Название: Rom - eine Biografie
Автор: Stephan Elbern
Издательство: Автор
Жанр: История
isbn: 9783943904314
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Aus unbekannten Gründen tatsächlich mit dem Kommando betraut, erwies sich der junge Mann schon bald als der fähigste Feldherr, den Rom je besessen hatte: 209 v. Chr. eroberte er Neu-Karthago (j. Cartagena), den feindlichen Hauptstützpunkt auf der Iberischen Halbinsel. Reiche Beute fiel in seine Hände, zudem die Kriegskasse des Gegners und die Geiseln, die den Karthagern von ihren Verbündeten als Bürgen der Vertragstreue gestellt worden waren; durch sie vermochte Scipio zahlreiche Stämme auf seine Seite zu ziehen. Nach mehreren siegreichen Schlachten war Spanien in römischer Hand (206 v. Chr.).
Gegen den Rat des greisen Fabius Maximus, der zuvor die Vertreibung der Feinde aus Italien gefordert hatte, führte der junge Feldherr die Legionen zwei Jahre später nach Afrika. Seine wagemutige Strategie erwies sich als richtig; nach einigen Niederlagen berief die karthagische Regierung Hannibal in die Heimat zurück.
Nach jahrzehntelangem Ringen musste jetzt die Entscheidung zwischen beiden Großmächten fallen – und die bedeutendsten Feldherren ihrer Zeit standen einander gegenüber. Vergeblich versuchte der punische Heerführer, der die verzweifelte Lage seiner Vaterstadt erkannte, durch Verhandlungen annehmbare Friedensbedingungen zu erreichen; die Waffen mussten entscheiden. Der Sieg Scipios bei Zama (202 v. Chr.) besiegelte das Schicksal Karthagos, dem nur noch wenige Jahrzehnte des Überlebens verblieben (s. Scipio Africanus d. J., S. 31 f.); der Beiname „Africanus“ erinnerte seither an den in der bisherigen Geschichte Roms einzigartigen Triumph des Feldherrn.
Der Sieg über den verhassten und gefürchteten Feind brachte ihn jedoch fortan in Konflikt mit der römischen Tradition, der eine überragende Einzelpersönlichkeit bislang fremd war. Gewiss, man ehrte ihn, er galt als „princeps“, als „Erster der Bürger“ (s. Augustus, S. 60 ff.), aber der Oberbefehl gegen Antiochos III., den Herrscher des Seleukidenreiches, wurde ihm verwehrt. So war er nur als Unterfeldherr seines Bruders an der Schlacht bei Magnesia beteiligt, die den Nahen Osten der römischen Oberhoheit unterwarf (190 v. Chr.).
Kleinlicher Neid führte danach zu Anklagen gegen Scipio wegen angeblicher Unterschlagungen; diesen entzog er sich in ein freiwilliges Exil in Liternum am Golf von Neapel. Hier starb er 183 v. Chr. – im selben Jahr wie sein großer Gegner Hannibal.
Den Groll und die Enttäuschung des Africanus über die missgünstigen Mitbürger verkündete seine Grabinschrift: „Ingrata patria, ne ossa quidem mea habes“ (Undankbares Vaterland, nicht einmal meine Gebeine besitzt du). Angeblich bewahrt der nahe gelegene Lago di Patria die Erinnerung an diese Worte – und damit an den ersten Römer, der aus der Enge der republikanischen Tradition zu eigener historischer Größe hervortrat.
Ein strenger Moralist: Cato d. Ä.
„Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“* – „übrigens bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“ – mit dieser hasserfüllten Forderung, die er allen Reden im Senat anfügte, ging Cato der Ältere in die Geschichtsbücher ein. Aber es wäre ungerecht, diese prägende Gestalt der römischen Republik auf die Abneigung gegen die einstige große Rivalin Roms und auf seine unerbittliche moralische Strenge zu beschränken.
In Tusculum geboren, war M. Porcius Cato d. Ä. (234 – 149 v. Chr.) ein „Homo novus“ („Neuer Mann“ – d. h. aus seiner Familie war noch kein Konsul hervorgegangen), den seine Fähigkeiten und Leistungen zu den höchsten Staatsämtern führten, dem Konsulat und der Zensur. Wie es römischem Herkommen entsprach, erlangte er militärischen Ruhm: Mehrere Siege erfocht er in Spanien sowie im Krieg gegen Antiochos III. von Syrien; so befehligte er das Umgehungsmanöver an den Thermopylen, das die Stellung der seleukidischen Armee an historischer Stätte in Griechenland unhaltbar machte (191 v. Chr.). Auch in diplomatischen Missionen diente er den römischen Interessen.
Bedeutender noch war sein innenpolitisches Wirken; als Lebenswerk betrachtete er die Bekämpfung der Missstände, die im Gefolge der siegreichen Kriege in Rom aufgekommen waren. Zahlreiche Prozesse strengte er gegen Statthalter an, die ihre Provinzen ausgeplündert hatten, ebenso gegen Wucherer. In seinem Amt als Censor (184 v. Chr.) versuchte er, die altrömische Virtus wieder zu beleben, jene Tugenden, durch die Rom zur Weltmacht aufgestiegen war. Mit unnachsichtiger Strenge verstieß er daher Senatoren aus dem ehrwürdigen Gremium, die sich – nach seinem strengen Maßstab – gegen die Moral vergangen hatten, so einen Senator, der die eigene Frau in Gegenwart der gemeinsamen Tochter geküsst hatte. Luxusgüter jeder Art wurden von ihm mit hohen Steuern belegt. Dadurch machte er sich unzählige Feinde; 44-mal wurde er selbst angeklagt, ging jedoch aus allen Prozessen als Sieger hervor.
Als bedenklich empfand er auch das Vordringen der hellenischen Kultur in Italien im Gefolge der römischen Expansion in den östlichen Mittelmeerraum. Obwohl er selbst die griechische Sprache und Literatur kannte (wie zahlreiche Zitate aus seinen Reden und Schriften bezeugen), bekämpfte er – freilich vergebens – diese unaufhaltsame Entwicklung.
Erbittert verfolgte er auch Scipio Africanus, den Sieger über Hannibal, dessen einzigartige Persönlichkeit den Rahmen der republikanischen Ordnung zu sprengen drohte; Cato war der Hintermann einer Anklage, die den Sieger von Zama in die Verbannung trieb (s. Scipio Africanus d. Ä., S. 28 f.).
Als Privatmann folgte Cato den moralischen Grundsätzen, nach denen er andere beurteilte; er lebte bescheiden, fast bedürfnislos. Seine Sparsamkeit ging so weit, dass er von den eigenen Sklaven Gebühren erhob, wenn sie den Sklavinnen beiwohnen wollten, und sie im Alter verkaufte, um sie nicht länger durchfüttern zu müssen. Schon die Antike hat diese Herzlosigkeit gerügt, auch wenn sie ihn sonst als Vorbild an moralischer Strenge pries.
Angesichts seiner unermüdlichen politischen Tätigkeit mag erstaunen, dass Cato auch ein umfangreiches literarisches Oeuvre hinterließ; als Verfasser der ältesten (erhaltenen) lateinischen Prosaschriften ist er von hoher Bedeutung für die römische Literaturgeschichte. Zu seinem Nachlass zählen u. a. 150 Reden sowie eine Sammlung von Sinnsprüchen, aus denen wir noch heute gern „suum cuique“ zitieren – „Jedem das Seine“. Ferner verfasste er ein detailliertes Werk über den Ackerbau („De agri cultura“) und die „Origines“, das erste Geschichtswerk in lateinischer Sprache.
Sein ersehntes Ziel, die Zerstörung des einst so stolzen Karthago, sollte Cato nicht mehr erleben; er starb kurz nach dem Ausbruch des 3. Punischen Krieges (149 – 146 v. Chr.) – sicher in der triumphierenden Gewissheit, maßgeblich zu der Entstehung des Konfliktes beigetragen zu haben, der das Ende der punischen Metropole bedeutete (s. Scipio Africanus d. J., s. u.).
Das Ende Karthagos: Scipio Africanus d. J.
Das Werk der Zerstörung war getan: Weithin loderte das eroberte Karthago zum Himmel; Mord und Raub, Plünderung und Vergewaltigung tobten in seinen Mauern. Nachdenklich zitierte der siegreiche Feldherr die Worte Homers über den Untergang Trojas: „Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt,/Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs“ – und auf die Frage seines Freundes (und Historikers) Polybios bekannte er offen, er habe dabei an das unabwendbare Ende Roms gedacht.
Keine andere Szene seines bewegten Lebens vermag den jüngeren P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus (185?–129 v. Chr.) besser zu charakterisieren: den tatkräftigen Heerführer, der seine militärischen Aufgaben löst, ohne sich von Gefühlen leiten zu lassen, zugleich aber den Freund hellenischen Geistes, den völlig unrömische Gedanken bewegen.
Geboren als Sohn des L. Aemilius Paullus, des Siegers über Perseus von Makedonien, wurde er durch den Sohn des älteren СКАЧАТЬ