Chris Owen - Die Wiedergeburt. Matthias Kluger
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Название: Chris Owen - Die Wiedergeburt

Автор: Matthias Kluger

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783961455102

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СКАЧАТЬ wir noch ein Foto machen?«

      Bevor Sandra antworten konnte, sah sie das Standbild ihres Babys. Eine winzige Stupsnase mit fünf wie Shrimps aussehenden Fingern davor. Der Drucker surrte leise, als eine Minute später der farbige Ausdruck auf dem Tisch lag. Dr. Sisley reichte Sandra ein feuchtes Tuch, um den Bauch zu reinigen.

      »Hätten Sie noch eine Minute Zeit, Sandra?«

      Während sich Dr. Sisley die Hände wusch, knöpfte Sandra ihre weite Stoffhose zu.

      Dann saß sie vor dem weißen Besprechungstisch.

      »Sandra, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, es geht mich eigentlich auch nichts an, aber – wann sagten Sie, sei Ihr Mann verstorben?«

      Sandra ärgerte sich. Hätte sie doch nichts davon erzählt, dass der Erzeuger des Kindes ihr verstorbener Mann ist. Natürlich kannte Dr. Sisley die Zeitungsartikel, ebenso die Schlagzeilen des vergangenen Jahres. »Juni 2015«, erwiderte Sandra kleinlaut und ahnte, was nunmehr kam.

      »Ihnen ist bewusst, dass das nicht sein kann?«

      Sandra nickte. »Durchaus, Dr. Sisley.« Sie dachte nach. Bliebe sie bei der Erklärung, Stephen sei der Vater, würde ihr Dr. Sisley nicht glauben. Allerdings zu lügen, zu behaupten, sie hätte nur drei Monate nach dem Attentat in der Kirche Charlestons mit einem anderen Mann Sex gehabt – diese Unmoral zu äußern, kam nicht infrage. Daher wagte sie den Vorstoß: »Dr. Sisley, das Thema hängt wie ein Damoklesschwert über mir. Meine ganze Familie kann rechnen.«

      »Hat es jemand angesprochen?«

      »Nein und ich weiß nicht, was schlimmer ist. Darüber zu reden oder es totzuschweigen.«

      »Von Frau zu Frau, Sandra, mir können Sie die Wahrheit sagen. Sie sollten sogar. Ich bin Ihre Ärztin und als solche für Ihre Gesundheit sowie die des Kindes verantwortlich.«

      »Dr. Sisley, ich schwöre bei allem, was mir heilig ist: Das letzte Mal, dass ich mit einem Mann geschlafen habe, war im Juni 2015. Mit meinem Mann!«

      »Das würde bedeuten, dass die Schwangerschaft drei Monate verspätet eingesetzt hat oder aber Sie statt 40 Wochen 52 Wochen schwanger sind. Beides ist unmöglich.«

      »Und doch ist es so.« Sandra blieb bei ihrer Ausführung.

      »Hatten Sie nach dem tragischen Tod Ihres Mannes Ihre Tage?«

      »Ich weiß es nicht, Dr. Sisley. Die Zeit, die Monate danach waren derart dramatisch. Ich kann es Ihnen nicht sagen.« Die Anspannung in Sandra wuchs. Von daher beruhigte Dr. Sisley ihre Patientin.

      »Also, Sandra, ich glaube Ihnen. Somit haben wir es mit einer äußerst sonderbaren Schwangerschaft zu tun bei einer außergewöhnlichen Frau.« Sie lächelte Sandra an und beließ es vorerst dabei. Die Tatsache, dass dieses Kind unmöglich von Sandras verstorbenem Mann sein konnte, war ja auch im Grunde genommen die ganz persönliche Privatangelegenheit ihrer Patientin.

      »Danke, Dr. Sisley. Mir ist nur wichtig, dass mein Junge gesund zur Welt kommt.« Sandra lächelte etwas gehemmt.

      »Machen Sie sich hierüber keine Sorgen. Ich werde bei der Geburt dabei sein. Das lasse ich mir mit Gewissheit nicht entgehen.«

       Kapitel 15: Tafaris Reise

       Tamiga, Westafrika, 2016

      Akono kickte kleine Steine auf dem ausgetrockneten Weg vor sich her. Wie immer begleiteten ihn seine Freunde Bahati und Orma von der Schule nach Hause. Das durch europäische Unterstützung aus Lehmziegeln erbaute Schulhaus wurde 1993 mit einer großen Feier der knapp tausend Dorfbewohner eingeweiht. Akono war elf, Bahati ebenfalls, Orma bereits zwölf Jahre alt. Sie kannten es nicht anders, als jeden Morgen, außer sonntags, zum Unterricht zu gehen. Schreiben, Lesen, Rechnen, die englische Sprache sowie Landwirtschaft und Ackerbau zählten zu ihren Fächern, während sie die Freizeit am liebsten mit ihrem Sport, dem Fußballspielen, verbrachten.

      Als Akono in die Nähe der strohgedeckten Lehmhütte seiner Eltern kam, verabschiedete er sich von den Freunden. Die etwas abseits gelegene Hütte des Kraals lag unweit der rund angeordneten Zentrumshütten des Dorfes. »Wir sehen uns. Ich bring meinen Ball mit. Wird aber später, weil ich Vater noch helfen muss.«

      Die restliche Wegstrecke rannte Akono barfuß, ohne die Unebenheiten des Weges – dank der Hornhaut an den Füßen – zu spüren. Freudig stürmte er durch die halbrunde Öffnung der Behausung ins Innere. Der unbändige Hunger eines Elfjährigen musste gestillt werden, bevor man sich eiligst der Ausbesserung des Ziegenzaunes widmen konnte.

      In der Lehmhütte war es düster, da einzig durch die Eingangsöffnung sowie eine weitere, rechteckige Fensteraussparung Licht in den Raum drang. Zu seiner Verwunderung lag die Mutter auf der Liege, während sein Vater kniend ihre Stirn mit einem Lappen befeuchtete.

      »Ist Oluchi« – so hieß seine Mutter – »krank?«

      »Ihr geht es nicht gut, Akono. Schon seit mehreren Stunden. Sie hat Fieber.«

      »Was ist mit dem Zaun?«

      »Der muss warten, Akono. Lauf hinüber zur Krankenstation und frag Tafari, ob er kommen kann.«

      Die Krankenstation, vor drei Jahren von der UNESCO errichtet, bestand aus einer rechteckigen Lehmhütte, einem Zelt mit sechs Liegen sowie dem einheimischen Tafari, der aufgrund seiner rudimentären Grundkenntnisse der englischen Sprache durch Mitarbeiter der Organisation »Ärzte ohne Grenzen« in die medizinische Grundversorgung eingewiesen worden war. Daneben verfügte die Station über ein Auto, was im Dorf zu einer Besonderheit zählte.

      Sofort lief Akono los, als er begriff, dass seine Mutter ihn weder angesehen noch begrüßt hatte. Sie lag nur da, schwer atmend, mit geschlossenen Augen. Wenige Minuten später stürmte er in das Zelt der Station. »Tafari, du musst dringend kommen! Oluchi ist krank. Sie hat nicht mal gelächelt, als ich in die Hütte kam.«

      Tafari verband gerade einem Dorfbewohner die Hand. »Was hat sie, Akono?«

      »Weiß nicht, aber Vater sagt, sie habe hohes Fieber. Komm mit!«

      Unter Zuhilfenahme von braunem Klebeband fixierte Tafari den Verband des Verletzten, klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und verließ das Zelt. »Warte noch, ich hole meine Tasche.«

      Wenig später, bei Akonos Eltern angekommen, maß Tafari das Fieber von Oluchi sowie deren Blutdruck. Für mehr reichte seine Grundausbildung nicht. So konnte er nur mutmaßen, was der Auslöser der hohen Körpertemperatur war. »Wie lange hat Oluchi bereits so hohes Fieber?«

      »Heute Morgen, als wir aufgestanden sind, ging es ihr gut. Sie klagte über Kopfschmerzen, aber es ging ihr gut«, meinte Thabo, Akonos Vater.

      »Und wann kam das Fieber?«

      »Das kann ich dir genau sagen: kurz nachdem Akono zur Schule ging, also um sieben Uhr. Ich war am Zaun der Ziegen beschäftigt. Sie rief nach mir – da sah ich ihre glänzenden Augen. Seitdem ist sie immer schwächer geworden und jetzt …« Thabo sah besorgt zu seiner Frau.

      »Ich kann dir vorschlagen, sie mit nach Burkina Faso in das dortige Krankenhaus zu nehmen. Da fahre ich später hin.«

      »Ist СКАЧАТЬ