Название: Zwei gegen Ragnarøk
Автор: Hans-Jürgen Hennig
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783961456390
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Die hin und her fliegenden Grußworte verebbten augenblicklich und die alle warteten auf Alviturs Worte.
„Mikjall, ich grüße dich. Sei uns willkommen, in unserem Björkendal. Was bringst du für Kunde? Wie ich sehe, hast du auch einen Gast aus der weiten Welt mitgebracht.“
Ganz unförmlich ging Alvitur auf Mikjall zu und griff ihn bei den Schultern, drückte sie fest und schaute ihm fragend in die Augen.
„Ich hoffe, dass du uns nur Gutes bringst und keine schlechten Nachrichten.“
Der Bedeutung des Momentes bewusst, reckte sich Mikjall zu voller Größe auf und machte ein ernstes Gesicht.
„Alvitur, ich grüße dich und bringe dir auch die Grüße von meinen Leuten aus Hjemma und euch grüße ich auch, Leute von Björkendal. Eure Bedenken sind grundlos. Ich bringe nur gute Nachrichten. Ja, Alvitur, du hast Recht, ich bringe euch einen Gast, einen Mann, der einen sehr weiten Weg zurückgelegt hat, nur um euch kennen zu lernen.“
Alvitur hob seine Augenbrauen und fixierte den bescheiden wirkenden Mann, der hinter Mikjall stand, genauer.
Erleichtertes Gemurmel kam von den Wartenden, die wie eine dichte Traube um die Ankömmlinge herum standen.
Alvitur nickte mit einem freundlichen Lächeln, winkte Sölvi heran und gab auch Fifilla ein Zeichen. Er raunte Sölvi etwas ins Ohr und der drängelte sich sofort zurück, durch die Menge, zu Fifilla.
„Sei uns willkommen Fremdling, sei unser Gast in Björkendal“, sprach Alvitur nun in einem etwas förmlicheren Ton. Er ging einen Schritt auf den Fremden zu und Mikjall trat zur Seite.
Der Ankömmling schloss kurz seine Augen und verbeugte sich leicht vor Alvitur. Dann holte er tief Luft und schaute Alvitur mit einem offenen und freundlichen Blick ins Gesicht.
„Ich grüße dich Alvitur und ich grüße euch, Leute von Björkendal. Ich bin Andreas, ein Mönch. In Haithabu machte ich die Bekanntschaft mit einem eurer Männer, mit Ernir dem Händler. Ich soll euch von ihm grüßen und sagen, dass er in eine paar Tagen auch hier sein wird.“
Alvitur stellte sich neben den Mönch Andreas und machte eine einladende Geste, die ihn aufforderte mit ihm zu kommen. Dann sprach er zu der erwartungsvoll dreinblickenden Menge: „Leute, ich sehe es euren Gesichtern an, ihr seid genau so neugierig wie ich. Deshalb denke ich, dass es der Wichtigkeit des Ereignisses angemessen ist, wenn wir uns heute Abend im Langhaus treffen. Wir werden unserem Gast etwas von unserer Gastfreundschaft zeigen und dann auch noch genug Zeit haben, ihn zu fragen welches Schicksal ihn hierher zu uns geführt hat.“
Thurid hatte alles verfolgt und plötzlich konnte sie vor Aufregung nicht mehr still stehen. Sie spürte ein heftiges Prickeln in ihrem Nacken und es drängte sie nach vorne. Sie wollte den Mann aus der Nähe sehen. Sie schob und drängelte, bis sie endlich vor ihm stand und er veranlasst war, stehen zu bleiben.
Der Fremde, der mit dem Schiff gekommen war, sah völlig unauffällig und bescheiden aus mit seiner Kutte. Still, aber mit wachem Blick, stand er vor ihr.
Aber Thurid wäre nicht Thurid, wenn sie nicht genauer hinsehen würde. Mit ihrer besonderen Gabe erspürte sie diesen Mann. Sie wusste selbst nicht wie, aber sie spürte, wer der Andere war, ob er Gutes oder Böses im Schilde führte.
„Dieser stille und bescheidene Mann nennt sich Andreas“, ging es ihr durch den Kopf und Thurid sucht seinen Blick.
Andreas hob den Kopf und sie schaute in zwei graublaue Augen, die ihren Blick magisch fesselten. Thurid fühlte sich plötzlich tief in ihrer Seele berührt.
Der Mann vor ihr war fast klein zu nennen, aber von kräftiger Gestalt und mit breiter Brust. Ganz von selbst tastete Thurids besonderer Sinn nach ihm und sie spürt Stärke, Mut, aber vor allem Güte, eine unendliche Güte, die sie regelrecht umarmte, so wie es sonst nur ihre Mutter tat.
Thurid ahnte sofort, dass dieser Mann für sie von großer Bedeutung sein würde.
Er lächelte sie warmherzige an. „Ich bin Andreas und wer bist du?“, fragte er mit einer angenehm klingenden Stimme. Dann machte er noch einen kleinen Schritt auf Thurid zu, berührte sie zur Begrüßung an beiden Armen.
„Du bist ein, im Geiste, sehr waches Mädchen. Ich sehe es an deinen Augen und ich glaube fast, dass ich deinetwegen hier gelandet bin.“
Thurids Herz begann plötzlich so heftig zu pochen, dass es in ihren Ohren dröhnte. Alles rings um sie herum war nur noch verschwommen und waberndes Geraune. Sie sah nur noch das Gesicht des Fremden und der Moment schien sich unendlich zu dehnen. „Was ist das?“, dachte sie.
Dann fühlte sie, wie sie rot wurde. Sie mochte diesen Mann vom ersten Augenblick an. Mit ihrem liebenswürdigsten Lächeln hauchte sie: „Dann sei bei uns in Björkendal willkommen.“
Mit diesen Worten war sie plötzlich wieder in der Wirklichkeit und Alvitur beendete, mit seinen Worten diesen magischen Moment: „Nun, meine liebe Thurid, möchtest du unserem Gast nicht Platz machen? Wir möchten gerne den Bootssteg verlassen und ins Dorf gehen.“
Thurid war wie benommen. Sie schaute in Alviturs Gesicht und sah, dass er sie belustigt anschaute.
Jetzt hörte sie auch noch Gekichere aus der umstehenden Menge, und sie wäre fast wieder rot geworden, aber da stupste Alfger sie an und raunte nur: „Komm.“
Augenblicklich hatte sie sich wieder gefangen und schaute sich um. Alvitur ging neben dem Fremden, im Gespräch vertieft, in Richtung Dorf.
Vor den Beiden sah sie Fifilla gehen und zwei andere Frauen, die wild gestikulierend ins Dorf liefen.
Hinter Alvitur und dem Gast buckelten die Leute aus Hjemma eine Kiste und ein paar Reisesäcke ins Dorf. Arnor lief, gleich zwei Säcke schleppend, neben ihnen und versuchte dabei, mit Fragen, seine Neugier zu stillen.
Hinterher kam die aufgeregt schnatternde Menge der Björkendaler. In kleinen Grüppchen, zu zweit oder zu dritt, bewegten sie sich hinter den Ankömmlingen her und versuchten sich gegenseitig in Fragen zu überbieten.
Am Wegesrand standen Egill und Oddrun mit dem Pferdewagen und der heutigen Apfelernte. Sie standen da und sahen mit offenen Mündern den Zug der Leute an sich vorbei ziehen.
Thurid ließ sich mit dem Zug der Leute forttragen, ohne wirklich zu merken, wie sie lief. Alles um sie herum war weit weg und in ihrem Hirn war immer nur ein Wort: „Andreas.“
„He, Thurid, wach auf“, drangen Alfgers Worte an ihr Ohr und sie spürte plötzlich wieder seinen Arm an ihrer Hüfte.
Dann stolperte sie, und wäre sicher auch hingefallen, wenn Alfger sie nicht gehalten hätte.
Thurid blieb stehen und holte tief Luft. Sie sah Alfgers besorgten Blick. „Was ist denn, warum schaust du so komisch?“, fragte sie.
„He, meine schöne Thurid“, erwiderte Alfger, „irgendetwas stimmt mit dir nicht. Du kommst mir so abwesend vor, so als ob du ein Gespenst gesehen hättest.“
„Nein, Alfger, keine Gespenst. Ich glaube eher, es war ein guter Geist. Andreas…, der …, der Andreas, er…“ Sie hatte Mühe ihre Worte zu sortieren. Sie blieb stehen und sagte nur: „Warte.“
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