Loverboy. Astrid Seehaus
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Название: Loverboy

Автор: Astrid Seehaus

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783940002396

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СКАЧАТЬ „Käuflicher Sex“ um den Hals tragen können. Es war offensichtlich, dass sie Prostituierte waren und der Kerl, der ihnen in einem Abstand von ein paar Metern folgte, ihr Zuhälter.

      Aus den Augenwinkeln beobachtete Rothe den Mann am Nebentisch, wie er seine halb gerauchte Zigarette ausdrückte und den Espresso, der gerade gebracht wurde, in einem Zug hinunterstürzte. Er starrte den Mädchen nach, und Rothe war gespannt, ob er dem provokativen Werben erliegen würde. Die Straßenprostitution war landesweit verboten.

      Kevin Stolze, Rechtsanwalt und Partner in einer aufstrebenden Immobilienfirma, wollte sich gerade auf den Weg ins Büro machen. Das Frühstück hatte er hinuntergeschlungen, und das war ihm nicht bekommen. Seine nicht gerade glänzende Laune verschlechterte sich noch, als Katrin ihn vor der Tür abfing und mit ihm sprach, als ob er seinen Grips im Eierbecher gelassen hätte. Sein Ego war seit einigen Wochen angeschlagen wegen Geschäften, die geplatzt waren. Sein Bonus am Jahresende würde schmaler ausfallen. Seine Sekretärin stellte neuerdings Forderungen, was ihm zunehmend missfiel. Und nun fing auch noch seine Ehefrau an, ihm reinzureden.

      „Katrin, zum wiederholten Mal, nein, ich werde mich nicht darauf einlassen. Ich verkaufe ihm kein Haus im Sperrbezirk. Auch kein Grundstück. Ich habe nicht das geringste Interesse daran, ihm etwas zu vermitteln. Soll er sich an den Bebauungsplan der Stadt halten. Der regelt die Ansiedlung dieses Gewerbes. Das ist mein letztes Wort“, herrschte er sie an und fügte dann doch noch hinzu: „Mir ist schleierhaft, warum dich das überhaupt interessiert.“

      Katrin Stolze versuchte nicht, ihren Mann zu beruhigen. Er würde sich schon wieder abregen, und dann würde sie ihm erklären, wie wichtig es war, dass er alle Aspekte des Angebots von B., wie Kevin ihn nannte, beleuchtete. Katrin war nicht auf den Kopf gefallen. Sie wusste, warum er ihr den vollen Namen des Interessenten verheimlichte: damit sie sich nicht einmischte. Er vertraute ihr nicht und das beruhte in letzter Zeit auf Gegenseitigkeit.

      Vor ihr stand der Mann, den sie als Neunzehnjährige aus Liebe geheiratet hatte. Aus Liebe! Dass sie nicht lachte. Wo war sie nur in der Zwischenzeit hin, ihre Liebe? Sie war nun sechsunddreißig und viel zu alt, weiterhin ihre rosarote Jungmädchenbrille zu tragen. Kevin war fünfzehn Jahre älter als sie. Damals hatte er ihr imponiert, und jetzt stand er vor ihr, sehr groß, immer noch schlank und starr aufrecht, als ob er trotzig gegen den Umstand ankämpfte, dass das Leben wie ein Mühlstein an seinem Hals hing. Hatte es den Mühlstein auch schon früher gegeben? Dieses Beharren auf eigene Positionen? Wenn ja, hatte sie es damals anscheinend als Attribut eines erfolgreichen Mannes gesehen und sich nicht daran gestoßen. Das hatte sich über die Jahre geändert. Er war immer noch ein attraktiver Mann, mit in der Zwischenzeit ergrauten Schläfen und einem scharfen Blick, der Angst einjagen konnte, wenn er den anderen ungeduldig erforschte. Und er war unduldsam – schnell in seinen Entscheidungen, brüsk in seinen Urteilen und geradezu vernagelt, wenn es um seinen Ruf als Geschäftsmann ging.

      Sie lotste ihn von der Tür weg ins Wohnzimmer. Wenige Minuten und ein Whiskyglas später hatte sie ihn so weit, dass er ihr wenigstens zuhörte.

      Er war sichtlich angespannt.

      „Kevin, bitte, du musst an Alina denken. Sie ist unsere einzige Tochter. Wir sind uns immer einig gewesen, dass sie alles erhält, was wir ihr bieten können. Was ist schon dabei, wenn du an diesen B. verkaufst? Deinem Partner kann das doch egal sein, Hauptsache der Preis stimmt. Und für uns springt etwas extra heraus. Und das steuerfrei.“

      Stolze stöhnte auf.

      „Das Leben ist teuer“, betonte Katrin und machte einen Schritt auf ihn zu.

      Sie wollte ihm beruhigend über die Schulter streichen, unterdrückte aber den Impuls. Er war noch zu aufgebracht, um sich von ihr berühren zu lassen.

      „Lass mich damit in Ruhe“, blaffte er. „Mich interessieren solche Geschäfte nicht. Sollen die anderen sich ihr Stück vom Kuchen abschneiden.“

      Immer wieder die gleiche Leier, dachte Katrin. Warum war es in letzter Zeit so schwierig, an ihn heranzukommen? Manchmal hatte sie das Gefühl, ihre Worte prallten an ihm ab. Wann waren ihr die Fäden aus den Händen geglitten? Sie war immer eine gute Menschenkennerin gewesen. In der Schule hatte sie sich sogar anhören müssen, sie würde Menschen manipulieren.

      „Und was ist mit meinen Wünschen? Weißt du überhaupt, was ich will?“

      Als er nicht reagierte, fuhr sie fort: „Denkst du etwa, ich will ewig in dieser Tretmühle bleiben? Meinst du nicht auch, ich könnte mir etwas Schöneres vorstellen, als tagein, tagaus Nachtschichten zu schieben? Mich vom Chefarzt abkanzeln zu lassen? Zweiundsiebzig Stunden Bereitschaft, lediglich unterbrochen von einem unruhigen Schlaf auf einer Untersuchungsliege? Glaubst du nicht auch, ich möchte das hier ein wenig mehr genießen?“ Und dabei machte sie eine weit ausholende Armbewegung, mit der sie die schicke Einrichtung ihres modernen Eigenheims umschloss.

      „Ich lebe ja schon mehr im Krankenhaus als hier. Wann bin ich denn mal zu Hause? Nur Arbeit kann es doch nicht sein.“ Ehe sie ihm sagen konnte, dass sie sich das Leben mit ihm luxuriöser vorgestellt hatte, mit mehr Zeit, größeren Reisen und regelmäßigen Konzertbesuchen, unterbrach er sie auch schon.

      „Du bist eine Ärztin mit hohem Ansehen, und die Leute vertrauen dir. Würdest du dieses Vertrauen aufs Spiel setzen?“

      Sie schwieg.

      „Ich entnehme deiner Reaktion, dass du es nicht tun würdest“, sagte er mit einem spitzen Lächeln auf den Lippen.

      Jetzt ließ er wieder mal den Oberlehrer raushängen, als wüsste er, was gut und böse war. Wie Katrin das langweilte. Dabei machte er die Regeln, wie es ihm gerade in den Kram passte.

      „Es ist nichts dabei, einem Geschäftsmann etwas zu vermitteln. Das macht ihr tagtäglich“, fuhr sie hartnäckig fort.

      „Aber nicht an diesen Geschäftsmann.“

      „Du kennst ihn doch gar nicht.“

      „Eben.“

      „Irgendwer wird dieses Haus kaufen. Wenn er es nicht tut, dann ein anderer.“

      „Dann eben ein anderer.“

      „Ach, Kevin, so kommen wir nicht weiter“, seufzte Katrin hilflos. Dann fiel ihr ein, was ihr Mann vor einiger Zeit über B. erzählt hatte.

      „B. – war das nicht der, der angeboten hat, das Stadiondach mitzufinanzieren?“

      „Du meinst das Public Privat Partnership?“

      Katrin lächelte maliziös. Vielleicht war das eine Möglichkeit, ihrem Mann diesen geheimnisvollen B. doch noch irgendwie schmackhaft zu machen. Schien er nicht ein Wohltäter zu sein? Kevin hatte ihr von ihm erzählt, als er schweißgebadet und befriedigt neben ihr gelegen hatte. Entweder war es Glück oder ihren Verführungskünsten zu verdanken gewesen, dass er an dem Abend wie ein Wasserfall geredet hatte. Kevin erzählte ihr schon lange nichts mehr, was die Firma oder seine Arbeit anging. Anfänglich hatte sie ihm an dem Abend nur mit halbem Ohr zugehört, weil sie gedanklich verschiedene Variationen einer lukrativen Trennung durchgespielt hatte. Das Leben an seiner Seite machte keinen Spaß mehr, aber sie wollte ungern auf die Annehmlichkeiten verzichten, die er ihr bisher geboten hatte. Ihr Verhältnis war in den letzten Jahren jedoch derart eisig geworden, dass es womöglich nur noch eine Frage der Zeit war, bis er den Geldhahn zudrehen würde. Sie war hellhörig geworden, als in seinen Ausführungen eine sechsstellige СКАЧАТЬ