Der eingemauerte Mann. Heidemarie Pläschke
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Название: Der eingemauerte Mann

Автор: Heidemarie Pläschke

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn: 9783961456406

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      Im Weggehen will er noch einmal von Mara hören, dass sie ihn liebt.

      „Ich liebe dich, mein Herzblatt, komm gut nachhause.“

      Dann schließt sich die Haustür.

      Mara steht jetzt alleine im Hausflur, friert, fühlt sich leer, ist glücklich und traurig zugleich. Sie bleibt ganz still im Wohnzimmer sitzen und trinkt ein Bier.

      Dann geht sie schlafen und weint, weil alles so aussichtslos ist, sie will keine Ehe zerstören und spricht mit sich selber: „Ich will trotzdem hoffen, aber auf was? Wunder geschehen, was für Wunder? Egal, nein, nicht egal. Ich liebe ihn und würde ihn gerne für mich alleine haben, weiß aber, dass das nicht geht.“

      Mit langen Selbstgesprächen und von Tränen gestreichelt schläft Mara irgendwann ein.

       Hanno fühlt sich innerlich zerrissen

      Während der Nacht und den ganzen nächsten Tag spürt Mara in sich und überall Hanno. Sie kann das Geschehene gar nicht fassen und ist überwältigt. Sie denkt laut: „Könnte es doch unser Leben lang so bleiben. Ich würde alles dafür tun.“

      Mittags 13.30 Uhr steckt sie immer noch taumelig vor Glück in ihrem Schlafanzug. Sie ist froh, dass sie Urlaub hat. So kann Mara dem dringenden Bedürfnis ihres Innern nachgeben und noch einmal jede gewesene Sekunde mit ihrer großen Liebe gedanklich durchleben, um das Erlebte etwas zu verarbeiten.

      So langsam macht Mara sich doch noch tageslichttauglich und versucht sich mit Arbeit abzulenken, indem sie ihre weiße Pforte und die Pfosten noch einmal streicht.

      Natürlich sind ihre Ohren so was von gespitzt, um ja nicht Hannos Anruf zu verpassen, denn es könnte ja sein, dass seine vielen Termine ihm doch noch Raum für einen kurzen Anruf lassen, aber ihr Telefon will und will nicht klingeln.

      „Na gut“, denkt Mara, „vielleicht ist ein Tag Ruhe auch nicht schlecht, damit sich alles erst einmal auf beiden Seiten etwas setzen kann.“

      Als am nächsten Tag Hanno immer noch kein Lebenszeichen sendet, macht sich Mara Sorgen, dass ihm oder seiner kleinen Tochter etwas passiert sein könnte. Möglich sogar, dass der Krieg schon ausgebrochen ist, aber keiner hingeht … haha, aber in seiner Position ist doch viel möglich.

      Nur mit erzwungener Konzentration schafft es Mara, ihre Tasche für den Wochenendausflug mit Freunden nach Schwerin zu packen. Maras Nerven liegen blank, aber sie versucht alles, um in den nötigen Schlaf zu kommen.

      Immer wieder redet sie sich ein, dass sie kein Recht auf ihn hat und ihn nicht begehren darf, weil er verheiratet ist und zu seiner Familie gehört.

      Trotz allem fühlt sie in sich drin, dass er sie liebt und für sein Schweigen Gründe haben wird. Mara will stark sein.

      Die fast durchwachte Nacht ist schnell vorüber und 6.15 Uhr klingelt ihr Wecker. Nun zack, zack und fertigmachen, denn gleich wird sie abgeholt.

      Mara begreift diese Fahrt nach Schwerin als eine Art Flucht vor ihren Gefühlen, denn es wird sie ablenken. Andererseits würde sie auch gerne beginnen, einen Roman über Hanno und sich zu schreiben, denn sie fühlt gerade ihre schon voll aufgeplatzte Schreibader. Auf verschiedenen Zetteln schreibt sie quasi beim Hin- und Herlaufen alles auf, was ihr gerade in den Sinn kommt.

      Vom Frühstück bekommt sie nur einen Bissen herunter und packt das restliche Butterbrot ein.

      Nun sieht sie das Auto des Kollegen vor der Tür und sputet sich herauszukommen.

      Im Autoradio hört sie: „Good night my love, it’s hart to die … The stars we could reach, were just starfish on the beach.“ Von wem ist denn dieses Lied? Dann fällt ihr ein, dass dieser Lyrik-Song-Text von Terry Jacks ist mit dem Titel „Seasons in the sun“. Dieser etwas traurige und melancholische Text passt heute gut zur Stimmung, in der sich Mara gerade befindet. Sie inhaliert die Worte, denkt an Hanno und lebt ihren Schmerz aus, indem sie beim Treffpunkt bittet, doch noch bis zum Ende des Liedes im Auto zu bleiben und das bei voller Lautstärke.

      Auf der gesamten Wegstrecke scheint es ihr gerade, dass der NDR lauter Songs spielt, die ihre Seele berühren. Dabei singt Mara mit und gestikuliert mit ihrem ganzen Körper bis sie plötzlich in Tränen ausbricht, weil sie nicht mehr kann und sagt: „Verzeiht, es geht mir heute nicht gut, habe wohl ’nen Kaffeeschock vom vielen Kaffee heute, der mir offensichtlich auf den Magen geschlagen ist.“ Während der ganzen Fahrt lösen sich in Mara Trauer- und Glücksgefühle ab. Als sich der Himmel mit Wolken wie Wattebüschel zuzieht, bekommt Mara das Gefühl, als würden diese sie mit ihrer Zartheit streicheln; und ihre Seele beruhigt sich.

      Plötzlich scheint aller Kummer verflogen, Mara fühlt sich wieder geliebt und ist glücklich. Sie steuern einen Parkplatz an, als sich gerade eine Regenwolke über sie entleert. Mara geht raus in den Regen, singt was ihr gerade so einfällt und tanzt mit sich selbst dazu. Das tut ihr so was von gut; und sie tanzt und singt und singt und tanzt glücklich im Regen. Dabei ist es ihr völlig egal, was andere denken könnten; sollen sie doch alle mit ihren verkniffenen Gesichtern und ihren unterdrückten Gefühlen auf der Strecke bleiben. Mara genießt diese Minuten und merkt wie gut es ihr tut. Sie will so sein, wie sie ist und so bleiben; nein eine angepasste Langweilerin, das ist nichts für sie.

      Schwerin entpuppt sich als hübscher Ort. Mara versüßt sich den Aufenthalt durch diverse Frustkäufe, damit sie das Gefühl hat, sich Gutes zu tun und von Hanno ablenkt. Am Abend stellt sie sich vor, dass es Hanno sicher viel schlechter gehen würde als ihr und bestimmt eines Tages alles gut werden würde.

      Das Wochenende nimmt mit vielen Schönen und auch unschönen Dingen seinen Lauf.

      Etwas entspannt, aber völlig kaputt, kommt Mara wieder in Niendorf an der Ostsee an und ist froh, in ihrer Wohnung und alleine zu sein.

      Hanno hat sich leider nicht gemeldet und ist auf seinem Handy auch nicht zu erreichen.

      Mara hängt zwar durch, aber tröstet sich immer wieder mit seinem Liebesbrief und dass es das ja nicht gewesen sein kann.

      Endlich, am Montagnachmittag, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter: „Ich hasse Anrufbeantworter, spreche nur drauf, weil ich beweisen will, dass ich angerufen habe.“

      Zunächst einmal macht es Mara glücklich, denn nun weiß sie, dass er noch lebt, aber mehr auch nicht. Sie zermartert sich den Kopf, ob er wohl seiner Frau alles erzählt hat und sie jetzt einen Abschiedsbrief bekommen würde? Ja, den würde sie doch wohl erhalten und er nicht einfach so aus ihrem Leben verschwinden. Dann hört sie im Radio: „Erst sprichst du von Liebe, dann machst du ‘ne Fliege.“

      „Irgendwie alles schei…“, sagt Mara zu sich und „morgen rufe ich ihn an.“

      Immer wieder zermartert sich Mara ihren Kopf, was der Grund sein könnte, warum sie schon eine Woche nichts von Hanno gehört hat. Sie versucht ihn anzurufen, aber erfolglos. Am Abend gegen 20 Uhr klingelt endlich das Telefon und eine Stimme sagt: „Na, du Unerreichbare!“

      Mara: „Hanno, endlich.“

      „Habe es nicht mehr ausgehalten; rufe von zuhause aus an, kann nicht lange sprechen, werde noch verrückt.“

      „Ja, ich werde auch schon wahnsinnig“, hört Mara sich reden. „Mach bloß kein Scheiß oder so ähnlich und rufe nicht bei mir СКАЧАТЬ