Die Forsyte-Saga. John Galsworthy
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Читать онлайн книгу Die Forsyte-Saga - John Galsworthy страница 57

Название: Die Forsyte-Saga

Автор: John Galsworthy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066499952

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СКАЧАТЬ schickte Winifred den kleinen (jetzt siebenjährigen) Publius sogleich mit der Erzieherin nach Montpellier Square.

      Sie müßten in Droschken hinfahren und sich um 7.45 in ›Scepter und Krone‹ treffen.

      Dartie war sehr zufrieden damit. Es sei angenehmer als mit dem Rücken zu den Pferden zu sitzen! Er hatte nichts dagegen mit Irene hinauszufahren. Sie sollten die andern in Montpellier Square wohl abholen und mit den Droschken tauschen?

      Bei dem Bescheid, daß sie sich in Scepter und Krone treffen und er mit seiner Frau fahren sollte, war er verdrießlich und fand es verd–t öde!

      Um sieben Uhr brachen sie auf, und er wollte mit dem Kutscher um eine halbe Krone wetten, daß er es in dreiviertel Stunden nicht machen könne.

      Zweimal nur wechselten die Gatten unterwegs Bemerkungen.

      Dartie sagte: »Der gute Soames wird seinen Ohren nicht trauen, wenn er hört, daß seine Frau mit Mr. Bosinney in einer Droschke ausgefahren ist!«

      Winifred erwiderte: »Rede nicht solchen Unsinn, Monty!«

      »Unsinn!« wiederholte Dartie. »Du kennst die Frauen nicht, meine Liebe!«

      Bei der zweiten Gelegenheit fragte er nur: »Wie sehe ich aus? Ein bißchen aufgedunsen wohl? Dieser Champagner, den George so liebt, ist ein windiger Wein.«

      Er hatte mit George Forsyte gefrühstückt.

      Bosinney und Irene waren schon vor ihnen angelangt. Sie standen in einer der großen Glastüren, die auf den Fluß hinausgingen.

      In diesem Sommer standen die Fenster den ganzen Tag hindurch offen und auch die ganze Nacht, und Tag und Nacht kam der Duft von Blumen und Bäumen, der heiße Geruch des dürren Grases und der kühle Hauch des schweren Taus herein.

      Für das Auge des beobachtenden Dartie, schienen seine beiden Gäste nicht gerade sehr aufgelegt, als sie dort, ohne ein Wort zu sprechen, dicht neben einander standen. Bosinney sah aus wie ein Hungernder – mit dem war nicht viel los!

      Er überließ sie jedoch Winifred und übernahm es, das Diner zu bestellen.

      Ein Forsyte verlangt gutes, wenn auch nicht leckeres Essen, aber ein Dartie wird alle Hilfsmittel einer ›Krone und Scepter‹ aufbieten. Wer von der Hand in den Mund lebt, wie er, findet nichts zu gut für seinen Gaumen; und er ißt nur das beste. Auch seine Getränke müssen sorgfältig gewählt sein; es gibt viele Getränke in diesem Lande, die für einen Dartie ›nicht gut genug‹ sind, er muß die allerbesten haben. Da er nichts aus der eignen Tasche bezahlte, lag kein Grund für ihn vor, sich einzuschränken. Einschränkung ist das Kennzeichen eines Narren, nicht eines Dartie.

      Das beste von allem! Es gibt keinen gesünderen Grundsatz, nach dem ein Mann sein Leben aufbauen kann, der einen Schwiegervater mit einem beträchtlichen Einkommen und einer besonderen Vorliebe für seine Enkel hat.

      Mit seinem nicht unkundigen Blick hatte Dartie diese Schwäche bei James bereits im ersten Jahr nach der Ankunft des kleinen Publius (ein Versehen) erkannt und sich seine Scharfsichtigkeit zunutze gemacht. Jetzt waren vier kleine Darties eine Art von dauernder Versicherung.

      Der Hauptgang des Festmahls war fraglos die rote Seebarbe. Dieser köstliche, in einem Zustand fast vollkommener Konservierung aus weiter Ferne kommende Fisch wurde nach einem nur Wenigen auf dieser Erde bekannten Rezept zuerst gebacken, dann entgrätet und in Eis mit Madeirapunsch anstatt der Sauce serviert.

      Wenn nichts anderes, so verdiente die Bezahlung der Rechnung seitens Dartie doch Anerkennung.

      Er war während der ganzen Mahlzeit sehr liebenswürdig gewesen und hatte nur selten den dreist bewundernden Blick von Irenens Antlitz und Figur gewandt. Wie er sich selbst eingestehen mußte, schien es keinerlei Wirkung auf sie auszuüben – sie blieb ganz kühl, so kühl wie ihre Schultern unter dem Schleier der crêmefarbenen Spitze. Er hoffte sie bei einem kleinen Spiel mit Bosinney zu ertappen; aber keine Spur davon, sie hielt die Grenze ausgezeichnet inne. Und dieser Baumeister, der Mensch war schwerfällig wie ein verwundeter Bär – Winifred konnte kaum ein Wort aus ihm herausbringen. Er aß nichts, trank aber seinen Likör; sein Gesicht ward immer weißer und die Augen blickten seltsam.

      Es war alles sehr unterhaltend.

      Dartie selbst war in ausgezeichneter Stimmung und sprach frei mit einer gewissen Anzüglichkeit, denn er war nicht dumm. Er erzählte zwei oder drei ans Unpassende streifende Geschichten, ein Zugeständnis an die Gesellschaft, denn seine Geschichten pflegten sonst solche Dinge nicht nur zu streifen. Er brachte in einer neckischen Rede Irenens Gesundheit aus, aber keiner stieß mit ihm an, und Winifred sagte: »Sei kein solcher Clown, Monty!«

      Auf ihren Vorschlag gingen sie nach Tisch auf die öffentliche Terrasse hinaus, von der aus der Fluß zu übersehen war. »Ich möchte gern die Liebespärchen draußen sehen,« sagte sie, »das macht solchen Spaß!«

      Eine Menge solcher gingen nach der Hitze des Tages in der Kühle spazieren, und die Luft war erfüllt von Tönen heiserer, lauter oder so leiser Stimmen, als flüsterten sie Geheimnisse.

      Es währte nicht lange, so hatte Winifred – sie war die einzige Forsyte unter ihnen – umsichtig eine Bank für sie gesichert. Sie setzten sich in einer Reihe nieder. Ein großer Baum breitete einen mächtigen Baldachin über ihre Köpfe, und langsam verdichtete sich der Nebel über dem Fluß.

      Dartie saß am Ende neben Irene, dann Bosinney, und als letzte Winifred. Es war kaum Platz für vier, und der Mann von Welt konnte Irenens Arm fühlen, der sich an den seinen drückte. Er wußte, daß sie ihn nicht zurückziehen konnte ohne ungezogen zu scheinen, und das machte ihm Spaß; er ersann alle Augenblick eine Bewegung, die sie ihm noch näher brachte und dachte: »Dieser Narr von einem Bukanier soll sie nicht ganz für sich allein haben! Eine schwierige Lage, allerdings!«

      Weither von dem dunkeln Fluß herauf kam der Klang einer Mandoline und von Stimmen, die die alte Weise sangen:

      »A boat, a boat, unto the ferry

       For we'll go over and be merry

       And laugh, and quaff, and drink brown sherry!«

      Und plötzlich erschien der Mond, kam jung und zart, langsam hinter einem Baum hervor. Und als ginge von ihm ein Atem aus, ward die Luft kühler, aber immer noch drang die Wärme der Linden durch diese Kühle.

      Über seine Zigarre hinweg schielte Dartie nach Bosinney hin, der mit gekreuzten Armen dasaß und gerade vor sich hin starrte; sein Gesicht hatte den Ausdruck eines Gefolterten.

      Dann warf Dartie schnell einen Blick auf das Gesicht zwischen ihnen. Es war von dem sich herabsenkenden Schatten so verhüllt, daß es sanft, geheimnisvoll, lockend wie ein dunkleres Stück der Dunkelheit erschien, die Gestalt und Leben angenommen hatte.

      Ein Schweigen herrschte jetzt auf der geräuschvollen Terrasse, als hielten alle, die dort wandelten, ihre Geheimnisse für zu kostbar um sie auszusprechen.

      Dartie dachte: »Oh! die Frauen!«

      Die Abendglut erlosch über dem Fluß, der Gesang verstummte; der junge Mond verbarg sich hinter einem Baum, und alles ward dunkel. Er preßte sich an Irene.

      Ihn erschreckte der Schauder nicht, der ihre Glieder überlief, als er sie berührte, auch der verstörte, zornige Blick ihrer Augen nicht. Er fühlte ihren Versuch sich ihm zu entziehen СКАЧАТЬ