Название: Die Wachtturm-Wahrheit
Автор: Barbara Kohout
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783954888481
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„Das Leben vieler Menschen heute dreht sich ganz um finanzielle Sicherheit und Freizeit. Für uns aber, die wir Jehova lieben, kommt der heilige Dienst für ihn vor allem anderen. Welche Prioritäten wir in unserem Leben setzen, zeigt sich daran, wie eifrig wir die gute Botschaft predigen. Wir vertrauen voll und ganz darauf, dass Jehova für unsere täglichen Bedürfnisse sorgen kann (Mat. 6 : 33,34).“
Sublim gibt es hier den Verweis, dass die Gruppenidentität die einzig grandiose ist. Nur die Mitglieder der Gruppe lieben Jehova, sind am heiligen Dienst interessiert. Die negative Unterstellung was „viele Menschen“ tun bewirkt, dass die Sektenmitglieder wirklich glauben einzigartig zu sein.
Hier kommen wir also zu des Pudels Kern. Alles was in unserem Leben zählen sollte ist, für die Verbreitung der Botschaft zu sorgen, die in den Wachtturm-Schriften enthalten ist. Mat. 6 : 33,34 in diesem Zusammenhang angeführt erweckt den Anschein, als hätte Jesus selbst dazu den Auftrag gegeben.
Doch der Kontext zeigt, dass er in Wirklichkeit nur tröstende Worte gesprochen hat. Er wollte, dass sich die Menschen nicht übermäßig um die alltäglichen Dinge des Lebens Sorgen machen sollten. Er wollte ihnen das Vertrauen in Gott vermitteln, der für alles sorgen kann, da er weiß was ein Mensch braucht. Verknüpft man diese Gedanken mit Mat. 25 : 31 - 40, dann versteht man, dass Jesus solche Menschen zu seiner Rechten einsammelte, die den Nächsten lieben, indem sie Hungrige speisten, Durstigen zu trinken gaben, Fremde gastfreundlich aufnahmen, Nackte bekleideten und Kranke besuchten. Es ist dort nichts von Predigen geschrieben. Von einer solchen Voraussetzung wird bei dieser Beurteilung von Gut und Böse nicht gesprochen. Diese Taten der Nächstenliebe sind auch nicht an eine Konfession gebunden. Solche Taten der sozialen Fürsorge für den Nächsten stehen bei der Wachtturmorganisation nicht hoch im Kurs. In neuerer Zeit gibt es einen Katastrophen-Hilfsfonds, der mir wie ein Feigenblatt erscheint. Von Fall zu Fall wird bei Naturkatastrophen durch die Leitende Körperschaft entschieden, ob für entsprechende Hilfsaktionen gesammelt werden darf. Auf dem monatlichen Berichtszettel können sie jedenfalls nicht vermerkt werden. Denn die Wachtturm-Gesellschaft glaubt, die Opfer, „die Jehova gefallen“, bei einer anderen Tätigkeit ausgemacht zu haben.
[…] „Große Freude hat Jehova auch an Opfern, die sich aus unserer Fähigkeit, zu sprechen, ergeben. Von jeher haben Menschen, die Jehova liebten, in der Öffentlichkeit und zu Hause gut von ihm geredet (lies Psalm 34 : 7 - 3). Man braucht nur Psalm 148 bis 150 zu lesen und darauf zu achten, wie oft wir darin aufgefordert werden, Jehova zu preisen – hat er das doch wirklich mehr als verdient (Ps. 33 : 1)! Jesus Christus, unser Vorbild, hat ja auch betont, wie wichtig es ist, Gott dadurch zu preisen, dass wir die gute Botschaft verkündigen (Luk. 4 : 18,43, 44).“
Die sublime Botschaft lautet hier offenbar, der Haus-zu-Haus-Dienst ist ein Opfer für Jehova und je freudiger er getan wird, desto mehr freut sich auch Jehova. Wieder ist man aber verwirrt über die „Beweise“ aus der Bibel, die sich nicht wirklich auf die eigene Situation übertragen lassen. Die Psalmen, der lyrische Teil des Bibelkanons, beschreiben, dass man stets und überall Gott preisen kann. Jeder, der für sich persönlich eine Beziehung zu Gott hat, wird das ganz automatisch tun, indem er sich über die Schöpfung freut, betet oder in privaten Gesprächen darüber spricht. Der Psalmen-Schreiber schrieb für die Hebräer. Sie waren in einem besonderen Bundesverhältnis mit Jehova und ganz sicher keine Prediger der guten Botschaft vom Königreich von Haus zu Haus. Das Volk der Hebräer hatte niemals den Auftrag Proselyten zu machen, indem sie bei Andersgläubigen von Haus zu Haus gehen und sie auffordern dem Gesetzesbund beizutreten. Lukas, Kapitel 4 berichtet, dass Jesus gekommen war, um den Gefangenen Freilassung zu predigen und den Armen eine gute Botschaft zu bringen (siehe die tröstenden Worte aus Ma. 6, bereits beispielhaft erwähnt). Auch in den Versen 43 und 44 spricht er von sich selbst: Er muss noch anderen Städten die gute Botschaft predigen. Er spricht von einem Neuen Bund, mit dem die Menschen frei gemacht werden von den einschränkenden Regeln des Gesetzes. Es war also eine Einladung an die Juden, sich von den Fesseln des Talmuds zu lösen und zur Freiheit für alle Menschen. In diesen Versen sind noch nicht einmal seine Jünger mit einbezogen.
In dem oben angeführten Beispiel ist sehr deutlich das Prinzip Vorbild/Gegenbild erkennbar. Der gut geschulte Zeuge Jehovas kann nicht anders als für sich die Aufforderung abzuleiten, mit vermehrtem Predigteinsatz Gott zu preisen. Es gibt kein Limit nach oben. Wer schon sehr viel tut, wird daraus ableiten: Ich muss noch mehr tun.
Die Manipulation besteht in der Verhaltenskontrolle durch das Prinzip Belohnen und Bestrafen. Es wird gelehrt, dass man sich die Belohnung verdienen muss.
„An unserem Einsatz im Predigtwerk zeigt sich, wie sehr wir Jehova lieben und wie viel uns daran liegt, dass er sich über uns freut. […] Gehörst auch du zu denen, die Gott solche annehmbaren Opfer darbringen? Falls noch nicht, dann lass dich bitte anspornen, die nötigen Voraussetzungen zu erfüllen, damit du Jehova öffentlich preisen kannst. Treibt dich dein Glaube dazu an, mit dem Predigen der guten Botschaft zu beginnen, wird dein Opfer Jehova ‚mehr gefallen als ein Stier’. […] Die Freude, die du dann empfindest, wird mit nichts zu vergleichen sein. Jehova wird jeden Gerechten segnen.“
Immer wieder wird dies wiederholt, um es tief ins Unterbewusstsein zu verankern. Der Einsatz im Predigtwerk ist ein Liebesbeweis. Man kann den Widerspruch nicht auflösen. Liebe als Emotion kann man nicht beweisen, nur fühlen. Niemand könnte vor Gericht „Liebe“ als „Beweismittel“ vorlegen, um eine Schuld oder Unschuld zu beweisen.
Gleichzeitig verwirrt die Darstellung, dass wir für die unverdiente Güte, die wir geschenkt bekommen, eine Gegengabe bringen müssen. Wir wären das unsererseits schuldig und zwar „freiwillig“ und „freudig“ zu predigen. Eine wirklich unauflösbare, gegensätzliche Botschaft, die einfach deshalb geglaubt wird, weil man keine andere Lösung dafür findet.
Manipulation durch paradoxe Aussagen oder widersprüchliche Botschaften. Sie sind nicht aufzulösen. Sie bewirken, dass unser Unterbewusstsein aufhört nach einer Lösung zu suchen und sich der Anweisung der Leitung unterwirft. (Antrainierte Hilflosigkeit)
[…] „Es war der Teufel, der Eva damals einredete, das wunderbare Leben, das Jehova ihr in Aussicht stellte, sei nichts wert, und sie könne gut auf seine Anerkennung verzichten. Auch heute bombardiert Satan die Menschen mit der Propaganda, Gottes Willen zu tun sei der Mühe nicht wert. Doch Eva und ihr Mann mussten feststellen: Wer Gottes Wohlwollen verliert, verliert sein Leben. Mit derselben bitteren Wahrheit werden bald alle konfrontiert werden, die heute ihrem schlechten Beispiel folgen.“
Manipulation durch Gefühlskontrolle mit der Angst. Eine sehr bedrohliche Formulierung, die sogar Phobien triggern kann. Die Immunisierung erfolgt über die Gedankenstopp-Technik. Kritik, negative Gedanken werden abgeblockt, da sie dem Satan zugeschrieben werden. Alles Positive, Gruppenkonforme kommt angeblich von Gott. Der Dank gebührt auch Gott. Niemand soll sich selbst loben oder wichtig nehmen. Ein gutes Mitglied ist demütig und gehorsam. Es glaubt allen Aussagen der Leitung.
Sublim also die Drohung: Wenn Du Dich nicht auf das ewige Leben freust und auf den Lohn, den Jehova den Predigern gibt (nicht die Wachtturm-Gesellschaft wird die Versprechungen einlösen müssen), dann bist Du mit dem Teufel im Bunde. Zur Sicherheit wird jetzt noch eine Drohbotschaft angehängt.
„Menschen, die seine Anerkennung haben, überlässt er nie sich selbst, das beweisen auch unzählige Erlebnisse von Zeugen Jehovas unserer Zeit (Ps.34 : 6,7, 17_79). 22 Sehr bald wird Gottes Gerichtstag, ‚über alle die kommen, die auf der ganzen Erdoberfläche wohnen’. (Luk. 21 : 34, 35). Niemand kann ihm entkommen. Kein Reichtum und kein Komfort wird dann auch nur annähernd so wertvoll sein wie die Einladung des von Gott eingesetzten Richters: ‚Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet worden seid, erbt das Königreich, das … für euch bereitet ist.’. (Mat. 25 : 34).“
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