Название: Mysteriöse Museumsschätze
Автор: Reinhard Habeck
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783990404720
isbn:
Weniger bekannt ist, dass am selben Ort noch zwei andere, möglicherweise unvollendete Frauenstatuetten entdeckt wurden. Beide sind aus dem Stoßzahn eines Mammuts gefertigt. Die eine plumpe Figur hat eine Höhe von 22,5 cm, die andere misst 9 cm. Sie werden als „Venus II“ und „Venus III“ bezeichnet. Ihr Zuhause teilen sie mit der „Galgenberg-Fanny“ und der „Venus von Willendorf“ im Naturhistorischen Museum in Wien.
Wenn wir nach der Urmutter aller Mütter fragen, landen wir wieder in den Höhlen der Schwäbischen Alb mit den bisher ältesten entdeckten Kunstwerken der Menschheit. Am 9. September 2008 machte der erfolgsverwöhnte Grabungsleiter Nicholas J. Conard eine neue spektakuläre Entdeckung im Hohle Fels. Der Urzeitforscher stieß mit seinem Team auf künstlerisch vollendete Tierplastiken und auf eine kleine Menschenfigur aus Mammutelfenbein. Sie sorgt seither als „Venus vom Hohle Fels“ für Aufsehen, denn sie ist dem Jahrgang des Löwenmenschen zuzuordnen. Mit 40.000 Jahren ist sie ein echtes „Golden Girl“, auch wenn ihre Größe von 6 Zentimetern im Vergleich zum Löwenmenschen bescheiden wirkt. Ihre zur Schau gestellte Weiblichkeit mit überdimensionierten Brüsten und stark vergrößerter Vulva ist eindeutig zweideutig. Details im Brustbereich und oberhalb des Bauches erstaunen: eingravierte konzentrische Linien. Ob Tätowierungen, Bänder, Kleidungsstück oder eine Art eiszeitlicher Büstenhalter, bleibt der Fantasie überlassen. Was noch überrascht: Der Kopf fehlt. Stattdessen gibt es im Halsbereich eine Öse, die vermuten lässt, dass die Figurine als Amulett getragen wurde. Oder, was freilich eine noch größere Sensation wäre: Es gab ein bewegliches Kopfstück, das am Hals der Figur befestigt war. 2015 wurde ein neues Fundstück aus dem Hohle Fels präsentiert. Es ist wiederum der Torso einer weiblichen Figurine.
Der Zweck dieser und all der anderen Frauenplastiken ist ungeklärt. Die Deutungsversuche reichen von Fruchtbarkeitssymbol über Lebensspenderin und Muttergottheit bis hin zu Ahnendarstellung. Waren die Venusfiguren Abbildungen realer Frauen der Altsteinzeit? Der Inbegriff einer früheren matriarchalischen Gesellschaftsstruktur? Oder urzeitliche Pin-ups als Ausdruck männlicher Wünsche und Sehnsüchte? Fragen, die bis heute unter Fachgelehrten kontrovers diskutiert werden.
Das wirklich Erstaunliche: Die Huldigung der Muttergottheiten lässt sich bis in jüngere Epochen der Vorzeit und der Antike zurückverfolgen. Der Mutterkult schließt auch Mythen über Himmels-, Erd- und Fruchtbarkeitsgöttinnen mit ein. Im Alpenraum weit verbreitet sind Quellheiligtümer, die mit prähistorischen Göttinnen wie Raetia und Noreia verbunden werden. Viele christliche Gotteshäuser sind über oder in unmittelbarer Nähe prähistorischer Heiligtümer errichtet worden, dort, wo einst weibliche Gottheiten verehrt wurden. Besonders auffällig ist das in der Nähe von Leibnitz auf dem Frauenberg (Nomen est omen) in der Südsteiermark, wo neben der Wallfahrtskirche die Fundamente eines Isis-Noreia-Tempels freigelegt wurden. Und wo bleibt die sprichwörtliche Männlichkeit?
Im eiszeitlichen Weiler der Region Donau-Schwäbisch-Alb genossen offenbar beide Urzeitgeschlechter gleichberechtigte Verehrung. Der Mann in Gestalt des anmutigen großgewachsenen Löwenmenschen vom Hohlenstein-Stadel und einen Katzensprung entfernt die Frau in Form der kleinen dicken Venus vom Hohle Fels. Ein Bild für Götter – wie im biblischen Garten Eden mit dem ersten Menschenpaar Adam und Eva. Über 40 Jahrtausende trotzten sie gemeinsam allen Weltkatastrophen, gingen quasi durch dick und dünn und retteten sich hinüber ins Cyberspace-Zeitalter. Das verdient Bewunderung, Respekt und Anerkennung. Die gibt es seit 9. Juli 2017 ganz offiziell: Der Löwenmensch, die „Hohle-Fels-Venus“ und ihr Gefolge aus sechs schwäbischen „Höhlen der ältesten Eiszeitkunst“ wurden in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen!
Das Vermächtnis vergangener Welten zu bewahren und zu schützen, ist für den Fortbestand unserer Zivilisation entscheidend. Das wusste auch der deutsche Gelehrte Wilhelm von Humboldt (1767 – 1835): „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft!“
Ausgrabungen in der Hohlensteinhöhle im Lonetal
Stadtwappen von Vöcklabruck
Der Wolfsegger Eisenklotz
„Die Zeit frisst Stahl und Eisen.“
Deutsches Sprichwort
Bezeichnung: „Salzburger Stahlwürfel“ oder „Eisenwürfel von Wolfsegg“; beides sind irreführende Begriffe, da es sich weder um einen Würfel handelt, noch das Fundstück aus Salzburg stammt.
Besonderheit: Bearbeitetes Eisenartefakt in der Größe von 65 x 60 x 50 mm und einem Gewicht von 730 Gramm. Das Objekt soll aus einer viele Millionen Jahre alten Kohleplatte herausgefallen sein.
Geschichte: Als Fundort wird die Schöndorfer Eisengießerei „Isidor Braun“ in der Stadtgemeinde Vöcklabruck in Oberösterreich genannt. Berichtet wird, dass im Herbst 1885 zum Heizen der Schmelzöfen große Braunkohleplatten aus dem zwölf Kilometer entfernten Wolfsegger Bergbau (1995 stillgelegt, heute ein Industriedenkmal) angeliefert worden sind. Beim Zerschlagen der Platten entdeckte ein Arbeiter namens Riedl den sonderbaren Klumpen, der aus der Kohlemasse herausgefallen sein soll. Seither erlangte der „Wunderwürfel“ zweifelhaften Ruhm in vielen Publikationen der Grenzwissenschaften. Die Erklärungshypothesen reichen von „plumper Fälschung“ über „seltener Meteorit“ bis hin zu „Überbleibsel einer Vor-Zivilisation“ oder „Hinterlassenschaft außerirdischer Erdenbesucher“. Die Fantasie wurde dadurch beflügelt, dass kaum einer der Autoren das „Beweisstück“ jemals selbst zu Gesicht bekommen hatte. Lange Zeit galt der legendäre Metallklotz als verschollen und geriet in Vergessenheit. 2017 wurde er aus dem dunklen Museumsdepot wieder ans Licht gebracht.
Alter: unbekannt
Aufbewahrung: Heimathaus-Stadtmuseum Vöcklabruck in Oberösterreich
Am falschen Ort zur falschen Zeit
Geologisches „Problematikum“
Wie kommt der versteinerte Abdruck einer Reifenspur in die geologische Schicht der Dinosaurierära? Erinnerungen an Familie Feuerstein? Mit diesem Rätsel werden Besucher des Thonetschlössls in Mödling bei Wien konfrontiert. Das historische Gebäude beherbergt einen Teil der Sammlung des städtischen Bezirksmuseums. In der geologischen Abteilung liegen in einer Vitrine Gesteinsbrocken aus der heimischen Kreidezeit, die irritieren. Sie zeigen regelmäßige, wabenähnliche Gittermuster, die verblüffend an Reifenspuren heutiger Mopeds oder Autos erinnern. Daneben ist ein Cartoon mit einem Motorrad abgebildet, mit dem Text: „Entstand diese Lebensspur damals auf ähnliche Weise?“
Was scherzhaft gemeint ist, erklärt aber nicht den Ursprung der Abdrücke. СКАЧАТЬ