Die Schlacht um Viedana: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 2). Jork Steffen Negelen
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Schlacht um Viedana: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 2) - Jork Steffen Negelen страница 9

СКАЧАТЬ sich die drei Gefangenen abführen. Gohtas schaute ihnen beinah fassungslos hinterher. Lionos kam zusammen mit zwei Soldaten auf den Pferden der Boten angeritten und sprang direkt vor seinem Admiral ab. Dann wollte er sogleich berichten. Doch Gohtas hob seine rechte Hand. »Wartet noch. Bevor Ihr sprecht, solltet Ihr noch etwas wissen. Der Herr über diese Festung ist kein anderer als der Fürst Demican. Er ist Alsacans Sohn und sein bester Heerführer. Ihr seid ihm noch nicht begegnet. Also seid vor ihm auf der Hut. Und jetzt berichtet mir.«

      Lionos zeigte sich wenig beeindruckt und berichtete fast übermütig: »Wir haben die Festung eingeschlossen und beginnen jetzt mit dem Aufstellen der Katapulte. Sobald das beendet ist, können wir mit dem Beschuss beginnen. Ich denke, das wird hier eine kurze Angelegenheit. Bis jetzt hat doch alles wunderbar geklappt. Und was diesen Fürsten Demican angeht, da denke ich, der kann Euch nicht das Wasser reichen. So wie dieser tote Obinarer, der hinten nicht weit vom Tor liegt und bald anfängt zu stinken.« Lionos zeigte mit einer Reitpeitsche zum Tor.

      Gohtas schüttelte nur den Kopf. Er befahl zwei Soldaten, den Toten zu entfernen und zog Lionos mit sich. »Kommt, Ihr solltet auch einen Blick auf die ehemaligen Rudersklaven werfen. Diese armen Teufel haben vor wenigen Tagen einen Aufstand gewagt und wurden dafür schlimm bestraft. Lasst es Euch am besten von ihnen selbst erzählen.«

      Einige der anderen Kapitäne, Obersten und Hauptmänner des Admirals folgten den beiden, und sahen sich die einstigen Sklaven ebenfalls an. Etwas mehr als die Hälfte der Männer war noch in ganz guter Verfassung. Nicht alle obinarischen Kapitäne waren so bestialisch mit ihren Rudersklaven umgegangen. Einige hatten Vernunft walten lassen. Doch die anderen Männer sahen, zum Erschrecken aller, fürchterlich aus. Die Peitschen der Obinarer hatten bei ihnen unübersehbare Spuren hinterlassen.

      Gohtas befahl, eine Krankenstation einzurichten. Die Schiffsärzte nahmen sich dieser armen Männer an. Als das gerade in die Wege geleitet war, kam von der Festung her ein lauter Tumult auf. Eine weiße Fahne war in einer aufgebrachten Menge zu erkennen. Lionos rannte mit einigen Soldaten los und versuchte die Aufregung zu schlichten. Unter dem Schutz der weißen Fahne versuchte eine Gruppe von Obinarern sich den Weg zum Admiral zu bahnen. Dabei wurden sie auf das übelste von wütenden Soldaten beschimpft. Erst als die Soldaten Lionos erkannten, ließen sie von den Obinarern ab. Der Kapitän führte sie direkt zum Admiral. Dieser hatte sich von seinem Flaggschiff den bequemen Stuhl bringen lassen und ließ einen zerlumpten Sklaven darauf Platz nehmen. Dann stellte er sich neben diesen und empfing so die obinarischen Parlamentäre. Die empfanden den sitzenden Sklaven als eine üble Zumutung. Der Admiral reichte dem armen Kerl auch noch ein mit Gold und Edelsteinen verziertes obinarisches Trinkhorn und ein Stück kalten Braten. Der schlang das Fleisch in sich hinein und trank den Wein in einem Zug. Dieser stieg ihm sofort zu Kopf und er schaute dümmlich grinsend und kichernd um sich herum. Dann zeigte er auf die Obinarer und fing laut an zu lachen. Viele der umstehenden Avanurer lachten mit. Die Obinarer dagegen kochten vor Wut. Für sie war dieser sitzende Sklave eine absolute Beleidigung. Doch sie konnten nichts machen und mussten sich beherrschen. Ihr Anführer trat schließlich einen Schritt vor und wandte sich an den Admiral.

      »Ich nehme an, dass du diese Flotte hier hergeführt hast und nun unsere Festung einnehmen willst. Also höre selbst, was mein Herr dir zu sagen hat.«

      Der Sklave auf den Stuhl fing wieder an zu kichern. Davon ließ sich der Anführer der Parlamentäre jetzt nicht mehr irritieren. Er rollte ein Pergament aus und begann den Inhalt vorzulesen.

      »An den Anführer der avanurischen Flotte. Ich, Demican, Fürst und erster Prinz, Sohn des größten Königs aller Obinarer, klage Euch des Friedensbruches an. Ich verlange im Namen meines Vaters von Euch Euren sofortigen Rückzug. Alles obinarische Eigentum habt ihr hier zurück zu lassen. Außerdem legt Ihr alle eure Waffen ab und entledigt Euch Eures gesamten Geldes, Schmucks und Proviants. Nachdem Ihr dann tausend Männer uns als Sklaven übergeben habt, lassen wir Euch gnädig ziehen. Solltet Ihr Euch jedoch weigern …«

      Weiter kam der Obinarer nicht. Der Sklave auf dem Stuhl war keineswegs so betrunken wie er tat. Blitzschnell hatte er den Dolch des Admirals aus dessen Gürtel gezogen und damit dem Anführer der Obinarer die Pergamentrolle seines Herrn auf die Brust genagelt. Tödlich getroffen sank dieser zu Boden. Die anderen beiden Obinarer wollten ihre Schwerter ziehen, doch Lionos war schneller. Mit einem Streich seines Schwertes schnitt er beiden die Kehlen durch. Verdutzt schauten alle auf die toten Parlamentäre. Gohtas fasste sich als erster und brüllte los: »Was steht ihr hier so herum. Ladet die Leichen dieser hochmütigen Narren auf die Katapulte und schickt sie ihrem barbarischen Herren zurück!«

      Er zog seinen Dolch aus dem Toten und tauchte ihn in sein Blut. Dann schrieb er mit dem Dolch auf die Rückseite des Pergaments. »Abgelehnt.« Zufrieden betrachtete er sein Werk. Jetzt sah er den Sklaven an. »Wie ist dein Name, mein Freund?«

      Der Sklave kratzte sich umständlich am Kopf und antwortete dann.

      »Ihr könnt Jano von der Westpfalz auf meinen Grabstein schreiben. Ich war Seemann, Kaufmann und zuletzt Rudersklave.«

      Hinter dem Admiral meldete sich sogleich einer der älteren Obersten. »Das ist nur die halbe Wahrheit. Du warst auch ein sehr guter Hauptmann und Kämpfer.« Der Oberst reichte den wieder auf dem Stuhl sitzenden Jano eine Flasche vom besten avanurischen Wein. »Oder habe ich etwa nicht recht, mein alter Freund?«

      Gohtas trat dicht an den Oberst heran und gab ihn einen aufmunternden Stoß in die Seite. »Nehmt Euren Freund mit zu Eurer Truppe, Oberst Hargar. Kümmert Euch um ihn. So einen schnellen Mann können wir wohl noch gebrauchen.«

      Dann schaute Gohtas sich den Flug der drei toten Obinarer an. Einer nach dem anderen wurde vor das Festungstor geschleudert. Als der letzte gelandet war, ging das Tor ein Stück auf und die Obinarer zogen ihre drei toten Parlamentäre in die Festung. Es dauerte nur einen Augenblick, und ein lautes Gebrüll war auf den Mauern und in den Wehrgängen der Festung zu hören. Dann feuerten die Obinarer ihre Katapulte ab.

      Gohtas war hochzufrieden. Jetzt kannte er die Reichweite seiner Feinde und wusste nun genau, wo er seine eigenen Katapulte in die beste Position bringen konnte. Eine Stunde später traf er sich mit Lionos und einem besonderen Trupp. Es waren alles ehemalige Bergleute. Gohtas erklärte noch einmal, wo der geheime Gang einst endete. Die Bergleute hörten genau zu. Dann zog Lionos mit ihnen zu der Felsengruppe, die der Admiral beschrieben hatte. Nicht weit davon entfernt hatten einige avanurische Truppen ihre Stellungen bezogen. Sie gaben zusätzlich Deckung.

      Die Suche nach dem Geheimgang dauerte bis in den Abend hinein. Die Sonne war schon fast untergegangen, da meldete einer der Bergleute aufgeregt, dass der Eingang gefunden wurde. Lionos war sichtlich erleichtert. Er sah sich das genauer an. Tatsächlich, unter einer dicken Schicht aus Geröll, Holz und Sand gruben die Bergleute den gesuchten Eingang frei. Bereits eine Stunde später konnte ein Soldat dem Admiral verkünden, dass der Eingang des Geheimgangs freigelegt war und nach einer kurzen Besichtigung keine gefährlichen Schäden aufwies. Gohtas rieb sich bei dieser Nachricht die Hände. Jetzt hielt es ihn nicht mehr in seinem Zelt. Er eilte zur Felsengruppe und sah sich im Schein einer Laterne den Geheimgang selbst an. Lionos begleitete ihn mit seinen Bergleuten.

      Als sie wieder heraus waren, da war die Freude bei dem Admiral groß. Voller Tatendrang klopfte er Lionos auf die Schultern und lobte ihn überschwänglich.

      »Ihr seid doch mein bester Mann, mein bester Kapitän und mein allerbester Freund. Ich sage Euch jetzt eins. Wenn diesen Obinarern im Morgengrauen langsam die Augen zufallen und wir genügend Licht haben, um Freund und Feind voneinander zu unterscheiden, dann werden wir uns die Bastarde holen. Ich will diesen aufgeblasenen Fürst Demican selbst in die Finger kriegen und ihn zu seinem Schöpfer schicken. Wir haben für unseren Angriff ein paar Stunden Zeit. Nutzen wir sie, und bereiten wir uns vor.«

      Die Nacht war erfüllt von der Anspannung, СКАЧАТЬ