Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten. Adrian Plass
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten - Adrian Plass страница 10

Название: Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten

Автор: Adrian Plass

Издательство: Автор

Жанр: Юмористические стихи

Серия:

isbn: 9783865064325

isbn:

СКАЧАТЬ leisesten Glauben, dass es erhört werden würde. Außerdem hatte ich, wenn ich ehrlich bin, nicht das leiseste Interesse daran, dass es Everetts nasalen Atemwegen besser ging. Ein Teil von mir hoffte sogar, dass sich bei ihm irgendwelche Komplikationen einstellten und er sterben würde. Bei mir scheint das Christentum überhaupt nicht zu funktionieren, wenn ich in seiner Nähe bin. Den Rest des Vormittags über schniefte er laut und demonstrativ vor sich hin, und in der Mittagspause ging er hinüber zur Drogerie und kam mit einer Packung Taschentücher zurück. Erstattete mir mein eines Taschentuch demonstrativ zurück.

      Vielen Dank, Gott – für nichts!

      Er hätte mich ja auch mal unterstützen können, oder? Hege die leise Hoffnung, dass es ausgeht wie in einem dieser christlichen Taschenbücher, indem Everett mich später anruft, um mir zu sagen, dass er geheilt ist, und wir uns schluchzend in die Arme fallen …

      SPÄTER

      20 UHR (NACH DEM ABENDESSEN)

      Gerade rief Anne nach mir und sagte, Everett sei am Telefon. Raste ziemlich aufgeregt hinaus in die Diele.

      »Ich rufe nur an, um dir zu sagen«, sagte Everett, »dass ein gewaltiges Wunder geschehen ist.«

      »Du meinst, deine Erkältung …?«

      »Richtig. Meine Erkältung hat sich nicht im Geringsten gebessert. Also wird es vermutlich nicht lange dauern, bis die Zeitungen voll von diesem wunderbaren neuen Heilmittel sind, von dem du gesprochen hast.«

      »Everett, du weißt doch, dass das nur ein Bei…«

      »Allerdings muss ich sagen, Adrian, dass sich in der medizinischen Forschung heutzutage wirklich seltsame Typen als Experten tummeln. Die neben mir heute Abend im Bus war eine Karikatur einer unglaublich dicken Frau mit Charlie-Chaplin-Schnurrbart, die zufällig nur ein paar Häuser weit entfernt von mir wohnt, und ich muss ehrlicherweise sagen, dass sie für jemanden, der gerade dabei ist, das medizinische Problem des Jahrhunderts zu knacken, nicht sehr begeistert von meiner Erkältung zu sein schien, alter Junge. Sogar ganz im Gegenteil. Aber wie auch immer. Bis morgen – das heißt, falls ich mich nicht krankmelde.«

      Ging völlig deprimiert zu Bett.

      Erzählte heute Morgen beim Frühstück Anne und Gerald von Glander. Ich sagte: »Warum konnte Gott ihm nicht einfach das Maul stopfen und seine dämliche Erkältung heilen? Jetzt muss ich mir den ganzen Tag seine blöden Sprüche anhören.« Anne erwiderte: »Es ist wirklich schade, dass du so viel Mitgefühl an ihn verschwendest, Schatz. Man sollte erwarten, dass all die Wärme und Liebe und echte Anteilnahme und das Wohlwollen, die du ihm entgegenbringst, ihm gar keine andere Wahl lassen würden, als geheilt zu sein. In Zukunft solltest du dir nicht die Mühe machen, all diese positive Energie an Leute zu verschwenden, die du jeden Tag siehst. Spar sie dir lieber für die Leute auf deinen Versammlungen auf. Meinst du nicht auch, Gerald?«

      Konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass Anne ziemlich übertrieb.

      Gerald reichte mir einen Briefumschlag, auf dessen Rückseite etwas geschrieben stand. Er sagte: »Du hast völlig recht, Mama, und ich habe hier ein kleines Gedicht für Mr. E. Bass geschrieben, den beliebten Laienprediger und Verfasser des

      ›Frohen Choristen‹. Er kann es bei seiner nächsten Versammlung vorlesen.«

      Las das Gedicht laut vor.

      »Hilf mir, denn dies ist mein Entschluss, o Herr,

      dass ich zu denen, die sich täglich mit mir quälen,

      dereinstmals durch ein Wunder deiner Gnade

      genauso freundlich bin wie vor den vollen Sälen.«

      Jaja, schon gut, schon gut …

      Fuhr zur Arbeit mit dem Wissen, dass ich Glander, falls ich seinen Sarkasmus noch einen weiteren Tag lang ertragen musste, wie falsch meine Einstellung auch gewesen sein mochte, wirklich etwas verpassen würde, wovon er sich heilen lassen könnte. Glücklicherweise hatte er sich heute krankgemeldet, sodass es nicht dazu kam.

      Preis dem Herrn!

      Musste trotzdem den ganzen Tag über Heilung nachdenken. Als ich nach Hause kam, bat ich Gerald, mir ernsthaft zu sagen, wie er über die ganze Sache dachte.

      »Papa«, sagte er, »ich habe eine Weile darüber nachgedacht, und mir scheint, dass viele Leute, wenn es um Dinge wie Heilung geht, die Bibel gerne umschreiben, damit sie in ihr Konzept passt. Besonders die Dinge, die Jesus gesagt und getan hat. Mir ist schleierhaft, wie manche Leute das, was sie tun, mit dem vereinbaren können, was sie in den Evangelien lesen. Es gibt so eine Art religiöser Sturheit, die nicht zulassen will, dass die Direktheit im Handeln Jesu zu einem Faktor in der Gleichung des täglichen Lebens wird. Ich denke, dahinter steckt wohl die Angst vor dem kosmischen Schock, den man erleidet, wenn man die Augen aufmacht und sich voll der Tatsache stellt, dass Gott wirklich Mensch geworden ist.«

      Völlig verdattert von dieser Rede. Erstaunlich! Ist das wirklich derselbe Gerald, der sich vor nicht allzu langer Zeit in der Diele von hinten an mich heranschlich, mir ein rohes Ei in die Anorakkapuze legte, als ich gerade bei Regen hinausgehen wollte, und sich dann kaputtlachte, als ich zurückkam und sagte, irgendein Riesenvogel müsse das Ei aus großer Höhe auf meinen Kopf fallengelassen haben, als ich gerade die Kapuze aufsetzte? Ich hoffe, er wird nicht zu ernsthaft.

      Später gab mir Gerald noch einen dieser Texte, die er am Computer zusammenbastelt. Er sagte: »Sieh dir mal diesen Abschnitt aus dem Pseudo-Lukas an, Paps. So etwas habe ich gemeint, als ich sagte, dass manche Leute die Bibel umschreiben. So muss es gewesen sein, wenn manche Christen, die ich kenne, recht haben sollten.«

      Folgendes hatte Gerald geschrieben:

      »Ein Mann mit Aussatz kommt zu ihm und spricht: ›Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen.‹ Und Jesus streckt seine Hand aus und berührt den Mann. ›Ich will‹, spricht er. ›Sei rein!‹

      Und siehe, Jesus schlendert voll Freude von dannen, doch der Aussätzige ruft ihm mit lauter Stimme nach und spricht:

      ›Äh, Entschuldigung, vielleicht ist es dir entgangen, aber ich bin immer noch aussätzig. Ein kleines Detail, aber für mich nicht ganz unwesentlich.‹

      Und Jesus zischt voll Verärgerung durch die Zähne und erwidert: ›Weißt du nicht, dass ich ganzheitliche Heilung bevorzuge? Wahrlich, wahrlich, du musst ganz schön naiv sein, wenn du wähnst, die Heilung betreffe allein den Leib. Wandelst du etwa nicht auf dem neuesten Stand der einschlägigen Literatur?‹

      Der Mann spricht: ›Ich weiß nur, dass ich vor fünf Minuten noch aussätzig war, und siehe, ich bin immer noch aussätzig.‹

      ›Nun‹, entgegnet Jesus, ›trotz deiner Klagen bist du in einem sehr realen Sinne nicht mehr aussätzig.‹

      ›Na fantastisch‹, beharrt der Mann, und Sarkasmus bemächtigt sich seiner, ›aber ich bin immer noch aussätzig in dem trivialen, doch ebenso realen Sinne, dass Teile von mir herabgefallen sind und du offenbar nicht in der Lage bist, sie zu ersetzen.‹

      Da schnaubt Jesus und spricht: ›Einer muss sich doch immer beschweren! Also schön, mein Junge, es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, von denen, wie ich hinzufügen möchte, keine ein Versagen aufseiten meiner Person oder irgendeines anderen СКАЧАТЬ