Название: Jenseits des schweigenden Sterns
Автор: C. S. Lewis
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783865064288
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Auf den Schrecken folgte eine große Erschöpfung, und sobald er in seinem Bett lag, fiel er in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
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Als er erwachte, fühlte er sich sehr erfrischt und schämte sich ein wenig seines Entsetzens am vergangenen Abend. Die Situation war zweifellos sehr ernst; so ernst, dass er die Möglichkeit, lebendig zur Erde zurückzukehren, beinahe ausschließen musste. Aber dem Tod konnte man ins Auge sehen, eine rationale Todesangst konnte gemeistert werden. Wirkliche Schwierigkeiten bereitete ihm das irrationale, das biologische Grauen vor Ungeheuern. Als er nach dem Frühstück in der Sonne lag, kämpfte er so gut es ging gegen dieses Grauen an und überwand es schließlich. Er hatte das Gefühl, dass jemand, der wie er durch die Himmel segelte, keine jämmerliche Angst vor irgendwelchen erdgebundenen Geschöpfen haben sollte. Ihm kam sogar der Gedanke, dass das Messer ebenso gut in fremdes Fleisch eindringen konnte wie in sein eigenes. Eine solch angriffslustige Stimmung war bei Ransom sehr selten. Wie viele Männer seines Alters schätzte er seinen Mut eher zu niedrig als zu hoch ein. Der Unterschied zwischen den Jugendträumen und seinen tatsächlichen Kriegserlebnissen war erschreckend gewesen und vielleicht hatte die Erkenntnis, dass er sich schlecht zum Helden eignete, das Pendel zu weit in die andere Richtung ausschlagen lassen. Er befürchtete, dass seine augenblickliche Entschlossenheit sich als kurzlebige Illusion erweisen könnte; aber er musste das Beste daraus machen.
Während Stunde um Stunde verging und in dem ewigen Tag Wachen auf Schlaf folgte, nahm er eine ganz allmähliche Veränderung wahr. Die Temperatur sank langsam. Sie zogen wieder Kleider an. Dann kam warme Unterwäsche hinzu. Schließlich wurde sogar die elektrische Heizung in der Schiffsmitte eingeschaltet. Und es wurde deutlich – obwohl das Phänomen schwer zu erfassen war –, dass die Intensität des Lichts weniger überwältigend war als zu Anfang der Reise. Der vergleichende Verstand konnte den Unterschied zwar feststellen, aber man empfand nicht, dass das Licht schwächer wurde, und ganz und gar unmöglich war es, sich das Geschehen als Dämmerung zu denken. Denn während die Intensität der Strahlung allmählich nachließ, blieb die unirdische Beschaffenheit des Lichts unverändert so wie zu Anfang. Der Vorgang war nicht, wie das Verblassen des Tageslichts auf der Erde, mit zunehmender Luftfeuchtigkeit und Farbenspielen verbunden. Man konnte die Intensität dieses Lichts halbieren, dachte Ransom, und die verbleibende Hälfte blieb dennoch genau das, was das Ganze gewesen war – weniger, aber nicht anders. Halbierte man die Lichtmenge abermals, so wäre der Rest immer noch dasselbe. Solange dieses Licht existierte, würde es seine Eigenheit bewahren – selbst noch in jener unvorstellbaren Ferne, wo es mit letzter Kraft hingelangte. Er versuchte, Devine diese Gedanken zu erklären.
»Wie echte Markenseife, oder?« Devine grinste. »Qualität bis zur letzten Schaumblase.«
Nicht lange danach traten kleine Störungen in dem gleichmäßigen Ablauf ihres Lebens an Bord auf. Weston erklärte, dies seien die ersten, noch schwachen Auswirkungen der Anziehungskraft Malakandras.
»Das bedeutet«, sagte er, »dass wir bald den Schiffsmittelpunkt nicht mehr als unten empfinden. Unten wird die Richtung sein, in der sich Malakandra befindet – von unserem Standpunkt aus also unter dem Kontrollraum. Infolgedessen werden die Böden der meisten Kabinen zu Wänden oder Decken und eine der Wände zum Boden. Es wird euch nicht gefallen.«
Für Ransom bedeutete diese Ankündigung Stunden schwerer Arbeit, die er Schulter an Schulter bald mit Devine, bald mit Weston verrichtete, je nachdem, wer gerade keine Wache im Kontrollraum hatte. Wassertanks, Sauerstoffzylinder, Waffen, Munition und Nahrungsmittel mussten auf dem Boden und an den richtigen Wänden entlang so aufgestapelt und auf die Seite gelegt werden, dass sie aufrecht stehen würden, sobald die neuen Schwereverhältnisse sich auswirkten. Lange bevor sie mit dieser Arbeit fertig waren, machten sich störende Empfindungen bemerkbar. Anfangs glaubte Ransom, die ungewohnte Arbeit selbst mache seine Glieder so schwer. Aber Ruhepausen brachten keine Erleichterung und man erklärte ihm, dass ihre Körper durch die Anziehungskraft des Planeten, in dessen Schwerefeld sie jetzt eingedrungen waren, tatsächlich mit jeder Minute an Gewicht zunähmen und alle vierundzwanzig Stunden ihr Gewicht verdoppelten. Sie machten ähnliche Erfahrungen wie eine schwangere Frau, allerdings beinahe bis zur Unerträglichkeit beschleunigt und gesteigert.
Gleichzeitig geriet ihr Orientierungssinn – auf den in dem Raumschiff nie sehr großer Verlass gewesen war – ständig durcheinander. Bisher hatte jeder Raum an Bord, von einem anderen aus gesehen, abschüssig gewirkt, sich aber beim Betreten als eben erwiesen. Jetzt sah er nicht nur abschüssig aus, sondern war es auch ein bisschen, ein ganz kleines bisschen. Man ging unwillkürlich schneller, wenn man hineinging. Ein auf den Boden des Tagesraums geworfenes Kissen bewegte sich innerhalb einiger Stunden von selbst zur Wand. Sie litten alle unter Übelkeit, Kopfschmerzen und Herzklopfen. Von Stunde zu Stunde wurde es schlimmer. Bald konnte man nur noch auf allen vieren von einer Kabine in die andere kriechen. Jegliches Orientierungsgefühl löste sich in einem Übelkeit erregenden Über- und Untereinander auf. Teile des Schiffs waren eindeutig unten in dem Sinne, dass ihre Fußböden oben waren und nur eine Fliege darüber hätte laufen können; aber kein Teil erschien Ransom als eindeutig gerade oder an seinem richtigen Platz. Abwechselnd hatte man das Gefühl, sich in schwindelnder Höhe zu befinden oder abzustürzen – Gefühle, die es im Weltraum einfach nicht gab. Das Kochen hatten sie längst aufgegeben. Jeder nahm sich zu essen, so gut es ging, aber das Trinken bereitete große Schwierigkeiten; man wusste nie genau, ob man den Mund unter oder neben den Flaschenhals hielt. Weston wurde mürrischer und schweigsamer denn je. Devine, stets eine Flasche Schnaps in der Hand, warf mit Blasphemien und Obszönitäten um sich und verfluchte Weston, weil er sie hierher gebracht hatte. Ransoms ganzer Körper schmerzte, er leckte sich die trockenen Lippen, strich über seine wundgestoßenen Glieder und betete zu Gott, dass es bald ein Ende haben möge.
Schließlich war eine Seite der Kugel unverkennbar unten. Die festgeschraubten Betten und Tische hingen nutzlos und lächerlich an Wänden oder Decken. Türen wurden zu Falltüren, die sich nur mit Mühe öffnen ließen. Ihre Körper schienen schwer wie Blei. Es gab nun nichts mehr zu tun, nachdem Devine die Kleider – die Kleider für Malakandra – ausgepackt hatte und an der Rückwand des Salons kauerte und das Thermometer beobachtete. Ransom fiel auf, dass sich unter den Sachen auch dicke wollene Unterwäsche, Westen aus Schaffell, Pelzhandschuhe und Mützen mit Ohrenklappen befanden. Devine antwortete nicht auf seine Fragen; er war vollauf damit beschäftigt, das Thermometer abzulesen und zu Weston in den Kontrollraum hinunterzubrüllen.
»Langsamer, СКАЧАТЬ