Название: Adolf Hitler mit Hörbuch
Автор: Clemens von Lengsfeld
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783959980036
isbn:
Obermedizinalrat Eduard Bloch. Hausarzt der Familie Hitler, in seinem Ordinationszimmer im Hause Landstraße 12. Foto, um 1930.
Das Geschwür, ein Ulcus, hatte sich so in die Haut gefressen, dass die darunter liegenden entzündeten Fleischschichten zu sehen waren. Ganz im Inneren vollendeten Metastasen ihr zerstörerisches Werk. Der Wechsel der Verbände musste der Patientin unerträgliche Schmerzen verursacht haben. Sie versuchte tapfer zu erscheinen und sich jeder Lautäußerung zu enthalten. Jeden Tag musste die mit Wundsekret und Eiter durchtränkte Gaze von dem Gewebe abgerissen werden. Das im Verbandsmaterial enthaltene Jodoform, das zur Desinfektion dienen sollte, brannte auf der Haut wie Feuer. Für Arzt und Patientin eine unvorstellbare Tortur. Am Schluss konnte das verabreichte Morphin kaum noch Linderung verschaffen.
Im November 1907 traf Adolf Hitler aus Wien ein, um sich um seine Mutter und seine kleine Schwester Paula zu kümmern. Neben der Erkrankung der Mutter musste er mit einer ganz besonderen Niederlage fertig werden: Sein Projekt Künstler zu werden, war zunächst einmal gescheitert. Selbstbewusst und von seinen Fähigkeiten mehr als überzeugt, hatte er sich im September mit einem Packen Zeichnungen in die österreichische Hauptstadt aufgemacht, um sich an der Allgemeinen Malschule der „Akademie der Bildenden Künste“ zu bewerben. Die Aufnahmeprüfung war auf Grund ihrer hohen Anforderungen berüchtigt und gefürchtet, die Konkurrenz war mit 112 Kandidaten, die der gleiche Traum verband, sehr groß. Zuletzt bestanden von 112 Prüflingen nur 28.18 Hitler kam zunächst durch die erste Runde, bei der zweiten aber fiel er beim Probezeichnen durch. Bei Sichtung seiner eingereichten Arbeiten attestierten ihm die Prüfer, dass aus diesen zweifelsfrei seine „Nichteignung als Maler hervorgehe“, aber seine „Fähigkeit doch ersichtlich auf dem Gebiete der Architektur“ liege.19 Er bewarb sich daraufhin um die Zulassung zum Studium an der Architektenschule der Akademie. Ein nutzloses Unterfangen: Hitlers Schlendrian und seine Ziellosigkeit rächten sich nun. Für die Aufnahme fehlte ihm ein wichtiges Detail: ein gültiges Maturazeugnis.
Es war kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember 1907, als Klara Hitler gegen zwei Uhr morgens ihre Augen für immer schloss. Sie war erst 47 Jahre alt.
Die Zeit zwischen 1907 und 1913 bezeichnete Hitler als seine „Wiener Lehr- und Leidensjahre“. In seinem Werk „Mein Kampf“ beschreibt er sie so: „Das danke ich der damaligen Zeit, daß ich hart geworden bin und hart sein kann. Und mehr noch als dies preise ich sie dafür, daß sie mich losriß von der Hohlheit des gemächlichen Lebens.“20
Kapitel 5
Siegesglorie und Katastrophe
Ihr EPUB-Reader unterstützt keine HTML5 Audio-Tags.
An einem warmen sonnigen Junitag, man schrieb den 28. des Jahres 1914, ereignete sich in der Balkanstadt Sarajevo ein Mord. Die Opfer waren hochgestellte Persönlichkeiten, ihres Zeichens österreichischer Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie von Chotek, Herzogin von Hohenberg. Diese Bluttat zog weitere Bluttaten nach sich und galt als Auslöser des Ersten Weltkriegs. Es würde zu weit führen, alle politischen Ereignisse im Einzelnen zu erwähnen. Geschehnisse, die von Eigenmächtigkeiten und Fehleinschätzungen geprägt und von dem schicksalhaften Zusammentreffen verschiedenster Interessen beeinflusst waren; befeuert vom brennenden Ehrgeiz der militärischen Eliten und getragen von naiver Begeisterung der Bevölkerung.
Das bereits von dem eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck geschmiedete Bündnis zwischen den Kaiserreichen von Österreich und Deutschland musste sich nun in der bevorstehenden kriegerischen Auseinandersetzung bewähren. Der deutsche Kaiser Wilhelm II versicherte seinem „treuen Freund und lieben Vetter“ in Österreich, Franz Joseph I, seine Loyalität in seiner berühmt gewordenen Ansprache auf dem Balkon des Berliner Stadtschlosses: „Kommt es zum Kampf, so hören alle Parteien auf! [...] Ich kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr; wir sind heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder. Will unser Nachbar es nicht anders, gönnt er uns den Frieden nicht, so hoffe Ich zu Gott, dass unser gutes deutsches Schwert siegreich aus diesem schweren Kampfe hervorgeht.“21
Doppelbildnis Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph I. von Österreich.
Längst lief die Produktion in den deutschen Waffenschmieden auf Hochtouren. Die führenden Köpfe der deutschen Schwerindustrie, Krupp und Thyssen, sahen dadurch ihre Hoffnung erfüllt, mit ihren kostspieligen Investitionen in hochtechnisierte Massenvernichtungswaffen endlich auch Gewinne zu erzielen. Doch davon ahnten die jungen Männer im feldgrauen Rock nichts, als sie in einer endlosen Kolonne durch das Brandenburger Tor in Berlin marschierten. Auch nicht die Frauen und Kinder, die die Straßen säumten und den Vorbeiziehenden Sträußchen zusteckten und ihnen zujubelten. Solche Szenen ereigneten sich überall im deutschen Reich und in Österreich. Die Soldaten schauten dabei ernst und voller Zuversicht in die Masse der Umstehenden, erfüllt von ihrer Bedeutung und der diffusen Erwartung dessen, was sie nicht kannten, was man ihnen aber als etwas verheißen hatte, das sie gleich einem Stahlbad zu einem Manne schmieden würde. Sie bestiegen Güterwaggons mit der Inschrift „Zum Frühstück in Paris“ und fuhren hinaus in eine ungewisse Zukunft.
August 1914 in Berlin: Ein Truppentransport mit fröhlich winkenden Soldaten kurz vor der Abreise an die Front.
Sie waren dem Ruf ihres Kaisers gefolgt, der in den Extraausgaben aller großen Zeitungen am 7. August 1914 veröffentlicht worden war. In riesigen Lettern stand da: „An das deutsche Volk!“ Auch als Radioansprache wurden die Worte übertragen:
„So muss das Schwert nun entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande! Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter neu sich gründeten, um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens. Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß.“22
Deutsche und Franzosen, die Erz- und Erbfeinde, standen sich nun gegenüber, angefüllt mit einem ungewissen Hass und einem glühenden Furor, der sich in einer lang zurückgehaltenen Explosion entlud. Sie stürmten und stachen mit ihren Bajonetten aufeinander ein und wussten eigentlich während der ganzen Zeit nicht warum und wie alles angefangen hatte...
Deutsche Soldaten und Maultier mit Gasmasken während des 1. Weltkriegs 1917 an der Westfront.
Aber auch an anderen Fronten wurde erbittert gekämpft. Die Bündnispartner Deutschland und Österreich waren am Ende von allen Seiten umstellt.
Kapitel 6
Stadt der Bewegung
Ihr EPUB-Reader unterstützt keine HTML5 Audio-Tags.
Auch СКАЧАТЬ