In der Falle. Jan Eik
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Название: In der Falle

Автор: Jan Eik

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783955520144

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СКАЧАТЬ sie dorthin gefahren, um die Sache auszubaldowern, dann hatten sie gleich viermal Erfolg gehabt. Nur einer war getürmt. Die anderen hatten freiwillig gezahlt, die meisten wahrscheinlich nicht mal Anzeige erstattet.

      «Ich habe mir Ihre Adresse auf dem Führerschein gemerkt. Ihre Frau wird sich freuen, wenn Sie erfährt, dass Sie …»

      Das genügte als Drohung. Nur sind die Kerle mit der Zeit widerspenstiger geworden. Manche behaupten, kein Geld bei sich zu haben, wehren sich oder veranstalten irgendein Theater. Gleich beim ersten Mal hatte eine Frau die ganze Zeit über gehupt und rumgeschrien, bis Max sie auf die friedliche Art zur Ruhe brachte. Die meisten hatten einfach Schiss, wenn sie die Waffe sahen. Ein paar Mal hatten sie erfolglos wieder abziehen müssen, weil es so verdammt nach Polente roch, dass Max sich fast in die Hosen schiss. In einem Auto saßen mal zwei, von denen die angebliche Frau todsicher ein verkleideter Bulle war.

      Da war ihm die Idee mit den Bäumen und später mit den Drahtseilen gekommen. Die Bäume anzusägen und im passenden Augenblick per Wäscheleine zum Umkippen zu bringen, wollte gekonnt sein. Die Autos steckten jedenfalls fest. Am besten waren Lieferwagen, die mit Geld in die Stadt zurückfuhren. Oder welche, die Zigaretten ausfuhren. Allerdings mussten sie dazu das Revier wechseln. Im Westen war auf der Avus oder auf der Heerstraße viel zu viel los, um ungestört zu arbeiten. Im Osten dagegen führten beinahe alle Ausfallstraßen durch Wälder. Im Sommer ließ sich das alles per Fahrrad gut erkunden, und die Bahnverbindungen, um wieder nach Hause zu kommen, waren auch nicht schlecht.

      Doch für eine echte Autofalle braucht er Max. Und der kneift im Augenblick. Wahrscheinlich steckt seine Frau dahinter, die neigt zu ulkigen Anwandlungen von Ehrsamkeit.

      Er selbst bleibt lieber solo. Bloß keinen noch so hübschen Klotz am Bein, der alles besser weiß und vielleicht noch Rechenschaft über jede Minute und jede Mark fordert. Das ist nichts für ihn. Wenn er eine braucht, dann findet er sie, auf ein paar Mark kommt es ihm dabei nicht an. Solange der Ofen eben raucht. Er ist gespannt, für wie viel Mark der Bursche am Hundekehlensee sich auf einen aussichtslosen Kampf eingelassen hat. Das wird er erst in einigen Tagen erfahren, wenn es in der Gegend wieder ruhiger geworden ist. Vielleicht steht es ja in der Zeitung.

      Dem müde wirkenden jungen Mann, der am Ostermontag morgens gegen halb sechs in Pichelsberg in die S-Bahn steigt, sieht keiner an, dass er in der Nacht quer durch den Grunewald marschiert ist. Und dass er vorher kaltblütig den Maurer Bruno Lietz niedergeschossen hat, der im Martin-Luther-Krankenhaus mit dem Tode ringt, schon gar nicht.

      ÜBER NACHT ist es Frühling geworden. Was für ein Trost nach dem langen, grauen Winter! Die Knospen an den Linden in der Großen Frankfurter sehen aus, als könnten sie jeden Augenblick mit einem Knall platzen. Hermann Kappe ist an diesem Morgen nur im leichten Überzieher losgegangen und kommt selbst darin ins Schwitzen. Das mag auch daran liegen, dass er an nichts anderes denkt als an den Schwerverletzten vom Hundekehlensee. Die Ärzte hätten wenig Hoffnung, hieß es gestern. Und richtig: Im Präsidium empfängt ihn die Nachricht vom Tod des 21-jährigen Bruno Lietz, verstorben an den Folgen einer Nahschussverletzung in den Hals.

      Was für ein Saukerl muss das sein, der einen jungen Menschen wegen ein paar Mark aus fünfzehn Zentimeter Entfernung niederschießt!

      Schwer atmend und ungewohnt früh sitzt auch Gennat hinter seinem Schreibtisch und blickt ernst in die Runde. Nicht mal dem Schandmaul Galgenberg will eine alberne Bemerkung einfallen. Zwei Tote innerhalb einer Woche, einer davon ein Kollege, da braucht Gennat nicht lange über den Ernst der Lage zu referieren.

      Der Herr Kriminalpolizeirat Dr. Brettschieß glänzt glücklicherweise durch Abwesenheit, da er mal wieder in höheren Gefilden weilt. Seit er einen Dienstrang bei der SS bekleidet, trägt er stolz die schwarze Uniform und spielt den Verbindungsmann, sprich Spitzel und Hofhund beim Reichsführer SS. Niemand vermisst ihn. Nebe sieht endlich eine Möglichkeit, den Schwätzer loszuwerden, und sei es an die vorgesetzte Behörde.

      So geht es ja immer, denkt auch Kappe, Dünnbrettbohrer wie Brettschieß werden so lange befördert, bis sie auf einem Posten sitzen, wo sie maximalen Schaden anrichten können.

      Vom Schaden, den die Polizeiarbeit durch das dreiste Auftreten der Räuber erleidet, ist ausführlich die Rede. Theorien werden durchgekaut, weshalb die wohl neuerdings einzeln arbeiten.

      Kappe hält sich aus dem Palaver heraus. Weshalb Gennat ihm Kommissar Alfons Busch vom Einbruch zugeteilt hat, von allen nur «der Einbrecher» genannt, ahnt er vorerst nicht, zumal der junge Busch wenig begeistert scheint.

      «Die vom Raub halten nicht viel davon, wenn einer vom Wohnungseinbruch ihnen ins Handwerk pfuscht», gesteht er Kappe.

      Kappe winkt ab. Das ewige Kompetenzgerangel ist ihm vertraut und verhasst zugleich, obwohl er selber natürlich froh ist, beim Mord geblieben zu sein. Da gilt die amtliche Ansicht über die Berufsverbrecher als hauptsächliche Tätergruppe naturgemäß nur bedingt. Im Fall der beiden Toten allerdings …

      Es stellt sich heraus, dass Busch sich seit Monaten quasi privat mit den Autoräubern befasst und eine regelrechte Statistik über deren Taten geführt hat. Er kennt alle Raubüberfälle seit 1934 aus dem Effeff, hat nächtelang die Akten studiert und manche halbe Nacht selber auf der Lauer verbracht. Am liebsten wäre er auch weiterhin «draußen» geblieben, doch sein Freund, der Staatsanwalt Henkel, hat seine Beziehungen spielen lassen, und nun ist er zum Chef der soeben gebildeten Sonderkommission «Autofallen» berufen worden, vermutlich auf Nebes Anweisung.

      Kappe sind die Hintergründe von Buschs Einsatz gleichgültig. Er hat den Eindruck, dass Nebe eine gute Wahl getroffen hat.

      «Wir werden uns schon zusammenraufen», sagt er zu dem Jüngeren, der ihn von Anfang an geduzt hat, wie es unter den jüngeren Beamten und Parteigenossen mittlerweile üblich ist. Busch ist kein Parteigenosse, wie Kappe zu seiner Erleichterung bald erfährt.

      Sie machen sich an die Arbeit. Gemeinsam mit Busch muss er noch einmal gründlich die Freundin des Lietz und deren Freundin vernehmen, außerdem den Verlobten, den Wirt der Waldschänke und die Gäste, soweit man ihrer habhaft werden kann.

      Das Ergebnis ist einigermaßen niederschmetternd. Zwar erweist sich die rotblonde Hanna als eine couragierte Zeugin, die ihre Tränen nur mühsam zurückhält, aber gesehen hat sie leider so gut wie nichts. Verschreckt von der Waffe, geblendet von der starken Taschenlampe und aus Angst um ihren Freund in Panik, hat sie nicht mehr bemerkt als eine untersetzte Gestalt mit einer Schirmmütze auf dem Kopf. So schnell sie konnte, war sie zur Telefonzelle am Bahnhof gelaufen und hatte die Polizei verständigt. «Mord!», hatte sie ins Telefon geschrien. Dann war sie zusammengebrochen, wofür sie sich noch immer schämt. Ihren Bruno hat sie nur noch einmal kurz gesehen.

      An dieser Stelle lässt sie ihren Tränen freien Lauf, wofür Busch und Kappe Verständnis haben.

      Die anderen Zeugen wissen noch weniger, um nicht zu sagen, gar nichts. Edith und Erwin haben den bewusstlosen Bruno vor der Bank gefunden und vergeblich nach Hanna gerufen, bis endlich die Polizisten auftauchten. Ein einzelner Mann ist ihnen nicht aufgefallen, weder auf dem Uferweg noch vorher in oder vor der Gaststätte.

      Auch der Wirt, sichtlich mitgenommen von dem Mord, kann nichts Erhellendes über den Täter mitteilen. Er ergeht sich in Vermutungen über den Zusammenhang des Verbrechens mit dem Überfall auf die Bahnhofskasse Ende September 1936. Das Raubdezernat hat ihn schon damals gründlich und ohne Ergebnis vernommen.

      Als Wurzbacher den Raum verlassen hat, schaut Kappe den Kollegen Busch fragend an. «Was war das für ein Überfall?»

      Busch СКАЧАТЬ