Die Schlacht um Viedana: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 2). Jork Steffen Negelen
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СКАЧАТЬ unseren Angriff. Am besten ist es, wenn sie beim Rudern in Wein getauchtes Brot bekommen.«

      Lionos nickte zustimmend und gab die entsprechenden Befehle weiter. Unten, auf den Ruderbänken, legten sich die Soldaten mit aller Kraft in die Riemen. Die Gehilfen des Rudermeisters tauchten große Stücke Brot in Weinkrüge und stopften es den Soldaten in den Mund. Der Rudermeister selbst gab mit einer großen Pauke den Takt vor. Bei jedem Schlag zogen die Soldaten ihre Ruder durch das Wasser des Meeres.

      Lionos stand oben auf dem Kommandodeck neben dem Admiral. Angestrengt sahen beide zu der Galeere. Der Abstand blieb jetzt in etwa gleich. Lionos schüttelte den Kopf. »So wird das nichts werden. Seht mein Admiral, im Wasser treibt ihre Ladung. Sie haben ihre Ware über Bord geworfen. Wir müssen unbedingt bis auf Schussweite herankommen. Ich lasse stärker am Wind segeln.« Der Kapitän rief dem Steuermann einen Befehl zu. Einen Augenblick später lag die Silberne Stute stärker am Wind und holte tatsächlich langsam auf. Stück für Stück näherte sie sich der feindlichen Galeere auf Schussweite. Die Spannung wuchs mit jedem Atemzug. Gohtas befahl Lionos beim Steuermann zu bleiben, er selbst wollte das Katapult übernehmen. Als der Admiral am Bug ankam, ließ er es mit einer Steinkugel laden und für den ersten Schuss ausrichten. Dann schätzte er die Entfernung zu den Flüchtenden. Die Bedienungsmannschaft sah ihn erwartungsvoll an. Doch der Admiral schüttelte den Kopf. »Da müssen wir wohl noch einen Augenblick Geduld haben. Ich würde ihnen am liebsten den Mast wegschießen, doch wir müssen noch näher heran.«

      Gohtas drehte sich um und sah zum Großsegel. Es blähte sich im Wind und trieb mit aller Macht die Galeere voran. Der gleichmäßige Takt der Pauke des Rudermeisters war zu hören. Der Admiral lief zur Luke, die nach unten zu den Ruderbänken führte. Damit der Rudermeister ihm überhaupt hören konnte, brüllte er mit aller Kraft seinen Befehl nach unten. »Rudermeister! Geh sofort auf Rammgeschwindigkeit und halte sie, so lange die Männer das schaffen!«

      Der Rudermeister brüllte los. »Rammgeschwindigkeit!« Dann verdoppelte er den Takt seiner Pauke. Gohtas rannte zum Katapult zurück. Gleich musste die fliehende Galeere in Reichweite sein. Tatsächlich näherte sich die Silberne Stute nun beträchtlich schneller. Das sah der feindliche Kapitän wohl mit Schrecken.

      Er versuchte verzweifelt mit einem Manöver den Kurs so zu ändern, dass er aus der Reichweite der silbernen Stute blieb. Doch das war ein schwerer Fehler. Er kam vom Wind ab und verlor sofort an Fahrt. Gohtas bemerkte es mit Freuden. Sein Befehl war auf dem ganzen Schiff zu hören. »Feuer frei! Schießt ihnen den Mast weg!« Der Wurfarm des Katapultes schnellte in die Höhe und die schwere Steinkugel sauste im hohen Bogen zu ihrem Ziel. Doch sie verfehlte den Mast und schlug stattdessen im Mastkorb ein. Ein Bogenschütze wurde getroffen und fiel schreiend auf das Deck. Gohtas konnte es kaum fassen. »Sofort laden und feuern! Nehmt die Kettenkugeln! Wir müssen den Mast knicken, bevor sie wieder am Wind sind!« Wieder schnellte der Wurfarm hoch und die Kettenkugeln fanden ihr Ziel. Kurz unter der Rah des Segels zerschmetterten sie den Mast. Krachend schlug das Segel mit der schweren Rah auf das Deck. Jetzt hatte die feindliche Galeere kaum noch Fahrt und die Silberne Stute näherte sich ihr als erstes. Dem Kapitän der schwer beschädigten Galeere blieb keine Wahl. Er ließ am Heck eine weiße Fahne hissen und seine Mannschaft legte ihre Waffen nieder.

      Lionos befahl dem Rudermeister, das Rudern einzustellen und die völlig erschöpften Soldaten ablösen zu lassen. Auf beiden Schiffen wurden die Ruder eingezogen und die Galeeren näherten sich nun langsam einander. Mit Wurfankern zogen die Soldaten sich an die fremde Galeere heran und legten Enterbrücken aus. Mit einem Jubelschrei stürmten sie auf das Deck des Gegners und nahmen die Mannschaft endgültig gefangen. Es waren ausschließlich obinarische Kaufleute und Matrosen. Gohtas und Lionos kamen an Bord des erbeuteten Schiffes und schauten sich die Mannschaft an. Neben dem Mast lagen zwei tote Matrosen. Sie waren von der Rah erschlagen worden.

      Der Kapitän der Obinarer stellte sich nun vor. »Ich bin Byros, Kapitän dieser Handelsgaleere.« Der Admiral grinste seinen Kapitän an und rieb sich die Hände. Dann wandte er sich Byros zu.

      »Euer Schiff gehört jetzt mit der gesamten Ladung meinem Herren, dem König von Avanura. Übergebt mir Eure Frachtbriefe und haltet Euch für eine Befragung bereit.« Gohtas hielt für einen Augenblick in seiner Rede inne und tat so, als ob er kurz angestrengt nachdächte. Er tippte sich an die Stirn. »Äh, wie soll ich es sagen? Wie kommt ihr Obinarer nur auf die unheimlich kluge Idee, einer ganzen Flotte davonsegeln zu wollen? Ihr könnt Euch doch an den fünf Fingern eurer rechten Hand abzählen, dass mindestens eine unserer Galeeren schneller ist als eure eigene.«

      Er ließ den Kapitän der Obinarer mit seiner Antwort stehen und schaute sich die Galeere an. Die Rudersklaven wurden auf Deck geführt und mit Wasser versorgt. Sie waren alle in einem erbärmlichen Zustand. Um ihre Hüften baumelten die Reste einstiger Hosen. Sonst hatten sie nichts weiter am Leib. Die Haare und die Bärte waren lang und verfilzt. Auf ihren Rücken sah man deutlich die frischen Striemen, die von den Peitschen ihrer Aufseher stammten. Meist waren sie aufgeplatzt und bluteten. An den nackten Füßen hatten sie Fesseln mit Eisenringen. Kurz vor einem Kampf zogen die Aufseher gewöhnlich Ketten durch diese Ringe. So waren sie an ihre Ruderbank gefesselt und konnten bei einem Untergang ihrem Schicksal nicht entkommen. Einige husteten und rangen noch immer nach Luft. Sie alle waren vom harten Rudern völlig erschöpft.

      Lionos sah durch die Luke, die unter Deck zu den Ruderbänken führte. Dann sah er Gohtas an. »Die Hälfte der Rudermannschaft ist noch hier unten. Sie sind zu schwach, um auf Deck zu kommen.« Gohtas schaute selbst hinein. Der Leibarzt des Admirals war mit seinen Gehilfen gerade nach unten gegangen. Ein unbeschreiblicher Gestank schlug Gohtas entgegen. Doch noch viel unbeschreiblicher war das, was er sah. Einige Männer waren so blutig geschlagen, dass selbst dem härtesten Mann bei ihrem Anblick die Tränen in die Augen schossen. Vor Wut schnaubend drehte sich Gohtas um und zog sein Schwert. Er stürzte auf dem Kapitän der Obinarer zu und wollte ihn auf der Stelle niedermetzeln. Lionos und einige beherzte Soldaten hatten alle Mühe, ihren Admiral von seinem Vorhaben abzuhalten.

      Dabei brüllte Lionos den Admiral an: »Nein mein Herr, das dürft Ihr nicht! Wir werden ihn lebend nach Krell bringen lassen! Dort soll man ihn mit seiner Mannschaft für ihre Verbrechen bestrafen!« Gohtas steckte sein Schwert weg und drehte sich um. Er sah sich die Rudersklaven mit ihren ausgemergelten Körpern an. Hilflos versuchten sie, sich die Sachen anzuziehen, die sie von der Mannschaft der Silbernen Stute bekamen.

      Während die einen ihre Freiheit wieder bekamen, wurden die anderen in Ketten gelegt und auf einem Gefangenenschiff untergebracht. Um nicht den Kontakt untereinander zu verlieren, mussten jetzt alle Galeeren der Flotte ankern. Die erbeutete Galeere wurde in Windeseile wieder in Stand gesetzt, mit einer Mannschaft versehen, und schon zum Mittag war die Flotte wieder unterwegs.

      Gohtas starrte beim Essen geistesabwesend ins Leere. Lionos ahnte, was ihn beschäftigte.

      »Herr, Ihr seid mit Euren Gedanken abwesend. Ich befürchte, dass Euch die längst vergangenen Tage Eurer Gefangenschaft bei den Piraten wieder in den Sinn gekommen sind. Das war in Eurer Jugend und ist schon seit einer Ewigkeit vorbei. Immer wieder daran zu denken, ist falsch. Ihr müsst nach vorn sehen, mein Admiral.«

      Gohtas sah Lionos lächelnd an. »Ihr braucht keine Angst zu haben, Kapitän. Ich habe tatsächlich noch an etwas anderes gedacht. Ihr erinnert Euch bestimmt, dass ich Euch einmal von der alten Piratenfestung Zandum erzählt habe. Von dort konnte ich nur mit Hilfe eines Geheimganges entkommen. Wenige Monate nach meiner Flucht haben dann die Obinarer die Festung belagert. Sie kannten den Gang nicht. Deshalb brauchten sie drei Monate, um die Festung zu erobern. Die Piraten hatten die Obinarer mehrfach an den Rand einer Niederlage getrieben. Mit wenigen hundert Mann konnten sie den Gegner damals immer wieder abwehren. Wenn den Piraten nicht die Lebensmittel ausgegangen wären, dann würden sie die Festung wohl noch heute halten. Schaut Ihr vom Meer aus zur Festung, so seht Ihr gleich den Wald, der die Festung von der Landseite her umgibt. Ein Stück westlich ist deutlich eine Felsengruppe zu sehen. СКАЧАТЬ