Prothesengötter. Frank Hebben
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Название: Prothesengötter

Автор: Frank Hebben

Издательство: Автор

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783957770820

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Verflucht«, rief Dr. Randell und eilte zum Kleinbus, dessen Tür er hektisch aufriss.

      »Stopp!«

      Zwei Schüsse hallten durch die Gasse, einer zersplitterte die Autoscheibe, der zweite ging in Dr. Randells Bein.

      »Gott, was willst du von mir?«, schrie er, während er seinen Körper mühsam auf den Fahrersitz hievte.

      Céline schoss ihm in den Arm.

      Randell keuchte, zitterte und sackte auf dem Rinnstein zusammen.

      »Was ich will?«, schrie sie heiser. »Endlich ein Leben, eine Bleibe, Familie und Freunde. Und all das hier vergessen! Sag dieser Welt Lebwohl, du irrer Psychopath!«

      Ein Blutfleck auf der Brust

      Groß wie eine Faust

      Die Augen leer und weiß

      Wie Plastik

      Noch ein Atemzug

      Und aus

      »Meine Schwester, möchtet Ihr noch mehr loswerden?«, fragte der Priester sanftmütig. »Ich nehme sie alle, die traurigen, bösen, schlechten.« Er hob die Hände zum Himmel. »Für euch bin ich das Auffangbecken!«

      »Nein, danke«, sagte Céline lächelnd und zog ihre Kapuze über den Kopf. »Mehr hab ich nicht zu beichten.«

      Ein Hochhaus

      Nasse Wände, Beton

      So alt und voller Tage

      Wie eine Couch

      Im Regen

      Das Mädchen mit den Schmetterlingsaugen schloss die Lider und ließ den Regen über ihre Wangen laufen. Wind zerrte an ihren Haaren und einer Wolldecke, die sie um den nackten Oberkörper geschlungen hatte.

      Ein Song drang auf den Balkon hinaus.

      »Du wirst krank, komm rein!« Die Stimme kam aus dem Raum hinter ihr, männlich, jung.

      »Gleich«, sagte das Mädchen und öffnete die schillernden Augen. »Die Luft ist sauber heute Nacht.«

      »Liegt am Regen!«

      »Nee, nicht immer.«

      Links wurde ein Schatten größer.

      Das Mädchen drehte sich um. »Die Ratten der Stadtwerke streiken, Öfen und Schornsteine sind abgeschaltet.«

      »Komm rein«, wiederholte der Junge, diesmal fester – ein Punk, verkniffene Augen, prismatische Haarspikes; außer einer Narbe am Ohr war nichts Besonderes an ihm. Er führte das Mädchen zurück ins Zimmer. »Du musst jetzt gehen.«

      »Schon?« Sie ließ die Wolldecke fallen und suchte nach ihrer Hose und dem Longshirt, beides schwarz.

      »Muss gleich los«, erklärte der Punk, während auch er nach seinen Klamotten suchte, Ledermantel und Nietenhose. »Besorgungen machen.«

      Das Mädchen zog ihren Plastikmantel über. »Du?«

      »Ja?«

      »Sehen wir uns … Ich meine …«, begann sie.

      »Möglich«, erwiderte der Punk und grinste. »Wie heißt du eigentlich?«

      »Céline.«

      »Hübscher Name, passt zu dir.«

      »Ich hau dann mal ab.« Céline verschnürte die Schuhe, nahm ihre Tasche und stand auf. Zügig ging sie auf die Haustür zu.

      »Warte!« Der Punk kam herüber, umarmte sie. »Pass auf dich auf, okay?«

      »Aber klar«, sagte Céline. Sie löste sich von ihm. »Mach’s gut.« Schnell öffnete sie die Tür und lief den Korridor entlang zum Fahrstuhl.

      In Musik gebrannt

      Ein Stuhl, ein Fenster

      Buntes Licht

      In Musik gebrannt

      Atem, Haut

      Zwei Risse an der Wand

      »Also, an deiner Stelle würd ich sie behalten.« Die Verkäuferin zog die Haftung von der Stirn, ehe sie die Drähte um den goldenen Kubus wickelte; ein Transmitter für Memories. »Eine schöne Erinnerung, nette Musik. Von letzter Nacht?«

      »Wie viel?«, fragte Céline und streifte die zweite Haftung ab.

      »Fünfzig bar auf die Kralle, zweihundertfünfzig, wenn ich vorher einen Käufer ausfindig mache.«

      »Was, nur?« Céline senkte den Kopf. »Ich dachte, die laufen immer, ich …«

      »Sicher, werden gern genommen«, antwortete die Verkäu-ferin und nickte gutmütig. »Schau mal, erst gestern kamen zwei Jungs rein, bisschen älter, fünfzehn vielleicht, und …«

      »Ich verstehe.«

      »Aber wenn du ’ne Woche wartest, könnte ich jemanden finden, der auf Direktübertragung steht, Koreaner, Japse.« Sie lächelte ihr zu. »Nun?«

      »Nein, danke«, sagte Céline und streifte die Kapuze über. »Ich versuch’s noch woanders.« Kurz schaute sie die Verkäuferin an: eine Kubanerin, sandgelbe Dreadlocks. »Wiederseh’n.« Ohne ein weiteres Wort verließ Céline den Krämerladen und lief an Bars und einer Spielhalle vorbei zur Bernsteingasse. Der Regen wurde stärker; Céline rannte noch ein Stück und stellte sich dann an einem Studio für Flüssigtattoos unter. Etwa fünf Meter entfernt kniete ein Penner auf der Straße und malte mit Sprühdosen wässrige Bilder auf den Asphalt. Sein Mantel und die Haare waren durchnässt, doch es schien ihn nicht zu stören.

      »Hey!«, rief Céline und schüttelte die Tropfen ab. »Was soll’n das sein? Sieht wie ’ne Tarotkarte aus!«

      Der Penner drehte den Kopf und lächelte; ihm fehlte ein Schneidezahn. »Kennste Miró nicht?«

      »Miró?«, fragte Céline nach. »Doch, kommt mir bekannt vor.«

      »Elvira Miró, 2189 bis 2218. Begründerin des Neoschock. Gestorben letzte Woche.«

      »Was bist du? So ’ne Art Künstler?«

      »Ich?«, grinste der Penner. »Nicht mehr.«

      Zögernd trat Céline in den Regen hinaus. »Suche Arbeit, weißt du was?«

      »Frag den Flamen, wie alle hier.« Der Penner zeigte auf eine alte Diskothek – ein Zentaur als Neonschild, halb erleuchtet. »Hat bestimmt ’n Botenjob für dich.«

      »Danke.« Céline studierte sein fertiges Bild, die Figuren, Farben. Dann überquerte sie die Straße, klingelte an der СКАЧАТЬ