Im März färbte sich der Frühling braun. Manfred Eisner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Im März färbte sich der Frühling braun - Manfred Eisner страница 4

Название: Im März färbte sich der Frühling braun

Автор: Manfred Eisner

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783961455188

isbn:

СКАЧАТЬ *

      »Guten Tag, Herr Schindler. Nett, dass Sie uns sofort empfangen. Das hier ist Kriminalkommissarin Margrit Förster und ich bin Kriminalhauptkommissarin Nili Masal. Wir sind vom Team Sonderermittlungen des LKA und recherchieren erneut im Fall der vermissten jungen Frau Heide Mertens, die ja aktives Mitglied Ihres Fechtklubs gewesen ist.«

      »Guten Tag, meine Damen. Ich kann von mir sagen – und spreche vermutlich für alle hier –, dass ich sehr dankbar bin für diesen erneuten Anlauf der Polizei. Es wird Zeit, dass der Verbleib unserer geschätzten Heide endlich aufgeklärt wird!« Arnold Schindler, seines Zeichens Abteilungsleiter im Steinburger Sportklub, ist ein gereifter und athletisch anmutender Zweimetermann Anfang vierzig mit freundlich blickenden braunen Augen und einem kahl rasierten Schädel.

      »Können Sie uns Näheres über die vermisste Person erzählen? Ich meine, was hat sie hier bei Ihnen so getan, wer waren ihr Trainer, ihre Sportfreunde und -freundinnen? Hat es neben dem Fechten noch andere soziale Aktivitäten gegeben, an denen Heide beteiligt war? Uns interessiert ganz besonders ihr soziales Umfeld.«

      Arnold Schindler nickte. »Meine Frau Brigitte war ihre Trainerin und kann Ihnen sicherlich mehr Details nennen als ich, sie hat sie ja direkt betreut. Ich habe ihr schon gesagt, dass Sie kommen, sie wird gleich hier sein. Aber ich wundere mich doch sehr, denn all diese Fragen wurden uns schon damals von Ihrem Kollegen von der Kripo gestellt, von Herrn Ober…«

      »Thumann vielleicht? Meinen Sie den? Der Herr Kriminaloberrat erlitt leider kurz darauf einen schweren Herzinfarkt und ist aus dem Dienst ausgeschieden.«

      »Ja, Thumann, so hieß er. Dem haben wir alles genau erzählt und er hat es sich in seinem kleinen schwarzen Büchlein aufgeschrieben. Aber jetzt, wo Sie das sagen …«

      Die Tür öffnet sich. Eine Frau mit langen blonden Haaren tritt ein. Sie trägt ein eng an ihren schlanken Körper anliegendes weißes Fechtdress.

      »Hallo, Schatz. Lieb, dass du kommst!« An die beiden Kommissarinnen gewandt sagt Arnold Schindler: »Darf ich vorstellen: meine Frau Brigitte …«, sein Blick schweift zurück zu der Blonden, »die beiden Damen vom LKA in Kiel.« Er wendet sich wieder dem Thema zu: »Also, wenn der damalige Leiter der polizeilichen Untersuchung kurz darauf aus gesundheitlichen Gründen ausfiel, dann wundert mich das nicht …« Er hält inne. »Na ja, langer Rede kurzer Sinn: Ich überlasse das Feld meiner Frau, die Ihnen sicherlich weiterhelfen kann. Auf Wiedersehen, meine Damen, und hoffentlich dieses Mal viel Erfolg!« Nachdem Nili und Margrit Förster sich vorgestellt und sich ausgewiesen haben, wiederholt Nili die Fragen.

      Brigitte Schindler nimmt Platz und erzählt: »Heide war eine äußerst begabte, agile und wendige Säbelfechterin. Wir hatten sie hier im Verein seit ihrem neunten Lebensjahr. Sie war sehr eifrig und erzielte von Anfang an gute Erfolge in Wettkämpfen. Auch menschlich war sie eine sehr ausgeglichene und sympathische Kameradin, allseits beliebt und geschätzt. Ich kann nicht erinnern, dass sie überhaupt einmal unangenehm auffiel. Soziale Veranstaltungen außerhalb der sportlichen Wettbewerbe? Ja, da gibt es bei uns einige. Unser Klubbasar, die Weihnachtsfeier und zwei- oder dreimal im Jahr die Vereinsdisco für unsere Mitglieder – nein, eine Band können wir uns nicht leisten, da sorgen Diskjockeys für die Tanzmusik.«

      Nili fragt nach befreundeten Klubkameradinnen.

      »Am besten, Sie kommen morgen Abend wieder«, sagt Brigitte Schindler, »da trainiert ihre Gruppe. Sie können die Mädels ja selbst fragen.« Auf Nilis Nachfragen hin sagt sie: »Nee, ich kann nicht bestätigen, dass der Herr Kommissar sie hierzu befragt hat. Wenn überhaupt, dann sicherlich nicht hier im Hause, daran würde ich mich erinnern.«

      Bevor sich Nili und Margrit Förster für die Auskünfte bedanken und von Brigitte Schindler verabschieden, sagt diese ihnen zu, ihnen die erbetene Liste der Vereinsmitglieder an das LKA zu faxen. Nili folgt einem instinktiven Geistesblitz: »Bitte auch die Namen und Anschriften der Diskjockeys und Cateringfirmen, die Sie für Ihre Veranstaltungen engagiert haben.«

       *

      Auf der Rückfahrt nach Kiel ziehen die beiden Frauen einige Schlussfolgerungen aus den soeben erhaltenen Informationen.

      »Nicht zu glauben, dass von der Befragung, die Thumann angeblich durchgeführt haben soll, kein Sterbenswörtchen in der Akte zu finden ist!«, lamentiert Margrit.

      »Das stimmt«, gibt Nili ihr recht. »Mich hat das auch gewundert. Könnte aber sein, dass Thumanns Herzinfarkt dazwischenkam. Fragt sich nur, wo das kleine schwarze Büchlein abgeblieben ist, von dem Herr Schindler sprach. Ich werde Kriminaloberrat Stöver danach fragen, vielleicht befindet es sich noch im Archiv der Großen Paaschburg. Am besten, ich bitte ihn, mich morgen Abend bei der Befragung der Mädels zu begleiten. Ich will dem nicht vorgreifen, aber mir schwant, dass wir auf Frau Schindlers Liste sehr wahrscheinlich jemanden finden werden, der mehr als wir über das Verbleiben Heides weiß!«

       *

      Am Abend treffen sich Nili und – wie man heute so sagt – der Mann an ihrer Seite in ihrem Stammlokal Taverna Syrtaki bei Georgios und Marita ganz in der Nähe ihrer Wohnung – quasi ›um die Ecke‹. Nili und ihr direkter Vorgesetzter, der Erste Kriminalhauptkommissar Dr. Walter Mohr, seines Zeichens stellvertretender Leiter des Dezernats 21 beim Kieler LKA, zuständig für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität, sind seit einigen Monaten ein Paar.

      »Ich kann euch heute unsere leckere Moussaka nach dem Spezialrezept von Maritas Großmutter empfehlen«, rät ihnen der Wirt.

      Waldi sieht Nili fragend an.

      Nili nickt begeistert. »Schmeckt wirklich einmalig gut, sollten wir bestellen!«

      »Endaksi, lieber Georgios«, sagt Waldi zum Wirt, »das geht in Ordnung. Und bring uns bitte gleich auch noch eine Karaffe deines köstlichen roten Kamares und dazu eine große Flasche San Pellegrino, ich habe nämlich einen Riesendurst.«

      Georgios lächelt und geht davon.

      »Na, mein Schatz, wie war dein Tag?«, fragt Waldi seine Liebste.

      »Ach, Waldi, da hast du uns aber eine Berglawine alter Kamellen beschert! Aber stell dir vor, unsere neue Kollegin hat aus diesem Wust bereits einen hochinteressanten Fall herausgepickt und wir sind schon voll darauf abgefahren!« Ausführlich berichtet sie von ihren heutigen Aktivitäten.

      »Da habt ihr euch tatsächlich eine harte Nuss herausgepickt.« Waldi zieht eine Augenbraue hoch und überlegt. »Ich kann mich dunkel an diesen Fall erinnern, er hat damals eine Menge Schlagzeilen gemacht. Und wenn überhaupt jemand etwas zur Aufklärung des Falles herausfindet, dann sicherlich du und dein Team, mein Schatz! Und nun lass uns darauf diesen guten Schluck trinken – evkaristo Georgios! Jamas, liebe Nili!« Mit einem fröhlichen Blick bedankt sich Waldi beim Wirt, der gerade Wein, Mineralwasser und Knoblauchbrot sowie ein Schüsselchen Tzatziki an den Tisch gebracht hat, und prostet Nili zu.

      Während sie die leckere Moussaka verspeisen, erfährt Waldi weitere Details von den heutigen Recherchen. »Was mutmaßt du, Nili, was könnte der Deern passiert sein?«

      »Also, zunächst sind Kollegin Förster und ich uns einig, dass sehr wahrscheinlich eine heimliche Liebschaft dahintersteckt. Das mit der Servierstelle auf Sylt war nur ein Vorwand, um mit ihrem Galan wo auch immer zwei ungestörte Liebeswochen verbringen zu können. Auch die angebliche Freundin namens Marianne existiert mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit ebenso wenig wie das Strandlokal auf Sylt. Aber da fällt mir gerade etwas ein.« Nili macht eine Pause, СКАЧАТЬ