Название: Der Taschenmesserfall
Автор: Walter Uwe Weitbrecht
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783957162816
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„Kennen Sie die Adresse von Klaus Neubart, Klaus Grimmelung und der Freundin? Ich möchte mehr über die Hintergründe wissen.“
„Klaus Neubart, ja, Klaus Grimmelung, nein. Letztere könnten Sie über die Schule erfahren.“
Er hielt ihr sein Notizbuch mit dem Stift hin, und sie trug ihm die Adresse ein.
„Wissen Sie, ob Ihr Sohn Drogen nimmt?“
„Auf keinen Fall. Er ist so sportlich und aktiv, kein Junkie, der nur rumhängt.“
„Sie haben mir sehr geholfen“, sagte Hinrich Schulte, „Gute Besserung für Maximilian.“
Er ging nochmals zum Stationsarzt: „Sie wollten ein Drogenscreening machen. Hat das etwas ergeben?“ Der Stationsarzt schob ihm einen Zettel hin. Er blickte kurz darauf, notierte etwas auf seinem Block und verabschiedete sich.
Hinrich Schulte saß vor dem Computer und versuchte, in einer Tabelle alle beteiligten Personen zu ordnen nach Aufenthaltsort, Aufenthaltszeit und Beziehung zum Opfer.
Waltraud Rausch stand hinter ihm: „Zweifel ausgeräumt?“
„Ja, es handelt sich um einen Mordversuch.“
„Nicht Selbstmordversuch?
„Kein Selbstmörder schlägt sich erst mit der Faust auf das linke Auge, um dann über die Staumauer zu robben und vornüber hinunterzufallen. Er hat sich die Arme und nicht die Beine gebrochen. Zudem waren an der Staumauer außer den Faserspuren vom blauen Pullover des Opfers noch andere Faserspuren.“
„Und wer soll der Täter sein?“
„Am meisten verdächtig ist der Klassenkamerad Klaus Grimmelung. Sein Motiv wäre Eifersucht, da beide sich um dasselbe Mädchen bemühten. Er hat jedoch ein Alibi. Das Verbrechen muss in den frühen Morgenstunden am Mittwoch stattgefunden haben. Im fraglichen Zeitraum war er zu Hause und saß beim Frühstück. Seine Mutter bezeugt das.“
„Weshalb war das Opfer so früh unterwegs.“
„Er wollte joggen, sagen seine Eltern, um für den Handball fit zu sein.“
„Gibt es niemanden, der sonst noch in Frage kommt?“
„Alle anderen haben kein Motiv und ein Alibi. Wenn Maximilian Gummelang nicht bald vernehmungsfähig wird, werden wir Wochen brauchen, bis wir alle Spuren abgeglichen haben.“
„Braucht das Opfer keinen Polizeischutz?“
„Solange er auf der Intensivstation liegt, ist er ausreichend abgeschirmt. Es gibt aber eine neue Erkenntnis. Der Stationsarzt hat mir einen Befund mitgegeben, aus dem hervorgeht, dass beim Drogenscreening Spuren von Methamphetamin im Urin gefunden wurden.“
„Du denkst, er könnte als Folge einer Halluzination von der Mauer gesprungen sein?“ Waltraud Rausch schaute ihn nachdenklich an.
„So weit würde ich nicht gehen, zumal es Spuren von einer zweiten Person gibt. Es könnte aber ein Hinweis sein, dass Drogen als Tötungsmotiv in die Überlegungen einbezogen werden sollten und damit ein Unbekannter als Täter in Frage kommen kann. Wir sollten diesen Neubarth, die Freundin und Klassenkameraden befragen.“
Klaus Neubarth wohnte unweit des Finanzamtes in einem hübschen Einfamilienhaus. Er war ein smarter, sportlich angezogener Mann, etwa Mitte vierzig. Das Einzige, was Hinrich Schulte störte, waren die fünf Piercingringe am linken Ohr, sonst erinnerte er ihn an seinen Physiotherapeuten. Er führte sie in ein modern ausgestattetes Wohnzimmer mit einer Wohnlandschaft aus winkeliger Couch und Sitzblöcken, in deren Mitte ein Glastisch mit verchromten Beinen stand. Sie setzten sich auf die glatte, schwarze Ledercouch.
„Sie kommen sicher wegen Maximilian“, begann er freundlich und rutschte etwas nervös auf dem Sitzblock hin und her. „Wir kennen uns schon lange aus dem Sportverein und sind befreundet. Maximilian ist ein guter Handballspieler, der Chancen hat, als Profi in die Bundesliga aufzusteigen. Seine Stärke im Handball ist das Werfen. Er trifft das Tor zu neunzig Prozent. Ich würde ihn gerne weiter fördern.“
„Wissen Sie, ob er Drogen nimmt?“, unterbrach Waltraud Rausch seinen Redefluss.
„Maximilian? Auf keinen Fall. Er ist ein absoluter Drogengegner.“
„Wo waren Sie am Donnerstagmorgen?“, meldet sich jetzt Hinrich Schulte, der bis dahin schweigend zugehört hatte und Klaus Neubarth beobachtete.
„Morgens hole ich immer Brötchen und nutze das, um dabei von hier bis in die Stadt und zurück zu joggen. Das hält fit!“
Klaus Neubarth lächelte ihn dabei freundlich an.
Sie bedankten sich und verließen das Haus.
„So ganz gefällt er mir nicht“, bemerkte Hinrich Schulte, „er wirkt so seifig.“
„Ich habe einen ähnlichen Eindruck“, antwortete Waltraud Rausch.
Sie fuhren weiter zum Gymnasium und suchten den Direktor Ullrich Nather auf, ein höflicher, leicht adipöser Mann im grauen Anzug, der Zurückhaltung ausstrahlte. Hinrich Schulte schätzte ihn auf Mitte fünfzig. In seinem einfach möblierten Büro wies er ihnen zwei Stühle an einem runden Tisch in einer dunkleren Ecke zu, abseits des Schreibtisches, der am Fenster stand.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte Herr Nather reserviert.
„Ein Schüler Ihrer Schule, Maximilian Gummelang, stürzte von der Brucherstaumauer und liegt im Krankenhaus. Wir haben die Aufgabe, die Umstände zu klären. Dazu benötigen wir Informationen zum Umfeld. Können Sie uns etwas über den Schüler sagen?“ Hinrich Schulte bemühte sich um einen sachlichen Ton.
Herr Nather dachte kurz nach, bevor er antwortete: „Er ist Schüler der 12. Klasse, in der ich den Mathematik-Leistungskurs unterrichte, an dem er teilnimmt. Seine Leistungen sind gut. Auch sonst erscheint er mir unauffällig.“
„Wir haben die Information, dass er mit der Schülerin Lotte Lieberhausen, zwei Klassen darunter, befreundet sei. Mit dem Klassenkameraden Klaus Grimmelung soll er Streit gehabt haben.“
Herr Nather zog die Augenbrauen hoch und mimte einen erstaunten Blick: „Von der Freundschaft mit der Schülerin Lotte habe ich keine Kenntnis. Auseinandersetzungen zwischen Klassenkameraden gehören zum Alltag einer Schule. Mag sein, dass er auch einmal mit Klaus Grimmelung einen Zwist hatte. Sie werden doch nicht auf die Idee kommen, Klaus zu verdächtigen, er habe etwas mit Maximilians Sturz von der Staumauer zu tun. Ich kann mir das nicht vorstellen.“
Hinrich Schulte nahm die Antwort ohne Regung zur Kenntnis und bat höflich um die Adressen der beiden Schüler.
„Meine Sekretärin wird sie Ihnen geben.“ Herr Nather stand auf, um zu signalisieren, dass das Gespräch für ihn beendet war.
Draußen fragte Hinrich Schulte seine Kollegin: „Du hast die ganze Zeit geschwiegen?“
Waltraud Rausch antwortete verschmitzt: „Ich wollte nicht, dass der Schlagabtausch unhöflich wird. – Warum hast ihn nicht nach Drogen in der Schule gefragt?“
„Aufgrund seines Verhaltens СКАЧАТЬ