert schliefen sie. Michael und Gerhard schliefen im Sitzen. Sie hatten sich an die Seite der nach oben führenden Steintreppe gelehnt. Jonas lauschte in die Stille. So, wie es nur einer konnte, der so war wie er. Oder Rosi. Oder Gerhard. So wie sie alle waren.
SIE waren noch da.
SIE waren noch da oben.
Er hörte IHR Knirschen und wusste zugleich, dass es sonst niemand hören konnte, der nicht so wie er war.
SIE genossen das Dämmerlicht in der Kirche, weil ihnen das Tageslicht die Kraft nahm.
Jonas seufzte.
Hoffentlich kam Frank bald. Und hoffentlich würde er sich vorher nochmal bei ihm melden, damit er ihn warnen konnte.
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