Название: Heimkehr zu den Dakota
Автор: Liselotte Welskopf-Henrich
Издательство: Автор
Жанр: Исторические приключения
isbn: 9783957840066
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»Und uns verkauft und verrät? Genau das habe ich mir schon lange gedacht!«
»Sobald der Verdacht ausgesprochen wird, leuchtet er jedermann ein.«
»Aber wer spricht ihn aus?«, fragte Charlemagne.
»Keiner von uns!«, rief Bill.
»Nein, keiner von uns«, stimmte Jim zu. »Irgendein harmloses Gemüt.«
»Der Mackie?«, schlug Bill vor.
»Wenn er nicht ängstlich geworden ist«, bedachte Jim. »Dein Messer hinterm Ohr, Hahnenkämpfer, stand ihm nicht gut.«
»Aber darum hält er mich für stark. Dumm ist er auch.«
»Ja, dumm ist er. Man braucht ihn nicht viel wissen zu lassen. Nur eben so viel, dass er im Suff behauptet, der Harry habe heimliche Verbindung mit der Bärenbande ...«
»Hm! Nicht schlecht. Schätze, dass das sogar die Wahrheit ist. Eine Frage nebenbei: Warum hast du denn Joe solche Greuel von versteckten Spuren erzählt? Wir haben doch nichts gefunden, gar nichts! Nicht das geringste!«
»Die Spuren sind eben versteckt.«
»Quatsch nicht. Was hast du für einen Zweck verfolgt?«
»Begreifst du das noch nicht?«
»Ach so. Es dämmert.«
»Selbst bei dir!«
»Wie wird Harry reagieren, wenn Mackie ihm Verrat vorwirft?«
»Das trifft die Stelle, an der Harry empfindlich ist. Also reagiert er sofort mit der Kugel – oder mit dem Messer – je nach der Situation. Wir treten dann für den ermordeten Mackie ein.«
»Das heißt, wir müssen zu mehreren sein und Harry schon vorher isolieren.«
»Das ist das wichtigste. Sobald wir ihn erledigt haben, werden sich seine Freunde nicht weiter rühren. Denn sie halten nur zu ihm, weil sie ihre Vorteile dabei haben, denke ich. Ein Toter aber hat nichts mehr zu vergeben.«
»Du kennst nicht alle seine Freunde.«
»Nein, aber wir kennen uns untereinander. Acht oder zehn Mann unmittelbar zur Hand, das genügt.«
»Und wenn er doch lebend davonkommt?«
»Lassen wir ihn als Totschläger festnehmen und schicken ihn morgen mit dem Zug zurück, vor die Gerichte. Mit Indsmen wird da nicht viel Federlesens gemacht, und im Gefängnis wird ein Indianer keine zwei Jahre älter.«
Bill schüttete noch einen Brandy hinunter.
»Das ist aber der letzte«, sagte Jim. »Sonst erzählst du zu viel.«
»Der letzte vor Mitternacht, so wahr ich sechsundzwanzig Hahnenkämpfe bestanden habe! Vielleicht kommt heute noch der siebenundzwanzigste dazu!«
»Es wird Zeit! Du hast schon weidlich lange Pause gemacht. Aber jetzt ist genug geredet. Ihr wisst Bescheid.«
Jim warf seine beiden Gäste hinaus, zog die Stiefel aus, weil er die Füße auslüften wollte, und legte sich auf das Bett.
Während Red Jim einschlief, führte Bloody Bill seinen Komplizen Charlemagne in das riesige Proviantzelt, in dem Fässer und Kisten gestapelt waren. In einer freien Ecke hatte Bill hier mit zwei Mann sein Quartier aufgeschlagen. Die Ecke war mit Fässern und Kisten gegen Zudringliche abgegrenzt. Decken, Brandyflaschen, Bierkrüge, Fleischtöpfe, alles war hier zusammengetragen.
»Euer Hamsterloch!« Charles grinste.
»Unsere Fuchshöhle. Ich schlaf jetzt ein paar Stunden. Und du?«
»Bin noch nicht eingeteilt. Was kann man hierzulande mit ein paar Stunden anfangen?«
»Leiste doch dem Joe Gesellschaft. Hast du ihn schon begrüßt?«
»Nein. Er ist mir heute noch nicht über den Weg gelaufen.«
»Dann mach das. Er hat immer Zigarren.«
»Wär’n Gedanke. Guten Schlaf!«
Charlemagne besichtigte das Proviantzelt noch etwas genauer und bummelte quer durch das geschäftige Treiben des Lagers. Von weitem schon sah er Joe, der immer noch beim Gleis stand. Der Wind hatte um die Mittagszeit nachgelassen, der Staub hatte sich gelegt. Der Himmel war aber nicht klar. Diesige Luft hatte sich verbreitet, und die Kette des Felsengebirges am Horizont glich eher einem Nebelstreifen als festgefügtem Fels.
Der Lange mit dem Knebelbart stand schon fast eine Minute neben dem Ingenieur, als dieser ihn endlich bemerkte. Joe Brown hatte sich ganz in seine Gedanken verloren gehabt.
»Ach ... du bist das!«, sagte er nur und maß Charles, nicht eben freundlich, auch nicht ablehnend. Charlemagne war dem Ingenieur als Mensch völlig gleichgültig, aber er war eine der Figuren in einem gefährlichen Spiel gewesen, dessen Erfolg jetzt greifbar nahe bevorstand, und in dieser Erinnerung begrüßte Joe den Kundschafter, wie ein Stück Möbel etwa, das man einmal benutzt hat und das sich aus einer Rumpelkammer plötzlich wieder anfindet.
»Muss doch auch sehen, wie das hier zu Ende kommt, was wir zusammen angefangen haben.« Charlemagne tat vertraulich.
Joe Brown war das zuwider, aber er spendierte die erwartete Zigarre. »Ja, ja«, sagte er dabei zerstreut. »Hoffentlich sind wir im letzten Jahr noch schnell genug.«
»Ihr geht morgen schon wieder fort?«
»Mit dem Zug.«
»Heute Nacht wird doch Abschied gefeiert?«, erkundigte sich Charles, obgleich er Bescheid wusste.
»Du bist natürlich auch eingeladen, Charlemagne.«
»Wir vier müssten eigentlich beieinandersitzen: Ihr und Henry und Bill und ich – nicht gerade nackend wie damals, aber doch als die vier ... nun eben die vier ...«
»Die das Giftwasser nicht getrunken hatten, ja. Komm nur mit an unseren Tisch! Top, der uns vier dann gefunden hat, sollte auch dabei sein.«
»Habe sagen hören, Tops Junge ist wieder zu ihm gekommen?«
»Schon lange wieder bei ihm. Den holen wir uns auch. Noch einmal die alten Zeiten feiern!«
»Wenn sie auch nicht gut waren.«
Joe lächelte gezwungen.
Über die Prärie kamen wieder Reiter im Galopp herbei, eine zweite Kundschaftergruppe, die von einem jungen Indianer geführt wurde. Charlemagne musterte den Burschen. Er erkannte СКАЧАТЬ