Kalte Zukunft. Benjamin Blizz
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Название: Kalte Zukunft

Автор: Benjamin Blizz

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783957770363

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СКАЧАТЬ war zu hören. »Johnson an Fritzsch. Bitte melden Sie sich.«

      Der Sicherheitschef zückte sein Funkgerät und öffnete den Kanal. »Hier Fritzsch, sprechen Sie, Johnson.«

      »Wir … haben hier etwas gefunden, Sir. Es wäre besser, wenn Sie sich das ansehen.«

      Beunruhigung zeichnete sich auf Fritzschs Gesicht ab, und seinem Verhalten nach zu urteilen, erlebte er diese Situation nicht zum ersten Mal. »Verstanden, Johnson, ich bin auf dem Weg!« Der Hüne war bereits an der Tür, als er sich noch einmal umdrehte. »Entschuldigen Sie, Mr. O’Brien, aber die Pflicht ruft. Soll ich Sie hinausbegleiten?«

      »Keine Sorge, ich finde schon selbst raus.«

      Fritzsch nickte Shane kurz zu und stürmte aus dem Raum.

      Shanes Nackenhärchen stellten sich in freudiger Erwartung auf. Vorausgesetzt, er ging geschickt vor, bot sich ihm jetzt die einmalige Gelegenheit, nach Hinweisen zu suchen.

      In unmittelbarer Nähe hielten sich im Moment lediglich zwei Sicherheitskräfte auf. Einer von ihnen schaute kurz hoch, um Shane zu mustern. Dieser zweifelte nicht daran, dass sie ein Auge auf ihn haben würden, denn Fritzsch hatte ihn nur deshalb alleine zurückgelassen, weil er sich vollkommen auf seine Männer verließ. Doch Shane hatte vor, gerissener als sie zu sein.

      Beiläufig schlenderte er auf einen Kaffeeautomaten zu, der gegenüber von Fritzschs Schreibtisch stand. »Ich nehme mir nur einen Becher und dann bin ich weg«, rief er dem Mann zu, der ihn aufmerksam, aber nicht sonderlich interessiert beobachtete. Die Begründung schien ihm zu genügen und er wandte sich wieder dem Geschehen auf dem Monitor zu.

      Shane atmete erleichtert auf. Die erste Hürde war genommen, und während er die Liste der Heißgetränke überflog, legte er sich im Kopf die Orte zurecht, an denen er als Erstes suchen würde. Fritzschs Computer oder die akribisch sortierten Aktenordner im großen verglasten Wandschrank schieden von vornherein aus, das wäre zu auffällig, doch es gab noch andere Möglichkeiten. Aus Erfahrung wusste Shane, dass Telefonnotizen, Terminplaner und bekritzelte Schreibtischunterlagen wahre Fundgruben für Anhaltspunkte aller Art sein konnten.

      Er bestellte einen Latte Macchiato, damit das Gerät für eine Weile beschäftigt war, und ging unauffällig zum Schreibtisch, der noch penibler aufgeräumt war als der Aktenschrank. Bis auf einige Berichte und Materiallisten konnte Shane auf Anhieb keine weiteren Unterlagen entdecken, weshalb er sich gleich der Schreibtischunterlage zuwendete. Wie er gehofft hatte, war Fritzsch nicht nur ein ordnungsliebender Mensch, er ging auch auf Nummer sicher, indem er selbst unwesentliche Gedankengänge schriftlich festhielt.

      Shane verfügte über eine hohe Merkfähigkeit. Sein Gedächtnis galt als eidetisch, was sich auch mit zunehmendem Alter kaum geändert hatte und ihm hier und jetzt sehr von Nutzen war.

      Konzentriert blieb er für einen kurzen Moment an einer auf die Schnelle dahingekritzelten, aber nahezu perfekten Zeichnung hängen, die Fritzsch am Rand der Unterlage hinterlassen hatte. Sie zeigte ein kleines Mädchen in der Umgebung der Oase. Fritzschs Tochter? Jedenfalls hatte der äußerlich grobschlächtige Sicherheitschef Talent. Wie leicht man sich doch in den Menschen täuschen konnte!

      Neben der Zeichnung standen ein paar kurze Sätze:

      Trojaner wurde aus dem System entfernt. Nach Serverupdate wieder fehlerfrei. Stephen trotzdem besorgt: Server nicht am Internet. Woher Trojaner?

      Shane blickte nachdenklich auf die handgeschriebenen Zeilen. Ein Trojaner im Netzwerk der Anlage? Das war in der Tat besorgniserregend – wenn man bedachte, dass die Server höchstwahrscheinlich durch komplexe Firewalls und entsprechende Schutzprogramme gesichert wurden. Wie konnte also Malware in das System gelangen?

      Trojaner waren Schadprogramme, die sich im Gegensatz zu Viren nicht reproduzierten und größtenteils absichtlich ins System eingeschleust wurden. Der Virus legte durch seine Vervielfältigung den Computer lahm, der Trojaner operierte dagegen im Hintergrund, indem er Backdoor- oder Spionageprogramme schuf.

      Während Shane den Hinweis gedanklich verarbeitete, wanderte sein Blick zu einer herkömmlichen Pinnwand aus Kork, die an der Wand rechts neben Fritzschs Workstation hing. Die bunten Zettel, teils übereinander gepinnt, erinnerten ihn an einen Baum, was der äußerst kreative Fritzsch mit dieser Anordnung wahrscheinlich auch bezweckt hatte. Es musste schwer für ihn sein, einer verhältnismäßig eintönigen Arbeit nachzugehen, die ihm keine Möglichkeit bot, seine ausgeprägte künstlerische Ader auszuleben.

      Ein roter Zettel in der Mitte des Baums stach aus der Masse hervor. Neben einer Telefonnummer, die Landesvorwahl gehörte zu Kanada, standen wieder einige Notizen:

      Materialversagen unwahrscheinlich. Kabelbrände werden hauptsächlich durch defekte Sicherungen verursacht. Speed Cable Inc. liegen keine Vergleichswerte vor. Sollen Verteilerkästen überprüfen!

      Allmählich dämmerte Shane, wofür man die Nomaden verantwortlich machen wollte und warum Ling von ihrer Unschuld überzeugt war. Erst ein Trojaner-Befall im Computernetzwerk, dann defekte Teile in den PECS-Modulen – das war ganz sicher nicht die Handschrift technikverachtender Wüstenbewohner.

      »Ihr Kaffee wird kalt!« Ertappt zuckte Shane zusammen, fing sich aber sofort wieder und drehte sich mit dem unschuldigsten Lächeln, das er zustande bringen konnte, zu seinem Gegenüber herum. »Oh, ich war ganz in Gedanken. Der Jetlag, wissen Sie?«

      Der junge Sicherheitsmann fixierte ihn aus schmalen, dunkelbraunen Augen. Noch wirkte er lediglich misstrauisch, aber das konnte schnell in Feindseligkeit umschlagen, sobald ihm klar wurde, dass Shane sich unerlaubt Einsicht in vertrauliche Unterlagen verschafft hatte. Höchste Zeit, zu verschwinden!

      Mit einem dankbaren Nicken nahm Shane dem Sicherheitsmann den Kaffeebecher aus der Hand und wandte sich zum Gehen. »Ich werde mich für ein paar Stunden aufs Ohr hauen. Kaffee ist das beste Einschlafmittel.«

      Während er den Rückzug antrat, spürte er den wachsamen Blick des jungen Mannes in seinem Rücken. Ob der Verdacht geschöpft hatte? Shane konnte es nicht mit Gewissheit sagen, aber von nun an musste er sehr vorsichtig sein. Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu.

      Kapitel 4

      28. Februar 2023

      Sun City

      Obwohl das Bett bequem, die kalte Dusche erfrischend und das Frühstücksbuffet überwältigend gewesen waren, erfreute sich Shane nicht des Gefühls des Ausgeschlafen-Seins. Gähnend blickte er zu Estella Meinhard hinüber, die soeben mit der Hoteldirektorin Miss Ling und einem Gefolge herausgeputzter Zimmermädchen in Richtung Flughafengebäude verschwand. In Kürze würden die weiteren Gäste eintreffen.

      Als Erstes Thalia Morgan, der weibliche Nachfolgepart Al Gores, wie sie von den Medien genannt wurde. Wie Gore war sie zunächst Politikerin gewesen und hatte sich dann dem Umweltschutz gewidmet. Nun zählte sie zu den weltweit angesehensten Frauen und war zugleich Vorsitzende der Green Earth Foundation und Beraterin zahlreicher renommierter Umweltschutz-Organisationen. Shane freute sich bereits darauf, sie wiederzusehen, dennoch hielt er es nicht für nötig, zum Empfang zu erscheinen.

      Er studierte die weiteren Namen auf der Gästeliste und das geplante Programm. Unter Thalia Morgan standen David Meier, Vorstandsvorsitzender des marktbeherrschenden deutschen Energiekonzerns, Lennard Frank, privater Investor in Begleitung seiner Frau Marie, einige ihm unbekannte Investoren und hochrangige Wissenschaftler sowie William Crosswind, republikanischer Energiepolitiker, der seine Traditionsverbundenheit überwunden hatte und innovativen СКАЧАТЬ