In der Falle. Jan Eik
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Название: In der Falle

Автор: Jan Eik

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783955520144

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СКАЧАТЬ krank?» Brettschieß läuft puterrot an. «Das hat Folgen, Galgenberg!», brüllt er. «Sie sind hiermit vom Dienst suspendiert! Packen Sie Ihre Sachen zusammen, und melden Sie sich in drei Minuten bei mir!»

      Kappe steht wie die Gans, wenn es donnert. «Er hat doch nur …», wagt er anzusetzen.

      Aber Brettschieß mustert auch ihn wie einen gewöhnlichen Delinquenten. «Wir sprechen uns noch, Volksgenosse Kappe!», faucht er. «Der Ton in dieser Sozi-Bude hier ist mir seit langem ein Dorn im Auge! Wird Zeit, dass mal ein frischer Wind reinweht!»

      Durch die offene Tür wechseln Kappe und Galgenberg einen unaussprechlichen Blick.

      Brettschieß zerrt Kappe am Ärmel. «Sie kommen gefälligst mit.

      Sie sind schließlich Zeuge dieses unerhörten Vorfalls.»

      Auch das noch, denkt Kappe. Hat sich denn alles gegen mich verschworen?

      «Und damit Sie klar sehen, Kappe: Keinerlei Ausflüchte! Haben wir uns verstanden? Glauben Sie etwa, ich weiß nicht, dass Sie selber nicht ganz koscher sind, Herr Ex-Oberkommissar? Wie Sie wissen, geht dem Reichsführer jegliches Verständnis für Dienstverstöße dieser Art ab!»

      In letzter Instanz und gemessen an den üblichen drakonischen Strafen, geht die Sache für Galgenberg noch glimpflich ab, wozu nicht zuletzt Gennats Einfluss beiträgt. Niemand verlangt von Kappe eine zeugenschaftliche Bestätigung des Vorfalls, den Gustav Galgenberg nicht bestreitet, sondern nur griesgrämig zu einem Missverständnis herunterzuspielen versucht.

      Dr. Brettschieß besteht darauf, diesem Miesmacher nie wieder im Präsidium oder sonst wo zu begegnen, und es finden sich Zeugen, denen Galgenbergs vorwitzige Bemerkungen schon lange unangenehm aufgefallen sind. Von siegreichen Nasenkönigen sei da die Rede gewesen, womit nur Heydrich und Nebe gemeint sein konnten, und von einer Brillenschlange im höchsten Amt. Derlei Aussagen will nicht einmal Brettschieß nachgehen, sähe er sich doch dann in der Pflicht, selber die so Charakterisierten über den Präsidiumsklatsch informieren zu müssen. Er ist ja nicht lebensmüde.

      «Schaffen Sie mir den Kerl aus den Augen, bevor ich ihn ins KZ stecken lasse!», lautet seine letzte Drohung, und Gennat beeilt sich, die Forderung umgehend zu erfüllen. Sind nicht zum 1. April dreißig verdiente Kriminalbeamte wegen Erreichung der Altersgrenze ehrenvoll aus dem Staatsdienst ausgeschieden und dadurch etliche Revierkriminalstellen vakant geworden? Die Gefahr, dass Brettschieß jemals dem zuständigen Kriminalbeamten des Reviers 244 in Berlin-Köpenick begegnet, ist gering.

      Sang- und klanglos und versehen mit Gennats väterlichen Ermahnungen wird Gustav Galgenberg am nächsten Tag dorthin versetzt. Von weiteren disziplinarischen Maßnahmen wird vorerst abgesehen.

      Abgesehen von den strammsten Nationalsozialisten, denen das nahezu parteilose Morddezernat schon lange stinkt, will keiner die Angelegenheit an die große Glocke hängen. Getratscht aber wird im ganzen Präsidium darüber.

      Als Kappe, dem Galgenbergs tiefer Fall einen heillosen Schrecken eingejagt hat, am Mittag in der Kantine seinem Neffen Otto begegnet, spricht der ihn prompt darauf an.

      Otto, einziger Sohn von Kappes älterem Bruder Oskar, der in der Yorckstraße einen Tabakladen betreibt, ist nicht ohne Kappes Zutun von der Schupo zur Kripo gewechselt. 26 ist Otto jetzt, Kriminalassistent und auf dem besten Wege, Karriere zu machen - wenn er denn in die Partei eintritt. Oder in die SS. Dazu fehlen ihm jedoch ein paar Zentimeter an Körpergröße, und als blond kann man ihn nur mit gutem Willen bezeichnen. Für sich hat Otto den besten Ausweg gefunden. Als Fahrer eines 98er DKW-Kleinkraftrades ist er dem NSKK beigetreten, dem Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps. Das muss vorläufig reichen.

      «Was ist denn bei euch los?», will Otto wissen. «Da soll einer einen scharfen Führerwitz verbreitet haben?»

      Kappe winkt ab. «Nicht hier!», stößt er zwischen den Zähnen hervor.

      «Ich müsste sowieso dringend mal mit dir reden, Onkel Hermann.»

      Kappe schätzt es nicht, im Dienst mit «Onkel Hermann» tituliert zu werden. Das hat er dem Neffen schon ein paar Mal erklärt. Brummig sagt er: «Meinetwegen. Du kommst am besten abends bei uns vorbei.»

      Otto lacht. «Ich weiß nicht einmal genau, wo du jetzt wohnst.»

      «Jetzt?» Kappe ist verblüfft. Seit 1931 wohnt er nun in der Großen Frankfurter Straße und hat dort endlich das richtige Zuhause gefunden. Sogar Klara hat sich eingewöhnt und jammert den kleinen Räumen in der Hufeisensiedlung in Britz nicht mehr länger nach. Die Kinder fühlen sich wohl, eine nette Eckkneipe befindet sich im Nebenhaus, und der Blockwart zeigt gehörigen Respekt vor dem Herrn Kriminalkommissar Kappe.

      Am Anfang hat ihn sein Bruder Oskar einmal dort besucht, gemeinsam mit seiner Frau Frieda und den beiden Töchtern. Die sind inzwischen zu ansehnlichen jungen Damen herangewachsen, wie Hermann Kappe weiß, hatte sich doch die ganze Bagage im vorigen Jahr zu Ottos Hochzeit in der Yorkstraße versammelt. Richard Börnicke, Ehemann von Kappes Tante Frieda, war allen mit seinen NSTiraden auf die Nerven gegangen. Der alte Krakeeler ging auf die achtzig zu und lamentierte laut darüber, dass keiner in dieser ganzen verkappten Sozi-Bande in Uniform erschienen war.

      Das hatte ausgerechnet Max Achtow, Sohn von Hermann Kappes Schwester Pauline, zu dem lauthals herausgeschrienen Bekenntnis veranlasst, er habe sich zur SS gemeldet und erwarte stündlich seine Aufnahme in des Führers Schutzstaffel. Ein Aufstöhnen war durch die Reihen der Familie gegangen, und irgendjemand hatte respektlos angemerkt: «Ach, Max, du hast det Schieben raus …»

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