Название: Der verborgene Dämon
Автор: Detlef Amende
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежная классика
isbn: 9783961456796
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„Guten Morgen! Und lass es dir schmecken!“, sagt sie und ergänzt dann: „Du hast die letzten Wochen lange gearbeitet. Verausgabe dich nicht, Vater!“
Gernot bemerkt:
„Übrigens: Hier liegt noch Post für dich, von deinem ehemaligen Institut in Potsdam.“
„Das hat Zeit. Erstmal danke fürs Frühstück, Lisha. Aber ja – ich stehe erst am Anfang und werde mir meine Kraft besser einteilen müssen. Welche Erinnerungen beim Schreiben so hochkommen, ist auch für mich selber interessant.“ Genüsslich schlürfe ich den heißen Kaffee vom Tassenrand und zelebriere regelrecht das Prozedere, kleine Brötchenstücke mit einem Berg Butter und vorher kalt gestelltem, weil dann in seiner Viskosität reduziertem Sirup zu beschichten.
Lisha erzählt: „Federico hat mir gestern beim Spaziergang ganz stolz berichtet, dass er neuen Tannat aus Canelones besorgt hat.“
„Mit anderen Worten, er will wissen, was ich alles aufschreibe?“ Trotzig füge ich hinzu: „Das ist für euch, nicht für den Werkspion!“
Gernot wird aufmerksam. „Wie meinst du das denn?“
„Na, ich hab da so einen … – egal, wart‘s ab.“
Nachdem ich die zweite Tasse Kaffee ausgetrunken zurückgestellt habe, sage ich im Aufstehen zu beiden: „Ich gehe jetzt erstmal kurz an die Luft.“ Und mit Zwinkern Richtung Gernot: „Nach meinen ‚Palmchen‘ schauen!“
„Vergiss nicht, sie zu zählen!“, frotzelt Lisha und fügt hinzu: „Mittag gibt‘s heute erst halb zwei.“
Es hat die vergangenen Tage einige Male geregnet und als ich vor die Haustür trete, kann ich mir eingestehen, dass an meinem Palmen-Pentagon derzeit glücklicherweise nicht viel zu tun ist. Also geht’s ran ans Papier, Methusalem: Treppe hoch, oben noch mal lüften und auf in die nächste Runde.
„Wisch dir die Füße ab, Vater!“, ruft eine wohlbekannte Stimme wie immer aus der Küche. Ich nehme diesen Brief vom PIK mit und lege ihn in meinem Arbeitszimmer beiläufig auf den Stapel der schon lange unerledigten Post. Langsam lasse ich mich in den Sessel sinken und komme zum Nachdenken. Warum nur steht sich der Mensch selber derart im Weg? Geht denn der Staffelstab der Entwicklung nicht von den Kohlenwasserstoffmolekülen über die DNA und die Zelle und von dort über das Organ zum Organismus? Beim Menschen entwickelte sich das individuelle Bewusstsein, er überlebte nur in Horden und Gruppennormativen bildeten sich. In allen verschiedenen Kulturen war das Erklimmen der nächsten Stufe mit der Entstehung von Nationen und der Ausprägung der ihnen eigenen gesellschaftlichen Regeln verbunden. Der darauf folgende Schritt kann doch nur in der Bildung einer gemeinsamen Zivilisation bestehen. Auf allen Ebenen ist mit Erreichen dieser jeweils nächsten Stufe die Vorangegangene als Struktur enthalten. Diese Struktur muss man ‚aufheben‘ – im dreifachen Hegelschen Sinne: negieren - hochheben - archivieren. Damit wären in einer gemeinsamen Zivilisation die verschiedenen Nationen und Kulturen nicht verschwunden, sondern sie bildeten gerade die Struktur der neuen Ebene. Aber dazu bedürfte es auch einer neuen Qualität gesellschaftlichen Bewusstseins, einer Art kollektiven Gewissens. In diesem Moment bemerke ich, wie schnell man Gefahr läuft, in seichte Philosophie abzugleiten. Konzentrier dich, Methusalem, rufe ich mich zur Disziplin und setze erneut das Schreiben fort.
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