Название: Chronik von Eden
Автор: D.J. Franzen
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783957771285
isbn:
Seine Reservemagazine!
Die lagen gut verstaut auf dem Beifahrersitz seines Wagens und der Hausmeisterzombie kam unaufhaltsam näher, rannte beinahe schon, wobei diese Dinger doch im Hellen gar nicht rennen konnten! Oder etwa doch?
»Lauf!«, keuchte Frank.
»Ab...«
»LAAAAUF!«
*
Die Gier war gut.
Die Gier nach mehr, mehr und nochmal mehr von allem sorgte dafür, dass er an Kraft gewann, die Gier war der Motor des Lebens, was immer das auch bedeuten mochte, war die Waffe, die ihn auf der Jagd nach dem warmen Roten allen anderen überlegen machen würde. Und wenn er sich ihr ergab, würde sie ihm helfen, das warme Rote ganz für sich alleine zu haben, es mit niemandem teilen zu müssen, es ganz alleine verschlingen zu können … Ja, die Gier war gut.
Es war kein richtiges Verstehen, das Papas Bewusstsein durchflutete. Es war eher ein animalischer Instinkt, der ihn antrieb. Immer und immer wieder biss er in den Leib des anderen, der nicht verstand, was da geschah, schlang große Bissen seines dunklen und kalten Fleisches herunter. Als andere Hände und Gesichter hinzukamen, schlug und biss Papa um sich, verteidigte seine Quelle der Kraft, die um so vieles schwächer war, als es das warme Rote versprach, und ihm doch zumindest etwas von der dringend benötigten Kraft gab, die ihn am Leben erhielt. Das Getümmel aus verzerrten Gesichtern, Armen, Beinen und Leibern wurde immer dichter. Schließlich lagen von dem anderen nur noch Fetzen seines Leibes auf dem Boden. Sein Kopf, aus dem die Augen immer noch verständnislos in das helle Leuchten blickten, kullerte über den Boden.
Papa spürte etwas.
Etwas war hinter ihm.
Er erhob sich, sah sich um … war sein Blick schärfer? Er konnte trotz des hellen Leuchtens klarer sehen. Das war gut, das war … das warme Rote! Da hinten! Ganz weit weg von dem Auto. Und es war nicht alleine! Es hatte ein anderes warmes Rotes dabei!
Langsam wandte Papa sich vollends um.
Sein Hunger war gestillt, aber die Gier und das dunkle Heiße brannten heller in ihm, als das Leuchten, das ihm so in den Augen und auf dem Körper brannte. Er ging auf das warme Rote zu. Oh, das war gut! Er spürte, dass seine Beine an Kraft gewonnen hatten, wie er immer schneller wurde, beinahe zu fliegen schien. Fliegen? Was war Fliegen? Egal! Was immer es auch war, es brachte ihn schneller zum warmen Roten. Die Gier trieb ihn an, die Gier ließ ihn fliegen …
Die Gier war gut!
*
Frank und Sandra bogen bei der ersten Möglichkeit nach links in Richtung Rheinufer ab. Sie waren etwa die Hälfte des Weges bis zur nächsten Einmündung gekommen, als Sandras Rucksack riss. Rutschend kam sie zum Stehen. Frank bremste ebenfalls seinen Lauf. Er sah die Straße hinunter … und da kam er schon. Dieser hartnäckige Zombie, den er in seinen panikerfüllten Gedanken Hausmeister Krause getauft hatte, um seine Angst daran zu hindern, ihn erstarren zu lassen wie ein Reh, das auf einer nächtlichen Straße in das Scheinwerferlicht eines Autos blickte.
Der Zombie war schnell.
Schneller als er eigentlich sein durfte.
Sandra zögerte. Frank lief die wenigen Schritte zu ihr zurück, riss sie an der Schulter.
»Komm! Lass liegen!«
Der Zombie war noch knapp siebzig Meter entfernt. Kurz darauf kamen weitere aus der Seitenstraße. Ebenfalls viel schneller, als Frank oder Sandra die Reanimierten je erlebt hatten.
»Haken schlagen!«, rief Frank und rannte nach rechts eine Seitenstraße rein. Nach knapp sechzig Metern hielt er sich links. Jeder Atemzug brannte ihm in der Lunge, in seinen Beinen breitete sich der heiße Schmerz der ungewohnten Anstrengung aus. Wann war er zuletzt gerannt oder zumindest mal etwas länger zu Fuß gegangen, anstatt sein Auto zu benutzen? Sandra blieb mit ihm auf einer Höhe, obwohl sie ihn mit Leichtigkeit hätte überholen können. Immerhin trug sie jetzt keinen provisorischen Rucksack mehr. Frank verdrängte den bösartigen Gedanken. Sie atmete viel gleichmäßiger als er, so als wäre sie es gewohnt, um ihr Leben zu laufen. Da hätte auch der Rucksack keinen Unterschied mehr gemacht. Die beiden warfen im Laufen einen Blick zurück. Der Hausmeisterzombie rannte gerade um die Ecke. Von seinen Gefährten war noch nichts zu sehen.
»Links«, rief Sandra.
Frank, der eigentlich weiter geradeaus wollte, schaffte es strauchelnd, die Richtung zu wechseln. Sie rannten die Straße an einem Reihenhaus vorbei. Autowracks standen quer, Mülltonnen lagen auf der Straße. Immer wieder mussten sie ihr Tempo kurz zügeln, um über Hindernisse zu klettern, die zu hoch waren, um sie einfach aus vollem Lauf zu überspringen. Hoffentlich hielt sich hier kein weiterer Zombie versteckt.
Am Ende der Straße wagten beide eine kurze Verschnaufpause. Der Hausmeister und seine Kumpane waren immer noch hinter ihnen her. Aber der Abstand schien gleich geblieben zu sein. Die Hindernisse auf den Straßen machten auch ihnen zu schaffen.
»Weiter«, ächzte Frank.
Sandra nickte nur und deutete nach rechts. Frank lief los. Aus dem Augenwinkel sah er ein Straßenschild.
Tempelstraße.
Für eine Sekunde schoss ihm durch den Kopf, dass hier noch vor ein paar Monaten zu Karneval der Veedelszoch durchgegangen war, dass hier lachende und feiernde Menschen am Straßenrand gestanden hatten ... Die ersten Anzeichen von heftigen Seitenstichen holten ihn in die Wirklichkeit zurück. Sie hielten die ungefähre Richtung zur Hohenzollernbrücke ein, die er gestern Nacht für ihren Weg über den Rhein ausgesucht hatte. Sie passierten einen Kipplaster, der mit orangefarbenen Beuteln bis oben hin gefüllt war.
Die Beutel zuckten und bewegten sich.
Besser nicht darüber nachdenken, nicht darauf achten, einfach nur die Beine in Bewegung halten, die Luft gleichmäßig in die Lungen saugen und wieder ausstoßen. Die Augen dabei fest auf den Weg gerichtet halten, um alle Hindernisse frühzeitig zu erkennen.
Frank blickte im Laufen über die Schulter zurück.
Die Zombies waren immer noch knapp hundert Meter hinter ihnen, aber wo war Sandra? Frank blieb stehen, drehte sich um, und dann sah er, wie sie um die Ecke der Seitenstraße verschwand, die sie gerade passiert hatten, während er weiter mitten auf der Fahrbahn geradeaus gelaufen war. Frank verkniff sich einen Fluch und rannte weiter. Wollte sie sich von ihm trennen, um ihre Verfolger zu verwirren, oder glaubte sie, alleine eine größere Chance zu haben?
An der nächsten Kreuzung hielt Frank sich ebenfalls links, bog in die schmale Seitenstraße ein, deren Häuser seinen Weg so klaustrophobisch eng erscheinen ließen. Was in seinem alten Leben noch irgendwie beschaulich gewirkt hatte, wurde plötzlich zu einem tödlich engen Pass, den er durchqueren musste. Aus jedem dunklen Hauseingang konnte ihn eins von diesen Dingern anspringen. Kurz bevor er die Ecke passierte, wagte er noch einen Blick zurück. Wurden die Zombies langsamer? Tatsächlich. Hausmeister Krause blieb sogar stehen. Frank gönnte sich einen weiteren keuchenden Atemzug und grinste. Denen ging wohl auch die Puste aus. Plötzlich bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Gestalt am Ende der Straße.
Sandra!
Sie winkte ihm zu, er solle kommen. Dann deutete sie СКАЧАТЬ