Lichtschacht. Anne Goldmann
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Название: Lichtschacht

Автор: Anne Goldmann

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783867549622

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СКАЧАТЬ nickte und griff nach ihrer Tasse.

      »Machst du das schon länger«, erkundigte sich die Frau, »Wohnungen hüten?« Das Baby rülpste.

      »Ja. Katzen versorgen, Blumen gießen. Früher habe ich auch geputzt.« Sie wühlte in ihrer Tasche. »Pass. Meldezettel. – Meine Referenzen«, setzte sie nach. Das Paar sah sie überrascht an.

      »Das brauchen wir nicht«, wehrte der Mann ab. »Wolfgang kennt dich. Das genügt.« Dann griffen beide gleichzeitig nach den Unterlagen, schauten auf, einander an. Dann zu ihr. Lachten ein bisschen unsicher. Wie ertappt. »Nur, weil du sie mithast … ich wollte immer schon einmal sehen, was die da so schreiben.«

      »Passt schon«, sagte Lena. Es ist ihnen peinlich, dachte sie.

      »Jana«, erklärte die Frau hastig, »gehört mittlerweile richtig zur Familie. Ich weiß gar nicht, wie ich –«, sie stockte kurz, »wie wir das alles schaffen würden ohne sie: Kinder, Haushalt, den Job. Ich bin Architektin.« Lena nickte. Die andere stand auf, strich ihr Baumwollkleid glatt und schob sich das Kind auf die linke Hüfte. »Gut. Ich zeige dir jetzt die Wohnung.«

      Die Katze plumpste vom Sessel auf den Boden und folgte ihnen.

      ||

      Er hatte sich schnell daran gewöhnt, das ganze Bett wieder für sich allein zu haben. Nun lag sie da. Wie früher jeden Morgen – flach auf dem Bauch, als wäre sie hingefallen, irgendwo heruntergefallen. Und nicht wieder aufgestanden. Er würde nie kapieren, wie man so schlafen konnte. Ihr Mund stand ein wenig offen. Sie atmete leise und gleichmäßig. Ihr Atem roch säuerlich. Er hielt die Luft an. Dachte kurz an Kathrin. Sie hatte sie nicht gemocht.

      Vom ersten Moment an Abneigung: »Sie ist – nett. Ein wenig – nimm’s mir bitte nicht übel – naiv vielleicht. Wie sie drauflosplaudert. Zu dir aufschaut. Gut, sie ist noch sehr jung.«

      Kathrin hatte ihr Lächeln erwidert. Ein naives Landkind, nicht besonders schlau.

      »Woran denkst du?« Jetzt war sie wach. Stützte sich auf den linken Arm und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie sah etwas benommen aus.

      Er überging ihre Frage. »Kaffee?« Sie nickte. Er hörte sie ins Bad gehen, während er sich in der Küche zu schaffen machte, Laden öffnete und schloss, eine Kapsel in die Maschine drückte und eine Tasse, eine zweite, aus dem Regal nahm. Seine Morgen waren ihm heilig. Er vertrug keine Musik, keinen Lärm, keine Fragen. Sie wusste das.

      Sie kam frisch geduscht mit feuchten, zu einem Zopf geflochtenen Haaren und vollständig bekleidet aus dem Badezimmer. Er hielt ihr eine Tasse hin. Sie dankte mit einem Nicken. Sie tranken schweigend. Sie sah ihn ein-, zweimal von der Seite an. Er reagierte nicht. Sie hielt die Schale mit beiden Händen, als wollte sie sich wärmen. Blickte ins Leere.

      »Ich muss arbeiten«, sagte er schließlich. »Wir reden morgen weiter. Ich werde mich um die Sache kümmern.« Sie zuckte zusammen. »Hast du die Tabletten? Soll ich dich nach Hause bringen?«

      »Nein danke. Ich komm schon zurecht.« Sie zögerte. »Kann ich dich anrufen? Am Abend?«

      »Ich melde mich bei dir. Besser, wir reden nicht am Telefon.« Er strich ihr übers Haar. »Mach dir keine Sorgen. Dir wird nichts passieren«, murmelte er.

      Ihr Kopf flog herum. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an.

      ||

      Als Lena vor dem Geschäft ankam, stand die Tür bereits offen. Sich schon in der Früh hetzen zu müssen war wirklich das Letzte! »Guten Morgen. Bin ich zu spät?«

      Ihr Chef drehte sich um. »Morgen, Lena.« Er lächelte und wies auf seine Armbanduhr. »Pünktlich auf die Minute.«

      Warum sieht er mich so an? Sie stellte die Tasche ab und schlüpfte aus ihrer Jacke. Im zweiten Raum, der als Lager und Werkstatt diente, blubberte der Wasserkocher. Wolfgang verschwand nebenan und goss sich eine Tasse Tee auf. Lena zupfte an ihrem Rocksaum und zog ihn energisch nach unten. Zu kurz, dachte sie. Noch immer kam sie sich wie verkleidet vor.

      »Ich muss in einer halben Stunde wieder weg. Denkst du, du schaffst das schon allein?«

      »Ja, klar«, sagte sie forsch und nahm Rechnungsblock und Füllfeder aus der Schublade. Jedes Kind konnte das. Die Ware war ausgepreist. Rechnungen wurden – in Schönschrift, hatte er verlangt – mit der Hand geschrieben, das Bargeld in einer Kassette verwahrt. Die Bankomatkasse war kein Mirakel.

      Als sie aufblickte, stand er mit einem Hocker mitten im Raum. Sie nahm ihn ihm ab und trug ihn vor die Tür. Er folgte mit einem kleinen Tischchen.

      Wolfgang war schon älter, sicher vierzig, fünfundvierzig, schlank mit einem kleinen Bauchansatz, den er mit lässig geschnittenen, meist schwarzen Klamotten zu kaschieren versuchte. Dunkle kurze Haare, etwas Grau an den Schläfen. Kein Bart. Gutaussehend, wenn man diesen Typ Mann mochte. Lena hielt ihn für ein wenig eitel. Er hatte sie nach einem kurzen Gespräch eingestellt.

      »Es geht um etwa drei Dienste pro Woche. Kann auch einmal kurzfristig sein.«

      »Passt. Wenn ich es am Vortag weiß, kann ich mir das einteilen.« Sie brauchte dringend etwas Fixes, durfte keine großen Ansprüche stellen.

      »Ich nehme an, es ist okay für dich, wenn wir uns duzen?« Wie mein Vater, dachte sie. Sie glauben, es macht sie jünger. »Ja, kein Problem.«

      Wolfgang hatte das Geschäft vor knapp zwei Jahren eröffnet. EigeRT stand in großen Lettern auf dem Schaufenster. Dahinter ein ganz in Weiß gehaltenes Lokal. Kühl. Stylish. Wie die Wohnung, in der ich jetzt lebe, dachte sie. Man könnte viel daraus machen. Aus der Wohnung. Aus dem Laden. Aber beides gehörte nicht ihr.

      Wolfgang verkaufte Kleinmöbel, vornehmlich Designerware, Dekoration und seine aktuelle Serie von künstlerisch verfremdeten Gebrauchsgegenständen. Die Kunden hatten Geld. Einige waren mit ihm befreundet. Manchmal kamen auch Leute in ihrem Alter, Studentinnen, Schüler. Sie sahen sich lange um, fragten viel und wählten dann eine Kleinigkeit, ein Geschenk für eine Freundin, ein Spiel, Klebebuchstaben, die aus irgendeinem Grund der große Renner waren. Ich würde nie in einem Geschäft wie dem hier einkaufen, dachte sie. Auch nicht, wenn ich Geld hätte. Die meisten Sachen waren viel zu teuer und nicht besonders originell. Und die wirklich schönen Stücke …

      Wolfgang riss sie aus ihren Gedanken. »Hast du die Schorns schon angerufen?« Er trat einen Schritt zurück und betrachtete das Schaufenster. Er sah zufrieden aus.

      »Ich komm grade von dort«, sagte sie schnell.

      Ein kurzer Blick. »Und – machst du’s?«

      »Ja.«

      Er wandte sich um. Plötzlich hatte er es eilig. »Ich fahr dann.« Sie nickte und trat zurück in den Laden.

      Die Zeit verging quälend langsam. Niemand kam. Jetzt bloß nicht grübeln! Sie holte Glasreiniger und Putzlappen und nahm sich das Regal hinter der Theke vor. Sie liebte es, aufzuräumen. Vor Sauberkeit blitzende Flächen zu hinterlassen. Das half immer, wenn sie unruhig war. Wenn sie das Drumherum wieder in Schuss brachte – und sich selber –, ordnete sich auch das Durcheinander an Ängsten und Zweifeln, in dem sie sich manchmal verhedderte. Mit jedem weiteren Handgriff klärten sich ihre Gedanken. Sie wusste: Wenn Menschen aus dem Takt gerieten, sah man es ihnen über kurz oder lang an. Sie СКАЧАТЬ