Название: Kanada – Ontario
Автор: Stephan Brünjes
Издательство: Автор
Жанр: Книги о Путешествиях
isbn: 9783948097295
isbn:
7.Straßenbahn-Oldie: Rote Rakete mit singendem Sandmann
8.Kensington Market: Ein Auto als Blumenbeet, XXL-Graffiti und quietschbunte Fassaden
9.Fairmont Royal York: Torontos Grand Dame unter den Hotels
10.Torontos Queen Street West: Die hippe Meile
11.Axtwerfen: Das Eckige muss ins Runde
1.Edge Walk: Torontos Grenzgänger in luftiger Höhe
Den besten Blick über die Stadt, das aufregendste Kribbeln im Bauch und ein einmaliges Erinnerungsfoto bietet Torontos Fernsehturm. Weil jeder Besucher da oben mal so richtig über den Dingen stehen und zugleich über dem Abgrund baumeln kann.
356 Meter über dem Erdboden, mitten in der vom Lake Ontario herüber wehenden, steifen Brise stehen sie, mit Pudding in den Knien auf der gerade mal gut einen Meter breiten, geländerlosen Außenplattform des CN Tower. Jason, Matt, Mike und die anderen drei sollen vorwärts herantreten – ganz an die Kante dieses Gitterrostes und in die Tiefe schauen. 356 Meter in die Tiefe! Eine Sechser-Gruppe komplett Lebensmüder, die gleich in den Tod stürzt? Nein, die nächsten Teilnehmer von „Toes over Toronto“ – Zehen über Toronto, der atemberaubendsten Mutprobe, die die größte Stadt Kanadas zu bieten hat. Ein randständiger Nervenkitzel, den ich mir immer wieder gerne anschaue, wenn ich in der 2,6-Millionen-Metropole bin, aber niemals selbst mitmache – ich habe viel zu viel Höhenangst.
Inzwischen mit dem Rücken zum See und damit auch zum Abgrund gedreht stehen die Turm-Artisten. Sie blicken verstohlen zwischen ihren Füßen hindurch und schauen schnell wieder hoch – der Blick in die Tiefe zieht jeden von ihnen sofort Richtung Abgrund. Runter stürzen sie dabei nur deshalb nicht, weil sie mit ihren roten Ganzkörper-Anzügen am Sicherheitsseil hängen, das eingeklinkt ist in eine Art XXL-Gardinenschiene am Dach des CN Tower. Diese marionettenartige Konstruktion ermöglicht ihnen gleich Teil zwei des High-End-Abenteuers – den Edge Walk, einen Spaziergang um die Plattform herum. Vorher wird das obligatorische Smile-Foto mit ausgebreiteten Armen geschossen.
Edge Walk auf dem CN Tower
CN Tower
Für Tower-Besucher wie mich hingegen sind die Momente vorher viel spannender. Da schaut man nämlich Menschen ins Gesicht, die kurz davor sind, ihr Leben an einen – wenn auch dicken – Faden zu hängen, der halten muss in schwindelerregender Höhe. Viele haben den Edge Walk geschenkt bekommen und werden ziemlich blass, sobald sie hoch oben im CN Tower aus dem Fahrstuhl steigen. Vom professionellen Personal dann so gut es geht vorbereitet, ist es immer wieder interessant zu beobachten, wie die Teilnehmer ihre Gefühle bändigen, kurz bevor sie hinaus treten auf die Plattform. Schweigend, sich auf die Lippe beißend die einen, gequält lächelnd die anderen, damit die Erinnerungsfotos einigermaßen passabel aussehen. Und dann ist da noch die Galgenhumor-Fraktion, die meistens alle anderen mit schlechten Witzen nervt.
Aussicht vom Turm
Möglich wurde das Abenteuer durch Prestigeverlust: Bis 2007 war der 553 Meter hohe CN Tower das höchste, freistehende Gebäude der Welt. 2009 ging ihm dann auch der Titel „höchster Fernsehturm“ flöten. Spätestens dann gab es dringenden Superlativ-Bedarf für den 1976 eröffneten Turm, um auch weiterhin etwa zwei Millionen Besucher jährlich begrüßen zu können. Der Edge Walk macht´s nun wieder möglich.
Sobald die „Edge Walker“ ihren angeseilten Rundgang auf der Außenplattform begonnen haben, kann ich sie von drinnen nur noch über Monitore verfolgen und genieße im Wechsel damit den einmaligen Blick durch die Panoramafenster hinunter auf den blau glitzernden Lake Ontario, auf ameisenartig hin und her wuselnde Autos sowie die wie silbrig-gläserne Bauklötze aufragenden Wolkenkratzer. Rund um den CN Tower ist in den vergangenen Jahren die Sonnenseite der Stadt entstanden: Grünflächen, neue Apartment-Anlagen und eine Promenade für Skater, Radler und Bummler an Torontos Lake Ontario-Ufer. Am Queens Quay East ist der Wandel am augenfälligsten: Die alte verrostete Zuckerfabrik und gleich daneben der „Sugar Beach“: Hier aalen sich Menschen am künstlichen Strand unter rosa Sonnenschirmen. Und wenn sie von unten ganz genau nach oben zum CN Tower schauen, dann sehen sie mit etwas Glück kleine, angeseilte Menschen knapp unter der Turmspitze.
Info
Lage: 301 Front Street West, Toronto, ON M5V 2T6
Anfahrt: Mit der U-Bahn bis zur Union Station fahren. Von dort ist es ein kurzer Fußweg westwärts die Front Street entlang.
Öffnungszeiten: täglich 9 bis 22:30 Uhr
Eintritt: Kinder (4-12 J.) 28 CAD, Erwachsene (13-64 J.) 38 CAD, jeweils für die Besichtigung des Turmes. Der Edge Walk kostet 225 CAD und ist für Teilnehmer ab 13 Jahre buchbar.
Webseite: www.cntower.ca
2.PATH: Auf Torontos unterirdischen Shopping-Pfaden
Warum nicht mal Toronto statt New York? Kanadas größte Metropole hat die längste wettergeschützte Ladenpassagen-Meile der Welt und einen geschäftigen Santa Claus, der in der Vorweihnachtszeit überall in der Stadt auftaucht.
Wegweiser im Shoppingparadies
„Toronto ist New York – aber von Schweizern geführt“, hat Schauspieler Peter Ustinov mal gesagt. Stimmt: Schachbrett-Stadtplan wie in Manhattan, glitzernde Skyline und die Lage am Wasser. Nur, dass Toronto die deutlich angenehmere Small Apple-Version ist: Nicht so hoch wie New York, nicht so eng, leiser, sauberer und – gut beobachtet, Mr. Ustinov, oft schweizerisch-pfiffig organisiert: Weihnachtsshopping ohne schneidende Blizzard-Kälte und Abgaswolken? Kein Problem downtown – im Wortsinne, denn unterirdisch hat Toronto sagenhafte 30 Kilometer gut beheizte Fußgängerzone namens PATH mit 1200 Geschäften und Restaurants – das ist Weltrekord, eingetragen im Guinness-Buch. Und damit dieser der 2,6-Millionen-Metropole am Lake Ontario möglichst lange bleibt, wird das PATH-Labyrinth fleißig erweitert, über die sieben Straßenzüge in Nord-Süd-Richtung und die vier in Ost-West-Richtung hinaus. Das vorläufige Ziel: 60 Kilometer Gesamtlänge und weitere 45 Einstiegspunkte in die Unterwelt.
PATH ist ideal für Weihnachtsshopper: Wer in einem der großen City-Hotels wie Sheraton, Hilton oder Marriott wohnt, fährt einfach per Rolltreppe in die glitzernde Unterwelt und schlendert durch diese vielfach verästelten, sehr sauberen Maulwurfsgänge mit Schaufenstern, kleinen Läden, Boutiquen und Eingängen zu großen Kaufhäusern sowie Shopping Malls wie dem Eaton Centre mit СКАЧАТЬ