Hoof wie es früher einmal war. Dieter Kremp
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hoof wie es früher einmal war - Dieter Kremp страница 32

Название: Hoof wie es früher einmal war

Автор: Dieter Kremp

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783961451814

isbn:

СКАЧАТЬ Zwischen diesen beiden Städten liegt Hoof nicht nur geographisch, sondern auch geschichtlich und politisch: Bis 1948 gehörte Hoof zum pfälzischen Kreis Kusel, danach zum Kreis St. Wendel. Seit der Gebietsreform 1974 ist Hoof ein Stadtteil von St. Wendel. Auch verlief zwischen Hoof und dem westlich angrenzenden „Zwillingsdorf“ Leitersweiler früher die Grenze zwischen Bayern und Preußen. Das Grenzgebiet zwischen dem St. Wendeler Land (Kur-Trier) und dem Pfälzer Westrich (Herzogtum Pfalz-Zweibrücken) war auch eine Konfessionsgrenze. An die bayerische Vergangenheit erinnern auf dem Brunnen Rautenmuster, vier französische Lilien an das Wappen der Stadt St. Wendel. Das Hoofer Wappen – Ersterwähnung von Hoof 1344 – ziert die Nordseite des Brunnens. Eine rotierende Erdkugel versinnbildlicht ebenfalls die Zeit.

      Die zweite Achse verläuft vom Weiselberg über die geschichtsträchtige „Schermeshöhe“ zur Dorfmitte und zur Fröhn in genau nord-südlicher Richtung. Auf der Schermeshöh stand der Überlieferung nach der Hof, der dem Dorf seinen Namen gab. Von dort lief einst das Wasser über die Bruchwiese zum ersten Brunnen, der vor der evangelischen Kirche stand. Heute dagegen fließt das Wasser aus südlicher Richtung vom Wasserbehälter auf der fröhn in den Ort hinein.

      Die drei Becken ermöglichen ein Umfließen des Brunnenstockes von Nord nach Süd, das heißt von der Kirche in Richtung Betzelbachtal. Das soll daran erinnern, woher das Hoofer Wasser ehemals kam. Die genaue Orientierung an den Himmelsrichtungen macht den Brunnen zudem zu einer Sonnenuhr. Der Drehbewegung der Erde steht der Wasserkreislauf von Verdunstung und Regen entgegen. Die Zeit als Dimension ist mit einbezogen.

      Der Brunnen wurde aus Jura-Travertin-Kalkstein aus Sohnhofen gefertigt, der besonders wetterbeständig ist. Ökonomisch war einst unser Dorf von Landwirtschaft und Bergbau geprägt. Deshalb hat Kraushaar folgende Inschrift auf dem Brunnenstock gewählt: „Zwischen Kusel und St. Wendel, zwischen Schermeshöh und Fröhn, zwischen Schollen und Stollen.“

      Auf dem Brunnenhof vor dem heutigen Gemeindehaus veranstaltet seit einigen Jahren die Protestantische Kirchengemeinde Hoof alljährlich im Sommer ihr Brunnenfest.

      Der Vater von Gerd Kraushaar, der Bildhauermeister Herbert Kraushaar, errichtete 1980 in der oberen Bruchwiese einen behauenen Sandstein mit der Inschrift: „Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen, wenn wir uns mitten im Leben meinen, müssen wir weinen.“

       Gernot Spengler ließ „Schreinerschjobs“ altes Bauernhaus restaurieren

       Bei der Restaurierung des Bauernhauses kam sogar ein Geheimgang ans Tageslicht

      In die Schlagzeilen geriet „Schreinerschjobs altes Bauernhaus“ in der Leitersweiler Straße 3 im September 1975, als die Polizei aufgrund eines Vorführungsbefehles in das halb verfallene Bauernhaus eindrang, um die in erbärmlichen Verhältnissen lebenden drei Insassen ins Krankenhaus und ins Altersheim zu bringen. Hinter den Mauern des einst stattlichen Bauernhauses spielte sich über 20 Jahre lang eine menschliche Tragödie ab.

      Die Gemeinde Hoof, in den 1970er Jahren im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ mit Medaillen gesegnet, schämte sich des Hauses und ließ an der schmalen Zufahrt eine Eternitblende anbringen, um der Besichtigungskommission den Blick auf den Urwald von Brennnesseln und das zerfallene Dach zu verwehren. Zur Überraschung aller aber fand sich plötzlich ein Interessent, der das Gebäude kaufen und wieder bewohnbar machen wollte: Der aus Saal stammende Dr. Gernot Spengler hatte die Einmaligkeit der Lage mitten im Ort in der Nähe der Kirche erkannt. „Auf Kopfschütteln und Unverständnis stieß ich bei der Hoofer Bevölkerung“, sagte Gernot Spengler. „Da hat doch ein Verrückter das zerfallene Bauernhaus gekauft!“ hieß es im Ort.

      Gernot Spengler wagte trotzdem den Schritt, das Bauernhaus stilvoll zu restaurieren. Er beschreibt das ehemalige Hauptgebäude als „Südwestdeutsches Einhaus“ mit Pferdestall, Schweinestall, einem Innenhof, einer Scheune, Schuppen und Dreschplatz. Unter dem Gebäude befand sich ein gewölbter Keller. Bei der Restaurierung entdeckte man in der ehemaligen Küche einen zwölf Meter tiefen Brunnen und einen Geheimkeller, der nur durch eine winzige Öffnung zugänglich war. „Das gänzliche Fehlen von Kellergauben ließ darauf schließen“, so Spengler, „dass der Keller als Geheimkeller in Kriegs- und Krisenzeiten gedacht war“. Den erhofften Schatz konnte der Besitzer leider nicht finden, aber immerhin einen preußischen Dritteltaler von 1768.

      Spengler hat das über 250 Jahre alte Bauernhaus vor dem Abriss bewahrt, sollte es doch einem Straßenprojekt zum Opfer fallen. In Zusammenarbeit mit dem Landeskonservatoramt baute Spengler „Stück für Stück“ wieder auf. Die Fassade des Hauses als ein Beispiel des „Südwestdeutschen Einhauses“ wurde erhalten. Ergänzungen wurden stilgerecht vorgenommen und mit Materialien aus verschiedenen Abbruchhäusern aus der näheren und weiteren Umgebung nachgebaut. Die Eternitblende am Hofeingang wurde durch ein schmiedeeisernes Tor von einem Antiquitätenhändler ersetzt, die Haustür stammt vom Sperrmüll. Spenglers Eigenleistungen – auch mit Freunden und Bekannten des Hoofer Männergesangvereins – erstreckten sich auf alle anfallenden Arbeiten.

      Am Rosenmontag 1986 zogen dann die „Spenglerschs“ ein. Aus dem ehemaligen Schandfleck war ein Schmuckstück geworden – innen und außen stilvoll restauriert. Das Haus erfuhr in den Jahren 1984 bis 1986 beim Landeswettbewerb „Saarländische Bauernhäuser“ bereits höchste Anerkennung.

       Von der Bullenzucht früher in Hoof

       Als es im Dorf noch einen „Stierstall“ gab

      Noch heute erinnern sich die ältesten Hoofer Bürger an die Zeit zurück, als der Landwirt Reinhard Koch, der Vater von Kurt Koch, als Bullenzüchter weithin bekannt war. Der „Stierstall“, im Dorfmund auch „Bockstall“ genannt, befand sich an seinem Bauernhaus auf dem „Nebenhügel“, wo Reinhard Koch bis Ende der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts die Bullenzucht betrieb. Und sein Sohn Kurt, 2017 77 Jahre alt, muss heute noch schmunzeln, wenn er an diese Zeit zurückdenkt: „Natürlich waren wir kleine Jungen auch neugierig, was sich dort im Stierstall abspielte. Wir haben immer wieder „gespitzt“, doch verjagte man uns. Und bestialisch hat es dort gestunken.“

      Am 2. April 1935 schloss das Bürgermeisteramt Niederkirchen mit dem Landwirt Reinhard Koch einen „Zuchtstierhaltungsvertrag“ (Faselhaltungsvertrag; Fasel = junger Zuchtstier) ab. Unterschrieben wurde der Vertrag von dem legendären Bürgermeister König in Niederkirchen, dem Tierhalter Reinhard Koch und den Mitgliedern des Gemeinderates Hoof: Adjunkt Ludwig Koch I. (Großvater von Kurt Koch), Adjunkt Geis, Herrmann Schneider, Adjunkt Hinkelmann, August Müller II., R. Gerhart, Albin Seyler und Jakob Müller I. Der Vertrag wurde vom Bezirksamt Kusel staatsaufsichtlich genehmigt: „Der Landwirt Reinhard Koch in Hoof beschafft und hält auf eigene Kosten zwei Zuchtbullen für die Gemeinde Hoof.“

      So wurde unter anderem genau vorgeschrieben: „Der Bulle muss in einem hellen, gut gelüfteten, geräumigen, reinlichen Stall aufgestellt, sauber gehalten und seiner Zweckbestimmung als Zuchttier entsprechend in der Hauptsache mit gutem Heu und Hafer unter Beigabe von Salz (ein Esslöffel voll auf drei Mahlzeiten) kräftig gefüttert werden. Mastige, aufschwemmende und sonst ungeeignete Futtermittel (Schlempe, Treber, Kartoffeln u. dgl.) dürfen dem Bullen nicht verabreicht werden; ausschließliche Grünfütterung ist unstatthaft.“ In Paragraph 3 des Vertrages heißt es: „Der Tierhalter hat die Einrichtungen zu treffen, die für die Vornahme des Deckgeschäftes notwendig sind. Insbesondere ist ein geeigneter Sprungplatz (mit Sprungstand) bereitzustellen. Auch ist Sorge zu tragen, dass bei dem Sprunggeschäft eine Gefährdung des Wärters und der Zuchttiere sowie eine Verletzung der Sittlichkeit vermieden wird.“ Eine übermäßige Verwendung des Zuchttieres zum Deckgeschäft war verboten. In der Regel sollte es an einem СКАЧАТЬ