Innergebirg. Roland Reitmair
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Название: Innergebirg

Автор: Roland Reitmair

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783990401903

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СКАЧАТЬ Stimme schien jetzt höher zu singen, die Strophen wurden kürzer, ausdrucksstärker.

      Endlich verstand Arthur, warum er ständig gegen diese Tür pochte. Es schmerzte bereits, manchmal setzten die Schläge aus. Aber es war taktvoll.

      „Sein Puls rast.“ Rast. Rast. Rast, sagte die Stimme.

      Wann hört das auf das Rasen, wann ist Ruhe – endlich Rast?

      „Hier die feuchten Tücher! – Kühl’ seine Stirn und träufle ihm den Saft da in seinen Mund, nein nicht den, das ist der Arnika, den brauch ich für die Wunde ...“

      „Hier.“ Hier ier ier ir ir ihr ihr bringt mich um, schrie Arthur. Doch so, als ob nur Totenschreine statt seiner Lippen geöffnet würden, grinsten schaurig lautlose Wortskelette aus leeren Augenhöhlen.

      Von einem Moment auf den anderen erlosch das höllische Feuer.

      „Um Himmels willen!“ Willen Villen Villen widerhallten Satzfetzen und einzelne Wörter im endlosen Kreuzbogengewölbe.

      Hohe Töne verloren sich in schallschluckenden Katakomben zu dumpfen, schweren Silben als verdunkelnde Lautmalerei.

      Arthur stand vor dieser Tür, hämmerte dagegen, wollte in die Grabesstille dahinter, wollte helfen helfen helfen elfen elfen.

      Spürbar übertrug sich sein Pochen von der massiven Holztür auf die toten Steine. Auch dieses Pochen widerhallte aus jedem Winkel des Gewölbes. Es schmerzte im Kopf.

      „Ich hoffe, er hält durch!“ durch durch durch.

      Jetzt rollten die Silben nicht mehr lautmalerisch durcheinander, sondern schmiegten sich an das rasende Klopfen und zerbarsten wie Donner im endlosen Raum des Gewölbes.

      Werte und Ideale verfallen in seltsam hastender Inflation,

      seltsam unterminierender Indifferenz.

      Grabesstille folgt auf die laute Revolution.

      Müdigkeit auf das rastlose, unerhörte Missionieren.

      Woher war jetzt dieses verfluchte Zitat, das sich wie in Stein gemeißelt als riesiger Obelisk durch seinen Brustkorb bohrte?

      „Hier still’ das Blut, bind ab und dann Druckverband!“

      Was genau da beruhigend klang, wollte nicht in Arthurs Hirn.

      Und dieses Zitat? Dieses Zitat? Dieses Zitat! Zitaat! Zitaaat zittaat zittert.

      „Er zittert am ganzen Leib. Ein hypovolämischer Schock, er krampft erneut!“

      Die Stimme klang so aufgeregt und Arthur hätte so gern gesagt, was da nicht in sein Hirn wollte.

      „Wir verlieren ihn!“ Das war ein hohes C. Die Arie schien sich dem Ende zu nähern.

      Aber das Zitat? War es von Goethe, Schiller? Reitmair?

      Die Nonne beobachtete betroffen den Patienten in seinen letzten Zuckungen. Sie machte ein Kreuzzeichen.

      Ihre Mitschwester war aufgeregt.

      „Schwester“ ester ester ester „ist er“ ister ister – und dann durchzuckte ein Wort wie ein Blitz diese graulethargische Unterwelt – „tot?“ tot. tot. tot. tot reflektierten die feuchtkalten Ziegel ein bedrohliches Echo.

      „Was nun?“, schrie sie völlig schrill und misstönend.

      „Das bereuen wir lebenslänglich!“ eben s länglich änglich l ich.

      Sie schlug ihre Hände vors Gesicht.

      „Gestorben wäre er so oder so, wir haben alles versucht. Es ist nicht unsere Schuld. Gott sei seiner Seele gnädig.“

      Während die Mitschwester Totenwache halten sollte, informierte die Nonne die Mutter Oberin. Sie war im Garten. Zögernd trat die Nonne näher und erzählte von der Operation.

      „Vor 300 Jahren hätte man euch verbrannt dafür“, verweigerte die Mutter Oberin jedoch jeden Zuspruch. „Um Hilfe zu holen wäre es zu spät, das waren eure Worte …

      Ihr hättet den Mann auf seinem letzten Weg begleiten sollen. Wir sind hier kein Krankenhaus. Und wunderbare Rettungen, Heilungen mit hexistischem Hokuspokus können wir nicht brauchen!

      Der Herr wollte seine Seele und ihr wolltet das verhindern. Ich bin keine Ärztin, aber mit solchen Verletzungen …

      Wirkliche Hilfe wurde ihm von uns verweigert – anstatt im Dorf einen Notarzt anzufordern habt ihr ihn hierher gebracht.

      Ihr habt gesündigt Schwestern. Schwer gesündigt. Wir werden die Konsequenzen noch überlegen.

      Jetzt aber reinigt ihr den Toten zuerst einmal. Ich werde inzwischen alles Notwendige veranlassen, den Sarg bestellen. Dann legt ihr den Toten hinein und bringt ihn zum Dorffriedhof. Mit dem Priester werde ich sprechen.

      Betet, dass später niemand mehr den Sarg öffnet und euren Frevel sieht.“

      „Er hat noch gelebt“, verteidigte sich die Schwester, „es war Christenpflicht.“

      „Jetzt ist er aber tot“, erklärte die Oberin lakonisch, „und euer Versuch war schändlich. Statt für sein Seelenheil zu beten habt ihr sein Fegefeuer vorweggenommen.

      Wenn alles schief geht, werden irgendwelche Kommissare in unser Kloster kommen, vielleicht noch einen Mordfall untersuchen.“

      „Aber …“, versuchte die Schwester noch einmal auf Verständnis zu stoßen.

      „Nichts aber!“

      Die Augen der Oberin glänzten zornig, „Ihr wisst, dass unser Kloster nur durch die großzügigen Subventionen aus Rom Bestand hat, noch Bestand hat.

      Es gibt viele – und nicht zuletzt den Bischof hierzulande – die das für reine Geldverschwendung halten und nur auf den geeigneten Anlass warten, um dieses Kloster zu schließen und für immer zu entweihen …“

      Arthur quälte sich immer noch mit dem Zitat. Es geisterte herum, wurde aber nicht greifbar. Lag ihm irgendwo auf seiner trockenen, rissigen Zunge. Eng schien es ihm zu werden, wenn ihm die Antwort nicht einfiel.

      Lebens eng leben s läng l ich. änglich

      Engl ich.

      Wirre Fetzen eines geschriebenen Textes bemächtigten sich bildhaft seiner unzureichenden Wahrnehmung.

      Frieden nur Frieden.

      Verfluchte Todessehnsucht in Augenblicken des Schmerzes.

      Ewiger Gott. Verweigere mir deine Absolution für die Unendlichkeit.

      Ewig und unendlich СКАЧАТЬ