Название: Die Wachtturm-Wahrheit
Автор: Barbara Kohout
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783954888481
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Die Geschichte spricht das Gefühl an. Eine arme Witwe und ihr Kind. Sie bereitet mit ihren letzten Vorräten eine Mahlzeit für den Propheten – wir verstehen – der Einsatz ist: Alles was wir haben. Dass diese Schlussfolgerung kein Missverständnis ist wird in den folgenden Ausführungen deutlich:
„Bei der Entscheidung, vor der die Witwe stand, ging es um viel mehr als nur um die Frage: ‚Was mache ich mit meinem letzten Bissen Brot?’ Sie musste sich überlegen, ob sie darauf vertrauen wollte, dass Jehova sie und ihren Sohn retten würde, oder ob materielle Bedürfnisse ihr wichtiger waren als die Anerkennung und Freundschaft Gottes.“
Eine unzweideutige Erklärung dafür, wie das Beispiel der Witwe anzuwenden ist.
„Jeder von uns heute steht vor einer ähnlichen Frage. Was liegt uns mehr am Herzen: dass sich Jehova über uns freuen kann oder dass wir materiell abgesichert sind? Wir haben allen Grund, unserem Gott zu vertrauen und ihm zu dienen. Was können wir denn dafür tun, sein Wohlgefallen zu finden?“
Ohne Umschweife wird diese Begebenheit in unsere Zeit übertragen. Mit der Behauptung, jeder von uns muss sich heute eine ähnliche Frage stellen. Der Wunsch und die vernünftige Absicht, für eine materielle Absicherung zu sorgen, freut Jehova offenbar nicht. Die sublime Botschaft ist: Du hast doch kein Vertrauen zu Gott, wenn Du selbst für Deine materiellen Bedürfnisse im Alter vorsorgst.
„Würdig, angebetet zu werden. Jehova erwartet zu Recht, dass Menschen ihm so dienen, wie er es sich wünscht.“ […]
In diesem Satz wird zwar nicht bewiesen, dass Jehova nur eine Anbetung von armen Menschen oder Witwen wünscht. Es wird auch nicht offen so gesagt. Auch hat es wohl wenig mit dem Predigen der Guten Botschaft zu tun, dass eine Frau in Zarephat für einen hungrigen Gast eine Mahlzeit kochte. Aber die sublime Botschaft könnte lauten: Wenn ich mich beruflich engagiere statt als Pionier zu arbeiten oder vermehrten Dienst zu tun, dann tue ich etwas, was Jehova nicht wünscht.
„Der Mensch ist von Gott mit einem freien Willen ausgestattet worden, mit der Fähigkeit, zu denken und zu entscheiden.“ […]
Wer glaubt, seine Entscheidung sei sein freier Wille, hat es sehr viel schwerer einen Irrtum zuzugeben oder eine Entscheidung zu korrigieren. Einen Befehl kann man hassen und ungehorsam werden. Aber eine eigene Entscheidung mit freiem Willen zu korrigieren, erfordert die Einsicht, im Unrecht oder im Irrtum gewesen zu sein. Eine wirksame Methode der Immunisierung gegen Kritik von innen und außen ist es deshalb, beim Mitglied den Eindruck zu erwecken, die Entscheidung erfolge aus eigenen freien Stücken.
Vordergründig eine klare Feststellung. Sublim jedoch auch ein erhobener Zeigefinger. „Wenn Du Dich falsch entscheidest, bist Du selber schuld“. Was man in Verbindung mit der Rückblende bis zu Adam und Eva und durch die Verknüpfung mit all den anderen Lehraussagen, an die man sich automatisch erinnert, auch nicht mehr bezweifelt.
„ … So ähnlich brachte Adam mit seiner Sünde alle seine Nachfolger um die Aussicht, ewig in Glück und Vollkommenheit zu leben. Wegen seiner Selbstsucht leidet die Menschheit seitdem unter der Unvollkommenheit wie unter einem grausamen Sklavenhalter. Niemandem ist es erspart geblieben, krank zu werden, Kummer und Leid zu erleben und schließlich zu sterben.
Warum sollte uns Gottes Liebe motivieren, ihm zu dienen? Jehova hat uns aus dieser Sklaverei samt ihren schrecklichen Begleitumständen freigekauft, indem er für das entsprechende Lösegeld gesorgt hat (lies Römer 5 : 21).“ […]
In der Frage ist eine Botschaft, die verwirrt. Wozu kann Liebe motivieren? Sie ist eine Emotion und kann erwidert werden. Ich kann also Gott auch lieben, wenn ich seine Liebe verspüre. Oder motiviert Liebe dazu bestimmte Anforderungen zu erfüllen? Entweder ich handle aus Liebe oder weil ich etwas schuldig bin oder weil es von mir verlangt wird. Aber wenn es erwartet wird, dann bin ich nicht mehr frei in meiner Entscheidung. Dann ist es ein Deal.
Wer hat mich von der Sünde erlöst? Jehova oder Christus? Was bedeutet das entsprechende Lösegeld? Kann man die Schuld der Sünde bemessen und bewerten? Der angeführte Bibeltext löst dann eine endgültige Verwirrung aus: „ … so auch die unverdiente Güte als König regiere durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herren“. Es ist eine unverdiente Güte,die durch Christus zum ewigen Leben führt. Führt die unverdiente Güte zu ewigem Leben oder unsere Entscheidung zu dienen?
Durch verwirrende Botschaften wird Hilflosigkeit antrainiert. Das macht von der Leitung abhängig, die als die einzige Lehrautorität anzusehen ist. Ein perfektes Sektenmitglied ist abhängig und gehorsam.
„Jehova wird nicht aufhören, jedem von uns auf ganz persönliche Weise zu zeigen, dass er, denen, die ihn ernstlich suchen, ein Belohner wird (Heb 11 : 6)’. ,Dein Volk wird sich willig darbieten’. Um Gottes Anerkennung zu erhalten, müssen wir unsere Willensfreiheit richtig gebrauchen. Er zwingt nämlich niemand dazu ihm zu dienen.“
Nachdem in Sachen Willensfreiheit bereits auf Adam und Eva verwiesen wurde, wird man sich hüten, etwas anderes als das Empfohlene zu wählen. Der Hinweis auf den „Belohner“ macht die Entscheidung eher zu einer geschäftlichen Abmachung als zu einer wirklichen, auf Liebe begründeten Beziehung. Nachfolgend wird das Gefühl angesprochen:
„Zur Zeit Jesajas fragte Jehova: ‚Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?’ Jehova respektierte das Recht des Propheten, selbst zu entscheiden, und erwies ihm dadurch Achtung. Kannst du dir vorstellen wie gut sich Jesaja gefühlt haben muss, als er antwortete:
‚Hier bin ich! Sende mich’. (Jes 6 : 8).“
Sublim sollte mir die Botschaft vermitteln: Es wird sich gut anfühlen, wenn Du wie Jesaja antwortest.
„Es steht Menschen frei, ob sie Gott dienen möchten oder nicht. Jehova wünscht sich, dass wir uns gern dafür entscheiden. (Lies Josua 24 : 15) Wer ihm lustlos gezwungenermaßen dient, macht ihm damit keine Freude, genauso wenig wie jemand, der es nur deshalb tut, um bei anderen Menschen gut dazustehen.“
Auch das verwirrt durch gegensätzliche Aussagen. Steht es dem Menschen nun frei oder wünscht Jehovas etwas Bestimmtes? In dem angegebenen Bibeltext sagt Josua zu dem Volk der Israeliten, es stünde ihnen frei zu wählen. Er und sein Haus haben sich für Jehova entschieden. Hier wird die Wahlfreiheit nicht durch eine bestimmte Erwartung eingeschränkt. Aber die sublime Botschaft in dem Wachtturm-Artikel lautet: Wenn Du Jehova so anbeten möchtest wie ER es will, dann mach es genauso wie Jesaja oder Josua. Sogar die persönlichen Emotionen müssen unter Kontrolle sein. Nur ja nicht lustlos oder gezwungenermaßen. Also immer schön fröhlich wirken, wenn du von deinem wunderbaren Vorrecht sprichst, vermehrten Dienst zu tun.
„Würden wir zulassen, dass sich weltliche Interessen nachteilig auf unseren heiligen Dienst auswirken – wir ihn sozusagen nur zögernd verrichten –, könnten wir nicht damit rechnen, dass uns Jehova seine Anerkennung schenkt (2. Mo. 22 : 29).“ […]
Ein in sich völlig widersprüchlicher Satz. Kann man mit der Anerkennung Jehovas rechnen, wenn man etwas Bestimmtes tut oder wird sie uns geschenkt? Wer legt fest, wie viel meiner privaten Interessen zu viel ist? Wer kann genau wissen, wie Gott über meine Arbeit denkt?
Der Bibelverweis bezieht sich jedenfalls auf die Vorschriften des Gesetzesbundes mit dem Volk der Hebräer. Sie hatten konkrete Vorgaben über die Abgabepflicht des Zehnten und der Erstgeburt. Wie soll man das auf das Gebot des Christus übertragen? Er СКАЧАТЬ