Название: Adolf Hitler mit Hörbuch
Автор: Clemens von Lengsfeld
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783959980036
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Angeregt wurde die jüdische Version durch ein Foto von einem Grabstein, der auf einem Friedhof in Bukarest stand: Unter hebräischen Buchstaben prangte in lateinischen Lettern der Name Adolf Hittler, gestorben mit 60 Jahren im Jahre 18924. Auch rankte sich um das Leben seiner Großmutter Anna Maria Schicklgruber die Geschichte, dass diese als Angestellte in dem jüdischen Haushalt der Frankenbergers von ihrem Arbeitgeber schwanger geworden sei. Sie habe sogar Alimente von dem alten Frankenberger erhalten. Über diesen unterschwelligen Tratsch legte sich der Stereotyp des harten und widerstandsfähigen Menschen aus dem österreichischen Waldviertel, das Jahre später in der Wochenzeitschrift „Das Reich“5 so dargestellt wird: „Vom 15. Jahrhundert ab sind die Sippen der Hitler (auch Hüttler, Hidler oder Hiedler) im nordwestlichen, ursprünglichen Teil des Waldviertels nachzuweisen. Sie alle aus festem Stoff, ein hartes Geschlecht: Gesammelte Kraft, treu im Beharren, kühn und kernig und dabei noch voll seelischer Glut.“
Adolf Hitler als Kleinkind.
Aber weder konnte von Härte noch von gesammelter Kraft bei dem kleinen Adolf die Rede sein, denn er war von Anbeginn an ein „Mama-Kind“, abgöttisch geliebt und gehätschelt von einer Frau, die in der Ehe mit dem sehr viel älteren Zollbeamten, den sie „Onkel Alois“ nannte, wenig Freude und Erfüllung erfuhr. Das Verhältnis zu dem humorlosen, strengen Beamten war von ihrer Seite von Unterwürfigkeit geprägt und stiller Verweigerung, indem sie ihren Erstgeborenen über die Maßen verwöhnte. Dies umso mehr, als sie auch noch Edmund, ihren jüngsten Sohn, mit nur sechs Jahren in seinen Kindersarg legen musste.6
Dass der kleine Adolf dadurch in einen fortwährenden Konflikt zwischen den Eltern geriet, sozusagen zwischen die Fronten, waren sich weder er noch seine Mutter bewusst. Sie glaubte, ihn nach Kräften unterstützen zu müssen, womit sie ihn für die damalige, auf Gewalt und Einschüchterung basierende Erziehung, ungeeignet machte. Diese war prägend für die Zeit und wird heute als „schwarze Pädagogik“7 gefasst. Deren Brutalität hätte er vielleicht ertragen lernen können, indem er ihr irgendwann mit einer gewissen Stumpfheit begegnete, wäre er nicht andauernd von der süßen Gegenwelt verführt worden. Schon sehr früh wurde so über ihn das Schicksal verhängt, dem Vater nichts recht machen zu können. Dieser argwöhnte gar Tücke und Dreistigkeit und strafte ihn dafür mit umso mehr unnachgiebiger Härte.
Kapitel 2
Schwarze Pädagogik
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Alois Hitler, der „Zollamts-Oberoffizial“, auf diese Anrede legte der pedantische Beamte in dem titelhörigen Österreich zeit seines Lebens größten Wert, war ein autoritärer und jähzorniger Mann, der sich an denen schadlos hielt, die seiner Meinung nach im Rang unter ihm standen.
Alois Hitler (vormals Schicklgruber, 1837-1903), Zollbeamter. Vater Adolf Hitlers.
Und das waren in erster Linie seine Frau und seine Kinder. Seine Bestrafungsexzesse trafen auch den Familienhund, der selbst dann noch weiter gezüchtigt wurde, wenn er aus Angst auf den Boden urinierte und seine Beine in Demutshaltung nach oben streckte. Bei seinen ältesten Söhnen8 soll er beim Bestrafungsprozess eine mit Nilpferdleder bezogene Peitsche verwendet haben. Diese Peitsche sollte im Werdegang des Gezüchtigten noch eine große Rolle spielen.
Es war die Härte gegen sich selbst, die der so Gequälte als Lektion aus diesen Bestrafungen zog und die er später bei der ganzen deutschen Jugend unnachgiebig einfordern sollte:
»Wenn aber dieser Kampf unter den Eltern selber ausgefochten wird, und zwar fast jeden Tag, in Formen, die an innerer Rohheit oft wirklich nichts zu wünschen übrig lassen, dann müssen sich, wenn auch noch so langsam, endlich die Resultate eines solchen Anschauungsunterrichtes bei den Kleinen zeigen. Welcher Art sie sein müssen, wenn dieser gegenseitige Zwist die Form roher Ausschreitungen des Vaters gegen die Mutter annimmt, zu Misshandlungen in betrunkenem Zustande führt, kann sich der ein solches Milieu eben nicht Kennende nur schwer vorstellen. Mit sechs Jahren ahnt der kleine, zu bedauernde Junge Dinge, vor denen auch ein Erwachsener nur Grauen empfinden kann.«9
Härte und Brutalität gehörten zu Hitlers Menschenbild. Er war überzeugt, dass der Mensch, „von Natur kein Herdentier“ sei und „nur durch brutalste Gesetze“ dazu gebracht werde „sich zu fügen… Der Menschenstaat ist nur durch eiserne Brutalität aufrechtzuerhalten.“10
Kapitel 3
Irrungen, Wirrungen und Faulheit
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Hitler, der schon als Kind eine gewisse Selbstgewissheit ausstrahlte, wurde durch seine guten schulischen Leistungen in der Volksschule zunächst bestätigt: „Das lächerlich leichte Lernen in der Schule gab mir so viel freie Zeit, dass ich mehr die Sonne als das Zimmer sah.“11 Es gibt ein unscharfes Foto, das den zehnjährigen Volksschüler zeigt, wie er mit keck verschränkten Armen in der Mitte der obersten Schülerreihe steht, das Kinn leicht erhoben und die Augen ein wenig zusammengepresst, mit einer für einen Jungen dieses Alters erstaunlichen Pose.
Klassenfoto der 4. Klasse in Leonding. In der obersten Reihe, Mitte, der zehnjährige Adolf Hitler.
Man kennt diese aus den hinlänglich bekannten Fotografien, die ihn als Staatsmann und als ambitionierten Führer eines kommenden tausendjährigen Reiches zeigen. Aber er war auch ein feinnerviges Kind, das Menschen an ihrem Schritt erkennen konnte. Darüber hinaus prägte sich alles, was er einmal gesehen hatte, in sein fotografisches Gedächtnis ein, was ihm eine gewisse Überlegenheit gegenüber seiner Umgebung verschaffte. Jahrzehnte später sollte der hohe Heerführer mit seinem angeblichen Wissen über verschiedene Waffenarten verblüffen. In der Grundschule erntete er leicht lauter „Einsern“, was sich dann beim Übertritt in die Realschule allerdings drastisch änderte. Denn nun begann die Zeit der Missernten. Schlechte Zensuren verhagelten dem Schüler die Stimmung, vor allem in Naturwissenschaften, Mathematik und Französisch. Und es kam noch schlimmer, bereits die erste Klasse der weiterführenden Schule musste der unkonzentrierte und streckenweise faule Schüler wiederholen: Für das bisher erfolgsverwöhnte Kind ein herber Schlag. Er hatte – hin- und hergerissen zwischen den Extremen eines überaus strengen Vaters und einer ihn dauernd verhätschelnden Mutter – nie gelernt systematisch zu arbeiten. Sein damaliger Deutschlehrer berichtete, dass dem Schüler Hitler zwar eine, wenn auch einseitige Begabung nicht abzusprechen sei, sich aber seine Arbeitslust auch rasch verflüchtigte. Hitler würde auch in diesem Fall Jahrzehnte später an einer passenden Legende wirken, indem er schlüssige Erklärungen für seinen schulischen Misserfolg fand: „Was mich freute, lernte ich, vor allem auch alles, was ich meiner Meinung nach später СКАЧАТЬ